Wofür nimmst du dir Zeit?
Warum hetzen die Menschen eigentlich durchs Leben? Warum haben sie angeblich keine Zeit? Mit diesen Fragen habe ich mich heute wieder beschäftigt, als mir von einem Bekannten mitgeteilt worden ist, dass meine Emails zu lang wären.
Zu lang?
Warum?
„Weil ich keine Zeit habe, all ‘das zu lesen“.
Ach so, denke ich, also hast du, besser ausgedrückt, kein Interesse. Das ist doch was anderes.
Sich etwas länger mit einer Sache befassen
Viele Menschen, vor allem jüngere, haben scheinbar keine Zeit, sich etwas länger mit einer Sache zu befassen. Alles muss ja schnell gehen. Schnell eine Info hier, eine Info da auf dem Handy anschauen. Eine Sprachnachricht, wenn sie lange ist, womöglich im Schnellmodus laufen lassen, dann tönt sie wie Micky Maus und man versteht fast nichts. Die Leute reden ja auch immer schneller, zumindest im deutschsprachigen Raum.
Es ist eigentlich eine unerklärliche, sinnlose Entwicklung, die sich da ergeben hat. Und Auslöser dafür ist ursprünglich die Parole:
„Zeit ist Geld“
Was für ein Unsinn.
Geld ist Geld und Zeit ist Zeit.
Ob es diese so gibt, wie wir sie wahrnehmen, ist ebenfalls sehr fragwürdig.
Die Hetzerei hat doch damit zu tun, dass die meisten Menschen ihr Leben mit Dingen verbringen, die sie nicht wirklich interessieren.
Sie verbringen Stunden mit einer Tätigkeit in einem Job, der ihnen zwar Geld einbringt, aber keine Erfüllung, keine Freude.
Oder sie verbringen Stunden damit, sich Geschichten von Leuten anzuhören, die sie eigentlich nicht interessieren.
Aber immerhin bietet das die Chance, mit diesen Leuten in Verbindung zu bleiben, und, wie es so häufig eingetrichtert wird, sollen soziale Kontakte ja sehr wichtig sein. Also verbringen sie Zeit mit Menschen, mit oberflächlichen Unterhaltungen, aber eigentlich fühlen sie sich weder erfüllt noch freudig dabei.
Das Handy wird zu einem der wichtigsten Gegenstände
und viele Menschen glauben, auf alle Nachrichten und Posts angewiesen zu sein.
Ja nichts verpassen!
Aber diese anonymen Texte und Videos schenken ebenfalls weder Erfüllung noch Freude.
Bei allen diesen Beschäftigungen bleibt die Sehnsucht nach Ruhe, Entspannung, Ausgelassenheit, Freude oft unerfüllt.
Im Glauben, sich doch noch einige Stunden am Tag richtig wohl zu fühlen, wird alles andere möglichst schnell erledigt. Schnell, schnell, dann endlich Feierabend! Endlich Zeit zum Genießen!
Aber ist das auch wirklich so?
Unsere Gesellschaft ist offensichtlich krank
Krank in vielerlei Hinsicht.
Man könnte sie die „Verkehrtherum-Krankheit“ nennen.
Denn alles, was wirklich gesund, wohltuend und erfüllend ist, wird verdrängt und mit falschen Inhalten gefüllt. Anstatt der Wahrheit sind Lügen an der Tagesordnung. Eigentlich in jedem Bereich.
Lügen von außen, die als Wahrheit präsentiert werden, gehen einher Gedanken, mit denen wir uns selbst belügen. Tagtäglich. Darum ist unsere Gesellschaft, die Politik, die Wirtschaft, die Erziehung, die Berufswelt und die profitorientierte Landwirtschaft so gestört.
Das alles erfordert viel Kraft und Zeit.
Krankheit schwächt
Nun gäbe es ja unzählige Möglichkeiten, sich von dieser Krankheit zu befreien und gesund zu werden. An Vorschlägen und guten Ideen fehlt es nicht. Aber, was fehlt denn?
Es fehlt an der Zeit.
Angeblich.
Aber Zeit heißt auch Interesse.
Sich Zeit nehmen
Für was nimmst Du Dir Zeit?
Wenn unsere Gesellschaft sich so entwickelt hat, dass wir angeblich keine Zeit mehr haben, das zu tun, was uns gesund, kraftvoll und freudig macht, wenn Zeit mit Interesse gleichgesetzt werden kann, dann bleibt doch nur der Schluss:
Die Gesellschaft hat kein Interesse daran, gesund und freudig zu sein.
Wer ist es denn, der diese Werte so unterdrückt?
Wer beeinflusst die Gesellschaft?
Nun ja, die Machthaber der Politik, der Wirtschaft, der Religionen… und andere, haben ein Interesse daran, die Menschheit dumm und gefügig zu halten. Das ist bekannt und auf vielfältige Weise diskutiert und belegt.
Aber die Gesellschaft besteht aus Individuen. Wird der Leidensdruck zu groß, beginnen einzelne Menschen Fragen zu stellen. Fragen, die das eigene Leben betreffen.
Fragen stellen und vor allem, auf Antworten zu warten, erfordert Zeit. Oder Interesse? Ist das Interesse brennend, dann hat es Vorrang vor allem anderen.
Plötzlich ist Zeit da, für die Beschäftigung mit sich selbst.
Zeit für Fragen, wie:
• Was möchte ich wirklich?
• Was brauche ich?
• Was tut mir gut?
• Was schadet mir?
• Wo möchte ich leben?
• Mit wem möchte ich leben?
• Was möchte ich mit meinem Leben ausdrücken?
Unbequeme Fragen.
Denn die Antworten könnten bewirken, dass die bisherige Sicht auf den Kopf gestellt wird und das bisherige Leben aus den Fugen gerät.
Wunderbar!
Diese Fragen und vor allem die Antworten darauf, die jeder Mensch nur für sich selbst empfangen kann, sind die einzige wirkungsvolle Medizin, die wir brauchen, um von der „Verkehrtherum-Krankheit“ geheilt zu werden.
Es braucht nicht zwingend spirituelle Methoden.
Es braucht brennendes Interesse am Leben.
Jeder Mensch, der Interesse für sich selbst und sein Leben entwickelt, wird sich darüber bewusst, wie verkehrt herum alles ist.
Wer sich getraut, alles zu hinterfragen und unvoreingenommen zu erforschen, was es mit dem Leben auf sich hat, der sieht die Welt um 180 Grad gedreht!
Dann plötzlich gibt es den AHA-Effekt, das Erkennen dessen, was wichtig ist und welche Wahrheit sich hinter den Lügen versteckt.
Je mehr Individuen genug gelitten haben unter der „Verkehrtherum-Krankheit“ und sich getrauen, bewusst zu werden, desto mehr innerlich gesunde Menschen entstehen. Innerlich Gesunde Menschen sind bewusste Menschen und bewusste Menschen sind nicht mehr manipulierbar.
Sie haben Zeit! Zeit, sich um ein gesundes, erfülltes Leben zu kümmern!
Zeit ist demzufolge nicht etwas, von dem wir zu wenig haben (oder selten zu viel).
Zeit ist wie ein Raum
in dem sich unsere individuellen Interessen verwirklichen können.
Wir alle setzen unsere Prioritäten, ob bewusst oder unbewusst.
Wenn wir bewusst dem, was uns am meisten interessiert, Priorität schenken, dann können wir uns nicht mehr hinter „Ich habe keine Zeit“ verstecken. Wir übernehmen Verantwortung dafür, unser Leben kreativ gemäß unseren Interessen auszurichten. Das ist möglich, ich habe bisher so gelebt!
Natürlich braucht es Mut dazu, aber Mut ist die Kraft, die der Freude voraus geht!
In diesem Sinne, herzliche Grüße
Navyo Brigitte Lawson
28. Juli 2024
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online
Mein Name ist Navyo Brigitte Lawson. Ich wurde 1948 in der Schweiz geboren. Bereits seit frühster Jugend war ich auf spiritueller Suche, denn die christliche Religion, in der ich erzogen worden war, erfüllte mich nicht, auch nicht mein Psychologiestudium, das ich mit 30 Jahren begann. …
Wertvolle Bücher der Autorin finden Sie >>>HIER
Hinterlasse jetzt einen Kommentar