Weg zur wahren Identität: Bewusstsein, Spiritualität und Achtsamkeit
Wir leben in einer Welt, die uns ständig ablenkt. Überall gibt es Erwartungen, Leistungsdruck und den Drang, besser, schneller oder erfolgreicher zu sein. In diesem ganzen Trubel verlieren wir oft den Kontakt zu dem, was wir eigentlich sind. Viele Menschen stellen sich nie bewusst die Frage: Wer bin ich wirklich?
Diese Frage klingt vielleicht einfach, aber sie ist grundlegend. Denn nur wenn wir wissen, wer wir wirklich sind, können wir innerlich frei, zufrieden und klar leben.
Wir schauen uns an, was das “wahre Selbst” ist, warum wir es oft vergessen und wie wir es wiederentdecken können – mit Hilfe von Bewusstsein, Spiritualität und Achtsamkeit. Außerdem bekommst du konkrete Anregungen, wie du selbst damit anfangen kannst.
Was ist das wahre Selbst?
Das wahre Selbst ist nicht dein Name, dein Beruf, deine Hobbys oder deine Meinungen. Es ist nicht dein Körper oder deine Gefühle. All diese Dinge verändern sich ständig. Dein wahres Selbst ist das, was immer bleibt – das, was hinter deinen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen steht.
Manche nennen es reines Sein, andere sprechen von Bewusstheit oder einfach dem innersten Kern. Dieses wahre Selbst ist formlos. Es ist nicht abhängig von Erfolg, Misserfolg oder der Meinung anderer.
Es ist nichts, was man sich erarbeiten oder verdienen muss. Es ist immer schon da. Aber wir übersehen es oft, weil wir so sehr mit dem beschäftigt sind, was wir denken, fühlen oder tun.
Das wahre Selbst ist wie der Himmel, der immer da ist – auch wenn er manchmal von Wolken verdeckt wird. Unsere Gedanken und Gefühle sind die Wolken. Sie kommen und gehen. Doch der Himmel bleibt.
Warum verlieren wir den Kontakt zum wahren Selbst?
Schon als Kinder lernen wir: Wer gut in der Schule ist, wer brav ist oder viel leistet, wird geliebt und anerkannt. Wir gewöhnen uns daran, unsere Identität daran festzumachen, was andere über uns denken.
Mit der Zeit entsteht eine “Maske” – ein Bild von uns selbst, das wir anderen zeigen. Dabei vergessen wir oft, wer wir wirklich sind. Wir glauben, wir seien nur diese Maske.
Dazu kommt, dass unser Kopf ständig arbeitet. Forscher sagen, wir denken ungefähr 60.000 Gedanken pro Tag – viele davon automatisch und negativ. In diesem dauernden Gedankenstrom verlieren wir leicht den Kontakt zum Hier und Jetzt und damit zu unserem wahren Selbst.
Oft glauben wir auch, wir müssten bestimmten Erwartungen entsprechen, um „genug“ zu sein. Das führt dazu, dass wir uns mit Rollen und Leistungen identifizieren – mit dem Schüler, der gute Noten schreiben muss, der Freundin, die nie enttäuschen will, oder dem Sportler, der immer besser werden soll.
Kurz gesagt: Wir verwechseln, was wir erleben, mit dem, wer wir sind.
Bewusstsein als Schlüssel
Der wichtigste Schritt, um das wahre Selbst zu erkennen, ist Bewusstsein. Damit ist nicht gemeint, dass du viel nachdenkst, sondern dass du aufmerksam wahrnimmst, was in dir und um dich herum passiert.
Wenn du anfängst, deine Gedanken, Gefühle und Reaktionen bewusst zu beobachten, erkennst du etwas Wichtiges: Du bist nicht deine Gedanken. Du bist auch nicht deine Gefühle. Du bist das Bewusstsein, das all das wahrnimmt.
Das klingt einfach, aber wenn du das wirklich verstehst, verändert sich dein Blick auf dich und die Welt. Plötzlich merkst du, dass du nicht in jedem Gedanken mitlaufen musst und nicht jede Emotion bist, die in dir auftaucht.
Dieses bewusste Beobachten kannst du üben. Je öfter du innehältst und einfach wahrnimmst, was gerade ist, desto klarer wird dein Blick auf dich selbst. Du erkennst, dass du mehr bist als alles, was in deinem Kopf vor sich geht.
Bewusstsein bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen: für das, was du fühlst, für deine Gedanken und für deine Handlungen. Erst wenn du dir dessen bewusst wirst, kannst du wirklich frei entscheiden.
Die Rolle von Spiritualität
Spiritualität bedeutet nicht unbedingt Religion oder Esoterik. Es bedeutet vor allem: sich mit etwas Größerem zu verbinden. Und dieses Größere findest du nicht irgendwo draußen, sondern in dir selbst.
Spiritualität hilft uns, die Vorstellung loszulassen, wir wären nur unsere Gedanken, unsere Leistung oder unsere Rolle in der Gesellschaft. Sie lädt uns ein, uns daran zu erinnern, dass wir mehr sind als das.
Praktisch kann das heißen: meditieren, Atemübungen machen, sich ehrlich selbst hinterfragen oder sich regelmäßig Zeit für Stille nehmen. Spiritualität bedeutet, den Blick nach innen zu richten und herauszufinden, was bleibt, wenn der ganze äußere Lärm verstummt.
Spiritualität schenkt uns eine neue Perspektive. Sie zeigt uns, dass wir nicht allein sind, sondern Teil eines größeren Ganzen. Dass das Leben nicht nur aus Leistung und Stress besteht, sondern auch aus Verbundenheit, Mitgefühl und innerem Frieden.
Achtsamkeit als Werkzeug
Achtsamkeit ist die Fähigkeit, aufmerksam im Moment zu sein – ohne zu urteilen oder etwas verändern zu wollen.
Wenn du achtsam bist, erkennst du zum Beispiel:
- Wann du dich in Grübeleien verstrickst
- Wann du auf Autopilot reagierst
- Wann du gegen das kämpfst, was gerade ist
- Wann du dich mit Dingen identifizierst, die nicht wirklich “du” sind
Achtsamkeit schafft einen inneren Freiraum. In diesem Raum kannst du bewusster entscheiden, statt einfach nur automatisch zu reagieren.
Achtsamkeit ist keine Technik, die du nur kurz anwenden kannst. Sie ist eine Haltung, die du im Alltag immer wieder üben kannst – in Gesprächen, beim Gehen, beim Lernen, in stressigen Momenten.
Du kannst Achtsamkeit zum Beispiel beim Zähneputzen üben: Spüre, wie die Zahnbürste deine Zähne berührt. Höre auf die Geräusche. Fühle deinen Atem. Oder beim Warten an der Bushaltestelle: Statt aufs Handy zu schauen, nimm einfach wahr, was um dich herum passiert.
Je öfter du solche kleinen Momente nutzt, desto leichter fällt es dir, auch in schwierigen Situationen achtsam zu bleiben.
Der Weg zur Selbsterkenntnis
Das wahre Selbst zu erkennen, ist ein Prozess. Er dauert nicht einen Tag oder eine Woche, sondern entwickelt sich Schritt für Schritt. Hier sind fünf wichtige Schritte:
1. Beobachten
Achte bewusst auf deine Gedanken und Gefühle, ohne sie zu bewerten. Werde zum “Zuschauer” deiner inneren Welt. Stell dir vor, du sitzt im Kino und schaust dir deinen eigenen Gedankenfilm an – ohne dich hineinziehen zu lassen.
2. Loslassen
Wenn du merkst, dass du dich mit einer Meinung, einer Rolle oder einer Angst identifizierst, frage dich: Bin das wirklich ich? Oft wirst du merken: Nein, das ist nur eine Geschichte in meinem Kopf.
3. Annehmen
Alles, was in dir auftaucht – auch die unangenehmen Gefühle – gehört zu dir. Nimm es an, ohne dich dafür zu verurteilen. Erst wenn du aufhörst, gegen dich selbst zu kämpfen, kannst du dich wirklich verändern.
4. Präsenz üben
Je öfter du im Moment bleibst, ohne dich in Gedanken zu verlieren, desto klarer erkennst du dein wahres Selbst. Präsenz bedeutet, mit dem aufmerksam zu sein, was gerade ist – egal ob schön oder unangenehm.
5. Den inneren Widerstand erkennen
Manchmal wehrt sich etwas in uns gegen die Wahrheit. Wir haben Angst, nichts zu sein. Doch genau hinter dieser Angst liegt echte Freiheit. Wenn du den Mut hast, durch diesen Widerstand hindurchzugehen, wirst du entdecken, dass da etwas viel Tieferes auf dich wartet.
Zusätzlich kannst du mit Tagebuchfragen arbeiten, zum Beispiel:
- Wann habe ich mich heute verstellt?
- Welche Gedanken halten mich davon ab, einfach ich zu sein?
- Was bleibt, wenn ich alles loslasse, was ich über mich denke?
Die Illusion des Egos erkennen
Das Ego ist nicht böse, aber es ist auch nicht “echt”. Es ist eine Sammlung von Erfahrungen, Erinnerungen und Geschichten, die wir über uns selbst erzählen.
Das Ego trennt uns: in “ich” und “die anderen”, in “mein Erfolg” und “mein Scheitern”. Wenn du erkennst, dass das Ego nur eine Idee ist, verliert es seine Macht.
Das Ziel ist nicht, das Ego zu zerstören, sondern zu durchschauen. Zu erkennen: Ich bin mehr als das.
Du kannst das Ego daran erkennen, dass es immer vergleicht, bewertet und nach Anerkennung sucht. Es hat Angst, nicht gut genug zu sein. Doch du bist nicht diese Angst. Du bist der, der sie wahrnimmt.
Wenn du das Ego durchschaust, bekommst du Zugang zu etwas viel Größerem: zu dir selbst, so wie du wirklich bist – ohne Masken, ohne Geschichten, ohne Bedingungen.
Was passiert, wenn wir unser wahres Selbst erkennen?
Wenn du dein wahres Selbst erkennst, ändert sich nicht unbedingt deine äußere Welt – aber deine innere Haltung. Du wirst merken:
- Du hörst auf, ständig “besser” sein zu wollen.
- Du kämpfst weniger gegen dich und andere.
- Du brauchst keine Bestätigung mehr von außen.
- Du reagierst weniger impulsiv.
- Du findest innere Ruhe, egal was passiert.
- Du bist authentischer im Umgang mit anderen.
- Du kannst echte Freude empfinden – ohne Grund.
- Du wirst unabhängiger von der Meinung anderer.
- Du kannst Mitgefühl für dich und andere entwickeln.
Kurz gesagt: Du beginnst, wirklich du selbst zu sein.
Das bedeutet nicht, dass du perfekt bist oder keine Fehler mehr machst. Es bedeutet, dass du dich nicht mehr über deine Fehler definierst. Dass du dich nicht mehr verbiegen musst. Dass du frei wirst, so zu leben, wie es für dich stimmig ist.
Fazit
Die Suche nach dem wahren Selbst ist keine Flucht vor dem Leben. Sie ist ein ehrlicher Blick darauf, was wir wirklich sind – jenseits von Rollen, Geschichten und Erwartungen.
Bewusstsein, Spiritualität und Achtsamkeit sind keine Modebegriffe. Sie sind Werkzeuge, die dir helfen können, dich selbst besser zu verstehen und innerlich freier zu werden.
Dieser Weg ist nicht immer leicht. Er verlangt Mut, Ehrlichkeit und die Bereitschaft, sich selbst wirklich zu begegnen. Aber er lohnt sich.
Denn alles, woran wir uns im Außen festhalten – Anerkennung, Besitz, Erfolg – vergeht.
Das, was du bist, bleibt. Immer.
Du bist mehr als deine Gedanken. Mehr als deine Erfolge oder Misserfolge. Mehr als das Bild, das du anderen zeigst. Du bist das Bewusstsein, das all das wahrnimmt. Du bist frei.
Impulse für deinen Alltag
Wenn du diesen Weg ausprobieren willst, fang klein an. Nimm dir jeden Tag fünf Minuten Zeit für Stille. Beobachte deine Gedanken, ohne sie zu bewerten. Und frage dich zwischendurch: Wer bin ich gerade wirklich?
Außerdem kannst du dir folgende Übungen vornehmen:
- Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, die du heute bewusst wahrgenommen hast.
- Lege jeden Tag eine “Handy-freie Zeit” ein, in der du dich nur auf das Hier und Jetzt konzentrierst.
- Führe ein Achtsamkeitstagebuch, in dem du deine Beobachtungen über dich selbst notierst.
Du wirst sehen: Das wahre Selbst ist immer da. Du musst nur wieder lernen, es zu bemerken.
23.07.2024
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit OnlineHeike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“
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