Sinn des Zufalls

Newtonsche Wiege Zufall Ursache Wirkung

Der Sinn des Zufalls

Über Jahrhunderte hindurch wurde das Prinzip von Ursache & Wirkung (engl.: cause & effect) als einander bedingend betrachtet. Der österreichische Quantenphysiker und Nobelpreisträger aus dem Jahr 2022 Anton Zeilinger (geb. 20. Mai 1945) hatte aufgrund experimenteller Studien öffentlich proklamiert: „Die Quanten, die kleinsten nicht mehr zerlegbaren Einheiten in der Natur, verhalten sich auch zufällig, d.h. das fundamentale Ursache-Wirkungs-Prinzip bricht zusammen, die Dinge geschehen ohne wohl-definierte Ursache. Der radioaktive Zerfall eines Atoms erfolgt in zufälligen Quantensprüngen, und man könne für diese Quantensprünge einfach keine Ursache finden”.

„Synchronizität ist die ständig präsente Wirklichkeit
für alle, die mit ihren Augen sehen können.“
(C.G. Jung, 1875 – 1961)

„Auf lange Sicht scheint der Zufall das organisierende Prinzip unseres Universums zu sein, in dem sich das Lebendige immer wieder in neuer Weise manifestiert“.
(Roland R. Ropers)

Ihm gelang als erster die

„Teleportation von Lichtteilchen“.

“Richtig vorstellen kann ich mir auch nicht, was bei diesen Vorgängen jenseits von Zeit und Raum vor sich geht. Gleichwohl könne man Lichtteilchen als reine Information betrachten.” 

Ich war in einem kleinen Kreis dabei, als Anton Zeilinger im Juni 1998 dem XIV. Dalai Lama an der Universität Innsbruck sein Experiment demonstrierte.

Wir müssen dringend erkennen, dass wir ständig Mitschöpfer der Schöpfung sind, nicht die Allein-Herrscher. Es geht um die demütige Haltung vor der gesamten Schöpfung (Holon) und eine friedliche Kooperation, wo es in Zukunft weder Sieger noch Verlierer gibt. Die Ursachenforschung hat ihre Grenzen erreicht, wir müssen uns auf die Reise zur Fülle und Wirklichkeit des Lebens machen.

Es ist müßig, eine Vielzahl von Kausalitäten aufzuzählen, um unsere Weltkrise zu beklagen.
Das lat. Wort „causa“ kommt von dem lat. Verb „cadere“ (fallen, stürzen).
Der Zufall (Akzidenz) ist ein Ereignis, auf das ich keinen Einfluss habe.

Derzeit erleben wir eine Fülle von Ereignissen geradezu gleichzeitig. cover JUNG C G Buch Synchronizitaet

Es lohnt sich, das im Jahr 2023 neu herausgegebene Buch von C.G. Jung „SYNCHRONIZITÄT“ sehr aufmerksam zu lesen und zu verinnerlichen.

C.G. Jung stand der Religion in ihrer traditionsgebundenen Erscheinung sehr kritisch gegenüber. Es ging ihm vor allem um die echte Lebendigkeit der religiösen Erfahrung, die in ihrer Ausdrucksform nicht konfessionell gebunden sein muss. Es war diese Offenheit für religiöse Erfahrung, unabhängig von ihrer dogmatisch eingebundenen Erscheinungsform, die Jung auch für eine Begegnung mit östlichen Ideen empfänglich machte. Dabei richtete sich sein Interesse gleichermaßen auf den Taoismus, Buddhismus, und die verschiedenen Ausprägungen des Hinduismus, die er verallgemeinernd als unterschiedliche Formen des „östlichen Yoga“ bezeichnete.

Entscheidend für sein Verhältnis zum Osten war aber vor allem die Entdeckung, dass wichtige Themen, auf die er in seiner persönlichen und therapeutischen Auseinandersetzung mit dem Unbewussten stieß, Parallelen in östlichen, speziell auch buddhistischen Vorstellungen hatten. Diese Parallelen sah er auch als Bestätigung für Erfahrungen, die sich nicht immer leicht mit bestimmten christlichen Vorstellungen von Gott in Übereinstimmung bringen ließen. In diese Richtung wies schon ein früher Kindheitstraum des Pfarrerssohnes im Alter von drei oder vier Jahren, in dem er in einer unterirdischen Höhle einen auf einem Thron inthronisierten, vier Meter hohen rituellen Phallus sah.

Solche erste Kindheitsträume weisen oft auf wichtige Lebensthemen hin. In diesem Fall handelte sich um eine wichtige innere Begegnung mit einem archaischen Gottesbild, das die Frage der Beziehung von Instinkt und Geist aufwarf, einem Paar, das in der westlichen Religionsgeschichte vor allem als Gegensatz gesehen worden ist.

Für uns ist aber bemerkenswert, dass er sich, wie er in seiner Autobiographie erwähnt, mit sechs Jahren stark von Abbildungen von Brahma und Shiva in einem Buch angezogen fühlte und dabei das „dunkle Gefühl von Verwandtschaft“ zu seiner „Uroffenbarung“ des erwähnten Traumes hatte. Das Gefühl des kleinen Jungen wies in die richtige Richtung, wenn man bedenkt, dass in der Tat Shiva in der Form eines Lingams, einem phallisch geformten Stein, der seine schöpferische Essenz ausdrückt, verehrt wird.

Sowohl im Hinduismus als auch im tantrischen Buddhismus scheut man sich nicht, Symbole aus der Instinktsphäre zu verwenden, um auf geistige Sachverhalte hinzuweisen. Dabei wird ein Element aus der Erfahrung von Sexualität aufgenommen und transzendiert. In seiner psychologischen Arbeit entdeckte Jung später, dass sexuelle Symbolik im Traum nicht in jedem Fall einfach auf unterdrückte konkrete sexuelle Wünsche hinweist. Sexuelle Symbolik kann zum Beispiel als Ausdruck der Vereinigung von Gegensätzen auf die Ganzheit oder das Selbst im Menschen hinweisen. Ähnlich ist das Bild der sexuellen Vereinigung von Vater und Mutter in der buddhistischen tantrischen Ikonographie kein Hin-weis auf gewöhnliche Sexualität, sondern besitzt die Bedeutung der Vereinigung von Methode und Weisheit und ist so ein Ausdruck der Erleuchtung.

Noch direkter in den Osten führte Jung die Entdeckung des Selbst und seiner Ausdrucksformen.

Am Anfang dieser Entdeckung standen Erfahrungen der Jahre 1918/19, die er über Zeichnungen machte, mit denen er versuchte, für sich selber den Geisteszustand auszudrücken, in dem er sich gerade befand. Es handelte sich um kleine, spontan erstellte Kreiszeichnungen, die er in ein Heftchen malte. Sie halfen ihm dabei, seine eigenen psychischen Wandlungen von Tag zu Tag zu beobachten. Dabei entwickelte sich mit der Zeit das Gefühl von etwas Zentralem, dem er sich über diese Zeichnungen annäherte.

Er realisierte, dass dabei nicht einfach sein Ich, sondern eine tiefere oder umfassendere Schicht in ihm am Werk war, die er Selbst oder Ganzheit nannte. Mit diesen Begriffen versuchte er, die Erfahrung auszudrücken, dass es neben dem Zentrum des Bewusstseins, dem Ich, ein Zentrum der ganzen Persönlichkeit gibt, die neben der bewussten Ebene auch das Unbewusste umfasst.

C.G. Jung beschreibt, dass er Jahre später als Bestätigung für seine Ahnungen von einem umfassenden inneren Zentrum 1927 einen Traum hatte. Im Traum befand er sich im englischen Liverpool. Es war Winter und Nacht, und es regnete. Er kam zu einem erhöht gelegenen quadratischen Platz. Die Quartiere der Stadt waren radiär darum herum angeordnet.

Im Traum erscheint in der Dunkelheit einer kalten Winternacht, die seiner inneren Dunkelheit entsprach, unerwartet der Anblick einer Insel mit einem geheimnisvollen Magnolienbaum, von dem es scheint „als ob ich im Sonnenlicht stünde und zugleich Licht wäre“. Es ist das uralte Motiv vom heilbringenden Licht in der Dunkelheit, das sowohl im christlichen Weihnachtsfest wie auch im Lichterfest des Je Tsongkapa anklingt.

Sinn des Zufalls Newtonsche Wiege Zufall Ursache WirkungC.G. Jung sagt zu dieser Erfahrung:

„Das Erlebnis des Traumes verband sich mit dem Gefühl des Endgültigen. Ich sah, dass hier das Ziel ausgedrückt war. Die Mitte ist das Ziel, und über sie kommt man nicht hinweg. Durch den Traum verstand ich, dass das Selbst ein Prinzip und ein Archetypus der Orientierung und des Sinnes ist. Darin liegt seine heilbringende Funktion.“ (Erinnerungen S. 201 – 202). Der Traum hat C.G. Jung auch zum Malen eines Bildes veranlasst, das er als „Fenster zur Ewigkeit“ bezeichnet hat.

Erst die bedingungslose Hingabe an die kontinuierliche Wirklichkeit, an das, was immer wirkt und präsent ist, lässt unser Leben lebendiger werden.

In den indischen Weisheitstexten der Isha Upanishad lesen wir:

„Jenseits ist Fülle, diesseits ist Fülle,
aus Fülle kommt Fülle hervor.
Nimmt man die Fülle aus der Fülle,
so bleibt nichts als Fülle.“

Diesseits und Jenseits sind nicht voneinander getrennt – die tröstliche Wirklichkeit. Beide Welten, die phänomenale und die raum-zeitfreie, sind in sich selbst vollkommen. In der spirituellen Praxis erleben wir eine tief verborgene Ganzheit, die uns das Gefühl von Weisheit, Freiheit und Erfüllung schenkt.

Es kann nur eine Wirklichkeit geben, und diese besitzt Kontinuität.

Das bedeutet, dass die innere und äußere Welt zusammenhängen, und wir müssen nicht zwischen den beiden wählen. Im Streit zwischen Wissenschaft und Religion hieß es bisher: entweder man stellt sich der sichtbaren Welt und ihren Problemen (die wissenschaftliche Perspektive) oder man zieht sich von der Welt zurück und meditiert über das Trans-Weltliche (der religiöse Aspekt). Für diesen Eintritt ist das ungeteilte Holon, dessen Ursachen ich nicht ergründen muss, habe ich den Begriff der „spirituellen Synchronizität“ eingeführt.

Alles, was wirkt, ereignet sich gleichzeitig und gleichgültig. Das setzt eine enorme Wachsamkeit und Offenheit für das Geschenk der Ewigen Gegenwart voraus.

Die Leere ist der Anfangspunkt jedes Schöpfungsmythos, sei er nun spirituell oder wissenschaftlich. In der Genesis, dem 1. Buch Moses im Alten Testament, lesen wir:

„Und die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut…“ Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Gott oder überhaupt ein Schöpfer existiert. Es kann nicht nachgewiesen werden, dass das Universum einen Sinn oder Zweck hat. Was vor der Existenz des Universums war, ist nicht vorstellbar. Da unsere Erfahrungen in Raum und Zeit gemacht werden, ist es wenig sinnvoll die Wirklichkeit vor deren Existenz erklären zu wollen. Auf lange Sicht scheint der Zufall das organisierende Prinzip unseres Universums zu sein, in dem sich das Lebendige immer wieder in neuer Weise manifestiert.

Lao Tse schreibt im 25. Kapitel des „Tao Te King“:

„Es gibt ein chaotisch gestaltetes Wesen,
das war schon vor Himmel und Erde.
Still und leer.
Steht es allein und verändert sich nicht,
kreist es und erschöpft sich nicht.
Vielleicht ist es die Mutter der zehntausend Dinge.
Ich kenne seinen Namen nicht.
Daher nenne ich es den Weg.
Ich finde keinen besseren Namen
Und bezeichne es als groß.
Es ist groß und es fließt dahin.
Es fließt immer weiter,
und auch wenn es wegfließt, kommt es zurück.
Der Weg ist groß,
der Himmel ist groß,
die Erde ist groß,
und auch der Mensch ist groß.
Dies sind die vier großen Kräfte des Universums.
Und der Mensch ist eine davon.
Der Mensch folgt der Erde,
die Erde folgt dem Himmel,
der Himmel folgt dem Weg,
der Weg folgt seiner eigenen Natur.“

23.05.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Ehrfurcht vor dem Leben Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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