Apfelessig – Ein vielseitiges Naturheilmittel
Bewährte Hausmittel: Serie von Maria Lohmann / Folge 1 Apfelessig
Essig steht mehr oder weniger in jedem Haushalt und in jeder Küche. In erster Linie ist er ein geschätztes Würzmittel für Salate, Saucen und Suppen. Doch wie lange gibt es ihn eigentlich schon und wie wird er hergestellt?
Die Essigzubereitung ist tatsächlich schon sehr alt. Schon in der Antike fermentierte man Essig beispielsweise aus Früchten der Dattelpalme. Essig diente nicht nur zur Zubereitung pikanter Speisen, sondern auch zum Konservieren von Gemüse, Fleisch und Fisch. Sogar der medizinische Einsatz zur Behandlung zahlreicher Beschwerden durch den griechischen Arzt Hippokrates von Kos (460 bis ca. 370 v. Chr.) ist überliefert.
Auf eine natürliche Herstellungsweise achten
Unter allen im Handel angebotenen Sorten wie Weinessig, Brandweinessig oder Balsamessig werden nur dem Apfelessig die besonderen gesundheitlichen Effekte zugeschrieben. Auch der Umwelt zuliebe sollte man zu hochwertigem Bio-Essig greifen, da bei diesem ganze Äpfel zum Einsatz kommen.
Im ersten Schritt werden sie durch einen natürlichen Gärungsprozess zu reinem Apfelwein vergoren. Im zweiten Schritt entsteht aus dem naturvergorenen Apfelwein der typisch mild säuerliche und fruchtige Apfelessig. Um die wertvollen Enzyme, Inhaltsstoffe und den vollen Geschmack zu erhalten, geschieht dies ohne Pasteurisierung, also ohne künstliche Wärmebehandlung wie bei der konventionellen Essigherstellung.
Für die Aufbewahrung eignen sich am besten dunkle Glasflaschen. Der handelsübliche Apfelessig besitzt einen Gehalt von 5% Säure. Vor der Abfüllung wird der Essig nicht gefiltert und ist deshalb naturtrüb. Mögliche Ablagerungen oder Trübungen in der Flasche haben also keinen Einfluss auf die Qualität, sondern sind im Gegenteil ein Hinweis auf das natürliche Herstellungsverfahren. Sie können mit verwertet oder einfach abgesiebt werden.
Inhaltsstoffe und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Apfelessig enthält in nennenswerter Menge vor allem Kalium sowie in kleinen Mengen Vitamin C und Vitamin B12, Flavonoide, Enzyme sowie Apfel-, Zitronen- und Milchsäure und den Ballaststoff Pektin. Letzterer fördert die Verdauung und senkt den Cholesterinspiegel.
Dem Apfelessig werden von der Volksmedizin zahlreiche positive Wirkungen in den Bereichen Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheitspflege zugeschrieben. Er unterstützt die Verdauung und unterbindet Fäulnisprozesse im Darm, indem er dort ungünstige Bakterien ausschaltet. Das erklärt die gute Wirkung bei Blähungen und Bauchgrimmen. Apfelessig regt die Verdauung an, aber ohne eine Belastung für die Verdauungsorgane darzustellen. Täglich etwas Apfelessig ist auch sehr gut für das Bakteriengleichgewicht im Darmmikrobiom, was Verdauung und Immunsystem gleichermaßen zugutekommt. Hinzu kommt eine leichte bakterielle Wirkung.
Trink-Kur mit Apfelessig: Morgens nüchtern in kleinen Schlucken ein Glas Wasser mit 2 bis 3 EL Apfelessig und ein wenig Honig trinken. Die Kur sollte man etwa zehn bis vierzehn Tage täglich durchführen. Das kurbelt den Stoffwechsel an und wirkt erfrischend. Manche berichten, dass sie nach dem Trinken von Apfelessig weniger Appetit verspüren. Ob er aber tatsächlich beim Abnehmen hilft, wie oft postuliert, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Am besten klappt die Gewichtsreduktion im Rahmen einer Umstellung der Lebensweise mit einer basenorientierten Ernährung und viel Bewegung.
Wer häufiger unter Blähungen leidet, nimmt etwa 10 Minuten vor dem Essen den Drink zu sich und behält jeden Schluck für einige Sekunden im Mund. Das regt die Speichelproduktion und die Verdauung an.
Stichwort Säure-Basen-Haushalt: Schon 1 bis 2 EL Apfelessig täglich stabilisieren den pH-Wert im Magen-Darm-Trakt. Essigsäure erhöht einerseits die Zahl gesunder Laktobazillen und Bifidobakterien und reduziert andererseits die Anzahl schädlicher Bakterien.
Äußerlich für Haut, Atemwege und Gelenke
Äußerlich kann Apfelessig mittels Umschlägen, Kompressen oder Bädern verwendet werden. Um morgens in Schwung zu kommen, den Apfelessig mit Wasser im Verhältnis 1:1 mischen, ein kleines Handtuch eintauchen und am rechten Unterschenkel beginnend, den ganzen Körper in Richtung Herz locker abklatschen. Die Haut verfärbt sich rosig und die Durchblutung wird angeregt.
- Halswickel: Beim Halsweh ein Tuch in 125 ml Apfelessig tauchen, auswringen und um den Hals wickeln. Darüber kommen ein trockenes Tuch und ein Wollschal.
- Bronchial-Packung: Dieses alte Rezept des berühmten römischen Arztes Dioskurides macht die Bronchien frei. 1 TL Apfelessig, 1 TL Honig, 1 TL Meersalz und in einem Liter warmem Wasser lösen, ein Tuch darin tränken, ausdrücken und noch feucht auf die Brust legen. Mit einem Handtuch und der Bettdecke abdecken.
- Dampfinhalationen für freie Atemwege: Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:1 mischen und erhitzen bis es dampft. Den Dampf durch die Nase einatmen. Das Dampfbad ist auch für die Gesichtsreinigung geeignet.
- Bei Fieber helfen kalte Wadenwickel mit einem Schuss Apfelessig oder die von Pfarrer Kneipp empfohlenen Essigstrümpfe.
- Kalte Essigkompressen bei Gelenkbeschwerden: Sind Gelenke nach einer Überlastung gerötet und erwärmt, Apfelessig und kaltes Wasser im Verhältnis 1: 1 mischen, Die damit getränkten Kompressen leicht auswringen und auf die betroffenen Stellen auflegen. Sobald die Kompressen warm werden, erneuern.
- Warme Essigkompresse bei Blähungen: Nicht nur innerlich hilft Apfelessig, auch äußerlich schafft er Abhilfe. Dazu warmes Wasser und Apfelessig im Verhältnis 2:1 mischen. Dann ein Baumwolltuch darin tränken, auswringen und auf den Bauch legen. Mit einem Gästehandtuch abdecken. Den Wickel öfter erneuern.
- Juckreiz: Bei Neigung zu Scheideninfektionen zur Vorbeugung einmal pro Woche ein Sitzbad machen, dem man eine Tasse Apfelessig zugibt.
- Schweißneigung oder Fußgeruch
Bei Neigung zu übermäßigen Schwitzen ein Bad mit Essig: 250 ml Liter Apfelessig ins Badewasser schütten, Wassertemperatur etwa 35 Grad. Badedauer: 15 Minuten, dann fest abrubbeln. Auch tägliche Waschungen mit Essigwasser helfen bei Neigung zu Schweißfüßen. - Im Sommer hat sich besonders die Anwendung von kalten Wickeln und Auflagen bei Sonnenbrand und Insektenstichen bewährt. Essigabwaschungen (Essig und Wasser im Verhältnis 1:2 mischen) lindern rasch die Entzündung und den Schmerz. Alternativ können Sie auch Tücher mit dem Essigwasser tränken und feucht auf die gerötete Haut legen.
- Bei Insektenstichen den Apfelessig unverdünnt auf die schmerzende Stelle tropfen, nach einigen Minuten wiederholen. Das verhindert das Anschwellen der Einstichstelle.
- Haarspülung: Ein Schuss Apfelessig bei der letzten Spülung in die Haare verleiht neuen Glanz und Kraft. Die Anwendung ist für jeden Haartyp geeignet.
22.04.2022
Maria Lohmann
https://www.maria-lohmann.de/
Maria Lohmann
Ihre Leidenschaft für Naturheilkunde, traditionelle Heilverfahren und gesunde Ernährung hat sie zum Beruf gemacht. Seit 1992 ist sie Heilpraktikerin, Medizinjournalistin und Autorin zahlreicher Veröffentlichungen und Bücher.
Einer der inhaltlichen Schwerpunkte von Maria Lohmann ist die Ernährungstherapie, insbesondere der Säure-Basen-Haushalt.
Maria Lohmann zeigt, dass man mit einfachen Mitteln sehr viel für seine Gesundheit tun kann. Sie zeigt Möglichkeiten auf, den Körper auf natürliche Weise zu unterstützen, um eine Balance wiederherzustellen.
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