Wissenschaftsskepsis durch Spiritualität
Wissenschaft und Spiritualität stehen besonders in unsicheren Zeiten im Fokus. Dazu gehört auch die weit verbreitete Wissenschaftsskepsis. Die Erwartungshaltung, dass beide Bereiche „liefern“ müssen, ist groß. Diese so gegensätzlich anmutenden Themen müssen sich bespiegeln und kritisch betrachten lassen. Wissenschaft deshalb, weil sie für das Kollektiv nachvollziehbare und überprüfbare Fakten liefern soll. Spiritualität ebenfalls, weil sie für viele Menschen Hilfe und Orientierung zur Findung des Lebenssinns anbietet, der zur Zeit oft heiß debattiert wird. Beide Bereiche sind unglaublich vielfältig und vielschichtig in ihren Ausprägungen.
Es gibt sie eben nicht – die Wissenschaft und die Spiritualität.
Innerhalb der Bereiche gibt es nach wie vor ein hohes Maß an Konkurrenz, auch wenn spirituell betrachtet, Konkurrenz bereits aus der Zeit gefallen ist, da es ein typisches Prinzip auf der materiellen Ebene und der nach außen gerichteten Haltung ist.
Ich arbeite seit 1989 in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Funktionen. Parallel dazu sah ich mich als spiritueller Mensch auf seinem persönlichen Weg in dieser Zeit. Führungsaufgaben, die ich im Universitären und in der Sicherheitspolitik in diesen Jahren ausfüllte, mit Spiritualität übereinzubringen, war eine gewaltige Herausforderung. Doch es war auch für mich spannend und erfüllend. Wissenschaft und Spiritualität waren für mich immer verbunden. Mal mehr. Mal weniger.
Wie war das möglich? Worauf muss man grundsätzlich achten? Welcher Kritik sieht man sich ausgesetzt? Was bedeutet Wissenschaft heute? Was bedeutet Spiritualität heute? Wir müssen wissen, worüber wir sprechen und schreiben. Hier gibt es eklatante Defizite, die zu vielen Missverständnissen führen, weil die Erwartungshaltung fern jeglicher Realität ist. Gibt es da nicht doch Schnittmengen zwischen Wissenschaft und Spiritualität? Wie kann beides gehen? Was bringt uns die Verbindung – als Mensch und als Gemeinschaft?
Lesen Sie einen persönlichen Erfahrungsbericht und Meinungsbetrag dazu. Es geht nicht ums Rechthaben, sondern es geht mir darum, den inneren Horizont zu öffnen, klar zu sein und Möglichkeiten aufzuzeigen. Mir geht es um Motivation, in einer der aufregendsten Zeiten, die wir als Menschheit durchleben, Ideen anzubieten, etwas leichter durch diese Zeit zu gelangen – und vielleicht – sicher das Ufer des Neuen zu erreichen. Wie immer schreibe ich: Take what resonates and discard the rest.
Was ist Wissenschaft heute?
Ich beginne meine Gedanken mit einer Schlüsselfrage, die sich Wissenschafter*innen heute sehr oft nicht mehr stellen. Doch die Frage nach dem eigenen Selbstverständnis ist wesentlich – auch in der Außenwirkung. Wer legt fest, was wissenschaftlich ist und gibt Kriterien für das jeweilige Fach vor? Wer ist die sogenannte academic community und vor allem WARUM? Oft wurden und werden diese Fragen als lästige Petitesse abgetan. Ach – das weiß doch jeder! Wenn dem so ist, warum dann diese Aufgeregtheit bei den Fragen? Ich habe oft festgestellt, dass man sogen. tacit agreements (also stillschweigend als solche angenommen) zu Grundbegriffen in der jeweiligen Community hat. Das gilt übrigens auch für die spirituelle Community, die sich so gerne von den Esoterikern abgrenzt. Warum wohl? Bedeutet doch esoterikos im Griechischen nach innen gerichtet. Also genau das, worauf die Spirituellen so scharf sind.
Doch bleiben wir bei der Wissenschaft.
Es geht um die Frage, was ihre eigentliche Aufgabe ist, was Wissenschaft heute ist bzw. sein kann. 2020 am Beginn der Coronapandemie war Wissenschaft plötzlich „in“. Die Gesellschaft stand Kopf. Die Politik stand an. Die Pandemie grassierte. Man wollte wissen, musste dringend, sofort und vorgestern handeln. Man brauchte verlässliche Quellen. Fachrichtungen, die kaum einer kannte, waren Dauergäste in diversen Shows. Podcasts boomten. Noch 2 Jahre davor wurde man scheel angesehen, wenn man einen Podcast anbot. Das Bild hatte sich binnen Wochen völlig gedreht. Irgendwann gab es dann nicht mehr nur 82 Millionen Bundestrainer, sondern auch mindestens 82 Millionen Infektiolog*innen, Virolog*innen und Simulationsmathematiker*innen.
Wissenschaft wurde zum gesellschaftlichen Sicherheitsgurt, obgleich man wenig über den Virus wusste, viele Unsicherheiten hatte und im Lockdown lebte – ein bis dahin nicht gekannter Zustand.
Die bislang weitgehend beratungsresistente Politik entdeckte ihre Liebe zur Wissenschaft. Die ließ sich gut darstellen und im öffentlichen Umgang gebrauchen. Es war viel zum Thema Evidenzbasierung zu lesen. Kaum einer wusste, was das eigentlich ist und wie schwierig oft Evidenzbasierung ist. So mag man sogenannte Beweise haben, doch die Interpretation verbleibt bei den Wissenschafter*innen.
Wo ist da die oft beschworene und vom bekannten deutschen Soziologen Max Weber diskutierte Objektivität, samt intersubjektiver Überprüfbarkeit (gleich wer ein Experiment macht – er kommt immer zu gleichen Ergebnis – personenunabhängig)?
Meine Vorstellung von Wissenschaft hat viel mit Neugierde, mit Neuem, mit Anderem, mit Kreativität, mit sauber angewendeten, gelegentlich auch neu erfundenen Methoden und Instrumenten zu tun. Wissenschaft ist ein dynamischer, kreativer Prozess und kein unveränderbarer Zustand, der sich an akquirierten Budgets, Publikationen, Zitationen und Preisen bemisst. Dieser Prozess ist transparent, doch nie in Stein gemeißelt. Ergebnisse sind immer vorläufig, immer lebendig, immer in Entwicklung begriffen.
Ein persönlicher Hinweis zu Wissenschaft und Spiritualität
Ich bekenne mich auch dazu, dass Wissenschaft und Spiritualität in meinem Verständnis und Leben gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ich weiß jedoch klar, wann ich auf welche Seite zugreife und wofür ich sie verwende.
Für viele gelten Wissenschaft und Spiritualität als inkommensurabel, also als unverbindbar. Dabei müsste man bloß einen tieferen Blick in die Wissenschaftsgeschichte machen. Man findet dort unzählige völlig selbstverständliche Verbindungen zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Man muss sie nur finden und lesen und durchdringen wollen. Ein natürlich Abwehrreflex ist dabei nicht hilfreich.
Man muss einander in einer offenen Weise begegnen und verstehen wollen. Dann sieht man die tatsächlichen Unvereinbarkeiten und die Scheinunvereinbarkeiten. Oft tun sich interessante Erkenntnisse dabei auf.
Wissenschaft heute in der Sackgasse?
Wenn wir die Weberschen Maßstäbe an Wissenschaft heute anlegen, dann wird die Vielfalt der Fächer ziemlich rasch ausgedünnt. Dann muss sich beispielsweise die Psychologie Fragen gefallen lassen, warum man alles daransetzt, die Seele und ihre Entwicklung vermessen zu wollen. Dann muss sich die Ökonometrie, die gut 60 Jahre die Betriebswirtschaftslehre beherrschte und in eine Richtung zwang, die in einer Sackgasse endete, fragen lassen, warum alles in Zahlen, Daten und Fakten gegossen werden muss. Warum wird die Wirtschaftspsychologie noch immer belächelt? Außer sie verhilft einem, Dank besserer Kenntnisse der Konsument*innen, zu mehr Umsatz und letztlich auch zu mehr Profit. Dann ist sie wohl gelitten.
Doch die große Frage bleibt.
Denn: Vermessen kann man sehr viel. Zweifellos wissen wir sehr viel. Es mangelt uns nicht an Daten und Informationen. Doch wie interpretiert man die Daten? Das bleibt in Menschenhand. Damit gibt es keine Objektivität. Bestenfalls eine Scheingenauigkeit, bestenfalls eine Pseudowissenschaftlichkeit. Bestenfalls ein vielfältiges Manipulationsfeld, ein Schönschreiben in Gefälligkeitsmanier. Bei auch noch so vielen Algorithmen und künstlicher Intelligenz. Ich unterstelle niemanden dieses Vorgehen. Doch ich weiß aus meiner Erfahrung Bescheid, dass natürlich Manipulation möglich ist und durchaus angewendet wird, wenn sie den Zweck heiligt. Da darf man nicht drumherumreden. Das ist so.
Auch dagegen habe ich mich immer verwehrt. Wissenschaft regt aus meiner Sicht zum Denken an, zum Neugierig sein, zum Grenzen ausdehnen, zum unbekannte Pfade beschreiten. Wer sich ausschließlich an möglichen Budgets, Sonderforschungsbereichen, Extrabudgets, Grants, Stipendien etc. orientiert, der hat meiner Ansicht nichts in der Wissenschaft verloren. Die Ökonomisierung der Wissenschaft hat viel bewirkt – in alle Richtungen.
Das Schielen auf Budgets und das Verdrängen der eigentlichen Forschungsanliegen, das Passendmachen von Forschungsfragen an budgetäre Richtlinien hat zu einer beträchtlichen Verzerrung in der gesamten Wissenschaftslandschaft – national und international – geführt.
Nicht unbedingt zum Vorteil der Menschen, denn für sie ist Wissenschaft auslegt. Sie ist nicht Selbstzweck, nicht l’art pour l’art. Sie hat einen Aufgabe und einen Auftrag: den Menschen zu dienen und ihnen Sachverhalte verständlich näher zu bringen und erklären. Auch wenn diesen Auftrag viele Wissenschafter*innen gerne vergessen, weil die Euros und Dollars so derart schön und verführerisch blinken.
Die verführte Wissenschaft?
Diese Frage mag ein wenig verwundern. Doch Verführung gibt es auch in der Wissenschaft. Geld, Stellenzusagen, Kongressauftritte, mögliche Preise, Titel, Grade und Auszeichnungen, durch Beratungen und Gutachten politische Einflussnahme zu erzielen, die geneigte Öffentlichkeit, die an den Lippen hängt – und gleichzeitig nicht politisch dem Kollektiv verantwortlich sein müssen[1] – alles wunderbare Verführer. Davor ist keiner gefeit.
Budgets sind erforderlich. Das will nicht bestreiten. Doch es verlangt ein hohes Maß an Bewusstsein, denn auch in der Wissenschaft gilt sehr oft der Satz „wer zahlt, schafft an“. Die Gefahr, sich durch große und kleine Budgets inhaltlich manipulieren zu lassen, gepaart mit einem Publikationsdruck (publish or perish, schreibe oder stirb, sprich man ist weg vom wissenschaftlichen Fenster, wenn man nicht laufend sich dem Peerprozess unterwirft, die bekanntermaßen wiederum eine Manipulationsquelle und Machtquelle für sich ist) als Zwang, seine wissenschaftliche Existenz zu rechtfertigen, die prekären Arbeitsverhältnisse, die gerade im Universitären international vorherrschen, interne Eifersüchteleien, das Gieren nach Professuren und Forschungsstellen, eine oft beeindruckende Intrigenkultur, die man kaum so in anderen Bereichen findet. All das ist ein bemerkenswerter Cocktail, der oft nicht nach außen dringt und Wissenschaft als etwas Elitäres, als etwas Anzustrebendes erscheinen lässt. Die unzähligen Misserfolge in Experimenten, die schlaflosen Nächte, weil eine Hypothese sich nicht und nicht belegen lässt, die Kongressvorträge vor einem gelangweilten Publikum bzw. vor den Argusaugen von höherstehenden Kollegen etc. – das liest man selten. Das ist weder schick noch der hehren Wissenschaft zuträglich. Viele Disziplinen sind Paradebeispiele für Mangelwirtschaft und für ausgeprägtes Mangeldenken.
Verführung begleitet einen in der wissenschaftlichen Community auf Schritt und Tritt. Wissen ist Macht. Macht macht sexy. Es gibt unzählige Beispiele dafür – auch in den höchsten Etagen. Man braucht ein hohes Maß an Bewusstsein, um unbeschadet durchzukommen. Hier kann Spiritualität im Sinne einer Bewusstheit und eines Gewahrseins sehr hilfreich sein.
Fördert Spiritualität eine Wissenschaftsskepsis?[2]
Diese seltsam anmutende Frage wurde in einer großangelegten Studie (Science Skepticism Across 24 Countries) gilt als repräsentativ und sauber erarbeitet. Sie ist ein Bild. Nicht mehr. Nicht weniger. Die Arbeit wurde im Frühjahr 2021 veröffentlich. Man stellte die Wissenschaft mit ihrem Zugang den möglichen Erwartungen von Nutzern der wissenschaftlichen Erkenntnisse gegenüber. Es ergab sich eine massive Diskrepanz. Man nennt das – die kognitive Dissonanz (nach Leo Festinger). Was nicht passt und den eigenen Erwartungen entspricht, löst innere Widerstände aus. Nicht die eigene Erwartung wird passend gemacht, sondern das Studienergebnis. Kommt es zu einer Kollision der wissenschaftlich belegbaren Erkenntnisse mit individuellen Werten und Wünschen, dann, ja dann sucht man nach passenden Alternativen, um die eigene Meinung zu bestätigen.
Eines der Ergebnisse dieser internationalen Studien ist eine Form von Wissenschaftsskepsis bis hin zur Wissenschaftsfeindlichkeit. Esoterik und spirituelle Bewegungen scheinen offenbar der Wissenschaft das Fundament abzugraben. Ob bewusst oder unbewusst, lasse ich dahingestellt.
Die Studie zeigt deutlich, dass Wissenschaft und Spiritualität zur Zeit als Kontrahenten, als Gegensatzpaar weitläufig wahrgenommen werden. Ob dies unsicherheitsbedingt ist, kann ich nicht sagen. Hier wäre eine Anschlussstudie mit den gleichen Probanden erforderlich, um zu sehen, ob und in welche Richtung sich die Haltung nach einiger Zeit verändert hat.
Was ist für mich Spiritualität heute?
So wie Wissenschaft eine Reihe an Bedeutungsgebungen je nach Fachgebiet zulässt, ist Spiritualität auch ein Bereich, der vielfältige Möglichkeiten zulässt, wie man ihn betrachten und definieren kann.
Für mich war und ist Spiritualität eng mit Bewusstsein, mit Bewusstheit und Gewahrsein in meinem Lebensalltag verbunden.
Also keine Retreats. Kein Om-Singen und Chanten. Keine Selbstgeißelung. Ich lebe spirituelles Wissen, das sich laufend weiterentwickelt, seit gut 30 Jahren. Doch ich bin auch sehr pragmatisch und umsetzungsorientiert. Es nützt nichts, in den Wolken unterwegs zu sein und nichts im Alltag zu Wege zu bringen. Die große Kunst ist, BEIDES im Ausgleich zu leben.
Eine große Lebenskrise hat mich in die Spiritualität förmlich hineingeworfen. Seither ist nichts mehr, wie es vorher war. Auch nicht in meinem Zugang zu Wissenschaft und zu Spiritualität selbst.
Nichts ist für mich natürlicher als Spiritualität im Sinne eines ausgeprägten Bewusstsein, einer gelebten Bewusstheit und eines geübten Gewahrseins.
Alltagstaugliche Anwendung
Das mag einfach klingen, doch im Lebensalltag und im Wissenschaftsalltag angewendet, ist beides eine große Herausforderung. Wenn man sich den Anspruch stellt, bewusst und gewahr zu sein, dann bedeutet das, dass man beispielsweise bei der Wahl von Forschungsfragen und Forschungszielen ebenso bewusst und gewahr ist, weil man aus einer inneren Überzeugung zur Bedeutung seines Anliegens heraus handelt – und nicht, weil man sich irgendwelche Preise dafür erwartet und weil eben ein besonders fetter Budgettopf gerade angezapft werden kann. Forschungsfragen und Forschungsziele ergeben sich aus dem Leben, aus wahrgenommenen Bedürfnissen, aus inneren Anliegen. Oft ist man damit vor seiner Zeit. Man stößt auf Unverständnis, auf Augenrollen, auf verschlossene Türen. Intrigen sind gang und gebe. Ausgrenzung und Marginalisierung mit Verleumdung garniert ebenfalls Damit bewegt man sich am Rand der sogenannten academic community.
Selbst wenn Ausgrenzung zur Politik wurde – ich stehe hinter dieser Haltung in meiner wissenschaftlichen Karriere. Im Rückblick geben mir die Resultate mehr als recht, ohne irgendetwas auch nur im Ansatz passend zu machen.
Weniger reden, mehr nachdenken und konkret handeln
Was mir immer wieder begegnete, ist die oft zitierte Moral- und Ethikkeule in der Debatte. Wir reden viel und sagen mittlerweile sehr, sehr wenig. Einfach zum Nachdenken. Unterbrechen Sie gegebenenfalls Ihr Lesen an dieser Stelle und lauschen Sie bei diesem Satz in sich hinein. Er hat viel mit der Verbindungsmöglichkeit aus Wissenschaft und Spiritualität zu tun. Und zwar ohne sich geistig zu strecken. Er ist sehr natürlich in dieser Verbindungsmöglichkeit.
Übrigens habe ich bis dato nie ein Forschungsthema bzw. ein Thema, zu dem ich schreibe, gesucht. Sie haben mich bislang alle gefunden, weil ich wach und achtsam durch mein Leben gehe
Das neue Gemeinsam.
Ich erinnere mich an die 1990er Jahre, die Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion und vor 9/11. Es waren Goldgräberjahre für die Wissenschaft, vor allem in den Internationalen Beziehungen (international relations), der Internationalen Politik (das ist der deutsche Begriff) und der damals neu aufkommenden Sicherheitspolitik mit dem umfassenden Sicherbegriff. Anything goes – alles ist möglich. Das war damals die Devise. Nichts konnte schräg genug sein. Man bekam Budgets für Forschungsanliegen, die man heute niemals mehr bekommen würde. Nicht weil die Fragen so off road waren. Man war schlicht planlos und dankbar für jeden Hinweis. Auch wenn in der praktischen Politik nur sehr wenig davon umgesetzt wurde.
Dies hat sich seither massiv verändert. Ich orte stark, dass an Veränderung noch immer viel zu wenig Interesse im Kollektiv vorliegt. Dies äußert sich beispielsweise am Wunsch und an der großen kollektiven Sehnsucht, das „Alte“, d.h. die Zeit vor Corona, wieder zurückhaben zu wollen. Alles wird dafür getan, um das Alte heraufzubeschwören.
Auch in der academic community nehme ich wahr, dass die Veränderung der Gottseibeiuns oftmals ist. So groß kann der Druck durch die normative Kraft des Faktischen gar nicht sein. Corona wird mittlerweile als lästige Störung im gängigen Wissenschaftsbetrieb empfunden. Nachhaltige, tiefgehende Veränderungen in Programmen? Ich kann bislang keine ausmachen – doch ich gebe die Hoffnung nicht auf.
In klar abgezirkelten Compartments zu forschen, nach dem sog. Stovepipe-Prinzip (d.h. es stehen eine Reihe von Schornsteinen nebeneinander, die bitte um Gottes willen nichts miteinander zu tun haben dürfen) zu arbeiten und sein Süppchen zu kochen, hat nichts mit zukunftsgerichteter Wissenschaft und Forschung zu tun.
Nebenbei – es ist auch total unspirituell in einer Phase, die uns in ein neues Gemeinsam und eine neue Einheit hinführt. Es hat nichts mit Wissenschaft und Spiritualität, wie wir sie brauchen, um den Umbruch zu meistern, zu tun.
Bislang galt die Trennung
Gelegentlich fühlte ich mich wie in der 1. Klasse Grundschule beim Mathe-Test. Die Schultasche wurde als Sichtschutz aufgestellt, damit der Nachbar nichts abkupfern konnte. Wie lächerlich ist das?! Das hat nichts mit Wissenschaft und Spiritualität wie ich sie verstehe, zu tun.
Ich erinnere mich an ein großes Forschungsprojekt Mitte der 1990er Jahre, in dem ich erstmals begriff, was wahrlich interdisziplinäres Forschen bedeutet und wie wichtig das Gemeinsame im Team war. Es war furchtbar anstrengend. Wir mussten uns eine gemeinsame Verständnisbasis erarbeiten. Dazu hatten wir nächtelang durchdiskutiert. Wir mussten uns menschlich kennenlernen. Wir mussten uns selbst mit unseren Stärken und Schwächen kennenlernen. Nichts war selbstverständlich. Jeder musste sich in den Bereich des anderen einarbeiten und gleichzeitig den eigenen Bereich einbringen. Befindlichkeiten hatten keinen Raum. Es war schwierig. Es war konfliktbeladen. Die Ergebnisse waren anfänglich mickrig.
Doch noch heute kann ich sagen – nie habe ich mehr gelernt über Menschen, über andere Gebiete, über mich selbst. Das war spirituelles Hardcore-Leben. Damals erlebte ich erstmals Wissenschaft und Spiritualität unausgesprochen gemeinsam.
Evidenzbasierung und Erfahrungswissenschaft
Evidenzbasierung, also das Gründen von Thesen auf nachvollziehbaren und belegbaren Fakten, ist 2020 zum Wort des Jahres geworden. Das gilt für Wissenschaft und Spiritualität gleichermaßen.
Corona hat der Evidenzbasierung einen Hoch-Zeit beschert. Es gab noch nie so viele unterschiedlichen Evidenzen wie 2020. Wenn alles Evidenz ist, ist nichts Evidenz – ein Gedanke, angelehnt an Paul Riceur, den großen französischen Philosophen.
Es gab höchst unterschiedlichen Meinungen, die auf Evidenzen aller Art gründeten. Vor allem wie man mit einer Pandemie umgehen kann, muss und soll. Viele dieser Evidenzen waren auf vergangenem Wissen gegründet, das aus vergangenen Erfahrungen rekrutiert wurde.
Doch war dieses Wissen samt den Schlussfolgerungen zeitgemäß?
Eine aus meiner Sicht brennend wichtige Frage, die man sich als Wissenschafter*innen immer stellen muss. Natürlich ist es einfach, im Nachhinein gescheit zu schreiben und vermeintlich alles besser zu wissen. Doch ich meine, dass man sich als Wissenschafter*innen immer fragen muss, worauf man seine Thesen und Behauptungen und letztlich seine Empfehlungen gründet. Es handelt sich also mitnichten um eine quantité néglegable.
Wissenschaft und Spiritualität samt Echtzeiterfahrungen
Dieses Mal leben wir in einem Echtzeitverfahren. Es geschieht. Das Erfahrene wird ausgewertet. Es werden Schlussfolgerungen gezogen. Es werden daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet. Und … die Realität geht weiter. Es ist ein laufender Prozess. Es ist wie die oft zitierte Operation am offenen Herzen. Der Patient muss dauernd beobachtet werden in seinen Vitalfunktionen. Gegebenenfalls muss eingegriffen werden – und zwar außerplanmäßig.
Die unterschiedlichen Schlussfolgerungen zu einem Thema, das die gesamte Menschheit betraf und betrifft, traten und treten plötzlich an die geneigte Öffentlichkeit. Etwas, das gang und gebe in der wissenschaftlichen Community war und ist – unterschiedliche Schlussfolgerungen zu einem Thema – hatte unvermittelt maßgebliche Konsequenzen für uns alle.
Bis heute gibt es keine einheitliche und verbindliche Meinung zur Pandemie mit ihren unterschiedlichen Varianten. Vielleicht können wir mit der Meinungskakophonie mittlerweile besser umgehen als noch vor einem Jahr. Doch der scientific common ground fehlt.
Könnte hier ein gemeinsamer Zugang von Wissenschaft und Spiritualität helfen? Einfach zum Nachdenken.
Wir können uns weiter fragen: was bedeutet es für uns im konkreten Fall, wenn es keinen verbindlichen, nachvollziehbaren gemeinsamen Nenner gibt? Denken Sie gerne auch darüber nach. Wächst Ihre innere Unsicherheitslücke oder können Sie es aushalten? Hier könnte Ihnen – vielleicht – ein bisschen Spiritualität im Sinne eines grundlegenden Vertrauen und eines Verständnisses für höhere Zusammenhänge helfen. Vielleicht.
Wissenschaft und Spiritualität – die Rolle der Erfahrung
Wissenschaft ist immer auf erfahrungsbasiert. Immer. Sie ist nicht objektiv und losgelöst. Allein die Auswahl des Untersuchungsgegenstand, die Definition der Forschungsfrage und der Forschungsziele, die Wahl der Methoden ist erfahrungsgestützt und individuell. Das wird nicht gerne gesagt. Doch einmal in Max Webers bekannten Aufsatz „Die ´Objektivität` sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“ nachzulesen, würde viele Missverständnisse gar nicht aufkommen lassen. Der Aufsatz ist als pdf unter dem angegebenen Titel am Internet frei abfragbar. Er könnte Ihr Weltbild von Wissenschaft nachhaltig verändern. Auch wenn der Essay über 100 Jahre bereits am wissenschaftlichen Rücken hat. Ich halte ihn für aktueller denn je.
Auch der gesamte Denk- und Handlungsprozess hat sich verändert.
Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Spiritualität. Wir wissen, dass wir nicht wissen. Was heute sinnvoll ist, kann morgen schon wieder von gestern sein – in beiden Bereichen. Der Wunsch nach Sicherheit ist nur in einer Weise erfüllbar: im Loslassen der Sicherheit.
Das mag fürs politische Handeln wenig hilfreich erscheinen. Doch sind pseudosichere Aussagen und Handlungsempfehlungen besser?
Das Zurechtbiegen eines Zusammenhanges
Nun gehöre ich nicht zu jenen Wissenschafter*inneninnen, die sich die Dinge schönschreiben und zurechtbiegen und mit Krampf und Kampf Gemeinsamkeiten zwischen Spiritualität und Wissenschaft herstellen. Ich gehöre auch nicht zu jenen, die sich beispielsweise als Bewusstseinsforscher*in bezeichnet, um sich selbst einen Anstrich von Seriosität zu vorzugeben. Erfreulicherweise bin ich mit mehreren Jahrzehnten wissenschaftlicher Arbeit und Expertise mehr als ausreichend gesegnet und nachweislich dekoriert. Da geht vieles leichter.
Gerade das Zurechtbiegen von spirituellen Methoden und Erkenntnissen in Richtung Wissenschaft hat meiner Einschätzung nach beiden sehr geschadet.
Es hat das Verhältnis der beiden Bereiche geradezu nachhaltig beschädigt. Eines benutzt das andere zur eigenen Existenzrechtfertigung. Eigentlich schäbig. Beide Bereiche werden gegeneinander ausgespielt. Was uns das als Menschheit bringen könnte, entzieht sich auch nach mehr als 30 Jahren thematischer Befassung meiner Kenntnis.
Missbrauch von Gedanken bekannter Wissenschafter*innen
Wissenschaft und Spiritualität mag ja durchaus sexy klingen. Es gab auch Zeiten, als große Denker wie Newton, Galileo, Shakespeare und Einstein in der spirituellen Community rauf- und runterzitiert wurde. Meistens wurden sie falsch zitiert. Ihre Gedanken wurden aus dem Zusammenhang gerissen. Sie wurden passend gemacht und in esoterisches und spirituelles Gedankengut eingebaut. Es war so, als ob Spiritualität die Denker brauchte, um die eigene Existenz zu untermauern und zu rechtfertigen.
Oft habe ich mich gefragt, warum das gemacht wird. Wie wenig Selbstbewusstsein hat die spirituelle Community, dass sie Einstein – bei allem sehr großen Respekt – braucht, um ihre Existenz und ihre Aussagen zu rechtfertigen? Oder irre ich mich und die Community ist in Wahrheit sehr mickrig und unsicher?!
Ich galt und gelte in der wissenschaftlichen und spirituellen Community als durchaus lästig, weil ich gerne Originalquellen lese. Mir ist wichtig, einen Satz zu durchdringen, unterschiedliche Übersetzungen und ihre möglichen Folgen anzusehen und nicht nur schön zu zitieren – bei passender Gelegenheit am Biobuffet. Ich will seit Jahrzehnten wissen, was einen Menschen zu einem Gedanken bewogen haben könnte, was sein Innerstes dazu sagt, welche Zusammenhänge er wahrnahm. Dazu muss man lesen, lauschen, recherchieren. Da bleibt fürs Biobuffet dann wenig Zeit. An meiner Recherchelust hat sich auch nach gut 30 Jahren Wissenschaft und Spiritualität nichts verändert.
Wissenschaft und Spiritualität – Metaphysik
Dabei ist es sehr einfach. Wer sich einmal mit Wissenschaftsgeschichte[3] (sie ist ein Abbild der Menschheitsgeschichte) befasst, merkt, dass man sehr schnell in die Metaphysik gelangt. Die Grenze wird fließend und irgendwann löst sie sich auf. Ich will nicht behaupten, dass Wissenschaft und Spiritualität eins werden, doch sie nähern sich sehr stark an. Diese Grenze muss man erkennen und den Prozess danach muss man durchdringen. Alles andere halte ich für unzulässig.
Die Metaphysik wird gelegentlich als lästig empfunden. Sie wird dann bemüht, wenn man keine schlüssigen und nach wissenschaftlichen Kriterien nachvollziehbare Erklärungen hat. Sie hat eine Feigenblattrolle, wenn man nicht weiter weiß.
Dabei umfasst sie die hohe Kunst, Unerklärbares unerklärt stehen zu lassen. Nicht immer alles aus Unsicherheit wissen zu wollen. Unklarheit aushalten zu können. Nicht auf alles eine robuste Antwort haben. Nicht immer alles instantmäßig, kurz und knapp, quick&dirty zu wissen und nach zwei Stunden seine Meinung revidieren zu müssen. Nichts für soziale Medien. Keine Foto-Opportunity. Nichts von all dem.
Newton mit seinem Prime Mover und Goethe im Zauberlehrling konnten damit sehr gut umgehen. Nietzsche konnte in seinen Arbeiten ebenfalls eine Lücke lassen. Die Namen sind exemplarisch zu lesen. Das Wissen wollen ist immer mit der Absicht dahinter verbunden.
Im Regelfall werden Neugierde, Offenheit für andere Lösungswege und Kreativität in Ideen auch in der Wissenschaft belohnt. Selbst wenn es länger dauern sollte und der Weg durchaus beschwerlich sein kann. Eine sehr schöne Parallele zur Spiritualität – ganz ohne name dropping.
Intuition und Wissenschaft
Wenn man von der Metaphysik absieht, ist es eine bewusste Entscheidung der einzelnen Wissenschafter*innen, spirituelle Elemente in der eigenen Arbeit zuzulassen. Spiritualität „fliegt“ einem in der Wissenschaft daher nicht zu, sondern man entscheidet sich dafür. Vielleicht ist sie auch eine Form der Haltung des Lebens gegenüber. Sie ist jedenfalls kein bequemes Erklärungsmodell, wenn man mal bei seinen Arbeiten nicht weiterweiß. Wenngleich – manches Stoßgebet nach oben half mir gelegentlich dann doch aus so mancher Verzweiflung, weil sich eine Antwort nicht und nicht einstellen wollte. Meistens kam sie dann aus einer Ecke, wo ich sie nie erwartet hätte.
Was mir immer half und mich auch begleitete, weil ich sie zuließ, war eine ausgeprägte Intuition.
Sie führte mich zu den für mich relevanten Themen, Menschen und Möglichkeiten. Nie suchte ich nach einem neuen Thema. Es fand mich immer. Ich wurde auch immer vor der Zeit gefunden. Meine Pionierrolle war mir in meine Hand geschrieben. Es dauerte nur ein bisschen, bis ich das begriff, zuließ und auch für mich nutzte. So konnte ich wie ein akademischer Hofnarr vieles ansprechen, das sich andere nie anzusprechen getrauten. Ich war und bin nach wie vor sehr intuitiv im Erarbeiten von Fragen und Lösungen.
Das ist mir möglich, weil ich ein sehr kraftvolles, intellektuelles und spirituelles Fundament habe. Dazu muss ich die Metaphysik nicht bemühen.
Schnittmengen zwischen Wissenschaft und Spiritualität?
Begriffe wie Interdisziplinarität (dh. Methoden und Denkgebäude aus unterschiedlichen Fachrichtungen werden genutzt, um eine Frage zu beantworten), Transdisziplinarität (dh. Wissenschaft löst sich von den bekannten fachlichen Grenzen, blickt auf gesellschaftlich relevante Fragen und beantwortet diese fachunabhängig), Einheitsbewusstsein, Gemeinsames etc. könnten begriffliche Klammern für Wissenschaft und Spiritualität sein.[4]
Wir wissen, dass Sprache Bewusstsein schafft. Wir wissen auch, dass künstlich geschaffene Verbindungen zwischen Bereichen eher einem modischen Hype gleichen, denn dass sie nachhaltig Wirkung entfalten können.
Wer bewusst und wahrhaftig mit wissenschaftlichen Begrifflichkeiten umgeht, legt eine saubere Basis für seine Arbeiten. Das könnte als spirituell im Sinne von Bewusstsein und Gewahrsein ausgelegt werden.
Wissenschaftliche Redlichkeit ist auch eine gut geübte Kategorie. Sie spricht die Ehrlichkeit im Vorgehen, die Wahrhaftigkeit in Aussagen, die Transparenz in den Grundbedingungen der Arbeiten an. Was ich erdacht habe, kennzeichne ich ebenso wie jenes, bei dem mir Gedanken anderer halfen, zu einem weiteren neuen Schritt zu kommen bzw. meine Argumente zu verstärken oder mich durchaus auch abzugrenzen.
Man nennt es neuerdings auch akademische Integrität. Der Inhalt ist gleichgeblieben. Spirituelle Instrumente können dabei begleitend und unterstützend wirken.
Denken Sie gerne weiter nach. Ich bin sicher, Sie finden weitere Schnittmengen.
Wissenschaft und Spiritualität – Motive
Wenn ich auf meine wissenschaftlichen Arbeiten der vergangenen mittlerweile mehr als 30 Jahre blicke, dann waren es immer Neugierde und Kreativität, die mich antrieben. Das gilt sowohl für meine Arbeiten als Wissenschafterin, als auch für meine Arbeiten als Autorin und Schriftstellerin. Dieses Wissenwollen aus einem natürlichen inneren Antrieb. Dieses vorhandene Grenzen überschreiten. Dieses Infragestellen von Vorhandenem. Dieses andere Bereiche erkunden wollen und sehen, was weiterhilft in der Fragebeantworten. Dieses Gehen in eine terra incognita – frei von Gelinggarantie. Das waren und sind meine Motive, wenn ich mich bislang weniger bzw. Unbekanntem widme. Ich habe immer ohne Sicherheitsnetz gearbeitet, mich gefreut, wenn Kollegen ähnlich dachten. Irgendwann hatte ich die nötige persönliche Souveränität, darauf nicht mehr zu achten. Es war mir möglich geworden, allein mit einer Meinung dazustehen, dafür eher gescholten, denn belohnt und akzeptiert zu werden.
Eine Schnittmenge zwischen Wissenschaft und Spiritualität könnte die Herangehensweise an ein Thema, eine Frage sein und der Umgang mit Wissen an sich.
Das klingt unspektakulär, doch wir wissen, dass Energie der Aufmerksamkeit folgt. D.h. bereits in der Fragenauswahl pflanzt man den Samen für das Ergebnis. Der Prozess wird durch das Prinzip von Energie-Aufmerksamkeit begleitet und gewissermaßen unbewusst gesteuert. Das kann man auch bewusst gestaltend machen.
Wie kann man damit sinnstiftend umgehen?
Man kann alle gängigen spirituellen Prinzipien wie das Resonanzprinzip, das Prinzip von Entsprechung und wie all die hermetischen Prinzipien lauten, in den wissenschaftlichen Prozess spielerisch-natürlich integrieren. Ich betone „kann“. Niemand muss das tun.
Ich habe das am Beginn meiner wissenschaftlichen Karriere 1989 wissentlich und absichtsvoll gemacht. Es folgten Jahre mit viel Übung, Disziplin und Hingabe. Das war und ist nicht jedermann Sache. Damit eckte ich an. Ich war im Alleingang mit Meinungen unterwegs. Meine Grundspiritualität half mir sehr auf meinem bisherigen Weg. Seit gut 10 Jahren sind diese Prinzipien zu einem natürlichen Lebensbestand geworden, sodass ich mich gelegentlich daran erinnere, wenn es wo hakt.
Das Wissen, warum es zu Veränderung kommt, treibt mich auch nach 30 Jahren noch um. Es ist das Wissenwollen, was Leben ausweitet, warum es geschieht und wie man gestalten kann.
Die langjährige Auseinandersetzung mit Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte, die Frage, warum wir 1989 den Zerfall der Sowjetunion nicht vorhersehen konnten und welche Antworten wir auf die Frage nach der Great Transformation geben könnten, sind heute in veränderter inhaltlicher Form aktueller denn je.
Aus der Sowjetunion wurde Afghanistan. Das Warum nagt und beißt an uns. Die Annahme, dass Strategie und Politik ident sind, hat sich als große Fehleinschätzung erwiesen – wieder einmal. Die Tatsache, dass auch die Forscher-Community nichts im Vorfeld operativ erkannte bzw. nicht gehört wurde, darüber werden wir noch intensiv nachdenken müssen.
Es reicht nicht, Wissen zu produzieren, zu erkennen und es in Händen eitel zu halten. Es muss verstanden werden und umgesetzt werden.
Kommunikation als weitere Schnittmenge
In der Wissenschaft wie in der Spiritualität war ich jahrelang mit sehr komplexen Sachverhalten konfrontiert. Diese zu erklären, fand ich immer inspirierend. Wissen zugänglich machen. Menschen Orientierung anbieten.
Die Kommunikation von Wissen, vor allem die verständlich, bedarfsgerechte Kommunikation – die eint Wissenschaft und Spiritualität.
Für Erleuchtete in beiden Bereichen ist im Großen Plan kein Platz vorgesehen. Was nicht anwendbar ist, verflüchtigt sich. Daher nicht jammern, sondern bedarfsgerecht das Wissen, die Erkenntnisse präsentieren und zu Umsetzung unaufhörlich motivieren. Das gilt für die Wissenschaft. Das gilt für die Spiritualität.
Der Mensch ist ein lernendes Wesen. Die Seele will sich entfalten und wachsen.
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Was machen wir daraus?
Sich damit intensiv zu beschäftigen, ist eine hervorragende, vor allem hilfreiche und lebbar Verbindung aus Wissenschaft und Spiritualität. Auswogen, klar, bewusst, gewahr, ehrlich, wahrhaftig. Und schon werden wir beiden Bereich – wie von Zauberhand und ganz natürlich – gerecht.
Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es (korrekt referenziert: Erich Kästner, Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es. Kurz und bündig. Epigramme, 1950).
05.10.2021
Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D
Zur Autorin finden Sie alles Wissenswerte unter:
www.andrea-riemer.de
Über Andrea Riemer:
nach einer einzigartigen, 25 Jahren umfassenden internationalen Karriere als Wissenschaftlerin und Beraterin für Sicherheitspolitik und Strategie (Doktorat in BWL, Ph.D. und Habilitation in Militärwissenschaften; außerordentl. Honorarprofessorin), hat sich Andrea Riemer ab 2012 als eine der erfahrensten Buchautorinnen und Vortragenden zu existentiellen Fragen des Lebens in der poetischen Philosophie etabliert.
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