Sehnsucht nach kosmischem Erfülltsein

kosmische gerbera bluete

Sehnsucht nach kosmischem Erfülltsein

In der St. Paul’s Church in Baltimore/Maryland/USA hat man das wunderschöne Gedicht „Desiderata“ gefunden, welches seit vielen Jahren in aller Munde ist. Das lat. Verb „desiderare“, engl.: „to desiderate“  wird in der Regel mit sehnsüchtig erwarten übersetzt. Aber von wem wird etwas erwartet? Von dem kosmischen Sternenzelt – lat.: „sidereus“. Das sehnsüchtige Erwarten, engl.: „longing to be“, verwandelt sich in „belonging“, der Verbundenheit mit allem, der kosmischen Zugehörigkeit. Sehnsucht nach kosmischem Erfülltsein….

Desiderata 

Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.
So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre Andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.
Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.
Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.
Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.
Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.
Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.
Sei frohgemut. Strebe danach glücklich zu sein.

Unser Lebens-Weg fängt mit der Entdeckung an, dass wir im tiefsten Inneren alle zusammengehören.

Man kann es als das All-Einssein oder als kosmische Zugehörigkeit bezeichnen. Als wir Kind waren, besaßen wir noch dieses sehr lebendige Gefühl. Als Erwachsene erleben wir es noch manchmal in der Natur oder im Zusammensein mit anderen Menschen. Heimat ist dort, von wo aus wir beginnen und stets sein werden. T.S. Eliot sagt:

„Das Ende all unserer Erforschungen wird darin bestehen, dort anzukommen, wo wir gestartet sind und diesen Ort zum ersten Mal erkennen.“

So ist die Endstation des Weges die Rückkehr nach Hause. Diese Sehnsucht nach Zugehörigkeit, dieses Heimatgefühl des Herzens ist der Weg innerhalb jedes Weges. In allen Traditionen führt der innere Weg an dasselbe Ziel. Aber manchmal kann uns der äußere Weg vom inneren Weg ablenken.

Im 44. Kapitel des Tao Te King von Lao Tse lesen wir:

„Name oder Sein,
was bedeutet mehr?
Sein oder Haben,
was ist wertvoller?
Gewinn oder Verlust,
was ist schlimmer?

Darum:

Wer übertrieben spart,
muss Opfer bringen.
Wer Reichtümer anhäuft,
wird große Verluste erleiden.
Ein genügsamer Mensch
bleibt ohne Schande.
Wer weiß,
wann er innehalten muss,
gerät nicht in Gefahr
und geht nicht unter.“

Unser innerster Urgrund ist in den Kategorien von Geschlechtlichkeiten nicht zu beschreiben. Das männliche und weibliche Prinzip des Lebens bedingen sich einander in völliger Gleichwertigkeit und Gleichgültigkeit.

Das innere Wesen des Menschen, der Urgrund des kosmischen Seins, ist frei von jeglicher Schuld, Erbsünde und Gewissensnot.

Die gottesfernen Glaubens-herrscher haben sich mit egozentrierten Erkenntnistheorien in einer Welt von bewusster Wissensentfremdung professionell etabliert und die Menschen in einem lebenslangen „Schuld-Gefängnis“ eingesperrt, aus dem es sich zu befreien gilt.

Es gibt weder Erbsünde (engl.: original sin; wörtlich: Trennung vom Urgrund) noch Erbschuld.

In meinem innersten Eigenheim, in meinem Urgrund, herrschen Heiterkeit, Freude und Seligkeit. Dort bin ich sicher, dass mir nichts im Leben zustoßen kann. Dort erreichen mich keine Kritik und kein Lob, keine Schande und kein Unheil. Alle Wesen sind eine Manifestation dieses Urprinzips, das vielfältige Namen trägt: Gott, Allah, Buddha, Brahman, Tao u.a.m.

Das Universum ist nichts anderes als dieses kosmische Bewusstseinsfeld, das sich immer wieder materialisiert.

Gute Werke und Wohlverhalten werden von uns gefordert. Den Himmel muss man sich verdienen, heißt es. Wo viele Programme und Aktionen laufen, zeigt sich eine gute Pfarrei. Was ist das für ein Gottesbild? Es ist ein Gott der Buchhalter. Sein, nicht Leistung ist die Kernaussage jeder Religion.

Unsere Erziehungszentren sind zu wenig Lebensschulen, auch wenn sie das für sich beanspruchen.

Sie sind auf mentale Leistung ausgerichtet, auf Beruf, auf Karriere, Prüfungen, gute Abschlüsse und nicht auf das Sein. Differenziertes Spezialwissen beansprucht die ganze Kraft. Unser Geist wird in enge Leitplanken gezwängt. Er kann sich kaum frei entwickeln. Der Habe-Modus steht im Vordergrund nicht der Seins-Modus (Erich Fromm). Das gilt auch in der Theologie. Dr. Theol. wird man, wenn man nachgewiesen hat, dass man viel über Gott weiß, nicht, dass man etwas von ihm erfahren hat.

„Die Neue Welt, die wir suchen,
ist die Welt der Auferstehung.
Diese Welt ist bereits gegenwärtig,
denn das Königreich Gottes ist
inwendig in uns.
Der Tod ist der Durchbruch zum
Bewusstsein dieser stets gegenwärtigen
Auferstehung im Hier und Jetzt.

Der Weg des Menschen ist die Rückkehr
zu der Quelle, zur Wurzel, zum Seinsgrund.
Jenseits von Körper und Seele,
von Gefühl und Gedanke,
gibt es einen Zustand, in dem der
Mensch zu seinem Sein erwacht,
indem er seine Quelle entdeckt, und das
nicht etwa in Bewusstlosigkeit,
sondern in reinem Bewusstsein.
Dies ist das Ziel, das angestrebt werden muss.
In ihm wird Selbstverwirklichung und
Selbsterkenntnis gefunden.
 Dies ist die Erkenntnis des Selbst, des Atman,
des Geistes, wo der Geist des Menschen
den Geist Gottes erreicht und berührt.“
(Bede Griffiths O.S.B., 1906 – 1993)

 

Alle Weisen mahnen zur Besinnung, zur Um – und Rückkehr in das ureigenste Zentrum.

Der große Transformationsprozess vollzieht sich bereits seit längerem, und immer wieder werden wir durch periphere Sensationen und Phänomene in Atem gehalten.

Der Bewusstseinsschritt vom Ego zum Gemeinsamen wird immer größer, andererseits nimmt der Missbrauch göttlicher Macht enorm zu.

Der Mensch ist ein ständig Mitschöpfender, ein Co-Kreator, des Universums, aber nicht der Schöpfer allein. Vor dieser irrigen Annahme haben zu allen Zeiten die Meister und Weisen gewarnt. Das unsichtbare Feld, das wirkt und uns umgibt, ist weitaus größer als die sichtbare Welt.

In Unkenntnis der großen Heiligen Schriften wird der klassische Lehrsatz der Veden oft missgedeutet: Aham Brahman Asmi (Ich bin Brahman). Aham ist das wirkliche Ich des Menschen und muss von Ahamkara (Ich-Bewusstsein) unterschieden werden. Brahman, das ewige, unvergängliche Absolute, die höchste, nicht-duale Wirklichkeit des Vedanta, ist ein Begriff, für den es in den dual aufgefassten Religionen mit einem persönlichen Gott kein Äquivalent gibt.

Brahman ist ein Zustand reiner Transzendenz, der Überschreitung der Polarität von Geburt und Tod, wo Vorstellungen und Projektionen von Rein-karnation u.ä. keinen Platz finden. Der vedische Ausspruch Kam Brahman(Alles ist Brahman; christlich ausgedrückt: alles ist Gott) besagt, dass nur Brahman, der Wesensgrund existiert und wir darauf eine Vorstellungswelt des Denkens projizieren wie Bilder auf eine Kinoleinwand.

Die Leinwand selbst bleibt stets unberührt.

Jede ernsthafte Kontemplations-Übung, die von Imaginationsgebilden befreit ist, versucht auf dem Weg in die völlige Leere (Nirvana = das Auslöschen aller Gedanken) sich dem kosmischen Urgrund zu nähern. Je näher man sich diesem unzerstörbaren, ewig in jedem Menschen existierenden Wesenskern kommt, desto kleiner wird das hinderliche Ego und die große, unendliche Lebenswirklichkeit strahlt leuchtend hervor.

Im Durchbruch zu diesem mystischen Bewusstsein erleben wir, was die christlichen Mystiker mit dem Wort „Theosis“ bezeichnen: Vergöttlichung, Gott-Werdung. In Christus ist Gott Mensch geworden, um die in uns ver-borgene Dimension der Göttlichkeit wachzurufen. Christus ist die Gestalt der tiefen Einheit des Menschen mit dem göttlichen Seinsgrund, und durch ihn sind wir berufen „von der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu werden“ (Epheser 3, 19). An ihm erkennen wir, zu welch befreiender Erfahrungstiefe wir ein-geladen sind, welcher Schatz in uns verborgen liegt.

Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!“ (Lukas 17, 21)   

In unserem Leben geht es um tägliche Neu- und Wiedergeburt – nicht aber um eine Wiederverkörperung (Reinkarnation) nach dem Tode. Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten, nicht zu überlisten und auch nicht mehr zu überwinden. Wir bewegen uns immerwährend auf das Leben zu, nicht auf den Tod. Diese Richtungsänderung müssen wir dringend verinnerlichen.

Die buddhistisch geprägten ZEN-Meister sagen:

„Wir kommen nicht und wir gehen nicht.
Es gibt weder Geburt noch Tod!“

Fast alle Schöpfungsmythen gehen davon aus, dass Wasser der Urstoff gewesen sei, aus dem die Welt entstand. Auch der biblische Schöpfungs-bericht beginnt:

„Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Genesis 1,2).

Was in der Einheitsübersetzung der Bibel farblos „Urflut“ genannt wird, ist nämlich kein still ruhender See, sondern ein gewaltiger, brausender Ozean, chaotisch und ungeordnet, ohne Gegensätze von oben und unten, hell und dunkel, Vergangenheit und Zukunft. Geist und Wasser bilden ein dynamisches Ganzes, aus dem „Welt“ entsteht.

Auch die griechischen Philosophen sahen im Wasser den „Ursprung des Lebens“ (Thales von Milet). Alexander der Große, so berichtet die Sage, sei bis an die lichtlosen, nebelerfüllten Randzonen der Welt vorgedrungen, um das „Wasser des Lebens“ zu suchen — eine Quelle, in der unterzutauchen unsterblich machen sollte. Auch Jesus spricht vom „Wasser des Lebens“ zu der Frau am Jakobsbrunnen, wenn er sagt:

Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Johannes 4, 13-14).

Diesen Satz könnte Buddha gesagt haben.

Gier und Unwissenheit sind nach seiner Lehre die Ursachen des Leidens auf Erden, mit dem sich jeder Mensch konfrontiert sieht. Auch der Gedanke des Wiedergeborenwerdens, der Nikodemus in Erstaunen versetzt, war ihm nicht fremd.

In der hinduistischen Volksfrömmigkeit gab es die Vorstellung einer Seelenwanderung: nach dem Tod verlässt die Seele des Menschen dessen Körper, um in neuer Gestalt in einem neuen Lebewesen reinkarniert zu werden. Abhängig von seinen guten oder schlechten Taten (das Sanskritwort Karma bedeutet Tat), wird jeder Mensch im Pflanzen-, im Tier- oder im Menschenreich wiedergeboren.

Die Seelenwanderung gab eine Antwort auf das schwierige Problem einer gerechten Vergeltung von Gut und Böse, über das die Menschheit immer wieder nachgedacht hat. Das Fatale der Wiedergeburts-Theorie ist jedoch, dass der Mensch aufgrund seiner Unwissenheit und seines natürlichen Lebensdurstes kaum in der Lage ist, sich so zu verhalten, dass eine Wie-dergeburt in einer „höheren“ Daseinsebene gesichert erscheint. Erst durch eine endlose Kette von Wiedergeburten kann er sich zum Götterhimmel emporarbeiten, wo ihn zwar ein angenehmes, aber auch kein ewiges Leben erwartet.

Buddha löst sich radikal von der Vorstellung des Hinduismus, jede Tat des Menschen habe gute oder schlechte Folgen.

Wenn das richtig wäre, so folgerte er, müsste es genügen, nichts zu tun, um zur Vollendung zu gelangen. Jeder Mensch ist aber schon durch seine physische Existenz dazu verurteilt, etwas zu tun, zum Beispiel sich Nahrung zu verschaffen. Buddha betont deshalb, nur jene Taten erzeugten gutes oder schlechtes Karma, die der Mensch willentlich vollziehe. Buddhas Lehre weicht hier noch in einem zweiten Punkt von altvertrauten Vorstellungen ab. Für ihn existiert nichts, was über den Tod hinaus Bestand haben könnte, also auch keine ewige Seele, für die ja sonst eine Heilssphäre, etwa ein Paradies vorhanden sein müsste.

Buddhas legendenhafte Geburt ist bereits voller Symbolik, denn „Maya“, der Name seiner Mutter, hat auch die Bedeutung von Illusion oder Täuschung. In eine Welt der Täuschungen und des schönen Scheins hineingeboren, sucht Buddha nach der Wahrheit.

Und eine Legende spiegelt Buddhas unerschütterlichen Glauben, einen Aus-weg aus der endlosen Kette der Wiedergeburten gefunden zu haben — durch eine einmalige und endgültige, letzte Wieder- und Neugeburt:

„Als der Buddha geboren wurde, stand er auf, tat sieben Schritte in jede Himmels-richtung und sprach: Ich werde dem Alter, der Krankheit und dem Sterben ein Ende machen. Dies ist in Wahrheit meine letzte Geburt. Ich werde nicht wiedergeboren werden.“

Woher nahm Buddha diese Gewissheit?

Zunächst kam er in seiner Erleuchtungserfahrung unter dem Bodhi-Baum zur Erkenntnis, dass Wiedergeburt keine undurchschaubare und unberechenbare Angelegenheit sei, sondern einem logischen Gesetz folge: „Wenn dies ist, ist auch jenes. Wenn dieses entsteht, entsteht auch jenes. Wenn dies nicht ist, wird auch jenes nicht sein. Wenn dies vergeht, wird auch jenes vergehen.“ Anders ausgedrückt: alles, was entsteht, entsteht in Abhängigkeit von anderem und kann nicht isoliert betrachtet werden.

Auf den ersten Blick scheint der Mensch ein hilfloses Opfer des Karma-Wirkens zu sein. Aber Buddha erkannte in der Gesetzmäßigkeit auch die Chance zur Befreiung. Durch rechtes Denken, rechtes Tun, rechte Lebens-weise, kurz: indem man dem achtfachen Pfad folgt, kann man die Gier (Sanskrit: Trishna) auslöschen, die Entstehung schlechten Karmas ver-hindern und die leidvolle Kette der Wiedergeburten durchbrechen.

Dem Judentum war die Vorstellung einer Wiedergeburt fremd.

Das wahre Selbst des Menschen, sein Wesenskern, seine Buddha-Natur, muss nach und nach von seinem Ego befreit werden, denn das Ego gaukelt dem Menschen nur die Schönheit der Welt vor, um ihn in der Diesseitigkeit gefangen zu halten. Jeder Mensch, so lehrt die Gnosis, trägt in sich einen Funken des ewigen Lichtes. Die Welt hat jedoch dieses Ur-Licht verdunkelt, so dass der Mensch nicht weiß, wo er hingehört. Da sendet das göttliche Licht von jenseits der Welt einen Retter aus, einen Rufer, der den schlafenden Lichtfunken aufweckt, so dass der Mensch sich selbst und seinen Ursprung erkennt.

„Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein.“ (Epheser 5,14).

Ob die gnostische Lehre von indischen oder gar buddhistischen Vor-stellungen beeinflusst ist, lässt sich nicht klären. Ähnlichkeiten und Berührungspunkte sind zweifellos vorhanden. Aber es wäre falsch, den Evangelisten Johannes als Gnostiker anzusehen, wenn er davon spricht, dass Jesus „das Licht der Welt“ sei, oder dass „das Licht in die Finsternis gekommen“ sei. Hier liegen eher archetypische Bilder zugrunde, die man in den verschiedensten Religionen findet.

 Wer nicht von oben her (im griechischen Originaltext steht „anothen“ = vom Ursprung her) geboren wird, der wird das Reich Gottes nicht sehen!”“ sagt Jesus zu Nikodemus im 3. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Es geht also nicht um eine körperliche Wiedergeburt, auch nicht um eine Seelenwanderung, sondern um eine „Neugeburt vom Ursprung“ her, welche den Menschen völlig verwandelt, transformiert, so dass er die Welt in neuem Licht sieht.

Jeder von uns ist durch Herkunft,

Geburt, körperliche Konditionierung, Erziehung, Erlebnisse usw. in ein Netzt von Beziehungen und Abhängigkeiten eingebunden, aber niemand ist hilflos darin gefangen.

Wir sind nicht einmal für alle Zeit festgelegt auf das, was wir hier und heute sind. Jeden Tag haben wir die Chance, unser Verhalten zu ändern, den Neuanfang zu wagen, neu geboren zu werden. Der Ursprung des Lebens, auf den der Evangelist verweist, ist das Wasser des Lebens, die Ur-Flut, die Tiefendimension des Menschen, das in Gottes Ur-Grund Ruhen.

Die wirkliche Neugeburt findet nicht nach dem Tod, statt sondern ist die Rückbesinnung des Menschen auf die Qualität seines Denkens und Handelns, ist eine radikale Veränderung der Denkgewohnheiten in diesem Leben. Dazu sind wir in jedem Moment unseres Daseins herausgefordert, ganz besonders in gewaltigen Krisen- und Umbruchszeiten.

27.08.2020
Roland R. Ropers

 


Über Roland R. RopersRoland-Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Sie sind Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Mönche die von Gott erfüllten Menschen, die auch heute etwas aufleuchten lassen von der tiefen Erfahrung des Ewigen. Und oft sind sie alles andere als fromm.

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