Woher kommen wir und wohin gehen wir?

moench weg monk

moench weg monkDie uralte Menschheitsfrage:
Woher kommen wir und wohin gehen wir?

Gerade in einer aktuellen Weltkrise wie zur Zeit, wo Gewohntes zu verschwinden droht, wo zum Teil die normative Kraft des Irrsinns herrscht, wird die Frage nach der Sinnhaftigkeit des menschlichen Lebens täglich bedeutungsvoller.

Seit Jahrtausenden haben Wahrheitssucher über unser Woher und Wohin nachgedacht. Viele sind ratlos geblieben. Auch heute noch sind die offiziellen Hüter der Wahrheit auf Kanzel und Katheter kaum in der Lage, auf diese uralte Menschheitsfrage einleuchtende Antworten zu geben.

Woher kommen wir SHAKESPEARE Buehne ropers

In seinen Nordsee-Bildern schreibt Heinrich Heine (Düsseldorf 1797 – Paris 1856): „Was bedeutet der Mensch? Woher ist er gekommen? Wohin geht er? Wer wohnt dort droben auf goldenen Sternen?“

Der Physiker Max Planck (1858 – 1947 – Nobelpreisträger aus dem Jahr1918) schrieb: „Woher komme ich und wohin gehe ich? Das ist die große, unergründliche Frage, die für jeden von uns gleich lautet. Die Wissenschaft kennt die Antwort nicht.“

Auch die Theologie vermag hierzu keine erschöpfende Auskunft zu geben.

Schon vor 2000 Jahren schrieb der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca (1 – 65 n. Chr.) an einen Freund: „Du meinst, es sollte mich nicht kümmern, was der Anfang des Weltalls, wer der Schöpfer aller Dinge sei? Woher ich selbst gekommen bin? Ob ich diese Welt nur einmal erblicke oder öfter geboren werde? Wohin ich von hier gehe? Was meine Seele erwartet, wenn sie die Erde verlässt? Du meinst, mir verbieten zu müssen, im Himmel heimisch zu sein.“

Der englische Philosoph David Hume (1711 – 1776) gestand: „Wenn ich um mich blicke, sehe ich überall nur Widerspruch, Verwirrung und Streit. Und wenn ich in mich schaue, stoße ich allenthalben auf Zweifel und Ungewissheit. Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin führt mein Weg? Ich befinde mich mit diesen Fragen in tiefster Dunkelheit.“

Nicht anders sah es der französische Philosoph Voltaire (1694 – 1778, eigentlich: François Marie Arouet) als er schrieb: „Manchmal bin ich nahe daran, in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, dass ich nach allem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe, was aus mir werden wird.“

Der französische Biochemiker und Nobelpreisträger für Medizin Jacques Monod (1910 – 1976), der den Menschen als „Zigeuner am Rande des Universums“ bezeichnete, schrieb 1970 in seinem Buch „Zufall und Notwendigkeit: „Der Mensch weiß endlich, dass er in der teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein ist, aus dem er zufällig hervortrat. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo geschrieben.“

Kaum anders sah es der Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein (1879 – 1955): „Seltsam ist unsere Lage hier auf Erden. Ein jeder kommt ungebeten und ungerufen hier her zu kurzem Aufenthalt, ohne zu wissen warum und wozu“.

Ein Wanderer fragte den anderen:

„Wohin gehst Du?“ „Ich weiß es nicht gab dieser zur Antwort. „Dann haben wir den gleichen Weg!“ bestätigte der Fragende. Wir sind tatsächlich Wanderer und einander Weggefährte.

Wenn einer eine Reise tut, muss er sich zunächst fragen: „Woher komme ich und wohin gehe ich?“ Wer wissen will, wohin er geht, muss sich zuerst fragen, woher er kommt. Diese Frage stellt sich für jeden, der nicht planlos und ziellos herumirren will. Wir sind hier auf Erden gleichsam Fahrende ohne feste Bleibe, wir sind Passanten auf der Durchreise, wir sind Fremde mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung.

In „Hyperions Schicksalslied“ klagt Friedrich Hölderlin (1770 – 1843):
„Doch ist uns gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn.
Es schwinden, es fallen die leidenden Menschen
blindlings von einer Stunde zur andren.
Wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen,
jahrelang ins Ungewisse hinab.“

Ein Rabbi wohnte in einem einfachen Zimmer. Dieses war sehr bescheiden eingerichtet. Da stand ein Tisch, davor ein Stuhl, in der Ecke eine Liege, daneben ein paar Bücher, das war alles. Eines Tages trat ein Besucher ein und sah erstaunt, wie einfach der gelehrte Mann da hauste. „Rabbi, wo hast Du Deine Möbel?“ wollte der Fremde wissen. „Und wo sind Deine?“ gab der Rabbi zurück. „O, meine Möbel? Ich habe keine bei mir, ich bin ja bloß auf der Durchreise.“ „Ich auch!“ , war die Antwort des jüdischen Gelehrten.

Wir sind Bewohner zweier Welten; von kosmischer Herkunft dem Geiste nach, von irdischer Abkunft dem Körper nach.

Mit unserem materiellen Körper gehören wir der Erde an. Wir sind also von der Erde genommen, wie es in der Bibel heißt. Für uns geistbegabte Menschen ist aber die geistige Welt unser wahres Ursprungsland.

Als Bürger zweier Welten gehören wir demnach einer vergänglichen und einer unvergänglichen Welt an, einer materiellen und einer spirituellen, einer geschaffenen und einer erschaffenden, einer irdischen und einer himmlischen.

Auf unserem Planeten sind wir bloß vorübergehend zu Hause. Wir Menschen leben hier auf unserer Erde in einer Art Zwischenzustand.

Statt mit einer Reise können wir das menschliche Erdenleben auch vergleichen mit einem Schauspiel, wie es im „Salzburger großen Welttheater“ oder im „Jedermann von Hugo von Hofmannsthal dargestellt wird. Je nach der gewählten Theaterrolle ist das Leben für die einen ein Lustspiel, für andere ein Trauerspiel, für diese eine Posse, für jene ein Drama.

Der Jedermann ist fester Bestandteil der Salzburger Festspiele seit der Gründung im Jahr 1920. Vor der einzigartigen Kulisse des Salzburger Doms wird das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ jedes Jahr aufgeführt. Im Zentrum der Tragödie steht der „Jedermann“, der kurz vor seinem Tod sein ausschweifendes Leben bereut und daraufhin von Gott begnadigt wird.

Die Rolle ist uns aus der geistigen Welt zugedacht und auf den Leib geschrieben, ehe wir die Bühne des Lebens betreten.

Was bei einer Theaterrolle von vornherein planmäßig festgelegt ist, das sind in der Lebensrolle Ort und Zeit der Menschwerdung, die Eltern, die Erbanlagen, Konstitution und Geschlecht, charakterliche Prägung, Begabungen, Talente, gesundheitliche Schwächen und Krankheitsneigungen, aber auch Weichenstellungen in der Schulwahl, Berufswahl und Partnerwahl sowie entscheidende Schicksalsfügungen. Unsere Freiheit besteht nicht darin, unser Schicksal völlig frei wählen zu können, sondern in der Möglichkeit, unseren Lebensplan zu bejahen oder zu verneinen.

Ausgestattet sind wir als Schauspieler mit einer Maske (griech.: persona), hinter der unser wahres Wesen verborgen bleibt. Zum eigenen Schutz tragen wir oft mehr als eine Maske, nämlich eine häusliche und eine berufliche Maske, eine private und eine gesellschaftliche Maske, eine Freizeitmaske und eine Ferienmaske, eine Abwehrmaske und eine Verdrängungsmaske; in der analytischen Psychologie von C. G. Jung (1875 – 1961) „Persona“ genannt.

Wir kennen voneinander zumeist nur die Maske, wir lieben und hassen die Maske des anderen, wir beurteilen und verurteilen unsere Mitmenschen oft nur nach ihrer Maske und Maskerade, wir lassen uns beeindrucken von Schein und Show. All dies dient häufig der Tarnung und Täuschung, der Flucht und der Abwehr. Mit unserer Maske halten wir uns bedeckt, um nicht entdeckt oder verletzt zu werden. Auch Vorsicht und Klugheit raten uns zur Maske, um nicht das Gesicht zu verlieren. „Was Tiefe hat, trägt Maske“, meinte Friedrich Nietzsche (1844 – 1900).

Keine Maske tragen nur kleine Kinder und große Narren.

Am Ende des Lebens, vor dem endgültigen Abtritt von der Lebensbühne, tragen wir die ehrlichste aller Masken.

Es geschieht dann so, wie der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) es beschreibt: „Gegen Ende des Lebens geht es wie gegen Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden. Man sieht jetzt, wie diejenigen, mit denen man während seines Lebenslaufs in Berührung gekommen war, eigentlich gewesen sind. Denn die Charaktere haben sich an den Tag gelegt, die Taten haben ihre Früchte getragen, die Leistungen ihre gerechte Würdigung erhalten und alle Trugbilder sind gefallen.“

Erst hinter den Kulissen erkennen wir beim Demaskieren, wer wir und die anderen wirklich sind, auch woher wir kommen und wohin wir gehen und warum wir gerade diese Rolle zugeteilt bekamen und keine andere.

Der Mensch hat, im Gegensatz zur stummen Kreatur, die Fähigkeit und Möglichkeit, geistig tätig zu sein. Wer geistig tätig ist, der ist ein geistiges Wesen. „Wirklich ist das, was wirkt sagte Rudolf Steiner (1861 – 1925). Der Mensch ist also eine geistbegabte Wirklichkeit. Nun gehört es zum Wesen des Geistigen, dass es nicht materiell und nicht zusammengesetzt ist aus Atomen, wie unsere Materie. Daher kann der menschliche Geist nicht aus der Erdentwicklung stammen. Auf die Frage, woher wir kommen, gibt es nur eine einleuchtende Antwort: Wir kommen aus einer geistigen Welt und sind nur vorübergehend und zu einem bestimmten Auftrag hier auf Erden.

Französische Theologen sprechen von „homme – esprit incarné“.

Im Hier und Jetzt sind wir also erdgebundene Wesen, doch unsere Vergangenheit und unsere Zukunft weisen uns auf eine geistige Heimat hin. Wir sind hier auf der Erde, aber nicht von der Erde; wir sind in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Deshalb sagt eine chinesische Weisheit: „Das Schiff soll im Wasser sein, das Wasser aber nicht im Schiff.“

Wenn es in der biblischen Geschichte heißt, Gott habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, ist damit sicher eine geistige Schöpfung gemeint und nicht eine materielle, denn Gott ist körperloser Geist. Ihm gleichen wir dem Geiste nach und nicht nach unserer körperlichen Beschaffenheit. Den Kindern wird oft auch erklärt, Gott sei Licht. Tatsächlich können wir das Licht als Symbol für geistige Erkenntnis und Erleuchtung sehen. So sprechen wir von einem hellen Kopf, von einem lichten Gedanken, von einer blitzgescheiten Idee.

Wie alle Geschöpfe, so sind auch wir Menschen als geistige Wesen lichte Funken des göttlichen Lichtes.

Daher sagt Jesus Christus von sich selbst: Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12), denn durch ihn kam das Licht in die Finsternis. Es liegt an uns, unser Licht wieder leuchten zu lassen, damit sich das Christuswort bewahrheite: „Ihr seid das Licht der Welt (Matthäus 5,14).

Wenn Theologen und Kirchenvertreter so wenig Übereinstimmendes und Eindeutiges über das Leben nach dem Tod zu sagen haben, ist es ratsam, dass wir nach Quellen der Wahrheit suchen, die uns Jesus Christus verheißen hat mit den Worten: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen…“ (Johannes 16, 13).

In einer linear determinierten Fortschrittsgläubigkeit, die in eine beängstigende Distanz vom eigentlichen Zentrum des Lebens  in eine periphere Welt der Sensationen und Illusionen zu entrücken scheint, wird die glückselig-machende Erfahrung von Augenblick und Gegenwart zur Rarität. Jede tief-greifende und innerlich bereichernde Begegnung mit dem Leben, das sich ausschließlich und ewig im Hier & Jetzt vollzieht, ist stets eine Angelegenheit des Augenblicks, der Präsenz und gleichzeitigen Abwesenheit von Vergangenheit und Zukunft.

Geradezu ziel- und sinnlos werden wir einem Kräfte- und Machtspiel von materiellen Verlockungen ausgesetzt, die uns in zunehmendem Maße den Zugang zum innersten Zentrum vorsätzlich versperren. Viele religiöse Gruppierungen haben in anderer Form und Gestalt Lockangebote für ein zukünftiges Paradies in ihrer Angebotspalette.

Das Geschäft von Sekten und pseudo-spirituellen Bewegungen boomt wie nie zuvor, die Kontaktadressen zum Jenseits, zu geradezu gefährlichen Astralwelten, nehmen täglich zu. Man nutzt berechtigterweise die derzeitige Unglaubwürdigkeit mancher etablierter Religionen, die sich von der authentischen Verkündigung des Königreich Gottes sehr weit entfernt haben. Der Mensch sucht in dieser orientierungsverarmten Gesellschaft nach dem Sinn des Lebens, nach der Existenz Gottes. Seit Jahren bemühen sich viele spirituelle Meister – leider sind nur wenige authentisch – um die Vermittlung von „Leere und Fülle“, von „Weg und Erleuchtung“.

Die wichtigste Frage aus meiner Sicht lautet:

Wer bin ich und wo bin ich jetzt?

Tod und Auferstehung vollziehen sich ständig im Hier und Jetzt, das Leben ist kein Spekulationsobjekt einer imaginären Zukunft, sondern das Füllhorn des Augenblicks, aus dem Entwicklung und Entfaltung von innen her geschehen.

28.07.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Woher kommen wir Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

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Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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