Warum ich ins Kloster ging

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Warum geht eine Autorin ins Kloster?

Warum ging ich als Autorin ins Kloster? Mitten im Leben stehend. Voll Lebensfreude und Schaffenskraft. Voll Neugierde, was mir mein Leben in der zweiten Lebenshälfte noch bringen wird. Am Leben teilnehmend und mein Leben gestaltend.

Interessant, wenn Sie sich solche Nachfragen stellen, sollten Sie meine Beiträge und Bücher und meine Podcasts kennen.

Ich ging aus einem anderen Grund als Sie vielleicht dachten, ins Kloster: um meine Texte und Programme als Lesungskonzerte gemeinsam mit wundervollen Musiker*innen aufzuführen. Das hatten Sie wahrscheinlich nicht erwartet. Vielleicht hatten Sie erwartet, dass ich mir eine Auszeit nehme. Vielleicht dachten Sie, ich ginge ins Kloster, um zu schreiben. Doch ich hatte eine andere Motivation.

Etwa 7 Jahre war ich mit meinen oft künstlerisch-poetisch gestalteten Programmen in zahlreichen Klöstern in Deutschland und Österreich präsent.

Warum das Kloster?

Ja – diese Frage ist berechtigt. Kaum ein Ort der Kontemplation eignet sich besser für meine Programme wie etwa „Licht und Schatten“, „Metamorphosen“, „Begegnungen“ und viele andere als ein Kloster, um voll zur Entfaltung zu kommen. Dabei geht es – auch – um konkrete Räume innerhalb des Klosters. Das kann die Kirche sein. Das kann ein Pavillon sein. Es kann auch ein kleiner Garten im Sommer sein. Oder ein dafür eigens gestalteter Veranstaltungsraum. Es kann auch die Bibliothek sein, die in Klöstern oft ein eigener Schatz ist.

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Das Zusammenspiel von Wort, Gefühl und Kloster

Ich habe mich – vielleicht auch, weil ich neben einem Pfarrhof in einem katholischen Elternhaus aufwuchs – in Kirchen und Klöstern immer seltsam geborgen und aufgehoben gefühlt. Heute schreibe ich, als jemand, der die katholische Kirche aus persönlichen und auch bekannten Gründen hinter sich ließ etwas anderes. Ich schreibe, dass ich mich der Quelle untrennbar verbunden fühle. Schreiben ist für mich ein von der Quelle geführter Akt. Bei aller Intellektualität, aller Recherche und allem Wissen. Vielleicht auch Weisheit. Heute ist Schreiben für mich ein von der Quelle geführter Akt.

Ort der Inspiration

Ich habe mich in all den Jahrzehnten, in denen ich nun schreibe, nie in ein Kloster zum Schreiben selbst zurückgezogen. Dazu habe ich ein sehr angenehmes, von mir gestaltetes Feld, in dem ich sehr kreativ und produktiv bin.

Doch als Ort der Exposition, der Darstellung, der Aufführung habe ich nach wie vor einen tiefen Draht zu Klöstern. Ob ich wieder Lesungskonzerte gebe, nach den Jahren der Pandemie, das werde ich oft gefragt.

Eigenartigerweise zieht es mich nicht zu den alten Aufführungen. Warum, das kann ich schlecht verbalisieren. Vielleicht auch, weil ich so derart oft auftrat und ich die Reiserei nicht mehr mag. Doch das hat nichts mit dem Kloster als kontemplativer Ort, der vieles möglich machte und macht, zu tun. Ich besuche Klöster nach wie vor. Ich halte mich dabei vorzugsweise in den Bibliotheken auf. Sie sind mir ein Ort, wo geronnenes Wissen zu Hause ist. Da fühle ich mich wohl. Da spüre ich meine tiefe Verbindung zur Quelle nochmals ein Stück intensiver. Fast so wie in der freien Natur.

Ist das Kloster aus der Zeit gefallen?

Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Mein Antwort lautet: Das Kloster als Ort der Ruhe und der Stille fällt nicht aus der Zeit. Der eine und andere Gedanke, der von Menschen, die im Kloster leben und arbeiten, mag für den einen und anderen aus der Zeit gefallen sein. Das Kloster selbst als Ort, als Kraftort, der viel zurückgibt, oft ohne zu fragen, ist zeitlos. Ich meine, dass dieser Unterschied wichtig ist. Ort und Mensch sind eben nicht ident.

Genau deshalb will ich es nicht ausschließen, wieder in eines der zahlreichen Klöster in Deutschland und Österreich für eines meiner Lesungskonzerte zu gehen. Ich weiß mich und meine Gedanken, die ich weitergeben will, immer herzlich willkommen.

22.01.2023

Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D.
Zur Autorin finden Sie alles Wissenswerte unter:
www.andrea-riemer.de

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Sich selbst dankbar sein Andrea Riemer

Über Andrea Riemer:

nach einer einzigartigen, 25 Jahren umfassenden internationalen Karriere als Wissenschafterin und Beraterin für Sicherheitspolitik und Strategie (Doktorat in BWL, Ph.D. und Habilitation in Militärwissenschaften; außerordentl. Honorarprofessorin), hat sich Andrea Riemer ab 2012 als eine der erfahrensten Buchautorinnen und Vortragenden zu existentiellen Fragen des Lebens in der poetischen Philosophie etabliert.
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