Spiritualität in der modernen Kunst

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Spiritualität in der modernen Kunst kunst farben paintSpiritualität in der modernen Kunst – der Versuch einer Antwort

Können moderne Kunst und eine spirituelle Erfahrung miteinander in Verbindung gebracht werden? Diese Frage erörtert, ob künstlerische Arbeit als eine spirituelle Tätigkeit angesehen werden kann, und wie moderne Kunst uns dabei helfen kann, uns selbst auf unserer spirituellen Reise besser kennenzulernen. Speziell betrifft dies jene Kunst, die nicht auf eine realistische Abbildung abzielt, sondern sich zu einem spirituellen Medium entwickelt, um eine Verbindung zur universellen weltlichen Energie herzustellen.

Kunst ist der Versuch einer Antwort

Was macht Kunst? Es ist ein Prozess, bei dem Künstler versuchen, die Welt zu erforschen und existenzielle Fragen zu beantworten. Spirituelle Kunst ist jedoch nicht dazu da, eine bestimmte Weltsicht aufzudrängen, sondern der Künstler versucht vielmehr, seine eigenen Fragen zu lösen und eine Verbindung zu seinem inneren Geist herzustellen.

Spirituelle Kunst, die weit über alles hinausgeht, was wir als Kunst kennen, ist ein Werkzeug, das uns dazu inspiriert, uns selbst und unsere spirituellen Bedürfnisse zu erforschen. Es ist eine Art der Meditation und eine Quelle der Inspiration. Mit spiritueller Kunst können wir in Frieden tiefer in unsere innere Welt eintauchen.

Natürlich ist es kein neues Konzept. Es hat schon immer Künstler gegeben, die spirituelle Arbeit hervorbrachten. Dieser Künstler erkennt nicht nur die schönen Seiten des Lebens an, sondern auch seine dunklen Seiten. Sie versuchen auf innovative Weise, ihre spirituellen Gefühle und Ideale durch ihre Arbeit auszudrücken.

Der Künstler versucht eine Verbindung zwischen sich selbst und der Natur herzustellen, indem er sich mit den Energien der Natur verbindet und diese in seinen Werken verarbeitet. Er kann bestimmte Farben oder Formen verwenden, um bestimmte Emotionen oder Botschaften zu vermitteln. Spirituelle Kunst ermöglicht dem Künstler auch, mit anderen Menschen zu teilen und zu kommunizieren.

Es gibt viele verschiedene Arten von spiritueller Kunst: Malerei, Skulptur, Fotografie usw., jede mit ihrer eigenen Bedeutung und Interpretation. Der Prozess des Schaffens spiritueller Kunst ist für jeden Künstler unterschiedlich; es ist ein persönlicher Weg der Entdeckung und des Ausdrucks von Gefühlen und Ideen. Jeder Künstler erschafft sein eigenes Universum voller Inspiration und Schönheit mit seiner spirituellen Kunst – was immer diese auch enthalten mag!

Das ist es, was uns an der modernen Kunst so fasziniert, wenn wir davor stehen und in den Formen und Farben kein Motiv erkennen, uns aber trotzdem nicht von dem Bild losreißen können. Selbst viele unter denen, die ihre Verbindung zum eigenen Geist verloren oder die Fähigkeit nie gelernt haben, merken bei einem guten Kunstwerk oft, dass sie etwas sehr Persönliches, sehr Privates in einem Bild sehen.

Abstrakte Malerei als Weg zur Transzendenz

Künstler des 20. Jahrhunderts, die sich mit abstrakter Malerei beschäftigten, waren davon überzeugt, dass ein abstraktes Kunstwerk es ihnen ermöglicht, sich besser mit dem Betrachter zu verbinden, als dies durch ein konkretes Motiv möglich ist. Einer dieser Künstler war Yves Klein, dessen Arbeiten u.a. in der Galerie Gmurzynska ausgestellt wurden. Er wurde vor allem durch seine einfarbigen Bilder in der Farbe „International Klein Blue“ bekannt, die heutzutage ein unverzichtbarer Bestandteil der Modewelt sind. Klein begeisterte sich für das Unendliche und Unerkennbare und sah in Linien ein Gefängnis der Farben. Er suchte nach Möglichkeiten, seine Gedanken so direkt wie möglich auszudrücken, und versuchte, eine direkte und unmittelbare Erfahrung im Moment zu schaffen.

Als Inspiration für sein berühmtes „Blue Monochrome“ (1961) nennt er folgenden Moment: Mit neunzehn Jahren schaute er eines Tages in den Himmel und erkannte den unendlichen, immateriellen Raum, der das Universum umschließt. Diese Vision versuchte er, in diesem Bild auszudrücken.
Der russische Künstler Wassily Kandinsky, der vor allem für seine Bilder von geometrischen Formen bekannt ist, beschäftigte sich in seiner Malerei hingegen viel mit dem Okkulten. Seine Bilder widerstreben sich aber genauso eindeutigen Motiven. Er glaubte, die Nachahmung der Natur versperre nur den Weg zur Transzendenz. Für ihn war Malerei eine zutiefst spirituelle Tätigkeit, die über kulturelle und körperliche Grenzen hinausging.

Surrealistischer Automatismus als Portal zum Unterbewusstsein

Auch die surrealistische Kunstszene – zu deren berühmtesten Vertreten Salvador Dalí, André Breton und Frida Kahlo zählen – war bestrebt, eine Verbindung zum inneren Geist aufzubauen. Dabei nutzen viele Surrealisten Bretons Technik des Automatismus. Im automatischen Malen, Zeichen und Schreiben sollen die Vernunft und das Denken ausgeschaltet werden, um dadurch das Unterbewusstsein sprechen zu lassen. Inspiriert von Freunds Psychoanalyse wollte der Surrealismus das rationale Denken abschütteln, denn Kreativität komme aus den Tiefen unseres Unterbewusstseins und das Unterbewusstsein könne authentischere Werke erschaffen als der bewusste Verstand. Ein Beispiel für eine extreme Form des Automatismus in der Malerei sind André Massons automatische Zeichnungen. Dabei gleitet die Hand frei über das Papier, ohne von dem rationalen Denken kontrolliert zu werden – das ist zumindest das Ziel.

Spannend ist aber auch die Mischung aus Automatismus und geplanten Studien wie in Joan Mirós Bild „The Birth of the World“ (1925). Zuerst begann der Künstler, das Bild „automatisch“ zu malen und ergänzte es danach mit Linien und Formen aus früheren Studien.
Für diese Künstler war der schöpferische Akt der Kunst immer eng verbunden mit Spiritualität. Es war ein Weg, um in das Unterbewusstsein zu gelangen und ein Werk hervorzubringen, das sowohl authentisch als auch universell war.

Ist Kunst ist also immer eine spirituelle Tätigkeit? Nein, das ist sie nicht, denn es gibt so viele Herangehensweisen in der Kunst wie es Künstler gibt. Doch die Spiritualität ist für viele moderne Künstlergruppen genau das, was ihre Schöpfungskraft antreibt.

20. Juni 2017

Uwe Taschow

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Uwe Taschow Realitätssinn in Krisenzeiten Uwe Taschow

Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.

“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
Albert Einstein

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1 Kommentar

  1. Für mich verändert Kunst das Bewusstsein, es liegt nicht am Objekt (ein Objekt, als Kunst erklärt hilft nur dabei). Wesentlich ist der Betrachter. In dem Auge des Betrachters finden all die Träume und Stimmungen statt, bis zu seelischen Inhalten, die eigentlich immer wieder eine Neuerfindung unabhängig vom Objekt sind. Weswegen wir uns auch gerne Filme ansehen, wir gehen auf (Bewusstseins-)Reisen. Kunst ist ein Spiegel des Lebens, und die Funktion (das Ritual) der Kunst ist etwas, was wir in uns beim Betrachten erzeugen.

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