Giordano Bruno – „Der nach den Sternen griff“
„Gott ist das Unendliche im Unendlichen, die Allgegenwart in allem, nicht über dem Universum oder außerhalb desselben, sondern auf höchste Weise in allem anwesend, allem immanent…. Ich bin jemand, der es wagt, in das Innerste seiner selbst einzudringen, in dem Bewusstsein, dass Gott nah ist, mit ihm und in ihm, da Gott die Seele der Seelen ist, das Leben der Leben, die Essenz der Essenzen.“
Am Potsdamer Platz in Berlin ragt die 6m hohe Skulptur Giordano Brunos gen Himmel, eine exakte Kopie der Bronzeskulptur, die am 17. Februar 2001 auf dem Campus der CEU (Central European University) in Budapest enthüllt wurde.
„Der nach den Sternen griff“
Giordano Bruno
(1548 – 1600)
„Erkenntnis, Weisheit, Wahrheit, Einheit und Liebe sind ein und dasselbe“
Eines der größten Genies der Neuzeit wurde im Jahr 1600
nach sieben Kerkerjahren auf dem Scheiterhaufen der „Heiligen Inquisition“ auf dem Campo de‘ Fiori in Rom verbrannt. Er hatte das kirchenamtlich vorgegebene Weltbild in einer bis dahin unerreichten Schärfe verworfen und das Dogma der Sonderstellung von Menschheit und Erde im Kosmos durch seine Theorie des „unendlichen Universums“ und der „Vielheit der Welten“ in weit dramatischerem Maße entzaubert als Galileo Galilei (1564 – 1824) der nur wenige Jahre später mit freundlicherem Ausgang in die Hände der Inquisition geriet.
Wir leben in einer Zeit gewaltiger Umbrüche und Neuorientierungen, wobei die Naturwissenschaften zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das unendliche Universum sollte mit Demut und Staunen betrachtet werden; die Theologie ist herausgefordert, die gewohnten Gottesbilder zu überdenken.
„Aufrichtig wünsch ich, dass die Frucht meiner Arbeit nützlich und rühmlich erscheine der Welt, dass die Frucht meiner Arbeit erwecke den Geist und aufschließe das Gefühl denen, die des Lichtes beraubt sind. Lachhaft zu sagen, außerhalb des Himmels sei nichts. Es gibt nicht eine einzige Welt, eine einzige Erde, eine einzige Sonne, sondern so viele Welten, wie wir leuchtende Funken über uns sehen.“
Im Januar 1548 wird Filippo Bruno , aus heutiger Sicht ein „Zeitgenosse der Zukunft“
in Nola bei Neapel geboren. Erst später nimmt er den Namen Giordano an. Sein Vater war Soldat im Dienste Spaniens.
Bereits mit 14 Jahren intensives Studium der humanistischen Wissenschaften. Mit 17 Jahren Eintritt in den Dominikanerorden „Santo Domenico Maggiore“ in Neapel. Sechs Jahre vor seiner Priesterweihe wird bereits der erste Prozess gegen ihn eröffnet, weil er den Marienkult und die Heiligenverehrung ablehnt.
Zudem äußerte er Zweifel am Trinitätsdogma und der Transsubstantionslehre. Dennoch wird er 1572 zum Priester geweiht und studiert bis zum Jahr 1575 Theologie. Ein Jahr später erneute Anklage wegen des Verdachts der Ketzerei.
Von Verfolgung bedroht, verlässt er den Dominikanerordnen und flieht – auf Verständnis hoffend – zunächst nach Rom in das Kloster Santa Maria Sopra Minerva. Auch dort verurteilen die Geistlichen seine naturphilosophischen Erkenntnisse, und er tritt aus dem Orden aus. Er flüchtet weiter über diverse norditalienische Städte in das calvinistische Genf.
Im Jahr 1579 Besuch von Philosophie-Vorlesungen an der Universität Genf.
Nach Veröffentlichung einer antiaristotelischen Streitschrift gerät er in Konflikt mit den Gelehrten der Universität und wird erneut angeklagt und verhaftet. Die Calvinisten verbannen ihn. Es gelingt ihm die Flucht nach Toulouse. Dort hält er zunächst Privatvorlesungen über Astronomie und Philosophie. Nach dem Erwerb des Titels „Magister Artium” erhält er einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität.
Die Auseinandersetzungen zwischen den Hugenotten und Katholiken treiben ihn wenig später nach Paris. Gefördert durch König Heinrich III. macht er sich als Universalgelehrter einen Namen. Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Königs geht Giordano Bruno 1583 nach England und hält Disputationen und Vorlesungen an der Universität Oxford, erhält jedoch wegen seiner Angriffe auf Aristoteles und eines Plagiatsvorwurfs keinen Lehrstuhl.
Unterkunft findet Giordano bei seinem Freund und Förderer,
dem französischen Botschafter Michel de Castelnau. Dort verfasst er seine berühmten sechs italienischen Dialoge, darunter das „Aschermittwochsmahl“ („La cena de le ceneri“, 1584) und „Vom Unendlichen, dem „All und die Welten“ („De l’ infinito, universo et mondi“, 1584), in denen er seine naturphilosophischen Anschauungen darlegt.
„Toren in der Welt sind jene gewesen, die die Religion, die Zeremonien, das Gesetz, den Glauben, die Lebensordnung begründet haben; die größten Esel der Welt, die jedes anderen Sinnes bar und alles geselligen Lebens und geselliger Gesittung entbehrend in beständiger Pedanterie wandeln … Sehet zu, ob sie sich um die geheimen Ursachen der Dinge jemals bekümmert, ob sie Verzeihung üben, sollten auch Reiche zerstört, Völker zerstreut, sollte auch alles mit Brand, Blut, Ruin und Verwüstung erfüllt werden; ob es ihnen zu Herzen geht, dass die ganze Welt durch sie dem Untergang geweiht wird!…“
Nach einem erfolglosen Versuch, 1586 in Marburg einen Lehrstuhl zu erhalten, reist Giordano Bruno weiter nach Wittenberg und findet dort eine Anstellung als Extraordinarius an der Artistenfakultät der Universität. Neben seiner Vorlesungstätigkeit veröffentlicht er zahlreiche neue Schriften, u.a. zwei Bücher über Logik und Gedächtniskunst.
Nachdem die religiösen Mehrheitsverhältnisse an der Universität wechseln – ein neuer, dem Calvinismus anhängender Fürst übernimmt die Regentschaft -, reist er weiter nach Prag, erhält jedoch keinen Lehrauftrag. 1589 Weiterreise nach Helmstedt, wo er Professor an der Academia Julia wird. Dort bereitet er seine Frankfurter Schriften vor.
Wie Jahre zuvor von den Calvinisten wird er jetzt auch von den Lutheranern exkommuniziert.
Im Jahr 1590 reist Giordano Bruno nach Frankfurt,
um dort die Drucklegung seiner lateinischen Hauptschriften vorzubereiten. Er gerät in Konflikt mit den Regierenden der Stadt und wird 1591 ausgewiesen. Der Adlige Giovanni Mocenigo lädt ihn ein, als Lehrer nach Venedig zu kommen. Er wohnt bei Mocenigo und unterrichtet seinen Gastgeber in Gedächtniskunst. Bereits nach wenigen Monaten denunziert sein Mäzen, der wohl eine Unterweisung in „magische Künste“ erwartet hatte, Bruno bei der Inquisition und lässt ihn gefangen nehmen. Der Prozess wird eröffnet.
Giordano Bruno wird im Jahr 1593 nach Rom überstellt, und es erfolgt eine jahrelange und von Verhören begleitete Inhaftierung im Auftrag der päpstlichen Behörde. Nach einigen Verhören ist Bruno bereit, teilweise zu widerrufen, was den Inquisitoren jedoch nicht genügt.
Auf die Forderung nach vollständigem Widerruf reagiert Bruno zunächst hinhaltend, schließlich deutlich ablehnend: Er akzeptiert weder die Gottessohnschaft Christi noch die Erwartung des Jüngsten Gerichts. Auch an seiner Behauptung „vieler Welten“ hält er fest.
Nach langjähriger Beweisaufnahme und einem verzögerten Prozessverlauf verfügt Papst Clemens VIII. am 20. Januar 1600 die Verurteilung Brunos.
Giordano Bruno reagiert auf das Urteil mit dem berühmt gewordenen Satz:
„Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme.“
09.05.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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