Die Angst und die Liebe

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kind loewe angst liebe lionDie Angst und die Liebe

Irgendwo, am Rande einer kleinen Stadt, in der Nähe eines dunklen Waldes, lebte die nackte Angst. Meistens war sie recht klein und huschte mal hier hin und mal dort hin, begegneten ihr doch fernab des geschäftigen Trubels der Stadt, kaum Lebewesen. Nur manchmal, wenn sich jemand in der Düsternis verirrte, bleckte sie ihre schmutzigen Zähne und erfreute sich an den schreckgeweiteten Augen von Mensch und Tier.

Die Angst wusste, dass sie im Wald nicht besonders gern gesehen war und auch nur von diesem hier geduldet wurde, da sie ihm nichts anhaben konnte. Die Bäume ärgerte es allerdings sehr, wenn die Angst sich unnötig aufplusterte und die wenigen Menschen verjagte, die noch den Weg zu ihnen fanden.

Und so kam es, dass die uralten Eichen, die als die Sprecher der Pflanzenwelt gewählt worden waren, der Angst auftrugen, sich eine andere Bleibe zu suchen. Hier wolle man sie jedenfalls nicht mehr haben.
Die Angst zuckte mit ihren knorrigen Schultern, knurrte böse und begab sich auf Wanderschaft.

Als sie in die Nähe der Stadt kam, traute sie kaum ihren Augen.

Überall liefen Menschen in wilder Hektik umher, stritten und piesackten sich, was es das Zeug hielt. Sofort stürzte sie sich auf den Erstbesten, der ihr über den Weg lief und fuhr ihm eiskalt in die Glieder. Der Ärmste schlotterte so sehr vor Angst, dass er kaum weiterzulaufen vermochte. Die Angst aber gurgelte fröhlich und fraß sich durch das gesamte Städtchen, bis sie bis oben hin voll war und zufrieden rülpste.

Oh ja, das gefiel der Angst. Und so wurde sie im Laufe der Zeit immer größer und mächtiger. Und bald schon ward sie auf der gesamten Erde gefürchtet. Sie ernährte sich in der Woche von leichtem Zittern und nagenden Zweifeln, doch an den Wochenenden labte sie sich an der blanken Panik von allen, die ihr besonders des Nachts, begegneten. Sie lauerte Mensch und Tier hinter jeder Ecke auf oder manipulierte geschickt so, dass es am Ende nur einen Gewinner geben konnte.

So lebte die Angst viele Jahrzehnte und Jahrhunderte und fühlte sich als Herrscherin der Welt. Und irgendwie war sie das auch tatsächlich, denn überall, wo die Angst auftauchte, vertrieb sie Vertrauen, Hoffnung und sogar die Liebe.
Die Menschen wurden immer grantiger und trauriger. Sie sahen inzwischen schon richtig grau und stumpf aus und trauen sich kaum noch etwas zu, saß ihnen die Angst ja täglich im Nacken.

Da wurde es der Liebe mit einem Male zu bunt.

Sie zog ihr festlichstes Kleid an, bestückte es mit Glauben und Verbundenheit und machte sich auf den weiten Weg, zur bösen Angst. Unterwegs versuchte sie so viele Menschen wie möglich zu berühren, doch es gelang ihr nicht. Die meisten Herzen waren schon ummantelt von eisernen Schutzmauern, die die Liebe nicht so leicht zu durchdringen vermochte.

Mutlos und erschöpft von der langen Reise und der vergeblichen Mühe, setzte sie sich an den Straßenrand und weinte und weinte.
Auf einmal fragte eine leise kratzige Stimme, warum es ihr so schlecht gehe und als die Liebe aufblickte, sah sie in die funkelnden Augen der Angst. Der Liebe kroch ein eiskalter Schauder über den Rücken und die Angst bäumte sich in lustvoller Erwartung in ungeahnte Grausamkeiten auf, riss ihre schwarz-zerzausten Haare herum und klirrte mit ihren messerscharfen Fingernägeln.

Da sprang die Liebe auf und ward urplötzlich zu reinem gleißendem Licht. Sie übergoss die Angst mit ihrem schönsten Glitzern, was dieser ihren Zorn und die Kraft nahm.
Als die Angst wieder ganz klein war, schaute sie die Liebe fragend an, die verschmitzt lächelnd von dannen zog.
Seit dem ist die Angst besiegt.

Manchmal noch, versucht sie wieder ihr altes böses Spiel. Dann sticht sie den Menschen arglistig in ihre Herzen und erzählt von längst vergangenem oder lügnerischem angeblich bevorstehendem Unheil.
Doch sobald jemand die Liebe herbei ruft, verkriecht sie sich geschwind in ihre dunkle Höhle und zittert selbst, wie Espenlaub.

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Oft wird gesagt, dass das Gegenteil von Liebe Hass sei. Doch das ist nicht wahr!

Das Gegenteil von Liebe, ist Angst. Nicht die Art von Angst, die uns nutzt und ehrlich vor Schaden bewahrt. Sondern die Angst, die heimtückisch und bösartig alles Gute in uns zu vernichten droht.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass diese Angst nur in der Vergangenheit oder in der Zukunft existiert –niemals in der Gegenwart.

Also verbinde dich mit deinem wunderbaren Herzen. Dort existiert eine immerwährende Quelle aus purem Licht und Liebe. Lass diese Liebe sich ausdehnen und über dein Herz hinaus, in deinen physischen und in all deine Energiekörper fließen, bis sie die gesamte Welt durchströmt. Mach dir bewusst, dass du im hier und jetzt sicher bist, geschützt und gehalten.

25.12.2021
Namasté!
Heike Erbertz


Heike ErbertzHeike Erbertz 2021
„Schon immer habe ich „um die Ecke“ gedacht und war sehr feinfühlig, konnte die inneren Themen der Menschen, ihre „inneren Kinder“ wahrnehmen. Mein Weg führte von der Pädagogik zur Therapie und zur Gesundheit, weiter zur Spiritualität und wieder zurück. Mich faszinieren Zusammenhänge, das große Ganze genauso, wie das kleinste Detail.
Zufriedenheit bedeutet für mich, Balance im sich immer wandelnden Rhythmus der Natur, im ewigen Werden.“
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