Das neue Pilgern

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pilgern dolomitesDer Goldsilberne Gelbe Weg der Vollendung des Selbst

Leseprobe aus: Das neue Pilgern: Begegnung mit der lebendigen Erde
von Waltraud Hönes

Zu Schönheit bestimmt
Ein göttliches Spiel die Welt
Mondsonne in uns

Die Stimmung in unserer kleinen Pilgergruppe ist heute Morgen deutlich lockerer als an den Tagen zuvor. Als wir uns wie immer mit gepacktem Rucksack vor der Hütte treffen, wird viel gelacht und mit einem gutmütigen Augenzwinkern übereinander gewitzelt. Etwas hat sich gelöst zwischen uns, weil alle ihr Leben außerhalb von Fanes nun wirklich hinter sich gelassen haben und einfach miteinander da sind. Es dauert heute etwas länger, bis wir startklar sind, denn immer wieder fällt jemandem ein, dass er oder sie etwas vergessen hat einzupacken.

Die freudige Aufregung darüber, dass wir einen ganz besonders zauberhaften Ort besuchen werden, sorgt auch für ein wenig Zerstreutheit.

Also scheint es mir angebracht, die Ausgelassenheit ganz sanft ein wenig zu dämpfen und sie zugleich als Einstimmung auf den Gelben Weg zu nutzen. »Am Anfang werden wir auch heute wieder den gleichen Weg gehen wie an den Tagen zuvor. Wenn wir ihn, auch wenn er gleich nach dem Frühstück immer ein wenig anstrengend ist, im Sinne des Gelben Weges erleben wollen, dann sollten wir so neugierig und unbefangen wie ein Kind unterwegs sein. Bestaunen wir einfach alles, was uns begegnet und versuchen wir, es nicht gleich zu kategorisieren. Wenn wir darauf achten, was in unseren Gedanken vor sich geht, werden wir feststellen, dass wir die ganze Zeit innerlich kommentieren, was wir sehen. Wir sagen uns zum Beispiel: ›Das ist ein großer Baum; es ist eine Lärche.‹ Oder: ›Das ist ein Mausloch.‹ Diesen Automatismus zu durchbrechen, um ganz in der Wahrnehmung der Welt aufzugehen, ist nicht so einfach, doch einen Versuch wert. Das Kindliche – ich meine nicht das Kindische! – in euch ist ja heute Morgen schon erwacht, wie ich sehe. Kultiviert es als innere Haltung der Unvoreingenommenheit, die auch das Gehen selbst spielerisch machen wird. Wir werden dieses Mal nicht oben am Sattel stehenbleiben, sondern weitergehen bis zur großen Quelle, von wo wir vorgestern zum Orakelstein hinaufgestiegen sind. Wenn uns andere Wanderer oder Mountainbiker begegnen, dann betrachtet auch sie mit diesem unbefangenen Blick!« Mit diesen Worten gebe ich endgültig das Startsignal.

Als wir an der Quelle den Rucksack ablegen, um unsere Wasserflaschen zu füllen, sehe ich fröhliche Gesichter.

»So ist es viel leichter gewesen, in Schwung zu kommen«, ruft mir Jana im Vorübergehen zu, als sie die paar Schritte zur Quelle geradezu hinuntertänzelt. Ich lache nur und nicke.

Ich möchte noch ein Stück weitergehen bis in die Umgebung des Orakelsteins, die zu dieser Jahreszeit einem blühenden Garten gleicht. Überall quellen üppige Grasbüschel und viele verschiedene Wiesenblumen zwischen den rauhen, zerfurchten grauen Kalksteinen heraus, auf denen sich ihrerseits Steinbrech und Hauswurz eingerichtet haben. Manche Kompositionen sind so vollendet schön, dass sie mich unwillkürlich an das erste Zeitalter von Fanes erinnern, beziehungsweise daran, wohin sich das dritte bewegen könnte. Ich bitte die Pilger, darauf zu achten, möglichst keine Blumen niederzutreten und alle der gleichen Steigspur zu folgen.

Sobald ich einen geeigneten Platz gefunden habe, richten wir uns dort für einen Aufenthalt ein, um den Gelben Weg näher kennenzulernen, auf dem wir mit den Zwillingen Yimela und Sjuleiki in Kontakt treten können, obwohl sie noch nicht in dieser Welt geboren sind. Aus diesem Grund haben wir den Tag damit begonnen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. So haben wir die Schönheit der Landschaft, die sich nur dem Blick der Seele offenbart, ganz einfach bestaunen können. Durch zu viel Einordnen und Bewerten verkümmert hingegen unser Sinn für das Schöne, das eben eine Seelenqualität ist, die der Verstand nicht definieren kann. Auf meine Nachfrage hin bestätigen alle, dass sie sich bei dieser Praxis ganz von selbst auf das Schöne konzentriert und dadurch immer mehr Schönes entdeckt haben.

»Manchmal waren es Dinge, die so selbstverständlich für uns sind, dass wir sie gar nicht mehr beachten«,

fiel Sven auf. »Zum Beispiel die Äste eines Baumes, die sich sachte im Wind bewegen. Irgendwann werde ich gelernt haben, dass Bäume sich im Wind bewegen, und nun gehört es zu meinem Wissen über die Welt. Doch als ich es mit diesem frischen Blick betrachtete, war es ein Wunder – und ganz einfach wunderschön! Ich könnte mich für lange Zeit darin vertiefen und bestaunen, welche Bewegungsmuster dabei entstehen.« »Wow, da hast du recht«, kommentiert Brian, während er mit offenem Mund zu der Lärche vis-à-vis hinüberschaut.

»Mir ist der Drang zum Kategorisieren ganz besonders bei den Blumen aufgefallen«, sagt Elena. »Ich kenne fast alle Arten, die hier wachsen, denn ich habe ja als Wanderführerin gearbeitet, und da wurde es von mir erwartet, dass ich den Touristen alle diesbezüglichen Fragen beantworten konnte. Als Kind habe ich aber mit den Blumen geredet und jeder einen persönlichen Namen gegeben.« »Ich sehe, ihr habt schon viele Entdeckungen gemacht; lasst uns jetzt noch einen Schritt weitergehen«, führe ich das kurze Gespräch zu Ende.

Zunächst erkläre ein paar grundsätzliche Dinge zum Gelben Weg.

Unsere innere Schönheit zu entdecken, um Schönheit in der Welt vermehren zu können, ist ein wesentlicher Aspekt von ihm. Jede Seele ist ein Juwel, oder vielleicht sollte ich besser sagen, sie besteht aus sieben farbigen Juwelen, die wie eine kleine Blüte angeordnet sind, mit dem hellblauen Edelstein in der Mitte. Es ist bereits im »Seelensamen« angelegt, dass diese Blüte in dieser Welt aufgehen soll, eingebettet in den großen Garten der Weltseele. Einzelne Blumen können nicht gut wachsen und zur Blüte kommen, wenn der ganze Garten nicht in Ordnung ist, denn Schönheit gedeiht in Verbundenheit. Wenn wir unser Selbst – und damit meine ich ein durch Verbundenheit mit seinen sichtbaren und unsichtbaren Mitwesen erweitertes Selbst, nicht das Ego – vollenden wollen, dann ist es unerlässlich, dass wir die unserer Seele innewohnende Schönheit (wieder)entdecken. Doch mit der Innenschau allein ist es nicht getan, denn diese Schönheit will sich auch in der Welt ausdrücken. So gesehen, sind wir dafür bestimmt, zur Schönheit der Welt beizutragen, wodurch sie wiederum der ultimativen Schönheit der Rayeta näherkommt. Auf welche Weise wir das tun können, das ist von Seele zu Seele unterschiedlich.

Auf dem Gelben Weg verfeinert sich unser Sinn dafür, was in unserer Seelenessenz steckt und was daraus heranwachsen kann. Dazu richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Schönheit, die sowohl das Ziel als auch das oberste organisierende Prinzip der Schöpfung ist. Wir versenken uns in die Schönheit der äußeren Welt, die unsere innere Schönheit anregt, sich zu zeigen. Umgekehrt suchen wir auch den Zugang zu unserer inneren Schönheit, um sie in der äußeren Welt besser wahrnehmen und dann auch vermehren zu können. Dies weckt um so mehr unsere innere Schönheit. Was wir auch tun, das Schönheit vermehrt, wird der Vollendung unseres Selbst dienen, darauf können wir vertrauen. Was hingegen nicht Schönheit zum Ziel hat, wird uns weiter davon entfernen.

Nun komme ich zu der Praxis, der wir uns jetzt gleich widmen werden.

»Entscheidet euch für einen Platz, der euch besonders anspricht, was seine kleinräumige Schönheit betrifft. Der Ausblick ist hier nicht gemeint. Wenn ihr euren Platz gefunden habt, setzt ihr euch hin (möglichst, ohne zu viele Wesen zu beeinträchtigen) und lasst die Schönheit dieses Mikrokosmos auf euch wirken, wiederum mit dem gleichen offenen, unbefangenen Blick. Ihr könnt auch auf noch kleinere Ausschnitte wechseln und zum Beispiel für eine Weile nur eine bestimmte Blüte betrachten. Falls ihr das tun wollt, dann achtet auf den Unterschied zur gestrigen Betrachtungsweise, als wir uns für die heilige Geometrie interessiert haben. Das war der Blick des Orangenen Weges, der die Geheimnisse der Weltordnung verstehen will.

Dieses Mal geht es jedoch nur um Schönheit! Dazu trägt natürlich nicht nur bei, was ihr seht, sondern auch das Summen der Insekten, das Geräusch des Windes und die Gerüche der Blumen, um einiges zu nennen. Ihr könnt alle Sinne benutzen, also auch beispielsweise etwas betasten oder beriechen. Schönheit kann jedoch nicht analytisch erfasst werden. Bringt also alle Sinneseindrücke zusammen und setzt gleichzeitig euren Siebten Sinn ein, so dass ihr auch das Unsichtbare, das diesen Ort belebt und beseelt, wahrnehmt. Sobald ihr euch sozusagen mit Schönheit vollgesogen fühlt, richtet ihr die Aufmerksamkeit auf euren innersten Kern, eure Essenz.

Die Seele, das Essentielle, ist zugleich das Kleinste und das Größte, was es gibt; denkt nur an die Weltseele, Anima Mundi!

Wenn eine Seele sich verkörpert hat, durchdringt sie den gesamten physischen Körper und kann daher nicht an einer einzigen Stelle lokalisiert werden. Das Herz ist jedoch das Tor zur Seele, und so könnt ihr euch einfach darauf konzentrieren, durch diese Herzöffnung, die euch Zugang zur innersten Essenz verschafft, in euch hineinzuschauen. Die Seele ist einerseits als Einheit vorhanden und doch auch in jeder einzelnen Zelle zu finden. Ihr braucht nicht versuchen, sie zu sehen, denn es geht dabei mehr darum, euren innersten Kern zu spüren, jedoch ohne ihn an einem bestimmten Punkt lokalisieren zu wollen! Die Augen könnt ihr ruhig offenlassen, während ihr euch darauf konzentriert.

Spürt die tiefe Freude, die durch die wahrgenommene Schönheit in der Landschaft in euch aufgekommen ist, und den Wunsch, aus eurer innersten Essenz heraus zu ihr beizutragen. Was könntet ihr an diesem an sich schon wundervollen Platz hinterlassen, um ihn noch schöner zu machen? Vielleicht wollt ihr irgendwo einen kleinen Stein dazulegen oder ein paar kleine Hölzchen so anordnen, dass sie etwas hervorheben. Gemeint ist, etwas, das schon da ist, zu akzentuieren oder etwas Zusätzliches in Harmonie mit dem schon Vorhandenen einzubringen, so wie wir es im Großen so meisterlich in der Baukunst der Inkas sehen können, wo sich das von Menschenhand Geschaffene nahtlos ins Gesamtbild der Landschaft einfügt. Das ist etwas ganz anderes als sein Ego zu verewigen oder die Landschaft in unsensibler Weise zu verändern, weil es einem nützlich erscheint. Im Kleinen sehen wir das zum Beispiel unten im Talboden, wo Menschen an mehreren Stellen ihren Namen mit kleinen Steinen in die Wiese geschrieben haben, und im Großen, wenn man einen halben Hügel wegbaggert, um dort Häuser zu errichten.

Habt ihr eurer inneren Schönheit so Ausdruck verliehen, dann lasst das Gesamtbild noch einmal auf euch wirken.

Könnt ihr die Schönheit des Ortes zugleich mit eurer inneren Schönheit spüren, oder, anders gefragt, bildet beides eine Einheit? Gebt in Ayni einen sanften Atemhauch zurück, bevor ihr den Platz wieder verlasst.«

Nachdem alle wieder zu der Stelle, an der wir die Rucksäcke abgelegt haben, zurückgekehrt sind, besuchen wir nacheinander zwei der ausgewählten Orte von Schönheit, um direkt dort von den Erfahrungen mit dieser Praxis zu hören.

Ich frage, wer seinen Ort vorstellen möchte. Sofort melden sich Brian und Nicole. Beide Plätze sind ganz unterschiedlich. Nicole hatte sich für einen tischartigen Felsen entschieden, über den die violett blühenden Ranken der Waldrebe fast wie Haare herunterhängen, während der Boden davor mit einem Teppich aus kurzstieligen rosaroten Nelken überzogen ist, von denen ein herrlicher Duft ausströmt.
»Könnt ihr erkennen, was ich hinzugefügt habe?« fragt sie neugierig. Ich bin mir ziemlich sicher, was es ist, warte jedoch ab, was die anderen sagen. Oben auf dem Felsen liegen einige kleinere Steine, von denen einer irgendwie herausleuchtet, obwohl er sich äußerlich kaum von den anderen unterscheidet. Elena äußert eben diese Vermutung und Nicole bestätigt sie. »Ich hatte das Bedürfnis, diesen Stein dem Felsen sozusagen auf den Scheitelpunkt zu legen«, sagt sie voller Begeisterung. »Doch vorher wollte ich etwas in ihn hineinsingen, ein paar Töne, die ich versuchte, in Harmonie mit dem immer wiederkehrenden Brummen einer Hummel zu singen. Das war schon erlaubt, oder?«

Ich lache und antworte: »Siehst du, wie du gleich zensieren würdest, was aus deiner Seele kommt, indem du dich fragst, ob es erlaubt ist oder nicht? Du hast mit deiner Stimme dem Stein etwas von deiner Beseeltheit geschenkt, um den Platz damit zu bereichern; was könnte daran falsch sein? Yimela und Sjuleiki würde es nie einfallen, die Mondprinzessin um Genehmigung zu fragen, ob sie mit der Rayeta spielen dürfen!« Nicole nickt. »Ja, ich weiß, dass ich mich immer vergewissern will, dass ich das Richtige tue, und viel zu wenig dem traue, was ich als richtig empfinde. Damit trenne ich mich oft von der Stimme meiner Seele ab.« Alle finden, es sei eine äußerst seelenvolle Handlung gewesen, den Stein zu besingen, doch es ist mir wichtig zu betonen, dass sie keine Bestätigung von jemand anderem dafür braucht.

Nun gehen wir ein paar Schritte weiter zu dem Platz, der Brian angezogen hatte.

Er wirkt auf den ersten Blick etwas ungeordnet, was sich bei näherer Betrachtung jedoch verändert. Auch hat ihn Brian bereits noch mehr beseelt. Ein Stück eines halb verrotteten Baumstamms ist schon fast in die Wiese eingewachsen beziehungsweise von ihr absorbiert worden. Er zieht eine stellenweise mehr, dann wieder weniger sichtbare Linie durch das Gras, die eine leicht verbogene junge Lärche mit einem flachen, in der Mitte gespaltenen flachen Stein verbindet. Ein kleiner Ameisenhaufen befindet sich direkt angrenzend an die Linie aus Holz, etwa auf einem Drittel des Weges zwischen dem kleinen Baum und der Steinplatte. Rund herum blühen hellgelbe, weiße und einige dazwischen gestreute dunkelrote Blumen.

Auch hier beschränken wir uns nach kurzem stillem Einfühlen auf die Frage, was er wohl zu dieser Komposition hinzugefügt hat. Es ist unschwer zu erkennen, ist es doch so etwas wie das Tüpfelchen auf dem »i«: Er hat ein paar Gräser zu einer Schleife zusammengeknotet, die er um den einzigen Aststummel, der noch aus dem uralten Baumstamm herausragt, herumgelegt hat. »Mehr war nicht hinzuzufügen, so perfekt wie dieses Ensemble ist«, schwärmt er. »Stimmt, du hast dich wirklich nicht aufgedrängt, das sieht und spürt man«, bestätigt Sven mit einem Lächeln zu seinem jüngeren Wayna Fanes-Bruder hin, der ihm oft schon in bestimmten Momenten etwas zu gesprächig war.

Brian hat auch noch eine weiterführende Frage:

»An diesem lieblichen Ort ist es nicht schwierig für mich zu erkennen, dass die Natur sich selbst so organisiert, dass Schönheit entsteht, beziehungsweise, dass Schönheit das Ziel, der »Telos« der Schöpfung ist. Doch wenn ich dort hinüberschaue, wo der Sturm einige große Bäume entwurzelt hat, oder gar an große Naturkatastrophen denke, wird es schwieriger.«
»Geht es nicht eher darum, dass sich die Natur nach so einem Ereignis wieder regeneriert und neue Schönheit hervorbringt, auch wenn es für unsere Begriffe sehr lange dauert?« wirft Simon ein. »Du hast dir ja selbst diesen Platz hier gewählt, wo es genau ein umgestürzter, abgestorbener Stamm ist, der ganz wesentlich zu seiner Schönheit beiträgt und ihn für dich anziehend gemacht hat«, fügt Jana schnell hinzu.
»Doch warum müssen zerstörerische Ereignisse überhaupt auftreten?« Brian bleibt hartnäckig bei seinem Thema. »Vielleicht ist es, damit wieder etwas Neues, noch Schöneres kreiert werden kann«, meint Nicole. Sven hat noch einen anderen Vorschlag: »Oder weil der Ayni-Austausch im Weltgewebe nicht perfekt funktioniert, das heißt, weil es die mitschöpfenden Wesen noch nicht schaffen.«

»Beides ist der Fall«, stimme ich ihnen zu, »und wir werden im Zusammenhang mit dem Blauen und Violetten Weg noch mehr davon hören. Doch bleiben wir für einen Moment bei der Regenerationsfähigkeit von Pachamama und uns selbst.
Eine Lehre auf dem Gelben Weg ist es, dass Selbstregeneration bereits dadurch geschehen kann, dass man sich ganz auf das Ziel hin ausrichtet – das Ziel der ultimativen Schönheit der Welt in Gegenwart der Rayeta. Wir wissen ja auch, dass Menschen viel schneller von einer Krankheit genesen können, wenn sie gesund werden wollen und darauf vertrauen, wieder gesund zu werden. Dann kann das Prinzip der Selbstregeneration zum Zuge kommen; der verborgene ›Bauplan‹ in uns kann wirken.

Wenn wir jedoch das Ziel der Schönheit aus den Augen verlieren, schwächen wir unsere Selbstregenerationskraft.

Auch übertriebene Selbstzweifel und Selbstkritik haben eine schwächende Wirkung, weil wir durch sie die Schönheit, die unserer Seele innewohnt, aus den Augen verlieren. Sind wir uns jedoch ihrer bewusst, dann nimmt uns das auch die Angst vor den Abgründen der Seele, die wir beleuchten müssen, um ihre Schönheit zu voller Entfaltung bringen zu können. Nur wenn wir das tun, können wir die Schattenseite der Seele, die dazu neigt, Dramen (meist Tragödien) zu inszenieren, meistern und statt Seelendramen Schönheit mit-schaffen. Der Geist kann erst dann in vollem Umfang durch die verkörperte Seele wirken. So ist es vorgesehen: die Seele als Instrument, um die Schönheit des Großen Traumes zu manifestieren.« Als ich fertig gesprochen habe, nickt Elena heftig und dankt Brian für seine Frage, die uns noch tiefer in den Gelben Weg hineingeführt hat.

Für den folgenden Aufstieg zu dem heiligen Ort, an dem wir dem Geist von Yimela und Sjuleiki begegnen können, gebe ich den Hinweis, dass wir beim Gehen nutzen können, was wir auf dem Roten, Orangenen und Gelben Weg gelernt haben. »Dieses letzte Stück ist ziemlich steil, und wir müssen selbst den besten Weg finden. Ich kenne es sehr gut, und so werde ich vorausgehen. Im einzelnen müsst ihr jedoch das Gelände genau anschauen, um eure Schritte klug zu setzen – das hat mit dem Orangenen Weg zu tun. Wenn ihr den Scheitelpunkt offenhaltet, werdet ihr es viel weniger anstrengend finden, durch die ›Grießbrei-Mauer‹, wie ich diesen Hang oft nenne, hinaufzusteigen: Das ist die Lektion des Roten Weges. Und wenn ihr es im Sinne des Gelben Weges unvoreingenommen und spielerisch angeht, Yimela und Sjuleiki entgegen, werdet ihr sogar etwas Vergnügliches dabei finden.«

Jana fragt, was es denn mit der Grießbrei-Mauer auf sich habe, worauf ich für alle erkläre, dass man sich zuerst durch sie durchessen muss, um ins Schlaraffenland zu gelangen. Ah so! Alle lachen. Mit dieser Beschreibung müsste es jetzt eigentlich noch einmal leichter gehen.
Ich höre keine Klagen, während ich im Zickzack die steile Flanke hinaufsteige. Immer wieder bleibe ich kurz stehen, drehe mich um und vergewissere mich, dass alle nachkommen. Ich spüre, dass sie sich wirklich auf die drei erwähnten Dinge konzentrieren und deshalb gut vorankommen. Unsere Gruppe ist ziemlich weit auseinandergezogen, denn Kondition und Geschicklichkeit in steinigem, weglosem Gelände sind recht unterschiedlich, was jedoch kein Problem ist, solange alle in Sichtweite sind. Es ist wichtig, den eigenen Gehrhythmus zu finden, das heißt, ein Tempo, in dem man stetig weitergehen kann, ohne außer Atem zu geraten.

Konkurrenzdenken ist daher vollkommen unangebracht.

Alle sollen bei sich und der Landschaft bleiben können, und unsere Art des Pilgerns soll keine Strapaze sein. Es ist in Ordnung, dass es manchmal schweißtreibend ist, doch Quälerei ist nicht Sinn der Sache. Wir wollen ja nicht etwas abbüßen, sondern einen seelenvollen Austausch mit der lebendigen Erde pflegen. Gehen, auch wenn es mit Anstrengung verbunden ist, kann so lustvoll sein, wenn man sich mit der Erde und dem Kosmos in heiliger Wechselseitigkeit verbunden fühlt. Außerdem sind wir miteinander als ein Kreis verbunden und helfen einander, indem wir uns immer wieder an diese Verbindung erinnern. So können wir uns gegenseitig ziehen oder schieben. Jemand, der den Weg kennt, übernimmt jeweils das »Schlusslicht«, damit niemand verlorengeht, und wer vorausgeht, wartet an Abzweigungen oder Stellen, wo der Weiterweg nicht ganz eindeutig ist.

Dann kommt der spannende Moment, wo wir in das kleine Hochtal von Wiñay Wayna Fanes, wie wir diesen Ort in Anspielung auf die bezaubernde Stätte von Wiñay Wayna auf dem Inkaweg kurz vor Machu Picchu nennen, eintreten.

Wiñay Wayna bedeutet »ewig jung«.

Im peruanischen Wiñay Wayna befinden sich vielleicht die schönsten Terrassen, die von den Inkas geschaffen wurden, rund gebogen in der Form der Bergflanke, an die sich die Anlage einschmiegt. Es ist ein überaus lieblicher Ort, an dem einst Wasser durch dreizehn Brunnen floss.
Im »ewig jungen Fanes« bezaubern drei Quellen, von denen zwei aus einer langgezogenen rötlichen, horizontal geschichteten Felswand austreten, vor der sich ein flacher, saftig grüner Wiesenboden ausbreitet. Wir sehen in dem Felsriegel die Reste des einfachen einstöckigen Tempels, der im ersten Zeitalter zugleich die Behausung von Moltina und Turmin war, während auf der Wiese davor der üppige Rosengarten in voller Blüte stand. Oberhalb der rötlichen Felswand befindet sich ein überraschend gleichmäßig geformter grüner Wiesenhügel, bevor Geröll und noch weiter oben wellenartig gebogene Felsschichten, die zum Teil senkrecht aufgestellt sind, einen großartigen Abschluss zum Himmel hin bilden. Die Handschrift von Moltinas formendem Gesang ist hier so deutlich zu spüren wie rund um den Orakelstein.

Auf der anderen Seite des kleinen Hochtales ziehen sich hellgraue, schräg geneigte und von tiefen Spalten durchzogene Felsplatten, die teilweise von Gras durchsetzt sind, bis zum Grat hinauf. Mitten in diesen Platten befindet sich jener besondere Eingang ins geheimnisvolle Innenleben des Apu Fanes, wo wir den Geist von Yimela und Sjuleiki zu uns heraufwehen spüren können.

Ich warte auf dem kleinen Sattel, wo sich zum ersten Mal der Blick auf Wiñay Wayna Fanes öffnet, damit wir es zusammen betreten können.

Ich höre zahlreiche »Ahs« und »Ohs« hinter mir, während sich der Atem so langsam beruhigt. Dann zeigen diejenigen, die schon öfter hier waren, denjenigen, die heute zum ersten Mal diesen wunderbaren Platz betreten, den alten Tempel mit dem Rosengarten und die Stellen, wo sich unsere heiligen Stätten befinden. Es sind drei, die zu einem Dreieck verbunden sind, von dessen Bedeutung wir noch hören werden. Wir richten unser »Basislager« auf dem flachen Wiesenboden ein, bevor wir erst einmal nachschauen, ob an den heiligen Orten alles in Ordnung ist, denn es war schon länger niemand mehr hier.

»Lasst uns als erstes zur Apacheta hinaufgehen«, meine ich. »Falls etwas repariert werden muss, ist es dort am schwierigsten, deshalb möchte ich dort beginnen.« Also heißt es noch einmal ein kleines Stück über die Felsplatten hinaufsteigen, um zu ihr zu gelangen. Vor Jahren haben wir eine Mauer um sie herum gebaut, weil damals ein paar allzu unternehmungslustige Kühe aus dem Almgelände weiter unten bis hier heraufkamen und sie stark beschädigten. In letzter Zeit war dies zum Glück nicht mehr der Fall. Doch auch andere Schäden sind jederzeit möglich.

Wir sehen es gleich: Nicht nur ist die Spitze de Apacheta heruntergefallen, sie hat auch auf einer Seite ein großes Loch unterhalb der Platte. Ich hatte so etwas befürchtet, denn es ist schon öfter passiert, speziell zu dieser Jahreszeit.

»War das ein Tier oder ein Mensch?« fragt Brian.

»Dieser Schaden hier oben schaut mir schon mehr nach einem Tier aus, das sich von unserer letzten Fütterung bedient hat. Doch ein anderes Mal fanden wir ein ganz sauber abgegrenztes Loch weiter unten vor, das wirklich tief in den Bauch der Apacheta hineinging, und das schien mir mehr von einem Menschen gemacht zu sein, der meinte, irgendetwas Wertvolles sei in ihr versteckt, vielleicht eine Art Schatz.«

Auf diese Bemerkung hin fängt Simon an, sich ein wenig aufzuregen: »Das ist mal wieder typisch. Kein Respekt vor einem heiligen Ort! Es ist wohl eindeutig zu erkennen, dass es einer ist, wenn man nur ein Minimum an Feingefühl hat. Die Mauer, der Kreis von stehenden Steinen um die Apacheta, die so kunstvoll gebaut ist, also wenn das nicht klar ist, weiß ich auch nicht mehr, was jemand noch brauchen würde, um zu verstehen, dass man sowas nicht einfach zerstört!« »Und dann die Habgier«, pflichtet ihm Nicole bei. »Selbst, wenn hier ein kostbarer Gegenstand eingemauert wäre, hätte immer noch niemand das Recht, ihn einfach mitzunehmen!«

»Es könnte ja auch nur Entdeckerdrang sein, vielleicht sogar von Kindern«, beschwichtigt Elena.

»Aber in diesem Fall wäre es wohl angebracht, dass Eltern ihre Kinder davon abhalten würden, so etwas Schönes zu zerstören«, empört sich Jana. »Wieso wird es in unserer Kultur toleriert und zum Teil sogar als normal angesehen, dass Kinder und Jugendliche etwas kaputtmachen, was andere geschaffen haben? Sollten sie nicht vielmehr das Bedürfnis haben, selbst etwas zu bauen? Ich würde jedenfalls meinen Kindern so etwas nicht durchgehen lassen. Simon und ich konnten ihnen allerdings von Anfang an andere Mittel an die Hand geben, um mit ihren Aggressionen zurechtzukommen, weil wir zusammen den Weg des kristallenen Herzens gehen.«

Sven, der bisher nachdenklich zugehört hat, schaltet sich jetzt ein: »Sind wir da nicht wieder bei der Frage, inwiefern viele Menschen den Sinn für Schönheit verloren haben und sich in den Abgründen ihrer Seele verlieren? Genau deshalb gehen wir ja auch so lieblos mit der Erde selbst um und beuten sie auf skrupellose Weise aus.«

»Ich verstehe euch gut«, sage ich jetzt.

»Auch ich habe mich oft geärgert, wenn ich gesehen habe, wie unsere Apachetas zum Teil auf ziemlich gewalttätige Art beschädigt oder ganz zerstört worden sind. Einige Male wurden sie wirklich dem Erdboden gleichgemacht, und einmal machten die Täter sich sogar noch die Mühe, die Steine wegzuräumen. Das waren wahrscheinlich religiöse Fanatiker, in deren Unterbewusstsein beim Anblick eines solchen Steinschreins sofort alles aktiviert wurde, was sie mit ›heidnisch‹ in Verbindung bringen. Es fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man in stundenlanger Arbeit mit viel Liebe die Steine zusammengefügt hat. Auch lässt es möglicherweise schmerzhafte Erinnerungen an frühere Leben wieder aufflackern, als viele von uns erleben mussten, wie das, was uns heilig war, mit Füßen getreten wurde.

Mittlerweile macht es mich eher traurig als wütend, wenn ich so etwas sehe, weil es mir leidtut, dass viele von Pachamamas Kindern in einem so schlimmen Zustand sind, dass sie sich von destruktiven Impulsen leiten lassen. Was aber jetzt für uns wesentlich ist, hat mit dem Gelben Weg zu tun und hilft mir persönlich am besten, mit einer solchen Situation umzugehen: Wenn ich etwas zerstört vorfinde, sei es durch Wetter, Tiere oder eben Menschen, dann nehme ich es zum Anlass, um den Platz noch schöner zu gestalten als vorher!«

Also machen wir uns an die Arbeit.

Diese Apacheta hat eine spezielle Form: Sie ist wie eine Spirale gebaut.

Eine schmale Terrasse windet sich stetig ansteigend um sie herum bis zur Platte mit der Spitze. Entsprechend erfordert es einige Erfahrung und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, um sie zu restaurieren. Damit wir nicht zu viel Zeit verlieren, übernehme ich selbst das Bauen, während die anderen in der Umgebung die passenden größeren und kleineren Steine suchen. Auch die vierundzwanzig Varas, die stehenden Steine, die den heiligen Raum einrahmen und bewachen, stehen nicht mehr alle und müssen neu positioniert und stabilisiert werden. Ein großer und ein kleiner wechseln sich ab, und sie sind so aufgestellt, dass sie einen möglichst gleichmäßigen Kreis ergeben.

Viele von ihnen sind Figuren, die ein klar erkennbares Gesicht oder eine besonders ansprechende Seite haben, die zur Apacheta hinschauen soll. Die Linie, die den Platz von Nordwesten nach Südosten durchquert und nur von der Apacheta selbst unterbrochen ist, repräsentiert die große neue Pilgerroute, die Ruta de Wiraqocha. Sie ist aus flachen Steinen gelegt, die zum Teil verschoben oder mit Gras überwachsen sind. Auch sie muss freigelegt und wieder neu ausgerichtet werden. So sind alle beschäftigt.

Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden:

Der Steinkörper ist wieder komplett, und sogar ein paar besonders schöne Stücke haben neu in ihm Platz gefunden. Zum Teil sind es bunte Feuersteine, die man hier im Kalkgestein eingelagert findet. Sie in diesem Schrein zusammenzufügen, anstatt sie mitzunehmen, schafft viel mehr Schönheit. Die Spitze sitzt wieder, ohne zu wackeln auf der Platte, wobei die aufsteigende Spirale einen eleganten Abschluss verleiht. Auch alle Varas stehen wieder aufrecht, und die diagonale Linie ist gerade gelegt. Doch nicht nur das: Wir haben wieder mehr Seele in den heiligen Ort gebracht. Seine Ausstrahlung ist jetzt gepflegt und lebendig, geradezu leuchtend.

Zurück auf dem Wiesenboden stärken wir uns erst einmal mit unserem mitgebrachten Mittagessen. Ich gehe noch schnell hinüber zur Felswand, wo auf einem grasigen Balkon einige kurze Steinstelen stehen, die den zukünftigen neuen Rosengarten ankündigen. Sie sind von denjenigen von uns aufgestellt worden, die ihre erste Initiation als Wayna Fanes empfangen haben und damit bekunden, dass sie der Blüte ihrer Seele in einem gemeinsamen Garten entgegenwachsen wollen. Einige Stelen stehen ein wenig schief, doch sie stehen noch.

Als ich sie wieder aufgerichtet habe, gehe ich zurück, um zusammen mit meinen sechs Mitpilgern zum dritten Platz hinaufzugehen, der nicht weit von der Apacheta entfernt ist.

Eine tiefe Öffnung ins Innere des Berges hinein tut sich hier auf.

Sie ist wiederum von Varas umstanden, von denen nur zwei umgefallen sind. Das riesige Loch mit einem Durchmesser von ungefähr drei Metern löst Erstaunen bei denjenigen aus, die es noch nie zuvor gesehen haben. Auf den ersten Blick scheint es nur ein paar Meter tief zu sein, doch dann biegt sich der Gang und geht weiter. Wie tief hinein es wirklich geht, können unsere Ohren am besten abschätzen. In der Zeit nach der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen kann man dort nämlich tief unten einen unterirdischen Bach rauschen hören. So auch jetzt. Wir legen uns auf den Bauch, strecken die Köpfe in die Öffnung hinein und sind ganz still. Tatsächlich: Ein deutliches Wasserrauschen ist zu vernehmen. »Kaum zu glauben«, murmelt Brian tief beeindruckt.

Mythisch gesehen besteht hier eine Verbindung zu jenen kristallenen Bereichen im Inneren des Berges, in denen die Rayeta selbst und mit ihr Yimela und Sjuleiki heranwachsen. Wir beginnen mit einem K’intu, in dem wir darum bitten, ihre Signale empfangen zu können.

In diesem Fall lassen wir die Blätter einfach in die Tiefe hinunterrieseln, von der feuchtkalte Luft aufsteigt. Dann entzünden wir eine Räucherkohle, die wir auf einen flachen Stein legen. Nicole, die Erfahrung im Klettern hat, ist die Auserwählte, die bis auf den ersten, sichtbaren Boden hinuntersteigen darf, um den Stein mit der Kohle dort abzustellen. Wir reichen ihr Räucherwerk hinunter, das sie auf die Kohle legt, bevor sie schnell und gewandt wieder heraufklettert. Nun können wir über den Rauch als Mittler den Geist der Zwillinge heraufwehen sehen. In fröhlichen, verspielten Kringeln steigt er auf, während ich, sachte von meiner Rassel begleitet, das Lied von Yimela und Sjuleiki singe.

Die Rauchfahne reißt nicht ab, immer neue Spiralen steigen auf;

fast scheint es unmöglich, dass so wenig Räucherstoff so viel Rauch hervorbringen kann. Wenn man entsprechend dem Einfallswinkel des Sonnenlichts von einer bestimmten Richtung in den Rauch schaut, kann man die Regenbogenfarben durch ihn hindurchschimmern sehen.

Jana entdeckt es als erste: »Schaut, wie magisch!« ruft sie aus. »Genau wie es der Mythos sagt: Die Signale von Yimela und Sjuleiki steigen als Regenbogenkringel aus den unterirdischen Gewässern auf!« Alle bewegen nun ihren Kopf hin und her, damit auch sie die wundersame Erscheinung bestaunen können. Wenn man die Welt mit den Augen des Gelben Weges betrachtet, ist man jederzeit offen für das Wunderbare und bestaunt es voller Freude. Dass man das gleiche Phänomen auch trocken-physikalisch erklären kann, schmälert die Wirkung auf die Seele überhaupt nicht.

Während wir im Kreis um das große Loch herumsitzen, sage ich ein wenig mehr über die Zwillingskinder: »Als die ganze königliche Familie von Fanes am Beginn des dritten Zeitalters hier versammelt war und hinunterschaute, so wie wir jetzt, konnten sie immer wieder einzelne glockenhelle Töne vernehmen. Sie rühren daher, dass Yimela und Sjuleiki dort unten in der Grotte der Rayeta mit ihren Fingerknöcheln die Tropfsteine anschlagen, mit denen die Höhle ausgekleidet ist. Jedes Mal, wenn von der Höhlendecke ein Tröpfchen auf das Juwel fällt, lassen sie einen Tropfstein erklingen. Daraufhin kristallisiert es sich auf der Rayeta zu einer neuen Facette aus, die sie noch brillanter funkeln lässt.

Es handelt sich jedoch nicht um gewöhnliches Wasser;

es ist Nektar, der dann entsteht, wenn wir unsere Zeremonien an den heiligen Orten wirklich tief empfinden und unsere Intention dabei rein ist. Das bedeutet, dass wir das große kristallene Herz im Inneren des heiligen Berges stärken und die Rayeta zum Wachsen bringen wollen, damit sie möglichst bald zusammen mit Yimela und Sjuleiki in dieser Welt erscheinen kann.

Wenn wir uns eine Vorstellung von ihnen machen, dann sehen wir sie natürlich als kleine Kinder. Doch was für Kinder sind das, die mit der Rayeta selbst aufwachsen? Sie brauchen kein anderes Spielzeug als sie und gehen vollkommen in ihrem Spiel mit ihr auf. Also befinden sie sich bereits in jenem zukünftigen Bewusstseinszustand, für den die Rayeta steht. Damit sind sie alles andere als ›unschuldige Kinder‹, die noch nichts von der Welt wissen, sondern ganz im Gegenteil: große, hoch entwickelte Wesen, die alles in sich tragen, was die Weltseele gelernt hat (und lernen wird) und daher weiß. Sie sind keine unbefleckten Seelen, sondern die prophezeiten zukünftigen Menschen, die alle Traumata ihrer Vorfahren überwunden haben, so dass keine neuen mehr entstehen müssen. Und warum sind es Zwillinge? Weil die Menschen in der ›Verheißenen Zeit‹ ihre solare und ihre lunare Seite ins Gleichgewicht gebracht haben werden, so dass göttlich weibliche und göttlich männliche Kraft in harmonischem Zusammenspiel auf die Welt einwirken können.«

Nach diesen Worten schließen wir für ein paar Minuten die Augen, um den Geist des Ortes auf uns wirken zu lassen und der Seele einen Spielraum für Imagination zu geben.

Es ist vollkommen ungewohnt, Geist als von unten kommend wahrzunehmen, und nur möglich, wenn wir zugleich unsere Antennen nach oben offen haben – eine Vorahnung auf das Zusammenkommen der Welten, wenn die Rayeta erscheinen wird?

Als wir aufstehen, werfe ich wieder einmal einen Blick zum Himmel, um die Wetterentwicklung zu prüfen. Immer häufiger habe ich, während ich mit geschlossenen Augen auf dem Boden saß, die Sonne hinter einer Wolke verschwinden gespürt. Die Wolkenbildung ist ziemlich stark, wie ich feststelle, doch steigen sie weniger hoch auf als gestern. Das ist beruhigend, und so komme ich zu der Einschätzung, dass wir noch länger bleiben können, wobei ich natürlich nicht sehen kann, was sich hinter dem Grat abspielt.
Ich bitte meine Pilgergruppe, mir hinunter zum Wiesenboden und zu den Stelen des »neuen Rosengartens« zu folgen.

Ein paar große stehende Steine markieren die Linie dorthin.

Im Vorbeigehen füttern wir sie mit etwas Blütenessenz, so wie vorher auch noch die Varas rund um das große Loch. Zuerst lassen wir die »Steinrosen« richtig aufblühen, mit vielen mitgebrachten Blüten und Blütenessenz. Wir pflücken natürlich keine Wildblumen, sondern bringen Rosen und andere Blüten aus unseren Gärten mit, die sich im Kühlschrank gut einige Tage aufbewahren lassen. So geschmückt, lässt sich der künftige Rosengarten schon ein wenig erahnen; wieder haben wir Schönheit vermehrt und nähren auch unsere eigene Seele damit.

Hier in Wiñay Wayna Fanes berühren sich das erste und das beginnende dritte Zeitalter, was die richtige Mischung ergibt, um eine Zukunft vorzubereiten, in der die Qualitäten des ersten Zeitalters in neuer Form wieder aufleben können, nachdem aus dem zweiten gelernt worden ist. Eigentlich ist sie hier in diesem Dreieck schon fast Gegenwart.

Bevor wir zur spiralförmigen Apacheta hinaufgehen, erkläre ich noch, was es bedeutet, dass hier drei heilige Orte zu einem Dreieck zusammengeschlossen sind:

»Vor ein paar Jahren habe ich dort unten einen flachen Stein gefunden, in dem ich sofort eine Khuya erkannte. Es ist ein nahezu perfektes Dreieck aus dem gelblichen Gestein, das man dort oben an dem grünen Hügel ziemlich häufig findet. Es schaut aus, als ob es jemand aus einer ungefähr zwei Zentimeter dicken Gesteinsschicht herausgeschnitten hätte. In seiner Mitte befindet sich ein winziges Loch, das ganz durch ihn hindurchgeht.

Als ich an der Mesa nach der Bedeutung dieses Medizinstücks fragte, enthüllte sich mir das, was ich das Dreieck von Wayna Fanes nenne: Die drei Ecken stehen für die Rayeta, das Lichtnetz und den (neuen) Rosengarten. Die Rayeta ist das göttliche Geschenk, auf das sich die mythische Vision bezieht, und mit dem Lichtnetz ist nicht nur das Webmuster der heiligen Orte gemeint, sondern auch die Weisheitslehre, die über die Apus vermittelt wird. Der Rosengarten schließlich ist die Gemeinschaft von Menschen, durch die beides lebendig wird. Das Bündnis mit den Murmeltieren ist durch die Seiten des Dreiecks, die alle drei Ecken verbinden, versinnbildlicht. Das Loch in der Mitte steht für das Bündnis mit dem Hermelin, das uns hilft, durch enge Durchgänge zwischen den Welten zu gehen. Und in der ganzen Fläche des Dreiecks ist das Geflecht von Ayni zu finden, das alles zusammenhält. Das ist unser Spielraum in der Wayna Fanes-Tradition, in dem wir unser Selbst vollenden können.«

Weiter erkläre ich, dass wir auf dem Gelben Weg lernen, unsere Spielräume und die Durchlässigkeit des Weltgewebes zu nutzen, um dem Ziel der Rayeta näherzukommen.

Letztlich ist ja sie unsere gemeinsame Bestimmung, innerhalb derer wir unsere persönliche finden können. Wenn wir uns nicht vom Ziel ablenken lassen, können wir unseren Spielraum nutzen; wollen wir hingegen nur beliebig alle Möglichkeiten dieser mittleren Welt auskosten und verlieren wir dabei das Ziel aus den Augen, werden wir auf den Irrwegen des zweiten Zeitalters landen. Unser Ego empfindet das dann vielleicht als mehr Freiheit, doch das Selbst ist der Verlierer. Ist es nicht so, dass die Menschheit den Schritt schaffen müsste aufzuhören, alles auszuprobieren, was machbar ist, auch wenn die Konsequenzen daraus unabsehbar sind? Hier kommt moralische Verantwortung ins Spiel. Mit einer Moral, die uns einen Spielraum als Mitschöpfer/innen von Schönheit absteckt, würden wir keine Freiheit verlieren, sondern unendlich viele neue Möglichkeiten finden, um die Welt in Verbundenheit mitzugestalten. Dies ist auch ein Thema auf dem gegenüberliegenden Violetten Weg, wie wir noch sehen werden.

Doch bleiben wir beim Gelben Weg und bei Yimela und Sjuleiki.

Aus der Sicht des Egos befinden sie ich in einem engen Raum und haben nur ein einziges Spielzeug. Doch sie wissen, dass sie sich im größten aller Räume befinden, nämlich in dem der Rayeta. Wenn wir sie fragen würden, ob sie sich nicht eingeschränkt fühlen, würden sie uns auslachen. Angesichts dessen drängt sich eine andere Frage auf, nämlich die, wer da die Erwachsenen sind und wer die Kinder!«

Mit einem sanften Atemhauch zum neuen Rosengarten hin verabschieden wir uns von diesem zweiten Platz und gehen jetzt wieder auf der gegenüberliegenden Seite hinauf zur Apacheta. Wir füttern auch sie, wobei wir die ganze Spiralterrasse von unten bis oben mit Blüten belegen. Es schaut aus, als sei eine Girlande um sie gelegt. Wir besingen sie, und ich rufe aufs Neue Yimela und Sjuleiki herbei.

Dieser dritte heilige Ort ist in gewisser Weise komplementär zum ersten, denn hier können wir uns den Zwillingen mitteilen.

Die Spirale dreht sich allerdings aufwärts, damit unsere Botschaft in die obere Welt vordringt, wo die Mondprinzessin von der Geburt von Yimela und Sjuleiki zusammen mit der Rayeta träumt. So sind mit den drei Plätzen auch alle drei Welten unmittelbar angesprochen und auf besondere Weise verbunden.

»Yimela und Sjuleiki«, spreche ich das liebliche Zwillingspaar an, »ihr zeigt uns, wie wir werden können, wer wir eigentlich immer schon gewesen sind: wir selbst. Mögen wir uns erlauben, zu sein, wer wir durch die Regenbogenessenz unserer menschlichen Seele sind, nämlich Träger/innen eines göttlichen Funkens, der durch das kristallene Herz zur Rayeta heranwachsen kann, wenn wir uns ganz auf sie ausrichten, und zwar alle gemeinsam als Sonne-Mond-Wesen.«

Jubelnd bekräftigen wir diese Worte, indem wir uns um die eigene Achse drehen und dabei allmählich die Arme nach oben ausstrecken, fast so, wie sich die Spirale an der Apacheta entlang hinaufschraubt. Dann entlassen wir unsere Botschaft mit einem gemeinsamen Atemhauch in den Himmel.

Nach der Zeremonie vervollständigen wir noch den Gang um das Dreieck, indem wir zu der großen Öffnung in den Berg hinein zurückkehren. Von dort gehen wir abwärts, wobei wir auf den Mittelpunkt des Dreiecks zusteuern, an dem ein größerer länglicher Stein in der Mitte einer runden Plattform aufgestellt ist. Ihm schenken wir noch unsere restlichen Gaben, bevor wir zu unseren Rucksäcken zurückkehren.
Ich verspreche, dass wir uns später an der Mesa noch über den heutigen Tag austauschen können, denn jetzt scheint es mir höchste Zeit zu sein, diesen einmaligen Ort zu verlassen. Es ist nicht nur wegen des Wetters angebracht, sondern auch, weil wir lange genug in seinem starken Energiefeld gewesen sind.

Meine Erfahrung ist, dass die meisten Menschen, die ich hierhergeführt habe, bei ihrem ersten Besuch kaum mehr von hier wegzubringen waren.

Sie waren so verzaubert, dass sie es gar nicht mehr merkten, dass sie längst übervoll waren und erst einmal wieder gehen mussten, um ihre Erfahrungen integrieren zu können. So ist es auch heute wieder.

Energisch treibe ich die Gruppe an, zusammenzupacken. Wer schon so weit ist, sage ich, soll gleich ein paar Schritte zu gehen anfangen, damit die anderen mitgezogen werden, rege ich an. Das tun aber vorläufig nur Simon und Elena. Sven wandert noch herum und betrachtet Steine, von denen viele Fossilien enthalten. Immer wieder hebt er einen auf und legt ihn dann wieder zurück. Brian kann sich wirklich kaum trennen. »Es ist so cool hier«, wiederholt er immer wieder mit leuchtenden Augen. Und Nicole würde gerne noch ein wenig auf den Felsplatten liegen. Doch ich kenne kein Pardon: »Auf geht’s jetzt, wir haben noch einen weiten Rückweg!« Jana setzt daraufhin entschlossen ihren Rucksack auf und verbeugt sich kurz vor dem alten Tempel, der sich in der Felswand verbirgt.

Unsere Zeiteinteilung hat gestimmt: Wir sind genau mit den ersten Regentropfen zur Hütte zurückgekehrt. Beim Abendessen wird heute lebhaft über den ganzen Tag geredet, nicht nur über das Essen und wie hungrig wir sind, wie es bisher der Fall war.

Am Nachbartisch sitzt eine Radfahrergruppe, die offensichtlich ein wenig die Ohren spitzt. Unsere Gespräche müssen eigenartig für sie klingen, so wie ihre für uns. Schließlich befinden wir uns in einem ganz anderen Fanes als sie! Wie schön es doch wäre, wenn an allen Tischen Pilger säßen, die hierhergekommen wären, um die Schönheit dieser Landschaft nicht zu konsumieren, sondern zu ihr beizutragen.

Das wäre weit mehr als Urlaub; es wäre ein Schritt auf dem Weg der Vollendung des Selbst.

An der Mesa sind wir wieder unter uns. Inzwischen sind wir zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen, die sich nach einem langen Tag hier im Dämmerlicht des fensterlosen Dachbodens versammelt. Einige haben neue Khuyas mitgebracht, die sie in ihre Mesa einfügen wollen. Ich frage nach, ob sie auch eine kleine Gabe in Ayni dafür am Fundort zurückgelassen haben. Im einfachsten Fall kann es ein Haar sein, das man sich ausreißt, womit man ein Stück von sich selbst zurücklässt. Manche wundern sich über diese traditionelle Praxis, die ihnen im ersten Moment befremdlich erscheint. Doch auf die Geste kommt es an, und die ist eine klare, kraftvolle Aussage.

Das Einfügen neuer Medizinstücke bietet gleich die Möglichkeit, unseren geschärften Sinn für Schönheit auf die Mesa anzuwenden. Wo sollen sie ihren Platz finden, damit ihre eigene Schönheit zur Geltung kommt und sich die des ganzen Ensembles erhöht? Was ist harmonisch und hat dennoch genügend Spannung, so dass Ströme fließen können? Das ist die Kunst des Zusammenspiels im Kosmos der Mesa. In ihr spiegelt sich die Schönheit unserer eigenen Seele und die der Weltseele wider, denn sie ist einerseits ein Abbild des großen und andererseits auch unseres persönlichen Kosmos mit seiner individuellen Seelen-Note.

Wieder tauschen wir unsere Plätze und betrachten unterschiedliche Mesas, dieses Mal mit der Absicht, sowohl die Weltseele als auch die Seele der Person, die für die jeweilige Mesa sorgt, in ihr spüren zu können. Wir versuchen, die Ordnung, die auf ihr geschaffen worden ist, anzuerkennen und uns in sie einzufühlen, und zwar ohne zu denken, was wir selbst anders machen würden. So harmonisieren wir uns selbst mit dieser Mesa und geben ihr etwas, ohne uns selbst aufzudrängen.
Der ganze Raum ist durch diese Praxis aufgeblüht, so dass eine gute Grundlage für unsere Reflexionsrunde mit dem Stab geschaffen ist. Einige persönliche Erfahrungen werden ausgetauscht und die Schönheit des ganzen Tages gepriesen.

Dann will ich noch einen Punkt vertiefen:

»Wie schaffen wir es im täglichen Leben, Ablenkungen zu reduzieren, um besser auf die Vollendung unseres umfassenderen Selbst in Schönheit ausgerichtet zu sein? Zuerst müssen wir natürlich erkennen, womit wir uns am wirkungsvollsten davon ablenken lassen!« »Ich denke, wir wissen das alle längst, wollen es aber oft nicht wahrhaben«, meint Simon. »Alles, was nicht seelenvoll ist und suchthaften Charakter hat«, ist sich Sven sicher. »Musik ist in der Hinsicht interessant«, wirft Nicole sofort ein. »Sie kann unsere Seele tief berühren, doch kann sie auch zur Droge werden und einen verfolgen, je nachdem, welche Art von Musik es ist.« »Letzteres gilt in erster Linie für Musik, die eigentliche gar keine ist, weil sie maschinell erzeugt wird und deshalb stereotyp ist. Wenn ein Rhythmus zu mathematisch präzise ist, dann ist keine Seele mehr drin«, wirft jetzt Brian ein, der sich auf diesem Gebiet nur allzu gut auskennt.

»Da komme ich auf den etwas altmodisch klingenden Begriff der Muse zurück«, gibt Elena dem Gespräch eine andere Richtung. »Melodische Musik hören oder selbst machen, malen oder Gemälde betrachten, Lyrik lesen oder selbst schreiben, doch auch Geschichten erzählen und ihnen lauschen, das alles verstehe ich unter Muße-Zeit. Und die ist uns abhandengekommen, hauptsächlich durch den ganzen elektronischen Kommunikationswahn, mit dem wir uns so viel Zeit stehlen.

Dabei ist es meistens nur seichte Pseudo-Kommunikation, die unsere Seele überhaupt nicht befriedigen kann.

Auch meinen Tagträumen nachhängen, allein in die Natur hinausgehen, um einfach mit ihr zu sein oder miteinander zu sein, zu lachen, zu spielen einschließlich liebevollem Körperkontakt – das alles gehört für mich zur Muße. Das heißt nicht faul sein, sondern einem natürlichen inneren Rhythmus zu folgen, bei dem sich aktive Phasen mit solchen abwechseln, die mehr nach innen gerichtet sind. Wir würden dann im richtigen, gesunden Maße Arbeit leisten und wieder ein seelenvolleres Leben haben. Bei uns hier in den Dolomiten habe ich zuschauen können, wie sich das Leben mit dem Massentourismus gewandelt hat. Die Muße ist verschwunden oder durch geistlose Unterhaltung ersetzt worden, und die Menschen sind zu Arbeits- beziehungsweise Geldverdien-Maschinen geworden.« Jana nickt zustimmend und mit wissendem Blick.

»Wir sollten uns alle fragen, wie wir wieder mehr Schönheit in unser tägliches Leben bringen können, sei es bei der Gestaltung unseres persönlichen Lebensraumes als auch bei dem, wie wir unser Menschsein tagtäglich verkörpern, wozu auch gehört, wie wir miteinander kommunizieren. Unsere persönliche wie unsere gemeinsame Praxis mit der Mesa und das Pilgern tragen erheblich dazu bei, doch geht es auch um unser Zusammensein mit Familie, Partner, Freunden oder uns selbst, und um unsere Zeit am Arbeitsplatz«, sage ich zusammenfassend. »Achten wir dabei auf Ayni, denn Schönheit entsteht nur, wenn Geben und Empfangen im Gleichgewicht sind, wie wir ja mittlerweile wissen. Das könnte übrigens unser Motto auf dem Gelben Weg sein: in Schönheit geben – empfangen – sein!« Alle nicken zustimmend.
Dann schließen wir die Mesa, um uns zum wohlverdienten Schlaf niederzulegen, während der Regen jetzt kräftig auf das Dach herunterprasselt. Ich hoffe, dass dafür morgen das Wetter makellos sein wird, denn wir werden eine weite Strecke zu gehen haben.


09.04.2022 Logo waltraud hoenes
Waltraud Hönes
Text © Waltraud Hönes
www.waynafanes.org


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Waltraud Hönes, Dolomiten Pilger Reise in eine mythische Dimension waltraud hoenes Portrait

Jahrgang 1964, Curandera (schamanische Heilerin), zeremonielle Künstlerin und Buchautorin, ist die Gründerin der Wayna Fanes-Tradition und der Gruppe Dolomiten Ayllu. Nach Abschluss ihres Psychologiestudiums an den Universitäten Würzburg und Konstanz bildete sie sich in Kalifornien (USA) bei führenden Vertreter/-innen der transpersonalen Psychologie fort. Bei dem peruanischen Meisterzeremonialisten und Curandero Don Oscar Miro-Quesada absolvierte sie eine zehnjährige Lehrzeit. Waltraud Hönes lehrt und heilt europaweit in Form von zeremoniellen Workshops und Pilgerseminaren, vor allem in den Dolomiten, wo sie lebt. Als Pilgerin für die Erneuerung unserer Beziehung mit der Erde betreut sie zusammen mit dem Dolomiten Ayllu ein Netzwerk von über hundert heiligen Orten.
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von Waltraud Hönes
Ist es nicht mehr als Zeit, andere Wege einzuschlagen? Aufzubrechen und zu gehen anstatt abzuwarten, was weiter geschieht? Doch wohin wollen wir gehen?
Bei dieser neuen Art des Pilgerns die Erde als lebendiges Wesen zu erfahren und mit ihr in einen wechselseitigen Austausch zu treten, ist richtungsweisend für eine lebenswerte Zukunft von uns Menschen auf und mit der Erde. Es gilt, ein größeres Selbst zu entdecken, das um die Verbundenheit von allem in der einen Weltseele weiß. Sich selbst zu erweitern und dazu beizutragen, dass wir Menschen wieder in „rechte Beziehung“ mit der Erde kommen und ihre Heiligkeit empfinden können, wird tatsächlich etwas bewegen, in uns und in der Welt. Wenn wir in diesem Geist pilgern, bringen wir etwas zu den bezaubernden Plätzen, die wir besuchen, anstatt nur etwas für uns mitzunehmen. Wir geben ihnen aus purer Freude am Geben, und dadurch wird unser Herz allmählich kristallklar. Das ist das Neue an diesem Pilgern!
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