Surfen und Meditation – Manöver 2: Im Line-Up begegnen Sie sich selbst
Leseprobe (S. 52-62) aus: Surf Your Life – und du erreichst deine Ziele mit Leichtigkeit von Maleika Loher . Das Line-Up ist die Brechungslinie der Wellen. Der Surfer wartet dort auf seine perfekte Welle. Er vereint Fokus, Konzentration und innere Ruhe, bevor er diese Welle anpaddelt. Das Auge des Sturms
Learning: In diesem Kapitel lernen Sie, wie Sie Energie tanken, alten Stress loslassen und Ihre Kräfte bündeln. Sie erfahren, wie Sie ein Fels in der Brandung bleiben und mit mehr Klarheit an Ihre Vorhaben herangehen. Sie üben sich in Gewissheit, Zuversicht und Gelassenheit.
Mein Körper stand unter Strom, und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken – jeden Tag, monatelang. Es war einfach alles zu viel! Kein Wunder, nach elf Jahren hatte ich mich von meinem Mann getrennt, meiner großen Liebe, dem Vater meiner Kinder. Ich brauchte Abstand von allem und vor allem Stille, in mir selbst, also flog ich zum Surfen nach Sri Lanka.
Hier draußen bin ich nun weit weg von meinen Problemen und habe Zeit, mich zu sammeln. Ich atme tief ein und aus, versuche, mich auf die Wellen zu konzentrieren. Meine Gedanken kommen allmählich zur Ruhe, die Angst lässt nach. Ein Schwarm kleiner Fische springt vor mir aus dem Wasser. Ich paddle ein paar Züge weiter hinaus, weil eine große Welle heranrollt. Mit großen Augen beobachte ich den Wasserberg, der hinter mir bricht. „Noch nicht!“, denke ich. Noch einmal atme ich tief ein und aus und spüre, wie sich jetzt auch mein Herzschlag beruhigt. Hier will ich nichts, hier muss ich nichts, hier brauche ich nichts. Hier bin ich einfach nur da. Die Weite des Ozeans führt mich zu mir selbst zurück.
Meine Freundin Elena nimmt plötzlich eine Welle und surft fast bis zum Strand.
Sie lässt sich am Ende ins Wasser plumpsen, taucht auf, sieht zu mir und jubelt. Ich werfe meine Faust in die Luft und lache, bleibe allerdings noch eine Weile auf meinem Brett sitzen und genieße die Stille. Alles in mir entspannt sich. Gleichzeitig fühle ich Energie in mir hochsteigen. Elena hat mich mit ihrem Ritt angesteckt. Endlich steige ich voll und ganz aus meinem Gedankenkarussell aus und komme im Hier und Jetzt an. Ich konzentriere mich, jetzt bin ich fokussiert. Ich mache mich bereit für den richtigen Moment, um meine Welle zu reiten.
Kennen Sie das, wenn Sie etwas suchen und es einfach nicht finden? Sie stellen das ganze Haus oder Büro auf den Kopf, keine Chance. In dem Moment aber, wenn Sie damit aufhören und sich entspannen und „wird schon wieder auftauchen“ denken, finden Sie es ganz unerwartet doch. Oder Ihnen fällt ein bestimmter Name oder Fachbegriff nicht ein. Erst, wenn Sie aufhören zu grübeln, fällt er Ihnen plötzlich wieder ein.
Um eine Lösung für Probleme zu finden, ist es manchmal sinnvoll, erst einmal die Anstrengung loszulassen.
Sie können die Lösung auch auf einfachem Wege erreichen. Sobald Sie jedoch kämpfen und etwas erzwingen wollen, blockieren Sie sich selbst. Je verbissener Sie etwas verfolgen, desto weniger gelingt es Ihnen. Warum? Weil Sie entspannt sein müssen, um die Zeichen, Chancen und Hinweise zu erkennen, um Ihr Bauchgefühl zu verstehen und kreativ zu sein. Es sind die unmöglichsten Dinge möglich, wenn Sie aus einem Zustand der Entspannung agieren.
So berichtet mir Klaus (50), ein geschätzter Trainer-Kollege, dass ihm erst dann die Lösung für eine verfahrene Situation eingefallen sei, als er es aufgegeben hatte. Über zehn Jahre lang hatte er aus dem Nichts ein Unternehmen aufgebaut – zwanzig Mitarbeiter, internationale Großkunden, hohe Umsätze, Aufträge rund um die Welt und Arbeitszeiten, die nicht wirklich familientauglich waren.
Er liebte seinen Erfolg, bis zu dem Tag, an dem ihm bewusst wurde, dass etwas Wesentliches dabei fast kaputt gegangen war:
Er war ständig genervt, das Telefon seiner Assistentin klingelte im Minutentakt, dauernd kam ein Mitarbeiter herein und löcherte ihn mit Fragen. Ein großer Auftrag war geplatzt, und er wünschte sich auf eine einsame Insel. Er fragte sich tausendmal, ob seine Entscheidung für diese Firma überhaupt richtig gewesen war. Seine Ehe war am Tiefpunkt, sein Sohn kannte ihn kaum noch, Zeit für sich hatte er nur noch auf der Toilette. Er fühlte sich hilflos und wütend, musste schließlich sogar Leute entlassen. Da war bei ihm das Maß voll! Er musste dringend etwas unternehmen, bevor alles den Bach runtergehen würde.
Ja, Klaus hatte das alles irgendwann einmal so gewollt: viele Angestellte, große Aufträge, tolle Büroräume. Aber jetzt erdrückte es ihn. Nicht nur seine Motivation ließ nach, auch der Erfolg. Er hatte sich einen prächtigen Lebensgarten angelegt, den er jetzt nicht mehr genießen konnte. Das Wollen ließ nach und prompt kam das Unkraut – zuerst der Frust, dann die Wut, später pure Hilflosigkeit. Jetzt musste er das Schlimmste verhindern. Der Zeitpunkt für grundlegende Entscheidungen war gekommen.
Er gab sein Unternehmen zum Verkauf frei, aber nach dem erfolgreichen Verkauf blieb der Mietvertrag für die Büroräume an ihm hängen. Darin standen Leasing-Möbel im Wert von 100.000 Euro, und eine vorzeitige Ablöse hätte diesen Betrag sofort halbiert. Er blieb auf den Kosten sitzen, und was er auch versuchte, es wollte nicht klappen, es wurde und wurde nicht leichter.
Hilflos gab er es irgendwann auf und fügte sich in sein LeasingSchicksal.
Er vermietete einzelne Büros unter und stellte sich auf sein Dasein als Bürovermieter ein – bis der Leasing-Vertrag in fünf Jahren auslaufen würde. Und dann passierte etwas Unglaubliches: Eines Nachmittags erinnerte er sich plötzlich an den Geschäftsführer des Unternehmens ein Stockwerk tiefer, der ihm vor Monaten erzählt hatte, dass er bald sein Büro vergrößern wollte. Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen? Sofort rief er den Mann an und schilderte ihm die Situation. Das Ende vom Lied? Klaus wurde nicht nur die Büroräume los, sondern auch die Möbel und die Untermieter. Als „freier Mann“ ging er zu seiner Frau nach Hause und rettete seine Ehe.
Diese Geschichte zeigt deutlich, dass es eine Mischung aus aktiven Entscheidungen, positiver Gelassenheit und Offenheit für ungewöhnliche Ideen ist, die Sie Ihren Träumen näherbringt. Über Gelassenheit und Offenheit möchte ich nun mit Ihnen sprechen.
Das Leben verläuft in Phasen. Je nachdem, was Ihnen gerade wichtig ist, verändern sich Ihre Prioritäten. Sie haben sich bereits mit dem Bottom-Turn vertraut gemacht, eine Vereinbarung mit sich selbst getroffen und damit Ihre Prioritäten verändert. Das zieht Entscheidungen nach sich, und auf diese gilt es sich zunächst innerlich vorzubereiten. Bevor Sie loslegen und in die konkrete Planung und Umsetzung Ihrer Vorhaben einsteigen, lade ich Sie ein, ins Line-up Ihres Lebens zu kommen.
Was beim Surfen der Punkt hinter der Brechungslinie der Wellen ist,
an dem Surfer ihren Fokus finden und sich auf den richtigen Moment, die richtige Welle konzentrieren, ist in Ihrem Alltag der Zustand der Ruhe und Klarheit. Je nachdem also, wie stark Ihre innere Unruhe und Ihre negativen Emotionen im Moment sind, brauchen Sie erst einmal eine Gelassenheits-Tankstelle. Denn ein belastender innerer Zustand – in einer Krise oder schwierigen Lebensphase – blockiert Ihr wahres Potenzial.
Unter Druck und Stress befindet sich Ihr Gehirn in einer Art Wahrnehmungs-Tunnel. Ängste, Befürchtungen und negatives Kopfkino sorgen dafür, dass der Teil des Gehirns, der für Humor, Kreativität, Freude und Mut zuständig ist, nicht funktioniert. Ihre Wahrnehmung wird sehr eingeschränkt und die Fähigkeit, in Richtung konstruktiver Lösungen zu denken, ist blockiert. Sie drehen sich gedanklich im Kreis und finden scheinbar keine Lösung.
Denken Sie an Klaus:
Er wünschte sich ein anderes Leben, sehnte sich zurück in seine Familie, ohne zu wissen, wie er das anstellen sollte. Außerdem fühlte er sich verantwortlich für seine Firma und die Mitarbeiter. Täglich fragte er sich, was er tun könnte, denn der Druck war für ihn kaum noch auszuhalten. Deshalb wollte er unbedingt eine Entscheidung treffen, um endlich wieder entlastet zu werden. In diesem Zustand der psychischen Überlastung, mit der Angst vor der Zukunft und seinen inneren Konflikten konnte er jedoch keine befriedigende Lösung finden.
Er war im Wahrnehmungstunnel angekommen. Erst, als er die Situation innerlich losließ, erreichte er den Zustand innerer Gelassenheit und Offenheit. Am Ende des Tunnels konnte es sozusagen wieder hell werden, neue Sichtweisen und Ideen wurden möglich – wie der Geistesblitz, den Geschäftsführer der anderen Firma zu fragen.
Wenn die Angst nachlässt, kommt das Vertrauen in die eigenen Gefühle zurück.
Sie haben wieder Zugriff auf Fähigkeiten, die Sie im Zustand der Angst und des Selbstzweifels nicht nutzen können, nämlich Humor, Geduld, Kreativität, Gelassenheit, Freude, Toleranz und Mitgefühl.
Sie kennen vielleicht auch die Situation, sich zwischen verschiedenen Alternativen entscheiden zu müssen.
Verschiedene Lösungen haben auch verschiedene Vor- und Nachteile, und das ständige Abwägen führt Sie in einen energieraubenden Zustand. Wenn Sie nun – innerlich gestresst – über Lösungen A, B oder C nachdenken, wägen Sie wahrscheinlich nur immerzu ab, welche dieser Lösungen mehr Schaden anrichtet und halten eine Lösung D, E oder F gar nicht für möglich. Vielleicht ziehen Sie schließlich einen der Wege durch und fragen sich danach, was gewesen wäre, wenn Sie einen anderen Weg gewählt hätten.
Oder Sie treffen gar keine Entscheidung, aus Angst, etwas falsch zu machen, das Sie hinterher bereuen. All das führt nicht unbedingt zu einer erfreulichen, leichten Veränderung. Deshalb empfehle ich Ihnen, erst einmal Abstand zu allem zu gewinnen – innerlich –, um Zugang zu Ihrer wahren Vision eines erfüllten Lebens zu bekommen.
Nun können Sie vielleicht nicht wie ich in einen Flieger nach Sri Lanka steigen oder gar auf eine einsame Insel auswandern, wie Klaus es gerne getan hätte. Und selbst wenn, letztlich kämen Sie ja doch irgendwann zurück.
Die Kunst ist es stattdessen, das innere Line-up, also Gelassenheit und Offenheit, in Ihrem Alltag zu etablieren.
Sie bringen sich selbst bei, das Licht in Ihrem Wahrnehmungs-Tunnel jederzeit wieder anzuschalten, um aus ihm herauszufinden. Das schaffen Sie über Entspannung. Damit ist gemeint, jede Anspannung – Grübelei, Kampf und Diskussion – loszulassen. Sie versetzen sich, unabhängig von der jeweiligen Situation, in einen Zustand von innerer Ruhe und Unabhängigkeit. Sie machen sich leer, bündeln Ihre Energie und Tatkraft und richten Sie erst dann auf Ihr Ziel – wie einen Laser.
Mit Leere meine ich natürlich nicht, passiv zu warten, bis irgendetwas – von außen – passiert bzw. jemand kommt und die Situation für Sie regelt. Zielloses Warten auf Hilfe ist manchmal sogar eine willkommene Entschuldigung, eben nicht aktiv den eigenen Weg zu gehen. Ich spreche stattdessen von einer Pause. Stellen Sie sich diese Pause vor wie eine rote Ampel, an der Sie halten. Sie schalten in den Leerlauf, sitzen einfach so da und schauen in die Gegend. Erst wenn die Ampel auf Gelb schaltet, legen Sie den Gang ein und machen sich bereit, loszufahren. Bis dahin tun Sie nichts. Genau darum geht es im inneren Line-up. Es ist eine Phase der Besinnung. Sie sind auf nichts fixiert, auf gar nichts! Aus dieser Haltung heraus mobilisieren Sie eine gewaltige Kraft.
Vielleicht stehen Sie gerade vor wesentlichen Entscheidungen und haben möglicherweise nie gelernt, wie Sie einen Zustand innerer Ausgeglichenheit bewusst erzeugen und aufrechterhalten können. Gelassenheit und Offenheit lassen sich jedoch trainieren – wie ein Muskel. Es existieren eine Menge Möglichkeiten, wie Sie sich bewusst entspannen und fokussieren können. Um für Ihr konkretes Vorhaben die nötige Power zu mobilisieren, ist eine dauerhafte, regelmäßige Entspannungspraxis eine absolute Voraussetzung. Diese Praxis – das Achtsamkeitstraining Ihrer Wahl – sollte alltagstauglich und auf Sie persönlich abgestimmt sein, damit nicht gleich von vorneherein eine Überforderung entsteht. Analysieren Sie zu diesem Zweck zunächst Ihr aktuelles Entspannungsverhalten.
Übung 6: Strategische Entspannung
Machen Sie bitte eine Liste, auf der Sie sich Ihre persönlichen Entspannungsstrategien notieren. Sie werden feststellen, dass Sie schon viele Methoden nutzen:
- Wobei, wann und wie haben Sie sich bisher entspannt, also Energie getankt, um zu regenerieren? (Beispiele: Mittwoch 19 Uhr Yogastunde, abends beim Zeitunglesen, morgens beim Spazierengehen mit dem Hund, Urlaub …)
- Welche Momente nutzen Sie, um Ihre Aufmerksamkeit zu bündeln? (Beispiel: Kochen, Fußweg zum Bäcker, Badewanne …)
- Wie lassen Sie Probleme los bzw. was tun Sie innerlich dafür? (Sie denken Sätze, wie „Das wird schon wieder!“, machen ein Nickerchen, sehen es mit Humor …)
- Wann gelingt es Ihnen, sich zu entspannen? (Beispiele: Wenn ich ungestört bin, der Kontostand stimmt, meine Kinder gute Noten haben, beim Joggen im Wald …)
- Wann gelingt es Ihnen nicht, sich zu entspannen? (Beispiele: Wenn ich unausgeschlafen bin, Stress im Büro habe, hungrig bin, Streit mit meinem Partner habe …)
- Wie ernsthaft bemühen Sie sich um Zeit für Entspannung und Stille in Ihrem Alltag? (Beispiele: Wenn es gerade passt, nur, wenn es mir ganz schlecht geht, ich habe meistens keine Zeit, jeden Morgen und Abend …)
Sie haben vermutlich eine ganze Reihe Entspannungsstrategien für sich notiert, die Sie mehr oder weniger erfolgreich anwenden, um Stress abzubauen und Ruhe zu finden. Wenn wir aber von echter innerer Ruhe sprechen, dann meine ich eine kraftvolle, aufmerksame und konzentrierte Wachheit, ein innerer Zustand, in dem es möglich ist, ganz bei sich zu sein, unabhängig von äußeren Faktoren wie Wetter, Menschen, Orte. Ein Zustand, in dem Sie sich üblicherweise befinden, wenn Sie in eine erfreuliche Sache, ein Hobby oder in einen schönen Anblick vertieft sind. Dann empfinden Sie Zufriedenheit, Freude oder Spaß.
Ich gehe noch einen Schritt weiter:
Es geht nicht nur um Freude oder Spaß, sondern um Angstfreiheit und eine gelassene, positive, lebensbejahende Grundhaltung. Für einen ungeübten Geist ist es normal, dass er, sobald er zur Ruhe kommt, beginnt, über Probleme zu grübeln. Kennen Sie das, wenn Sie nachts aufwachen und nicht mehr einschlafen können? Dann macht das Gehirn aus Mücken Elefanten und alles wird zum Problem.
Im Buddhismus nennt man diese Grübelattacken „Monkey Mind“ (Affenverstand). Gedanken springen unkontrollierbar, pausenlos und schnell hin und her, wie die Affen von Baum zu Baum. Jeder dieser Gedanken erzeugt ein Gefühl. Aus dem Gefühl wird kurzzeitig eine Stimmung. Durch weitere Gedanken in ähnliche Richtung wird eine andauernde Laune daraus und durch deren ständige Wiederholung schließlich eine innere Haltung. Deshalb ist es für die Gestaltung eines erfüllenden Alltags, der von positiven Gefühlen und Erfolg geprägt ist, erstrebenswert, den „Monkey Mind“ in den Griff zu bekommen, und zwar durch Meditation.
Meditation ist die wohl wirkungsvollste Methode, in der eigenen Mitte anzukommen.
Der wilde Gedankenstrom wird dabei bewusst fokussiert und der Gegenstand der Gedanken von der Person getrennt. Man bekommt Abstand und wird nicht länger in die sorgenvollen Gedanken hineingesaugt. Meine Teilnehmer bringe ich in Führungstrainings damit in Kontakt, weil die Erfolge – auch bei Neueinsteigern – überwältigend sind. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich viele andere Techniken, die Sie für sich in Erwägung ziehen können, beispielsweise Tai-Chi, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Feldenkrais oder verschiedene Kampfsportarten.
Meditation ist übrigens bei all diesen Techniken integrierter Bestandteil und gilt sozusagen als das Geheimrezept bei jeder Form von innerer Zerrissenheit, Unruhe und Unzufriedenheit. Meditation hilft Ihnen dabei, Ausgeglichenheit, eine ruhige, tiefe Daseinsfreude und eine fokussierte Klarheit zu entwickeln, die sehr nützlich sind, Entscheidungen im besten Sinne zu treffen. Wenn Sie regelmäßig meditieren, wirkt sich das in jedem Fall positiv auf Ihr Befinden aus. Schon nach ein bis zwei Wochen täglichen Übens werden Sie sich besser konzentrieren, schneller entspannen, sich mehr Dinge merken, kreativer, geduldiger, ausdauernder und fröhlicher sein – Sie betätigen den Lichtschalter für Ihren Wahrnehmungs-Tunnel. Meditieren Sie über Jahre, wird sich dieser Tunnel irgendwann mehr oder weniger in Luft auflösen.
Was ist Meditation?
Vielleicht geht Ihnen ein ähnlicher Satz durch den Kopf: „Meditation ist etwas für Esoteriker oder abgehobene Freaks.“ Ohne hier auf die Diskussion über Esoterik einzugehen, sage ich ganz klar: Nein, Meditation ist für uns alle mehr und mehr genau das, was wir brauchen, um nicht mental durchzudrehen. Außerdem, wenn es hilft und niemandem schadet, ist es gut, egal, was andere dazu meinen.
Meditation wird häufig mit anstrengendem Stillsitzen assoziiert. Viele schrecken auch davor zurück, weil sie glauben, ihre Gedanken nicht stoppen zu können oder dann erst recht von einer Gedankenflut überrollt zu werden. Tatsächlich bedeutet das lateinische Wort „meditacio“ nachdenken, nachsinnen, überlegen – Gedanken sind also immer anwesend. Die Frage ist, wie der Meditierende damit umgeht.
Grundsätzlich geht es beim Meditieren darum, von Vorurteilen, Ängsten, Sorgen, Plänen und Erinnerungen Abstand zu gewinnen und für eine bestimmte Zeit im Hier und Jetzt anzukommen. Ob das nun passiv sitzend oder aktiv über Bewegung – beispielsweise bei einer Gehmeditation – geschieht, ist unerheblich.
Falls Sie Ausdauersport treiben, malen, stricken, singen, tanzen, wandern, ein Instrument spielen oder Ähnliches, kennen Sie wahrscheinlich die Augenblicke, in denen eine Art tiefe Stille einkehrt. Es ist, als würde sich Ihr Denken für einen Augenblick in den Hintergrund bewegen. Sie sind hellwach und tief entspannt zugleich. Meditation kann also sowohl im klassischen Sitzen als auch beim Gehen oder Singen usw. geübt werden. Sie können sie mit anderen Elementen verknüpfen, beispielsweise mit einem Mantra, einem Tanz oder einer Atemübung. Wichtig ist, dass Sie Ihre alltagstaugliche Variante regelmäßig und mit gelassener Ausdauer praktizieren, um routinemäßig zu der Entspannung zu kommen, die Sie für Ihre Lebensgestaltung benötigen.
Im Übrigen sparen Sie eine Menge Geld, das Sie sonst für all das ausgeben, womit Sie normalerweise Ihren Stress in Schach halten. Wollen Sie es gratis, dann meditierten Sie einfach zu Hause. Die positiven Effekte werden Sie in jedem Fall schnell überzeugen. Für den Einstieg schlage ich Ihnen folgende Übung vor:
Übung 7: Anker-Meditation
Nehmen Sie sich 5-10 Minuten Zeit und achten Sie darauf, dass Sie ungestört sind. Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl, die Couch oder den Boden. Der Rücken ist gerade, die Augen offen oder geschlossen, die Schultern locker, der Mund leicht geöffnet, die Zunge ruht hinter den Schneidezähnen, die Muskeln in Kiefer und Gesicht sind entspannt, die Hände ruhen im Schoß oder auf den Knien. Wichtig ist, sich nicht von spontanen Impulsen ablenken zu lassen („Ich muss erst noch trinken, essen, ein Kissen holen, telefonieren, Mails beantworten, putzen …“) Während Sie sitzen, werden Gedanken auftauchen, Gefühle entstehen oder der Körper verlangt nach Bewegung. Ziel ist es, all das zu beobachten, aber nicht darauf einzugehen. Sie fokussieren sich stattdessen auf etwas anderes.
Hier einige Möglichkeiten:
Atem als Anker
Für Anfänger ist es interessant, den Atem als Hilfsmittel zu nutzen. Sie beobachten ihn, ohne etwas zu tun. Oder achten Sie auf den Punkt, an dem der Atem in die Nase ein- und wieder austritt. Fokussieren Sie sich darauf. Nehmen Sie einige bewusste tiefe Atemzüge, um sich einzustimmen. Danach lassen Sie den Atem von alleine fließen, er wird nicht erzwungen oder beeinflusst. Sie müssen keine Leistung bringen! Sehr wirkungsvoll ist es, sich auf die Lücke zwischen den beiden Atembewegungen zu konzentrieren – also zwischen Einatmen und Ausatmen und zwischen Ausatmen und wieder Einatmen.
Körper als Anker
Scannen Sie nacheinander alle Körperteile und achten Sie auf Ihre Körperempfindungen. Was fällt Ihnen am meisten auf? Gibt es ein Schmerzgefühl in einem Gelenk oder Organ? Haben Sie ein Druckgefühl im Kopf? Wo ist der Körper warm oder kalt? Kribbelt oder zuckt es an einer Stelle im Körper? Beobachten Sie alle Körperempfindungen, ohne sie zu analysieren, zu bewerten oder sich dagegen zu wehren. In diesen 5-10 Minuten müssen keine Probleme gelöst werden! Alles darf einfach so sein, wie es ist.
Visueller Anker
Falls Sie es vorziehen, die Augen geöffnet zu halten, suchen Sie sich einen etwas weiter entfernt liegenden Punkt, beispielsweise an der gegenüberliegenden Wand oder auf dem Boden vor Ihnen, auf den Sie „starren“. Die Flamme einer Kerze eignet sich ebenso wie ein prasselndes Feuer. Versuchen Sie, den Blick auf diesem Punkt zu halten.
Wenn Sie die Meditation beenden, kehren Sie nicht hektisch zum Alltagsgeschehen zurück, sondern lassen Sie sich Zeit, um allmählich wieder einzusteigen. Steigern Sie die Länge der Meditation von Tag zu Tag auf bis zu 20-30 Minuten. Praktizieren Sie die Meditation lieber kurz 1–2-mal am Tag als nur einmal die Woche. Es gibt beim Meditieren kein Richtig und Falsch – genau davon wollen Sie sich ja lösen.
Eine tiefe Meditation erfrischt und füllt Ihre Kraftreserven auf. Falls Sie dabei einschlafen, ist das ein Zeichen, dass Sie mehr Schlaf brauchen, sich eventuell gesünder ernähren müssen, zu viel oder zu wenig Bewegung haben. Achten Sie in Zukunft also darauf, diesen Bedürfnissen mehr nachzukommen. Für Bewegungsliebhaber mag es hilfreich sein, vor der Meditation Sport zu treiben.
Es wird auch immer wieder passieren, dass Sie nicht abschalten können. Ihr Verstand ist sehr schlau und wird versuchen, Sie in das gewohnte Gedankenrad zurückzuziehen. Disziplinieren Sie liebevoll Ihren Geist, indem Sie seine Spielchen wahrnehmen, aber nicht mitspielen. Lassen Sie die Gedanken wie Wolken am Himmel weiterziehen. Lächeln Sie. Ist die Unruhe jedoch wirklich zu stark, unterbrechen Sie die Übung und versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Wenn Sie es einmal nicht schaffen oder eine Phase erleben, in der Sie nicht stillsitzen können, seien Sie freundlich zu sich selbst. Es geht hier nicht darum, den nächsten Stress zu produzieren. Meditation braucht Übung und es entsteht bei regelmäßigem Training eine gewisse Routine. Lassen Sie sich Zeit! Wenn Sie zu meditieren beginnen, machen Sie wahrscheinlich die unterschiedlichsten Erfahrungen: Gedankenströme, die Sie verschlingen wollen, Bilder und Filme laufen vor Ihrem inneren Auge ab, aber auch tiefenentspannte Zustände oder einfach gar nichts.
Keine Meditation ist wie die andere,
und es kann geradezu aufregend sein, zu erleben, wie sich Geist und Körper auf diese neuen Phasen des Auftankens einstellen. Wichtig ist, dran zu bleiben, egal, was passiert. Gerade in Stresshochphasen sind einige Minuten Meditation wesentlich dienlicher als eine Zigarette, ein Glas Wein, die Tasse Kaffee, ein Wutausbruch oder noch ein Strategiepapier. Nach einer kleinen Entspannungssession fließen Ihre Ideen wieder leichter, was durch noch eine Überstunde im Hirnkrampf meist nicht erreicht wird. Nehmen Sie sich vor, ab heute darauf zu achten, sich sofort wieder zu zentrieren, wenn Ihre Gedanken Sorgen produzieren oder wenn Sie sich schlecht fühlen.
Sobald Sie nämlich mithilfe einer Kurz-Meditation aus dem negativen Zustand in Ihr inneres Line-up gefunden haben, sind Sie auch in der Lage, die richtige Lebenswelle zum richtigen Zeitpunkt anzupaddeln und zu reiten. Sie sind die einzige Person, die Sie wirklich versteht und kennt, die spürt, was gut für Sie ist und was nicht. Hinter dem Chaos in Ihrem Kopf liegt eine große Weisheit, hinter Ihrer Unsicherheit wartet Ihre Kreativität auf das Stichwort. Sie wollen etwas verändern? Gehen Sie Ihre Vorhaben beherzt an! Im nächsten Kapitel planen Sie, genau das aktiv zu tun.
Vita: Malaika Loher
Malaika Loher, Leadershipcoach und Motivationsexpertin begleitet seit über 15 Jahren Menschen zum persönlichen und beruflichen Erfolg. Für die Soziologin, zweifache Mutter, Surferin und Weltreisende ist ein wesentlicher Baustein für ein erfülltes, sinnvolles Leben, die innere Ausgeglichenheit, Leichtigkeit und Freude am Dasein zu erhalten. Sie führt ihre Seminarteilnehmer und Coaching-Klienten mit einer inspirierenden Mischung aus Herausforderung und Spaß durch einen tiefgreifenden Entwicklungsprozess. Die Extremsportlerin und erfolgreiche Unternehmerin lebt, was sie schult und schreibt.
Mehr unter: malaikaloher.de
Buchtipp:
Surf Your Life und du erreichst deine Ziele mit Leichtigkeit
von Maleika Loher
Die Wellen des Lebens reiten!
Malaika Loher skizziert anhand der fünf wichtigsten Manöver beim Surfen einen Weg, persönliche Ziele zu erreichen und individuelle Wünsche umzusetzen.
Ein Surfer reitet die Welle erfolgreich mit hoher Konzentration und Begeisterung, verfügt aber auch über genügend Leichtigkeit und Balance, um im Flow zu bleiben und den Fokus nicht zu verlieren.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar