Krankheit – eine Veränderung für alle Beteiligten
In dieser Woche soll das Thema Krankheit im Fokus stehen. Krankheit kann unser Leben von einer Sekunde auf die andere völlig verändern, Beispiel Schlaganfall. Gleichzeitig gibt es Krankheiten bei deren Diagnose mehr oder minder klar absehbar ist wie sich diese Krankheit allmählich wie die ALS oder aber in Schüben wie bei der Multiplen Sklerose verschlimmern wird.
Gerade eine solche Diagnose verändert von dem Moment an in dem sie gestellt wird für immer das Lebensgefühl der Betroffenen und nicht zu vergessen ihrer Angehörigen.
Bei den akuten Erkrankungen wie Schlaganfällen oder auch Herzinfarkten sind Patienten und Angehörige gezwungen von jetzt auf gleich mit der neuen Situation fertig zu werden, was besonders dann sehr schwer ist, wenn das akute Ereignis zu einer mehr oder weniger heftigen körperlichen und/oder geistigen Behinderung geführt hat. Es ist immer wieder bewegend zu sehen, wie sehr alle Seiten darum ringen gemeinsam Lösungen zu finden und, was besonders wichtig ist die Liebe aufrecht zu erhalten.
Im Falle einer Hirnorganischen Wesensänderung kann dies sehr schwer fallen. Aber auch sonst ist viel Trauer damit verbunden den Kranken als den Menschen verloren zu haben, der über jene Stärken und Potenziale verfügt, so wie man ihn kannte. Nach einem scheren Herzinfarkt kann es sein, dass der ehemalige unermüdliche Tennisspieler kam noch eine Treppe hochkommt.
Wie sehr prägt das Thema Krankheit Dein Leben?
Richte den Blick auf Dein Leben. Vielleicht hast Du selbst schon einen Schicksalsschlag durch eine schwere Krankheit erlebt, oder Du hast mitbekommen, wie dies jemand anderes traf. Die meisten von uns hatten zumindest schonmal heftige Angst vor einem solchen Ereignis.
Falls Du selbst oder ein Angehöriger betroffen sind, schaue noch einmal auf Dein Leben und spüre dahin, wie es damals war. Wo stand Dein Leben im Vorfeld dieser Situation, und wie ging es weiter? Vielleicht erkennst Du bei dieser Betrachtung, dass die Krankheit Dich auf einen spezifischen Schwellenparcours geführt hat, den Du auf diese oder jene Weise bewältigt hast, vielleicht bist Du auch gerade noch dabei.
Lasse Dich in diesem Zuge darüber staunen, wie sich Deine Seele oder auch die Seele anderer, die Du dabei beobachten konntest, mit so schwerwiegenden Ereignissen auseinandersetzen. Vielleicht kannst Du auf die eine oder andere Weise für Dich formulieren, wie die Krankheit, vielleicht auch ein damit einhergehender Tod, Dich reifer, weiser, und lebensfähiger gemacht hat.
Krankheit als sinnvoller Lebensaspekt?
Wenn eine schwere Krankheit ins Leben einbricht, bedeutet das nicht nur den Verlust der Lebensvision, sondern auch, stärker als bei Trennungen, die mehr oder minder weitgehende Zerstörung des Selbstbildes. Letzteres empfinden die Betroffenen häufig als die bedeutend schwerwiegendere Katastrophe.
Die Glücksvorstellung von: „Ich bin jung, schön, gesund, reich und unverwundbar“ wird schwer beschädigt.
Das Sprichwort „Der Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke nur einen“ erweist sich hier in vielfacher Weise als richtig.
Bei den chronischen Krankheiten haben zwar alle mehr Zeit sich mit den möglichen Folgen abzufinden. Eine multiple Sklerose führt meist nicht sofort in den Rollstuhl, manchmal auch gar nicht.
Gerade in letzter Zeit gibt es in Form einer Gen-Therapie erste Hoffnungsschimmer bei der Behandlung zum Beispiel bei der amyothophen Lateralsklerose, ALS, jener Krankheit mit der Physiker Steven Hawking so tapfer gekämpft hat.
An seinem Beispiel ist sichtbar, dass möglicherweise das wichtigste, was ein Kranker lernen muss darin besteht, seine Beeinträchtigungen anzunehmen und sein Leben darauf abzustimmen, gleichzeitig aber voller Dankbarkeit und Engagement jene Potenziale zu nutzten, die ihm bleiben.
Steven Hawking hat uns gezeigt, dass dieses eine ganze Menge sein kann. Insofern kann auch ein Leben mit einer schweren Krankheit außerordentlich sinnvoll sein.
Zu Thema Sinn sei noch erwähnt, dass Angehörige manchmal in der Pflege ihrer kranken, im tiefsten denkbaren Sinne ein Gefühl entwickeln, ein sinnvolles Leben zu haben als Begleiter und Beschützer oft auch als letzten Anker im Dasein für ihre geliebten Menschen. Gerade die Begleitung eines Partners durch eine Demenz wie zum Beispiel die Alzheimer Erkrankung, erzeugt in den Angehörigen jene tiefen Gefühle: Auch, wenn Du m ich schon lange nicht mehr erkennst bleibe ich doch treu als verbündeter bis in den Tod an deiner Seite…
Krankheit und die menschliche Verschiedenheit.
An dieser Stelle ließen sich noch unzählige Aspekte krankheitsbedingter Schwellen aufzählen, was den Rahmen dieses Buches sprengen würde. Der Umgang mit Krankheiten ist bei den Menschen sehr unterschiedlich. Für alle bedeutet er ähnliche Schwellensituationen, und jeder bewältigt diese auf seine Art, denn er hat keine Alternative.
Ganz sicher gibt jeder sein Bestes in diesen Situationen, und Kranke wie Angehörige verdienen für ihren jeweiligen Bewältigungsweg Respekt und Anerkennung. Genau dieser Respekt ist es, den die Betroffenen von ihren Schwellenhelfern am dringendsten benötigen. Manche Kinder trauern viele Jahre um ihre Eltern, bis sie die Schwelle von Mutters oder Vaters Tod wirklich hinter sich lassen können. Wenn es so ist, dann ist es so.Manche bewältigen den Tod ihres Partners, indem sie ihn sofort durch einen neuen ersetzen. Auch das ist ein akzeptabler Bewältigungsschritt. Manche ziehen sich zurück, wenn sie eine Krankheit haben, die sie entstellt, verbergen ihren Makel, andere gehen in die Offensive und zeigen sich. Es gibt nicht viele Schwellensituationen, in denen menschliche Verschiedenheit so offensichtlich ist wie hier, an den Schwellen von Krankheit und Tod.
Mit der nächsten und letzten Schwelle, dem Tod, werden wir uns in der nächsten Woche zum Abschluss dieser Reihe über die Lebensthemen beschäftigen.
06.02.2020
Wolfgang Krahé
Heinz-Jürgen Weigt
Mehr unter: www.bridge-into-life.de
Buchtipp:
Lebensschwellen
Wie Sie Umbrüche in Ihrem Leben erkennen, meistern und daran wachsen
von Wolfgang Krahé und Hans Jürgen Weigt
Dieses Buch möchte Ihnen die Angst nehmen und soll eine lebendige und ermutigende, zuweilen auch humorvolle Hilfestellung bieten, wenn die Wellen des Lebens gerade vielleicht höher schlagen als sonst.
Über die Autoren:
Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Weigt war nach seinem Studium der Ingenieurswissenschaften in verschiedenen Aufgaben im Management tätig. Als Führungskraft war es ihm schon früh ein Anliegen ökonomische und humanitäre Interessen ins Gleichgewicht zu bringen. In seinem heutigen Tätigkeitsbereich bei Bridge into life, als Coach, Trainer und Unternehmensberater ist seine Leitmotivation: Führung ist eine Sonderform von Begegnung.
Dr. med., Dipl.-Psych. Wolfgang Krahé ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, sowie Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Gemeinsam mit seiner Frau Katja betreibt er eine psychiatrisch, psychotherapeutische Praxis. Gemeinsam mit Heinz-Jürgen Weigt erarbeitete er die Organisationpsychotherapie, und gemeinsam betreiben sie Bridge into life PartG, ein interdisziplinäres Beratungsunternehmen.
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