Trancezustand und mentales erleben
Trancezustand bezeichnet eine Reihe von veränderten Bewusstseinszuständen, die mit einem starken mentalen Erlebnis verbunden sind. Üblicherweise sind wir im Wachbewusstsein. Im Gegensatz dazu steht die Trance. Dabei ist man auf einen Gegenstand und/oder Vorgang höchstmöglich konzentriert und entspannt sich gleichzeitig. Was wie ein Widerspruch klingt, führt dazu, dass der Verstand ausgeschaltet ist und den Weg ins Unterbewusste somit frei macht.
Wie kommt man in eine Trance?
Es gibt unzählige Methoden und Techniken, diesen Zustand mit einem freien Zugang zum Unterbewussten zu erreichen. Hypnose (Fremd- und Selbsthypnose) ist ein Weg, dauernde Konzentration auf einen monotonen Reiz wie Trommelschläge oder besonders frequente Musik ist ein weiterer Weg, um den Bewusstseinszustand zu wechseln. Schamanische Techniken, Atemtechniken (wie etwas holotropes Atmen), Drogen (Ayahuasca, LSD), Tanz zu entsprechender Musik etc.
Wesentlich sind bei allen Techniken der bewusste Wille, in die Trance zu gelangen. Wenn man sich innerlich gegen die Trance sträubt, weil man Angst vor dem hat, was sich möglicherweise während der Trance zeigt, schiebt man eine innere Blockade vor. Damit bleibt man an der Oberfläche des Bewusstseins hängen. Nimmt man dann auch noch Drogen, so kann man davon ausgehen, dass einem übel wird, man Kopfschmerzen etc. hat – und vom Erlebnis der Trance meilenweit entfernt ist. Erfahrungen dieser Art fußen vor allem auf der Unkenntnis, was Trance ist und was man damit bewirkt. Die Arbeit mit Bewusstseinszuständen ist kein Kinderspiel. Das Unterbewusste ist ein reichhaltige Reservoir für Erinnerungen, die, wenn sie sich zeigen, nicht immer angenehm sind.
Es ist empfehlenswert, beim ersten Mal keine Selbstexperimente zu machen und sich von jemand Fachkundigen in die Trance hinein und auch wieder heraus führen zu lassen.
Was geschieht während der Trance?
Es gibt unterschiedlich intensive Trancezustände. Damit engt sich auch der Bewusstseinszustand unterschiedlich stark ein. Wahrnehmungen über die bekannten Sinne und die Selbstwahrnehmung treten vorübergehend in den Hintergrund. Dies ist wichtig, weil damit auch der Verstand zur Ruhe kommt. Nichts und niemand wird in der Trance ausgeschaltet. Vielmehr kann man es als ein vorübergehendes Beiseiteschieben deuten, um leichter in das Unbewusste und Unterbewusste vorzudringen. Da wir zu ca. 95 % über Unbewusstes denken, fühlen und handeln, erhalten wir Zutritt zu einem bemerkenswerten Reservoir an Informationen, das uns im Wachzustand nicht zugänglich ist.
Körperlichen und sinnlichen Wahrnehmung
Es gibt keine verbriefte Liste an möglichen Erfahrungen. Vieles in individuell. Doch eine Reihe an Erfahrungen sind bekannt. Bei allen Umschreibungen handelt es sich um vorübergehende Phänomene.
Die Wahrnehmung von einem selbst und von seiner Umwelt wird eingegrenzt. Trance hilft, sich vollständig auf etwas zu konzentrieren.
Die Aufmerksamkeit fährt herunter, weil in der Trance auch immer einer starker Fokus auf etwas stattfindet, sei es auf ein Objekt, sei es auf eine Frage.
Auftauchen von inneren Bildern, Wahrnehmen von Farben in einer kräftigeren Intensität, überdeutliches Hören, das fast schon unangenehm aufgrund der Klarheit sein kann.
Die Erinnerung kann sowohl vollkommen aussetzen als auch übertrieben klar und stark sein.
Zeit erhält einen neue Qualität; manche berichten vom Stillstehen der Zeit; andere sind überrascht, dass es zu Zeitstreckungen kommt.
Oft treten hochemotionale Zustände ein, die man sich im Nachgang nicht erklären kann.
Während der Trance können sowohl körperliche Starre als auch Hyperaktivität auftreten.
Wahrnehmungen, Empfindungen und Schmerzen werden ausgeblendet.
Diese Auflistung ist nicht komplett, sondern gibt Hinweise darauf, was sich im mentalen und im körperlichen während einer Trancesitzung ereignen kann.
Trance und Neurologie
Die Neurologie beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Trance als Bewusstseinszustand. Es gibt auch ein neurologisches Modell, dass Trancestufen umschreibt. Dabei werden sowohl extreme Erregungszustände wie völlige Entspannungszustände berücksichtigt.
In der ersten Phase zeigen sich bei geschlossenen Augen oft die bekannten geometrischen Muster und Farben, garniert mit Lichtblitzen.
In der zweiten Phase entwickeln sich daraus sinnhafte Symbole.
Die dritte Phase wird – aus Erfahrungsberichten – oft mit einem Wirbel oder Strudel in der Empfindung verglichen. Manche bezeichnen es als außerkörperliche Erfahrung oder Nahtoderfahrung. Es kommt einer temporären Auflösung von einem selbst gleich.
Formen von Trance
Es gibt unterschiedliche Formen von Trance, die mit einer leichten Form beginnt, wie wir sie in Tagträumen und Fantasiereisen erleben. Trance können wir auch in der Therapie, im Spirituellen, über Drogen und in traumatischen Situationen erfahren.
Trance ist daher kein einheitlicher Zustand, sondern eine Bewusstseinsveränderung, die durch unterschiedliche Maßnahmen herbeiführbar ist und die auch unterschiedlich intensiv erfahrbar ist.
16.12.2021
Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D.
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Über Andrea Riemer:
nach einer einzigartigen, 25 Jahren umfassenden internationalen Karriere als Wissenschaftlerin und Beraterin für Sicherheitspolitik und Strategie (Doktorat in BWL, Ph.D. und Habilitation in Militärwissenschaften; außerordentl. Honorarprofessorin), hat sich Andrea Riemer ab 2012 als eine der erfahrensten Buchautorinnen und Vortragenden zu existentiellen Fragen des Lebens in der poetischen Philosophie etabliert.
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