Assoziationen in der Vornamensdeutung

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Assoziationen in der Vornamensdeutung – die Gestaltungskraft der assoziativen Etymologie

Die Assoziationen, die wir mit einem Vornamen, aber auch einem Buchstaben automatisch haben, sind uns oft nicht bewusst. Assoziationen können auch Interpretationen genannt werden. In diesem Artikel geht es um die individuelle und kollektive Interpretationen und deren Wirkung. Es gibt Interpretationen mit hoher kollektiver Übereinstimmung. Nach dem Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung haben diese Übereinstimmungen archetypischen Charakter, so wie beispielsweise die Schlange für Wandlung steht oder ein Haus für Schutz und Geborgenheit – und der Vorname Hans für Stabilität, denn „Der Hans, der kann`s“.

Im Gegensatz zur kollektiven Übereinstimmung gibt es auch individuelle Assoziationen, die durch persönliche Erfahrungen und deren Interpretationen geprägt wurden. Die Bilder von Worten und Vornamen wirken in dem Moment, in dem wir sie geschrieben sehen, hören oder aussprechen. Das Wirken der Assoziationen schafft Wirklichkeit.

Das Wirken der Assoziationen schafft Wirklichkeit

An was denken Sie, wenn Sie zum Beispiel den Vornamen „Berta“ hören? An ein schlankes Mannequin? Wohl kaum. „Berta“ ist in uns als „voluminös“ abgespeichert, was sich körperlich, aber auch geistiger Weise zeigen kann. Erinnern Sie sich an die „Dicke Berta“ als Hüpfspiel von Kindern oder an die „Dicke Berta“ als Kriegsspiel von Erwachsenen. „Dicke Berta“ ist nämlich auch die Bezeichnung für eine Kanone im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Je bewusster wir uns der kollektiven und natürlich auch der individuellen Assoziationen werden, desto klarer können wir zum Beispiel Sprache einsetzen beziehungsweise uns emotionale Hintergründe bewusst machen. Schriftsteller, Drehbuchautoren und auch Journalisten können Rollenidentifikationen mit analogem emotionalem Gehalt von Vornamen bei Lesern, Zuhörern und Zuschauern verstärken. Eltern können bewusster Namen für ihre Kinder wählen. Das Wissen um den emotionalen Gehalt eines Vornamens macht Erwartungen der Eltern bewusst und kann eine Reflexion ermöglichen, bei Eltern und Kindern.

Ein Praxisbeispiel aus dem Coaching: Cäsar Assoziationen

Ein Vater nannte seinen Erstgeborenen Sohn Cäsar. Der Name bedeutet unter anderem „der Herausgeschnittene“, weil laut Duden „Lexikon der Vornamen“ der erste Träger dieses Namens bei der Geburt aus dem Mutterleib herausgeschnitten worden sein soll. Der Vorname Cäsar wird bewusst oder unbewusst mit einem außergewöhnlichen Kraftakt in Verbindung gebracht werden. Cäsar ist aber auch der Zar und Kaiser, steht also für Größe und Macht. Das ist eine kollektive Interpretation.

Der Vater von Cäsar in unserem Beispiel hatte viel vor in seinem Leben, aber die Größe, die er wollte, nicht erreicht. Wäre er sich des Hintergrunds seines Namenswunsches bewusst gewesen, wäre er vielleicht achtsamer mit seiner großen Erwartung umgegangen, die er in den Sohn gesetzt und mit der Namensgebung auf ihn projiziert hatte. Cäsar wurde, soweit der Autor das nachverfolgen kann, erfolgreicher Computerexperte und blieb ein Einzelgänger. Aus Gruppen stach Cäsar stets heraus – wie jeder Zar.

Wirkung von Vornamen reflektieren

Auch Kinder können die Wirkung ihres Vornamens besser reflektieren, wenn ihnen emotionale Hintergründe der Bedeutung und die Erwartung ihrer Eltern bewusst sind. Ein wichtiger Grundsatz im bewussten Gestalten der Wirklichkeit besagt, dass der emotionale Hintergrund den Vordergrund bestimmt: Aus dem Kontext Ursache und Wirkung wird Wirklichkeit.

Ein Praxisbeispiel aus dem Coaching: Linus  Assoziationen

Eltern nannten ihren Sohn Linus, was aus dem Altgriechischen kommend unter anderem „der Trauernde, der Beklagende“ bedeutet. Ein unbewusster Hintergrund für diese Namensnennung war mit großer Wahrscheinlichkeit ein unbewältigter tragischer Todesfall in der Familie und die Unmöglichkeit des Trauerns der Eltern.

Die Nachkriegsgeneration ist im Fühlen nicht sehr geübt. In dieser Unbewusstheit bliebe Linus an eine traurige und unbewältigte Geschichte gekoppelt. Für ihn wäre es wichtig, nicht an eine unterdrückte Trauer gebunden zu bleiben, sondern sich dieser Hintergründe bewusst zu werden und die Trauer zu bewältigen.

Die Gestaltungskraft der assoziativen Etymologie

Folgendes Schaubild verdeutlicht, wie die Assoziative Etymologie auf der Etymologie aufbaut, Ratio und Emotion eine Einheit bilden und zusammen Zukunftsgestaltung ermöglichen können.

 

Schaubild Etymologie Joachim Schaffer-Suchomel

 

Die Etymologie erforscht die Herkunft eines Wortes

Die Etymologie erforscht durch die Ratio die Herkunft eines Wortes bis zur Gegenwart, ohne die Gegenwart selbst zu erfassen, denn hierzu brauchen wir die emotionale Kraft eines Wortes, das Fühlen. Emotionen sind kollektive Speicherungen, Gefühle entsprechen individuell Erlebtem, kollektiven oder persönlichen Interpretationen.

Ein anderes Wort für „Gegenwart“ ist der Begriff „Moment“, der „bewegende Kraft“ bedeutet, siehe das Wort „Drehmoment“.

Emotionen schaffen starke Momente und lassen uns präsent sein

Diese Präsenz brauchen wir, um Zukunft kreieren zu können. Assoziationen

Das Wort „Emotion“ kommt aus dem lateinischen emovere und bedeutet u.a. herausbewegen, emporwühlen.

„Emotion brings motion!“

Emotionen und Gefühle bewegen und können uns auf den Weg bringen. Entscheidend ist, dass Emotionen und Gefühle zeitlos sind. Erlebtes wird im Innern abgespeichert und bleibt so in unserer Erinnerung. Es kann auch nach zwanzig, dreißig Jahren plötzlich wieder auftauchen, wenn ein besonderer Reiz Erlebtes in uns auslöst, also aus uns herauslöst.

Sind wir ohne Gefühl, nur mit unserer Ratio unterwegs, rauscht die Gegenwart an uns vorbei

Wir können nicht wirklich präsent sein. Erst mit rationaler und emotionaler Kraft zusammen ist eine ganzheitliche Entwicklung, also auch eine emotionale Entwicklung, möglich und wir können unsere Zukunft bewusst und vor allem positiv gestalten. Statt immer wieder von der Realität überrollt zu werden – wie die Menschheit vom Klimawandel.

Die Etymologie selbst ermöglicht keine Zukunftsgestaltung. Emotionen und Gefühle machen uns menschlich, lassen uns tiefgründig sein und verbinden uns in der Tiefe mit dem Urwissen, der kollektiven Weisheit, sodass wir eine größere Sicht auf das Leben und eine Vision unseres Lebens bekommen.

Schaubild Gegenwart Joachim Schaffer-Suchomel

 

Herzliche Grüße Assoziationen
Joachim Schaffer-Suchomel
27.09.2022

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Joachim Schaffer-Suchomel

Joachim Schaffer-Suchomel ist ein deutscher Diplom-Pädagoge, Coach und Sachbuchautor. Im Jahr 1998 gründete er gemeinsam mit seiner Frau das Brainfresh-Institut für frisches Denken. Er arbeitet als Coach für Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen, Politik und Verbände, u. a. zu den Themen „Konfliktlösung“, „Teambildung“ sowie „Paradigmenwechsel“.


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