Ehrfurcht vor dem Leben
„Was ist Ehrfurcht vor dem Leben, und wie entsteht sie in uns?
Die unmittelbarste Tatsache des Bewusstseins des Menschen lautet:
Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will.
Als Wille zum Leben inmitten von Willen zum Leben erfasst sich der Mensch in jedem Augenblick, in dem er über sich selbst und über die Welt um sich herum nachdenkt. Zugleich erlebt der denkend gewordene Mensch die Nötigung, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. Er erlebt das andere Leben in dem seinen. Als gut gilt ihm: Leben erhalten, Leben fördern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen; als böse: Leben vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten. Dies ist das denknotwendige, absolute Grundprinzip des Sittlichen.
Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres wie das des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in Not ist, helfend hingibt. Nur die universelle Ethik des Erlebens der ins Grenzenlose erweiterten Verantwortung gegen alles, was lebt, lässt sich im Denken begründen. Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben begreift also alles in sich, was als Liebe, Hingabe, Mitleiden, Mitfreude und Mitstreben, bezeichnet werden kann.“
Diese Worte verfasste Albert Schweitzer (1875 – 1965) mitten im 1. Weltkrieg
im September 1915 – er war 40 Jahre alt.
Am 16. September 1951 wurde der „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ an den Arzt, Philosophen, Theologen, Organisten und Musikforscher Albert Schweitzer verliehen. Der Festakt – die Laudatio hielt der damalige Bundespräsident Theodor Heuß (1884 – 1963) – fand erstmalig in der Frankfurter Paulskirche statt.
Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 in Kaysersberg bei Colmar/Elsass geboren – er starb mit 90 Jahren am 4. September 1965 in Lambarene/Gabun.
Das Jahr 1951 steht im Zeichen des europäischen Zusammenwachsens.
Am 18. April gründen Frankreich, Deutschland, Italien und die Beneluxstaaten in Paris die Montanunion, einen der Grundpfeiler der späteren europäischen Gemeinschaft. Mit dieser Vereinigung entstand ein gemeinsamer Markt für Stahl und Kohle; der erste Schritt hin zu einem gemeinsamen europäischen Gesamtmarkt war getan. Zudem läuterte dieser Zusammenschluss, der nicht zuletzt die französischen Bedenken gegenüber einem wirtschaftlichen wieder erstarken Deutschlands entschärfen sollte, die deutsch-französische Aussöhnung ein, die mit der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages im Jahr 1963 abgeschlossen und besiegelt wurde.
Im Namen der deutschen Verleger und Buchhändler wird Professor Dr. Albert Schweitzer im Jahr 1951 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen in Würdigung seines vor-kämpferischen Einsatzes für das friedliche Werk an den Armen und Schwachen, dem Manne, der in einem langen, mühe- und opfervollen, erfolgreichen Leben in Wort und Tat für die Ziele eines edlen Menschentums wirkte, in Zeiten, in denen die Menschen und Völker durch Zwiespalt, Hass und Kriege sich an den Rand des Abgrundes brachten.
Nach seinem Theologiestudium ging Albert Schweitzer im Jahr 1900 als junger Pfarrer in die Gemeinde Sankt Nicolas in Straßburg und wurde dort ein Jahr später Leiter des theologischen Seminars. Von 1905 bis 1913 absolvierte er ein Medizinstudium an der Universität in Straßburg und machte sich danach auf den Weg nach Lambarene im westafrikanischen Gabun, wo er als Missionsarzt arbeitete und ein Tropenhospital gründete.
In den Kriegsjahren 1917 und 1918 war Albert Schweitzer als deutscher Staatsangehöriger in Frankreich interniert. Er war ein hervorragender Klavier- und Orgelspieler. Seine Ehrfurcht vor dem musikalischen Genius J.S. Bach war besonders groß. Erst 1924 kehrte er nach Afrika zurück. Mühsam baute er das Hospital in Lambarene wieder auf und richtete unter anderem eine spezielle Abteilung für die Behandlung von Leprakranken ein.
Ein Jahr nach der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels erhielt Albert Schweitzer den Friedensnobelpreis. Der Friedensnobelpreis wurde ihm im Oktober 1953 rückwirkend für das Jahr 1952 verliehen. Er nahm den Preis am 4. November 1954 in Oslo persönlich entgegen. Bereits im Jahr 1928 wurde ihm der „Goethe-Preis“ verliehen.
Albert Schweitzer gehört zu den herausragenden Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts, an dem sich viele Menschen orientieren sollten.
18.01.2024.
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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