Zwischen den Kulturen zu Hause

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frau lachen indien holiZwischen den Kulturen zu Hause

„Mein Leben in Indien – zwischen den Kulturen zu Hause“
Martin Kämpchen

Dr. phil. Martin Kämpchen arbeitet und wohnt seit Jahrzehnten in der west-bengalischen Stadt Santiniketan, 160km nord-westlich von Kalkutta. Seine 480-seitige Autobiographie ist das aus meiner Sicht derzeit beste INDIEN-Buch aus der Feder eines hoch gebildeten 2-fach promovierten deutschen Literatur- und Religionswissenschaftlers, Schriftstellers, Übersetzers und spirituell Erfahrenen. Da ich den Subkontinent Indien auch recht gut kenne, ist meine Bewunderung für dieses außergewöhnliche Buch besonders groß.

Martin Kämpchen kam am 9. Dezember 1948 in der mittelrheinischen Stadt Boppard als Sohn eines Gymnasiumsdirektors zur Welt,

wuchs mit seinem ein Jahr älteren Bruder Thomas (promovierter Chemiker) in einer sehr glücklichen Kindheit auf. 1965 ein Auslands-Schuljahr in den USA – Besuch der Lourdes High School. Nach dem Abitur Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft, Philosophie und Romanistik in Saarbrücken, Wien und Paris. Im Jahr 1973 Promotion in Wien zum Dr.phil. mit seiner Dissertation „Darstellung der Unmenschlichkeit in der Literatur zum Ersten und Zweiten Weltkrieg“.

Als Stipendiat der Stiftung Studienkreis 1971 drei Monate in Indien. Ab 1973 in Kalkutta als Deutschlektor an einem Spracheninstitut des Ramakrishna Mission Institute of Culture; Zusammenleben mit Mönchen des Ramakrishna-Ordens in Narendrapur südlich von Kalkutta.

Ab 1977 Studium der indischen Philosophie in Madras (heute: Chennai). dort Zusammenleben mit dem indischen Jesuiten Professor Dr.Dr. Ignatius Hirudayam (1910 – 1995)  in seinem interreligiösen Dialogzentrum Aikiya Alayam.

Am 18. Mai 1993 hatte ich eine ungewöhnliche und unvergessliche Begegnung mit Ignatius Hirudayam, dem wagemutigen Pionier in der Integration von Christentum und Hinduismus.

An jenem kam ich mit dem Nachtzug aus Tiruchchirapalli (allgemein bekannt als Trichy)  um 6 Uhr morgens in Madras an. Am Tag zuvor hatte ich eine spezielle Nach-Trauer-Feier am Grab von Bede Griffiths im Sat-Chit-Ananda Ashram in Tannirpalli inszeniert (der Mönch, Mystiker und Weise war am 13. Mai 1993 in Alter von 86 Jahren gestorben).

Ich erinnerte mich, dass Bede Griffiths mir wiederholt ans Herz gelegt hatte, den Jesuitenpater Ignatius Hirudayam in Madras zu besuchen.

HIRUDAYAM-IGNATIUS Madras Mai 1993 copyright roland ropers
© Roland Ropers – HIRUDAYAM-IGNATIUS Madras Mai 1993

Bede Griffiths bewunderte Father Ignatius, der nach seiner Meinung viel wagemutiger als der französische Benediktiner Henri Le Saux „Abhishikt-ananda“ (1910 – 1973), sein Vorgänger in Shantivanam, Christentum und Hinduismus sichtbar zusammengebracht hatte.

Ignatius Hirudayam wurde am 19. Januar 1910 in einem kleinen Dorf im Distrikt Ramuad, Süd-Indien geboren. Ein hochgebildeter Mann, der als Wissenschaftler und Leiter von Sozialeinrichtungen Jahrzehnte lang gearbeitet hatte, bis er in Madras den „AIKYA ALAYAM Ashram – Inter-Faith Research & Dialogue Centre, Institute of Inculturation“ gegründet und 25 Jahre lang erfolgreich geleitet hatte – San Thome High Road No. 68.  Der heilige Apostel Thomas (San Thome) wird in Indien hoch verehrt. Der Legende nach ist er in Indien gestorben. Die katholische Kathedrale von Madras ist nach ihm benannt.

Das Sanskritwort Alaya“ bedeutet: Tempel, das Wort „Aikya“: Einheit, Vereinigung, Identität – derjenige Zustand, in dem der Mensch nicht mehr dem Kreislauf von Geburt und Tod unterworfen ist.

Ignatius Hirudayam hatte Sri Ramana Maharshi (1879 – 1950) wiederholt in Tiruvannamalai besucht. Er war mit den Weisen und Heiligen Indiens bestens vertraut. Mit Sri Aurobindo, Rabindranath Tagore und Mahatma Gandhi war er diverse Male in Gesprächen zusammengekommen.

Er selbst sah eher wie ein weiser Chinese aus. Für ihn war Bede Griffiths der bedeutendste Weise für die Zukunft der Religionen.

Als ich am 18. Mai morgens in seinen kleinen Raum eintrat, saß er inmitten eines großen Chaos von Büchern & Wäsche auf einem einfachen Stuhl und las in der Autobiographie von Bede Griffiths „The Golden String“. Wie zeichenhaft. Mein Besuch war nicht angekündigt. Ich kam “zufällig“. Nach kurzer Vorstellung meiner Person wusste er bereits, wer ich war.

Sehr schnell gelangten wir in ein sehr tiefes Gespräch.

Er berichtete mir von seinem Lebensschicksal, vom Druck der Kirche und seines Ordens. Das Misstrauen ihm gegenüber war immens. Und dennoch blieb er seinem Weg, seiner Überzeugung treu. Sein eigener Name „Hirudayam“ („Das Herz bin ich“) spricht für sich selbst. Sein Ashram in Madras glich eher einem Hindu-Tempel als einer Kirche christlicher Prägung. In seiner letzten Lebensphase wurde er voll rehabilitiert.

Unser Gespräch über Stunden – bis kurz vor meinem Abflug nach Bombay – war von gewaltiger Intensität. Ignatius Hirudayam war damals bereits von schwerer Krankheit gezeichnet.

Martin Kämpchen studierte die bengalische Sprache, um zahlreiche Werke von Ramakrishna (1836 – 1886) und Rabindranath Tagore (1861 – 1941) aus dem Original zu übersetzen. Im Jahr 1987 Promotion an der Visva-Bharati-Universität in Santiniketan mit seiner Arbeit „Begriff der Heiligkeit im Hinduismus und Christentum, dargestellt am Leben von Ramakrishna und Franz von Assisi”. Eine Glanzleistung.

Er erwähnt meinen spirituellen Meister, Mönch & Mystiker Bede Griffiths (1906 – 1993), dem er persönlich begegnet ist. Über das von mir übersetzte Griffiths-Buch „Die Hochzeit von Ost und West“ schreibt Martin Kämpchen: „Es gab mir das gedankliche Rüstzeug zu meiner immer stärker wachsenden Überzeugung, dass ich als Christ, mit Respekt und Bedacht, die Sphäre der Kirchlichkeit – der Liturgie, der Sakramente, der Historizität des Christlichen – übersteigen darf, um auf diese Weise, an der Gestalt Jesus Christus festhaltend, die anderen Religionen zu erreichen…“

Martin Kämpchen wohnt als freischaffender Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Journalist in Santiniketan, wo Rabindranath Tagore, der erste asiatische Literatur-Nobelpreisträger (1913) gelebt hat. Er hat zahlreiche Bücher von Tagore neu übersetzt.

Herausgeber der neunbändigen wissenschaftlichen Buchreihe „Klassiker der östlichen Meditation/Spiritualität Indiens“ (Zürich 1986 -1992).

Martin Kämpchen erforscht die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Indien im 20. Jahrhundert;

Schwerpunkt ist dabei: Rabindranath Tagore, Hermann Hesse und Günter Grass, Indien in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts sowie moderne indische Literatur in deutscher Übersetzung. Er beteiligt sich am interreligiösen Dialog zwischen Hinduismus und Christentum mit Büchern, Vorträgen, Seminaren in Europa und Indien.

Mitarbeit bei deutschen Rundfunkanstalten und an Zeitschriften. Seit 1995 freier Mitarbeiter beim Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, verantwortlich für indische Kultur. Regelmäßige Editorials zur deutsch-indischen Kultur in der Tageszeitung Kalkuttas „The Statesman“. Mehrmals im Jahr Reisen nach Europa. Vorträge, Lesungen und Seminare in Indien und in Europa.


Buchtipp

Cover KAEMPCHEN Leben in Indien

Mein Leben in Indien: Zwischen den Kulturen zu Hause.
Mit einem Geleitwort von Karl-Josef Kuschel
von Martin Kämpchen

Anlässlich seines 75. Geburtstags erscheint Martin Kämpchens Autobiografie.
Wie kein anderer Zeitgenosse ist der seit fünf Jahrzehnten in Indien lebende Deutsche in das religiöse, kulturelle und soziale Leben des Landes eingetaucht.
Der promovierte Germanist und promovierte Religionswissenschaftler ist bekannt als kluger Berichterstatter aus Indien für große deutsche Tageszeitungen ebenso wie als geschätzter Übersetzer des bengalischen Literaturnobelpreisträgers Rabindranath Tagore.
Er ist Initiator und Förderersozialer Projekte in Indien. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens und ein Einblick in das Leben Indiens aus der Nahsicht.


12.05.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Brigitte D'Ortschy Roland Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

>>> zum Autorenprofil

Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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