Christus-Bewusstsein auf dem Prüfstand

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Christus-Bewusstsein da vinci abendmahl pixabayChristus-Bewusstsein auf dem Prüfstand

Emmaus & Ostern 2022
L’Ultima Cena „Das letzte Abendmahl“
Eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt von Leonardo da Vinci (1452 – 1519)

Die weltweite CORONA-Pandemie ist ein Weckruf an die Menschen zum Aufwachen in die Lebenswirklichkeit. Die herrschenden Glaubenssysteme brechen zusammen, davon ist sehr wesentlich auch die patriarchalisch geführte römisch-katholische Kirche betroffen. 

„Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!“
 (Lukas 17, 21)

„Aham Brahman Asmi!“
(Hinduismus: „Ich bin der unendliche Wesensgrund!“)

„Weil Jesus Christus aus der räumlichen und zeitlichen Welt in die ewige Wirklichkeit gegangen ist, ist er nun in Raum und Zeit vollkommen gegenwärtig“.
(Mönch & Mystiker Bede Griffiths, 1906 – 1993)

„Die Buddha- oder Wesensnatur ist Eure innerste Urquelle!“
(Roland R. Ropers)

„Einen Einzigen gibt es, der den Gedanken eingeben könnte, ihn in die Nähe JESU zu rücken: BUDDHA. Dieser Mann bildet ein großes Geheimnis. Er steht in einer erschreckenden, fast übermenschlichen Freiheit; zugleich hat er dabei eine Güte, mächtig wie eine Weltkraft. Vielleicht wird Buddha der letzte sein, mit dem das Christentum sich auseinanderzusetzen hat. Was er christlich bedeutet, hat noch keiner gesagt. Vielleicht hat Christus nicht nur einen Vorläufer aus dem alten Testament gehabt, Johannes, den letzten Propheten, sondern auch einen aus dem Herzen der antiken Kultur, Sokrates, und einen dritten, der das letzte Wort östlich-religiöser Erkenntnis und Überwindung gesprochen hat, BUDDHA“.
(Romano Guardini, 1885 – 1968)

Das Mysterium von Ostern

Nur im Lukas-Evangelium (24,13) wird die berühmte Emmaus-Geschichte erzählt. Zwei Jünger, deren Namen nicht erwähnt werden, begegnen auf dem Weg nach Emmaus (hebräisch: warmer Brunnen, warme Quelle) dem auf-erstandenen Christus. Eine der beiden Personen ist vermutlich Alphäus, Bruder des heiligen Joseph und Onkel Jesu.

Wenn man die Auferstehungsberichte der Evangelien miteinander vergleicht, entdeckt man zunächst einmal manche Widersprüche. Bei genauerem Lesen findet man aber ein erstaunliches Maß an Übereinstimmung.

Die wichtigsten Zeugen, die als erste das leere Grab sahen, waren einige Frauen. Gleich nach ihrer überraschenden Entdeckung scheinen sie auseinandergelaufen zu sein, um verschiedenen Leuten davon zu berichten.

  • Am ersten Tag der Woche gehen einige Frauen in der Frühe ans Grab, um den Leichnam Jesu zu salben.
  • Sie entdecken, dass der Stein weggerollt worden ist.
  • Der Leichnam Jesu ist nicht mehr im Grab, aber die Frauen sehen einen Engel, der ihnen erklärt, was geschehen ist, und ihnen einen Auftrag gibt.
  • Die Frauen eilen nach Jerusalem, um den Jüngern alles zu berichten, aber die meisten glauben ihnen nicht.
  • Maria Magdalena ist ihnen zum Grab gefolgt und bleibt noch dort, nachdem sie weggegangen sind. Dadurch wird sie Zeuge der ersten Erscheinung Jesu.
  • Petrus und der „andere Jünger, den Jesus liebte“, gehen zum Grab und sehen, dass es leer ist; danach gehen sie wieder heim.
  • Am selben Tag erscheint Jesus dem Petrus, dann den zwei Jüngern, die nach Emmaus gehen, und dann in Jerusalem allen anderen Jüngern außer Thomas.

Bei allen Berichten fällt an zwei Punkten bemerkenswerte Übereinstimmung auf: Jesus konnte sich zeigen und wieder unsichtbar machen, wann er wollte; er erschien nur seinen Anhängern.

Vermeintliche Widersprüche:

  • Welche Frauen gingen zum Grab?

Offensichtlich waren es Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, Salome, Johanna und andere Frauen aus Galiläa (Lukas 23, 55). Johannes erwähnt nur Maria Magdalena (Johannes 20,1), wahrscheinlich, weil sie zu Petrus und den anderen Jüngern kam, um zu berichten; aus ihren Worten (Johannes 20,2) geht auch hervor, dass noch andere mit ihr am Grab waren.

  •  Wann wurde der Stein weggerollt?

Markus 16, 3-4 und Lukas 24, 2 lassen darauf schließen, dass der Stein weggerollt wurde, bevor die Frauen ans Grab kamen. Dann wäre das, was in Matthäus 28, 2-4 berichtet wird, vielleicht noch vor ihrer Ankunft geschehen, und die Wächter wären gleich danach in die Stadt gegangen.

  • Wieviel Engel waren am Grab?

Beim Eintreffen der Frauen war der Engel, der herabgekommen war, um den Stein wegzurollen (Matthäus 28, 2), vielleicht ins Grab hinein-gegangen, und ein zweiter war hinzugekommen (Lukas 24,4; Maria Magdalena sieht auch zwei Engel, Johannes 20, 12). Markus und Matthäus erwähnen dann nur den einen, der mit den Frauen geredet hat und daher im Mittelpunkt des Interesses stand, während der Plural sie sagten“ in Lukas 24, 5 andeuten könnte, dass die Rede des einen vom anderen lediglich bekräftigt wurde.

  • Was sagten die Engel?

Aus der Zusammenschau der Berichte ergibt sich die folgende Rede:

  1. Fürchtet euch nicht; wir wissen, warum ihr hierher gekommen seid.
  2. Jesus ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden.
  3. Seht, das Grab ist leer.
  4. Sagt es den Jüngern. Ihr werdet ihn in Galiläa sehen.
  5. Erinnert euch, wie er euch schon alles gesagt hat.
  • Wer sah Jesus zuerst?

Nach Markus 16, 9 zeigte er sich zuerst der Maria Magdalena, und das stimmt mit Johannes überein. Bei Lukas wird nichts berichtet, was dem widersprechen könnte. Nach Matthäus 28, 9 erscheint Jesus der Maria Magdalena (Matthäus‘ Schlüsselfigur) und der „anderen Maria“. Das war wahrscheinlich die erste Erscheinung. Als die Geschichte dann weitererzählt wurde, wird man oft nur die (bekanntere) Maria Magdalena erwähnt und die andere Maria ausgelassen haben.

Das österliche Auferstehungsfest hat mit Orientierung zum eigentlichen Leben hin zu tun.

Ostern (engl.: Easter) ist etymosophisch verwandt mit der Himmelsrichtung Osten.

Die österliche Auferstehung ist ein Mysterium, das sich immer und ständig neu vollzieht. Es ist die meisterliche Überwindung der Dualität von Diesseits und Jenseits, von Geburt und Tod hinein in die Wirklichkeit des Ewigen Lebens.

Am Ostermontag wird in den Gottesdiensten meist die berühmte Emmaus-Geschichte interpretiert. Ausschließlich am Ende des Lukas-Evangelium (24, 13 ff.) können wir diese sehr wichtige Erzählung nachlesen, die Martin Luther mit der Überschrift versieht:  Evangelium am Ostermontag.

 Lukas 24, 13 – 31: Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in einen Flecken, der war von Jerusalem sechzig Feld Wegs weit; des Name heißt Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich miteinander, nahte Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht kannten. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs, und seid traurig? Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen drinnen geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Welches?  Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein Prophet, mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt. Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass solches geschehen ist. Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der Unsern; die sind frühe bei dem Grabe gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagen, er lebe. Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fanden’s also, wie die Weiber sagten; aber ihn sahen sie nicht.

Und er sprach zu ihnen:

O ihr Toren und träges Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zu dem Flecken, da sie hin gingen; und er stellte sich, als wollte er fürder gehen. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische aß, nahm er das Brot, dankte, brach`s und gab`s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

  • Hier haben wir es mit einer der faszinierendsten Textstellen im Neuen Testament zu tun, wo uns das mangelnde Bewusstsein des Menschen für die Gegenwart, für das achtsame Gegenwärtigsein vor Augen geführt wird. Gegenwart ist gegen das Warten. Das oft propagierte Leben im Hier und Jetzt, zur rechten Zeit am rechten Ort, ist die Vereinigung aus Vergangenheit und Zukunft: das Präsens, die Gegenwart. Im Präsens ist der Mensch präsent und begreift sein Leben als Präsent, als Geschenk. Dies ist die Osterbotschaft der Auferstehung, die Zusage der Christus-Erfahrung im Hier und Jetzt. Die Jünger, die Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegneten, waren in ihren Gedankenprojektionen von Vergangenheit und Zukunft gefangen genommen, und sie erkannten ihren Meister aufgrund ihrer Geistes-Abwesenheit nicht. In dieser Not befindet sich ein Großteil unserer leidenden Weltbevölkerung.

14.04.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Reisen nach innen ein Lebensabenteuer Roland Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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