Kosmische Mitgliedschaft und Erinnerungs-Kultur
Die berühmte Inschrift im Apollo-Tempel in Delphi lautet:
„Gnothi seauton! – Erkenne Dich selbst!“
Ich habe diesen Aufruf zur Erkenntnis erweitert durch die Worte:
„Remember your cosmic membership!“
“Erinnere Dich an Deine kosmische Zugehörigkeit!“
Das englische Wort „to remember“ wird in der Regel mit „sich erinnern“ übersetzt. Es bedeutet aber etymosophisch betrachtet: „wieder Mitglied werden“, und zwar durch Rückkehr an die kosmische Urquelle, wo jeder Erdenbewohner unterschiedslos gleich ist.
Wir alle gehören einer großen Menschheitsfamilie an, wo zukünftig religiös-dogmatische Glaubenssätze keinen Platz mehr haben.
Wer immer noch zwischen Christen, Juden, Muslimen, Buddhisten, Hindus, Indianern u.a.m. unterscheiden möchte, gehört einer zu Ende gehenden Epoche an, wo Eroberung, Krieg, Zerstörung wesentliche Elemente der Lebensgestaltung waren.
Der wissende und weise Forscher Alexander von Humboldt (1769 – 1859) hatte bereits erkannt:
„Die gefährlichste Weltanschauung ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“
Zur Wiedererlangung der kosmischen Mitgliedschaft benötigen wir eine geistige Erinnerungs-Kultur, keine historische, wo ständig Täter und Opfer aus vergangenen Zeiten ständig wachgerufen werden, um den Zugang des Menschen zu seiner wahren Herkunft zu versperren.
Erinnerung ist die Verinnerlichung, die Rückanbindung an das Innerste; lat.: recordari (wörtlich: zurück zum Herzen), engl.: to remember (wieder Mitglied werden). Die Richtungsanweisung lautet: „re“ = zurück, heimwärts, religiös werden, wieder angebunden sein an den immanenten, in mir wohnenden Urgrund, the indwelling original source.
Biblisch ausgedrückt: „Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!“ (Lukas-Evangelium 17,21).
Das Traumwort vieler spirituell Suchender heißt:
Erleuchtung. Lat.: illuminatio; engl.: enlightment. Wir haben es hier mit der Richtungsanweisung „in, hinein“ zu tun. Es geht also um ein inneres Licht, um die Ausstrahlung, die von innen kommt. Erleuchtung ist das Produkt inneren, unsichtbaren Wachstums – ein oft sehr langer Prozess.
Und für diesen Weg braucht es oft sehr lange Erfahrung: lat.: peritia, scientia, prudentia; engl.: experience. Mit „fahren“ hat das Ganze nichts zu tun, sondern primär mit lat. perire (wörtlich: hindurchgehen, durchdringen). Die Richtungsanweisung ist „per“ (hindurch). So wie das Wort Person mit dem lat. Verb „personare“ = hindurchtönen“ zu tun hat.. Eine Persönlichkeit ist ein Mensch, der sein Tönen, Klingen bei einem anderen hindurchschwingen lässt.
Der Erleuchtungs- und Aufwachprozess führt zur Erlösung lat.: liberatio, redemptio; engl.: redemption.
Jeder von uns ist auf der Suche nach Befreiung (lat. liberatio, engl. liberation, Sanskrit: moksha).
Alle obengenannten Begriffe Erinnerung, Erleuchtung, Erfahrung, Erlösung können letztlich nur über den Heimweg zur kosmischen Ur-Quelle (Return to our Original Source) sinnvoll verstanden werden, denn unsere göttlichen Ressourcen sind nur in der Rückkehr zum Ursprung erfahrbar.
Dann wird aus dem zurück (re) ein mit (con), das Mit-Wissen mit dem göttlichen Urgund (lat.: conscientia); Bewusstsein ist Wachwerden (engl.: awakening) zum Wissen, das nur in unmittelbarer Verbindung mit dem ursprünglichen Sein, im Hier und Jetzt, als Angekommensein und nicht als Zukunft, zum Durchbruch kommt.
„Ohne aus der Tür zu treten,
kannst du die Wege der Welt kennen.
Ohne aus dem Fenster zu schauen,
kannst du die Wege des Himmels kennen.
Je weiter du gehst, desto weniger weißt du.
Die Weisen wissen, ohne zu reisen,
benennen, ohne zu sehen,
wirken, ohne zu handeln.“
(Lao Tse „TAO TE KING“, Kapitel 47)
07.12.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
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von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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