Unser Name und bekannte Redensarten

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Unser Name und bekannte Redensarten

Der Volksmund weiß, dass du bist, wie du heißt. Unser Name sagt mehr über uns aus als wir meinen. Das Wesen von Namen spiegelt sich in vielen verschiedenen Redensarten wider. Redensarten entsprechen einer kollektiven Weisheit.

Von Hans im Glück bis zur Hanswurst

„Der Hans, der kann’s!“, spricht der Volksmund. Hans ist begnadet. Der Name ist die Abkürzung von Johannes, wörtlich: Jahwe hat Gnade erwiesen.

Von Hans wird Geschicklichkeit und Stabilität erwartet. Der in der Gnade Gottes stehende Hans spiegelt sich auch im Märchen „Hans im Glück“ wider.

Der englische Hans heißt Jack, dies taucht im „Jackpot“ auf, dem Glückstopf, den viele knacken möchten. Für das Glücksspiel „Black Jack“ dient der Glück verheißende Hans gleichfalls als Namensgeber.

Als „Hans Dampf in allen Gassen“ gerät der Namensträger ins Zwielicht. Diese leicht abwertende Redensart steht für „überall dabei sein“ und „sich auskennen“ – oder zumindest so zu tun, als ob man sich auskennt. Ohne notwendige Bescheidenheit wird der Namensträger zum „Prahlhans“ und schließlich gar zur „Hanswurst“.

„Hänseleien“ bleiben ihm dann nicht erspart.

Wir können sehen, wie viele unterschiedliche Aspekte von Hans im kollektiven Gedächtnis gespeichert sind.

Den Louis machen

Fühlt sich jemand nicht ausreichend beachtet, „macht er oder sie den Louis“, das heißt, Louis probt den Aufstand, wenn er sich übersehen fühlt. Louis braucht viel Beachtung.

Eltern und Pädagogen erleichtern sich den Umgang mit Louis, wenn sie sein Bedürfnis nach Beachtung auf einfache Art und Weise stillen, indem sie ihn beispielsweise ansehen und ansprechen, so dass er weiß, dass er gemeint ist.

Die Namen Louis und auch Luise gehen auf Ludwig zurück, ein Name, der ursprünglich aus dem althochdeutschen hlut kommt und laut, bekannt bedeutet. Der zweite Teil wig in Ludwig bedeutet im Althochdeutschen Ringen, Kampf und Krieg. Louis, aber auch Luise und Ludwig werden laut und kämpfen um Anerkennung, wenn sie sich vergessen fühlen.

Der wilde Max

Das lateinische Wort maximus heißt sehr groß bzw. der Größte. Kleinsein und nicht gesehen werden ist das Schlimmste, was Max, Maxim und Maximilian passieren kann.

Max, vor allem Mäxchen, wird schnell ungeduldig und markiert gern auch mal „den wilden Max“.  Überspitzt ist der Charakter in Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ dargestellt.

Frech wie Oskar

Oskar ist immer für Überraschungen gut und laut Volksmund vor allem „frech wie Oskar“. Äußerst sprachgewandt vermochte etwa der deutsche Politiker Oskar Lafontaine seine Spitzen mit spitzer Zunge zu verteilen, um zu signalisieren, dass er die wahre Spitze ist.

Oskar kommt aus dem altnordischen „àss“ für Gott und „geirr“ für Speer. Er ist also nichts weniger als ein Gott mit kampfbereitem Speer.

Hau den Lukas Name

Lukas findet immer eine Luke, ein Ass zu sein.

Er ist hell im Kopf, schließlich bedeutet sein Name hell und Licht. In seiner Extrovertiertheit kann er seine Umgebung sehr nerven. Jeder kennt das Spielgerät „Hau den Lukas“ auf Jahrmärkten. Die Namensfindung für dieses Gerät ist also nicht aus der Luft gegriffen.

Namen in Literatur und Film Name

Johann Wolfgang von Goethe spricht in Faust den markanten Satz:

„Bei euch, Ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen.“

Johann Wolfgang von Goethe wusste, dass du bist, wie du heißt!

Resonanzen und Dissonanzen

Stimmen Persönlichkeitstyp und Name in Literatur und Film überein, so wird ein hoher Grad an Stimmigkeit erreicht. Von dieser starken Energie, auch Resonanz genannt, werden Menschen automatisch angezogen. Oft ist ihnen der Hintergrund dieser Anziehungskraft nicht bewusst.

Dagegen lenken uns Dissonanzen ab, weil unsere Aufmerksamkeit in zwei Richtungen geschickt wird.

Anders verhält es sich, wenn der Dissonanzeffekt vom Autor oder Regisseur bewusst gewählt wird. Wenn etwa „Molly“ in einem Film eine Magersüchtige spielt, kann uns diese Gegensätzlichkeit in ihren Bann ziehen.

Mogli   Name

Das Menschenkind Mogli in Walt Disneys Dschungelbuch gehört nicht wirklich in die Welt des Dschungels. Deshalb passt der Name Mogli vorzüglich: Er mogelt sich durch eine Welt, die nicht die seine ist.

Reineke Fuchs

Reineke, eine niederdeutsche Form von Reinhard, setzt sich zusammen aus den althochdeutschen Begriffen ragin, der Rat, der Beschluss und harti, was hart, stark bedeutet. Der Fuchs steht im Volksmund für Schläue, passt also zu Reinhard, den starken Ratgeber. Reine(c)ke Fuchs überlistet in der gleichnamigen Tierfabel den König der Tiere, den Löwen.

Romeo und Julia

Romeo geht auf das lateinische romanus zurück und heißt der in Rom Wohnende. Im deutschen Roman zeigt sich auch der rohe Mann. Romeo erobert in Shakespeares Drama wild und leidenschaftlich Julias Herz gegen den Willen beider Familienclans. Andererseits ist Romeo natürlich romantisch veranlagt. Letztlich ist „Romeo und Julia“ eine dramatisch endende Romanze.

Julia kommt von lateinisch iovilius, was dem Jupiter geweiht bedeutet. Der Planet Jupiter steht in der Astrologie unter anderem für Optimismus und Glück.

In Shakespeares Drama „scheint“ dieser Planet allerdings eine schlechte Phase gehabt zu haben, zumindest in Kombination mit Romeo. Scheint, weil Bedeutungen auch immer ihr Gegenteil mit einschießen. Wir leben in einer polaren Welt. Licht und Schatten gehören zusammen. Julia wird lernen können, aus Unglück zu lernen. Glück, Liebe und Leichtigkeit haben die Komponente Tiefgründigkeit, deren nicht transformierte Form Schwere und Drama bedeuten können.

Felix  Name

Auch Felix, wörtlich der glückliche, wird nicht automatisch glücklich sein, auch wenn seine Eltern das ihm mit seinem Namen wünschen wollten. Er kann lernen, Glück zu initiieren und aus Unglück zu lernen.

Große Geister, Philosophen und gute Schriftsteller wie Johann Wolfgang Goethe und William Shakespeare wussten vermutlich, bei Goethe können wir uns sicher sein, über die Kraft der Namen Bescheid und haben dieses Wissen bei der Namensnennung ihrer Figuren und Rollen berücksichtigt.

Die Bedeutung von Familiennamen

Im dritten Artikel gehen wir der Bedeutung von Familiennamen auf den Grund.

Welche Rolle spielt der Schlüsselsatz „Du bist, wie du heißt“ bei Familiennamen.


Herzliche Grüße
Joachim Schaffer-Suchomel
05.04.2022

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Joachim Schaffer-Suchomel

ist ein deutscher Diplom-Pädagoge, Coach und Sachbuchautor. Im Jahr 1998 gründete er gemeinsam mit seiner Frau das Brainfresh-Institut für frisches Denken. Er arbeitet als Coach für Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen, Politik und Verbände, u. a. zu den Themen „Konfliktlösung“, „Teambildung“ sowie „Paradigmenwechsel“.


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