Unsterblicher Geist – Der Heimweg zur inneren Ur-Quelle

Unsterblicher Geist – Der Heimweg zur inneren Ur-Quelle –

Die Drei-Einheit von Körper, Seele und Geist

„Mein Körper stirbt, meine Seele stirbt,
aber nicht mein Geist!“ (der indische Weise Ramana Maharshi, 1879 – 1950)

Geist und Seele – Das Mysterium der Glückseligkeit (Sanskrit: Ananda) ist kein seelisches Erlebnis, sondern es schlummert im Ruhezustand der emotionalen, seelischen Kräfte, wenn der unsterbliche Geist aus der tiefsten Quelle des Ewigen Seins ausstrahlend aufleuchtet.

Kein spiritueller Meister spricht von der Unsterblichkeit der Seele

(auch die Heilige Schrift der Christen nicht!), sondern von dem ewig lebendigen Geist (paulinische Theologie im Neuen Testament). Die Unsterblichkeit der Seele beruht auf der Ansicht des griechischen Philosophen Platon (428 – 348 v. Chr). Das urchristliche Mysterium wurde durch den Hellenismus zur Dualität von Körper und Seele reduziert.

In unserer therapie-intensiven Phase der Weltgeschichte, nimmt das Wort „Seele“ einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Über den Ursprung dieses zunächst auf „See“ hindeutenden Wortes hat man sich bislang wenig Gedanken gemacht.

In der lateinischen Sprache ist die deutsche Seele zweigeschlechtlich, und zwar animus (männlich) und anima (weiblich). Der Engländer gebraucht das Wort soul, der Franzose l’âme, der Grieche psyche. Letzterer Begriff ist uns sehr geläufig durch die auch im Deutschen ständig benutzten Worte Psychiater, Psychiatrie, Psychologie, Psychotherapie.

Platon betrachtete die Psyche als die Kraft der Selbstbewegung

in der Welt und im Menschen.

Die Psyche bildet den emotionalen Anteil des Menschen, nicht den geistigen.

Man vermutet, dass das Wort Seele auf das germanische „saiwalo“, die vom See Herstammende, zum See gehörende, zurückzuführen ist. Das Wort „saiwolo“ wird aufgrund der lautlichen Über-einstimmung vermutlich mit griechisch aiólos (leicht beweglich) in Verbindung gebracht. Die von griechischer Philosophie geprägte abendländische christliche Kirche (Jesus Christus selbst kommt aus dem Morgenland) hat die Unsterblichkeit der Seele von Platon übernommen. Geist und Seele.

Platon ging von der Präexistenz der Seele aus und prägte dafür den Begriff „Anamnese“, den wir heute volkstümlich als Krankengeschichte gebrauchen. Das griechische Wort „anámnesis“ bedeutet Wiedererinnerung; bei Platon die Erinnerung der Seele an die Ideen, die sie in einem früheren Dasein vor ihrer Verbindung mit dem Körper gekannt hat. Die Griechen kannten zwar den Begriff „pneuma“ im Sinne von Hauch, Atem, ätherische Substanz; Paulus hat den Geist (griech.: pneuma, lat.: spiritus) der Seele (Psyche) übergeordnet. Dieses Bewusstsein ist größtenteils verloren gegangen und wird von den spirituellen Meistern wieder zum Leben erweckt.

Was aus dem Urgrund des Wassers emporsteigt wird zu See; zum See (kleineren Ausmaßes) oder zur See (größeren Ausmaßes). An der Wasseroberfläche findet in aller Regel Bewegung statt: Wellen, Wogen, die Emotionen aus der Urquelle sind. Bei spiegelglatter See kann man auf den Grund schauen. Wenn die emotionalen Seelen-kräfte zur Ruhe gekommen sind, leuchtet im Inneren der geistige Wesenskern auf. Dieser Kern ist von jeher präsent und unverändert und kommt durch Loslassen und Durchdringung der Bewusstseins-schichten mehr oder weniger zum Vorschein.

Die Reanimation ist stets eine Wiederbeseelung, sekundär eine Wiederbelebung.

Letztere wäre Revitalisierung. Das Wort animalisch wird sehr verkürzt als tierisch interpretiert. Das lateinische Substantiv animal bedeutet Lebewesen schlechthin; und das dazugehörige Adjektiv animalis steht für beseelt, lebendig.

Die körperlichen (physischen) und seelischen (animalischen) Kräfte werden durch den immerwährenden Geist (spiritus) geleitet, je nach Zuwendung und Zugang zur Quelle der Inspiration. Diese liegt im Innersten eines jeden Menschen verborgen und wartet ständig darauf, die Staumauer der Geröllschichten im Unterbewusstsein durchbrechen zu können. Hierfür schafft jeder einzelne die Voraussetzungen. Und dazu brauchen viele eine spirituelle Unterweisung. Geist und Seele.

Im Englischen und Amerikanischen verwechselt man häufig soul mit mind. Das Wort mind gehört nicht in die Dreierbeziehung von Körper, Seele und Geist (body, soul & spirit). Mind kommt von lat.: mens = Verstand. Viele kennen das Gesellschaftsspiel Master Mind, der Meister-Verstand.

Aus dem Sanskritwort Manas (Denkfähigkeit) entwickelte sich das latei-nische mens (Verstand) und die englischen Worte man und mind. Der Deutsche bezeichnet ein denkfähiges Wesen mit Mensch, der Lateiner mit homo (von humus = Erde), daran erinnernd, dass der Mensch aus Staub gemacht ist und zu Staub zurückkehrt.

Wenn das Gleichgewicht der bewegenden Seelenkräfte hergestellt ist, spricht man in der englischen Sprache von equanimity, was wir missverständlich mit Gleichmut übersetzen.

Goethe schrieb:

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Die eine will sich von der anderen trennen(Faust I, Vor dem Tor).

Wir sprechen stets vom „Geist Gottes“, „Geist Goethes“ „Geist Mozarts“, „Geist Beethovens“ u.a. .

Der Geist bedeutender Menschen ist uns für alle Zeit erhalten geblieben, aber nicht deren Seelen. Die Unterscheidung von Seele und Geist scheint mir notwendig.

Wir werden vom kosmischen Geist (Sanskrit: Atma), beatmet und inspiriert.

Psychische (seelische) Störungen sind keine Geisteskrankheiten. Der Geist des Menschen ist ständig ohne jegliche Beeinträchtigung ewig, gesund, unzerstörbar und lebendig verfügbar.

Trotz eines vermeintlichen großen spirituellen Bewusstseins in unserer Zeit ist den meisten die Unterscheidung von Körper (lat.: corpus, gr.: soma), Seele (lat.: anima) und Geist (lat.: spiritus, gr.: pneuma) nicht bekannt. Seele und Geist werden ständig mit-einander verwechselt, und daher kann man auch die Irritationen im Dschungel der Heilsangebote verstehen. Geist und Seele.

Schon der berühmte lateinische Spruch: „mens sana in corpore sano“ wird seit Jahrhunderten fehlübersetzt mit: „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Unreflektierte Übersetzungen führen zwangsläufig zu irreführenden Wahrnehmungen. Die Italiener gebrauchen das herrliche Wortspiel: traduttoretraditore – der Übersetzer ist gleichzeitig der Verräter.

Für eine tiefgreifende spirituelle (geistige) Erfahrung muss gerade das Denken aufhören, damit das Mysterium des universalen und ewigen Geistes offenbar werden kann.

Der spirituelle Meister ist kein Geistheiler,

weil es diesen Beruf überhaupt nicht geben kann.

Jeder verantwortungsbewusste Heiler versucht einen Lösungsprozess in Gang zu setzen, der letztlich dazu führt, dass die oftmals schmerzliche Dualität von Körper und Seele überwunden werden kann, damit die integrierende geistige Kraft, die man als ewiges Leben bezeichnet, wirksam wird.

Heilung (lat.: salvatio) ist immer zugleich Lösung (lat.: solutio). Wer sich anmaßt, den Geist heilen zu können, der in keiner Weise manipulierbar ist (Atma, Atmung, Inspiration, ist eine aus dem tiefsten Urgrund kommende Erfahrungsdimension), macht unseriöse Versprechen. Jesus Christus war kein Geistheiler, aber hat durch sein Wirken einen Raum in den Herzen vieler Menschen geöffnet, in dem der Geist Gottes inspirierend, Atem spendende Lösungsprozesse in Gang gebracht hat.

Die heutige Quantenphysik, wie sie uns von dem Naturwissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Hans-Peter Dürr (1929 – 2014), Meisterschüler des Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg (1901 – 1976) überzeu-gend nahe gebracht wurde, bestätigt die Potentialität eines wirkungsmächtigen Hintergrundfeldes, wo Heilung möglich ist. Wissenschaftler herkömmlichen Denkens haben große Schwierigkeiten, dem Wissenden & Weisen Hans-Peter Dürr zu folgen und suchen vergeblich nach der Beweisführung seiner Aussagen. Sein Leben und sein Erfahrungshorizont sprechen für sich selbst.

Ramana Maharshi

geb. 30. Dezember 1879 – gest. 14. April 1950

Der große Seher des 20. Jahrhunderts
„Wirkliche Wiedergeburt ist das Sterben
des Ego in das absolute Bewusstsein.
Mein Körper stirbt, meine Seele stirbt,
aber nicht mein Geist!“

Am 14. April 1950 starb dieser große indische Heilige der Neuzeit.
Nur wenige Wochen vor dem Tode Ramanas wurde im südindischen Dorf Tannirpalli von den Franzosen Jules Monchanin (Diözesanpriester) und dem Benediktiner Henri Le Saux O.S.B. der „Sat-Chit-Ananda-AshramShantivanam (Wald des Friedens) gegründet, dessen Leitung Dom Bede Griffiths O.S.B. im September 1968 bis zu seinem Tod im Mai 1993 übernahm.

  • Am 15. August 1950 starb der indische Philosoph Sri Aurobindo in Pondicherry/Süd-Indien.

Alle 3 Ashrams: „Ramana Maharshi Ashram“, „Sat-Chit-Ananda-Ashram“ und „Aurobindo-Ashram“ befinden sich im südindischen Staat Tamil Nadu.

Der aus Belgien stammende Jesuitenpater Michael Anthony Windey (1921 – 2009), der bereits seit 1946 in Indien wirkte und lebte, war mit Mahatma Gandhi befreundet und wurde im November 1950 in Kurseong/Himalaya zum Priester geweiht. Er hatte Ramana Maharshi noch persönlich erlebt. Mit Pater Windey waren wir sehr eng verbunden. Einer der großen stillen Meister des 20. Jahrhunderts.

Weltweit als der „Weise vom Arunachala“, dem heiligen Berg Süd-Indiens verehrt,

erreichte Ramana eine Tiefe der Erkenntnis und der religiösen Erfahrung, die seine spirituellen Unterweisungen zu einem unschätzbaren Wert für Menschen aller religiösen Bekenntnisse und philosophischen Richtungen macht. Man gab ihm den Beinamen „Maharshi“, großer Heiliger (Sanskrit: maha = groß, rishi = Seher, Heiliger).

Viele Male bin ich am Arunachala (u.a. im November 1989 zusammen mit der indischen Sister Valsa und der kanadischen Sister Anne) gewesen und habe manchmal Stunden in der kleinen Höhle verbracht, in der Ramana Maharshi von 1915 – 1922 ununterbrochen meditiert hatte. Ich habe niemals zuvor oder danach einen stilleren Platz erlebt.

Die Fülle der Bücher über Ramana ist groß, nur weniges ist wirklich brauchbar.

Arthur Osborne, gest. 1970, gehört zu den authentischen Zeugen der Unterweisungen durch Ramana Maharshi.
Die Frage: Wer bin ich? beschäftigte Osborne – wie einen jeden von uns – ein Leben lang; als Herausgeber der Ashram-Zeitschrift „The Mountain Path“ und Autor des brillanten Buches „For those with Little Dust“ hatte Osborne, der mit Bede Griffiths in Kontakt war, einen unschätzbaren Dienst in der Weitergabe des spirituellen Wissens von Ramana Maharshi für die Nachwelt geleistet.

Ramana Maharshi stützte seine Erkenntnis auf die Vedanta-Philosophie, wo in der berühmten Chandogya-Upanishad die Antwort auf die Seins-Frage nachzulesen ist: TAT TVAM ASI (Sanskrit wörtlich: „Das bist du!“), d.h. das Absolute ist mit dir wesenseins.

Wenn der Lehrer mit diesem Satz seinem Schüler die letzte Wahrheit

übermitteln will, so sind auf Seiten des Schülers verschiedene Voraussetzungen notwendig. Erstens muss er wissen, dass mit „Das“ nur Brahman, das Absolute, Ewige, Unwandelbare gemeint ist, und zweitens muss er sich über das „du“ im Klaren sein. „Du“ kann materiell wie geistig vielseitig ausgelegt werden.

Der Schüler muss durch eigene Erfahrung erkannt haben, dass er weder Körper noch Denken ist, sondern Atman, geburtloses, todloses, absolutes Bewusstsein, jenseits aller Dualität und Körperidentifizierung. Sieht er sich im angesprochenen „du“ als Atman, so kann er spontan Erleuchtung erlangen, da Atman und Brahman identisch sind. AHAM BRAHMAN ASMI (Sanskrit wörtlich: „Ich bin Brahman“), einer der großen Lehrsätze der Veden. Es erklärt die absolute Identität des Selbst (im Sinne von Atman = Geist) mit Brahman.
Aham ist das wirkliche Ich (Atman) des Menschen und muss von Ahamkara (Ich-Bewusstsein) unterschieden werden. Ahamkara, in der englischen Sprache als I-maker oder ego-maker übersetzt, ist das eigent-liche Hindernis.

Für mich war sehr interessant, wie grundlegend wichtig für den Jesuiten und ZEN-Meister H.M. Enomiya-Lassalle (1898 – 1990) seine Erfahrung im Ramana Maharshi Ashram war.

Der deutsche Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker (geb. am 28. Juni 1912 in Kiel – gest. am 28. April 2007 in Söcking/ Starnberger See – mein ausführlicher Nachruf erschien in der Juni-Ausgabe 2007 von „KIRCHE IN“, Wien) übernahm 1969 – er war 57 Jahre alt – ein Amt im Deutschen Entwicklungsdienst und benutzte die Gelegenheit zu einer mehrwöchigen Inspektionsreise durch Indien. Er wurde zeitweilig von Mahadevan, einem Schüler von Ramana Maharshi begleitet. In seinem Buch „Der Garten des Menschlichen“ beschreibt von Weizsäcker auf Seite 595 sein tiefgreifendes Erlebnis in Tiruvannamalai:

„Als ich die Schuhe ausgezogen hatte und im Ashram vor das Grab des Maharshi trat, wusste ich im Blitz: Ja, das ist es. Eigentlich waren schon alle Fragen beantwortet. Das Wissen war da, und in einer halben Stunde war alles geschehen. Ich nahm die Umwelt noch wahr, den harten Sitz, die surrenden Moskitos, das Licht auf den Steinen. Aber im Flug waren die Schichten, die Zwiebelschalen durchstoßen, die durch Worte nur anzudeuten sind: Du – Ich – Ja. Tränen der Seligkeit. Seligkeit ohne Tränen.“

Viele Jahre später sprach ich mit Carl Friedrich von Weizsäcker über seine wunderbare Erfahrung am Arunachala; er konnte den begonnenen spirituellen Weg nicht weitergehen und versuchte dann doch lieber seine Verstandeskräfte obwalten zu lassen.

Sechs Wochen bevor Ramana Maharshi im Jahre 1896 Madurai endgültig verließ, er war 16 Jahre alt, fand der große Wandel in seinem Leben statt:

„Es geschah ganz plötzlich. Ich saß allein in einem Zimmer im ersten Stock im Hause meines Onkels. Ich war selten krank gewesen, und meine Gesundheit war normal an diesem Tag, aber da überkam mich eine plötzliche, heftige Todesangst. Ich hatte einfach das Gefühl, ich werde sterben, und fing an zu überlegen, was zu tun sei. Es kam mir nicht in den Sinn, einen Arzt aufzusuchen oder meine Verwandten oder Freunde zu fragen: Ich fühlte, dass ich das Problem selbst zu lösen hatte, hier und jetzt.
Der Schock der Todesangst drängte meinen Geist, sich nach innen zu richten, und ich sagte zu mir selbst, ohne die Worte tatsächlich zu formen: Jetzt steht der Tod vor der Tür; was bedeutet das, was stirbt eigentlich? Der Körper stirbt. Und ich spielte sofort das Einsetzen des Todes. Ich lag da, mit meinen Gliedern ausgestreckt, steif, als ob der wahrhaftige Tod Besitz von mir ergriffen hätte, und imitierte eine Leiche, um dieser Erforschung eine größere Wahrhaftigkeit zu ermöglichen. Ich hielt den Atem an und presste die Lippen zusammen, um keinen Ton herausdringen zu lassen, damit weder das Wort ich noch irgendein anderes Wort ausgesprochen werden konnte. Nun denn, sagte ich zu mir selbst, dieser Körper ist tot. Er wird steif zum Verbrennungs-platz getragen und dort zu Asche verbrannt werden. Aber sterbe ich mit dem Tod dieses Körpers? Ist der Körper Ich? Er ist still und bewegungs-los, aber ich fühle die volle Kraft meiner Persönlichkeit und sogar, abgesehen davon, die Stimme des Ich in mir. Also bin ich Geist, der den Körper transzendiert. Der Körper stirbt, aber der Geist, der ihn trans-zendiert, kann vom Tod nicht berührt werden. Das bedeutet: ich bin der unsterbliche Geist.
Die Angst vor dem Tod war ein und für allemal verschwunden. Die Versenkung im Selbst (Atman) war von dieser Zeit an ununterbrochen.“

Er verließ seinen Heimatort Madurai und ging nach Tiruvannamalai, der Stadt am Fuße des heiligen Berges Arunachala, und blieb dort bis zum Ende seines Lebens. Eine Zeitlang saß er in göttlicher Wonne, er sprach nicht, aß kaum und vernachlässigte den Körper, den er nicht mehr benötigte, völlig. Nach und nach versammelten sich jedoch Verehrer um ihn, und ihretwegen kehrte er zu einem äußerlich normalen Leben zurück. Viele von ihnen brachten ihm, sich nach Anweisung sehnend, Bücher, damit er sie lese und erkläre, und so wurde er, fast durch Zufall, ein Gelehrter, der weder Gelehrsamkeit suchte noch schätzte. Die alte Lehre der Nicht-Dualität (Sanskrit: Adavaita), die er so erwarb, war nur die Formulierung dessen, was er bereits verwirklicht hatte. Geist und Seele.

Ramana Maharshi sagte dazu:

„Außer dem Periapuranam, der Bibel und Teilen aus dem Tayumanavar oder Tevaram hatte ich keine Bücher gelesen. Ich hatte niemals von Brahman, Samsara usw. gehört. Ich wusste noch nicht, dass es ein Wesentliches oder unpersönlich Tatsächliches gibt, das allem zugrunde liegt.

Ich möchte 2 Themen-Bereiche herausgreifen

und dabei wesentliche Aussagen von Ramana Maharshi zitieren:

RELIGIONEN:

  • Die Bibel und die Bhagavad Gita sind das gleiche.
  • Der Ich-Gedanke ist das Ego, und das geht verloren. Das wahre Ich ist: Ich bin, der ich bin. Gott ist Geist und dieser Geist wohnt in allem. Das Selbst (Atman) muss verwirklicht werden, was das gleiche ist wie Gott verwirklichen.
  • Die Menschen verstehen die bloße und einfache Wahrheit, die Wahrheit ihrer täglichen, immer gegenwärtigen und ewigen Erfahrung nicht. Gibt es jemanden, der sich des Selbst nicht bewusst ist? Und dennoch wollen sie nicht einmal davon hören, wohingegen sie unbedingt wissen wollen, was jenseits davon ist – Himmel und Hölle und Wiedergeburt. Sie lieben Geheimnisse, nicht die einfache Wahrheit, deshalb schmeicheln die Religionen ihnen—nur um sie schließlich zum Selbst zu bringen. Und ohnehin, wie viel du auch umherwandern magst, letztlich musst du zum Selbst zurückkehren; warum dann nicht im Selbst hier und jetzt verweilen?
  • Alle heiligen Schriften sind nur dazu da, um einen Menschen die Schritte zu seiner ursprünglichen Quelle wiederfinden zu machen. Er braucht nichts Neues zu erwerben, Er muss nur falsche Vorstellungen aufgeben. Jedoch anstatt das zu tun, versucht er, etwas Eigenartiges und Geheimes zu begreifen, weil er glaubt, dass sein Glück anderswo liegt. Das ist der Fehler.
  • Nur die Frage: wer bin ich, der in Fesseln liegt, und das Erkennen unserer wahren Natur bringen Befreiung.

WIEDERGEBURT:

  • Wiedergeburt gibt es nur so lange, wie es Nicht-Erkenntnis gibt. Es gibt in Wirklichkeit keine Wiedergeburt, weder jetzt, noch hat es sie früher gegeben. Und auch hernach gibt es keine. Das ist die Wahrheit.
  • Der Weise spricht nur von Geburt und Wiedergeburt, damit Sie diese Frage untersuchen und herausfinden, dass es weder Geburt noch Wiedergeburt gibt. Sie beziehen sich auf den Körper und nicht auf das Selbst. Erkennen Sie das Selbst, und lassen Sie sich durch Zweifel nicht verwirren.
  • Beschäftigen Sie sich mit der lebendigen Gegenwart. Die Zukunft wird für sich selbst sorgen. Der Zustand vor der Schöpfung und die Schöpfung werden in den Schriften behandelt, damit Sie die Gegenwart erkennen.
  • Wiedergeburten gehen zurück auf einen imaginären Sprössling. Deshalb leugnen die Buddhisten sie. Der gegenwärtige Zustand der Erkenntnislosigkeit ist zurückzuführen auf eine Identifizierung des Bewusstseins mit dem bewusstlosen Körper.
  • Es gibt weder Vergangenheit noch Zukunft. Es gibt nur die Gegen-wart. Das Gestern war die Gegenwart für Sie, als Sie es erlebten, und das Morgen wird auch die Gegenwart für Sie sein, wenn Sie es erleben. Jede Erfahrung findet nur in der Gegenwart statt, und jenseits der Erfahrung existiert nichts.
  • Wirkliche Wiedergeburt ist das Sterben des Ego in das absolute Bewusstsein. Darin liegt die Bedeutung der Kreuzigung Jesu. Solange die Identifizierung mit dem Körper dauert, wird immer ein Körper vorhanden sein, entweder dieser oder ein anderer, bis die Körpervorstellung sich in ihrer Quelle, dem Selbst, dem absoluten Bewusstsein auflöst. Der Durst nach Leben gehört zum Wesen des Lebens, das SAT, absolutes Sein ist. Obgleich dem Wesen nach unzerstörbar, kommt das Bewusstsein durch falsche Identifizierung mit seinem zerstörbaren Instrument, dem Körper, zu der falschen Auffassung, zerstörbar zu sein. Aufgrund dieser falschen Identifizierung versucht es, den Körper zu verewigen, und das führt zu einer Folge von Geburten. Solange diese Kette von Körpern aber auch andauern mag, sie findet einmal ein Ende, und der Körper ergibt sich dem Selbst, das allein ewig ist.

SAT-CHIT-ANANDA. Dieser Sanskrit-Begriff wird mit „Sein – Bewusstsein – Glückseligkeit“ übersetzt. Ramana Maharshi lehrte, dass das Selbst reines Sein ist, ein subjektives Gewahrsein des „Ich bin“, welches völlig frei ist von dem Gefühl: „ich bin dies oder das.“ Es gibt keine Subjekte oder Objekte im Selbst, nur ein Gewahrsein des Seins.

Da dieses Gewahrsein bewusst ist, wird es auch Bewusstsein genannt. Die direkte Erfahrung dieses Bewusstseins ist ein Zustand ununterbrochener Glückseligkeit, wofür der Sanskrit-Begriff Ananda steht.

Diese 3 Aspekte – Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit –

werden als ein Ganzes erfahren und nicht als getrennte Eigenschaften des Selbst. Im direkten und wissenden Gewahrsein der einen Wirklichkeit existieren Subjekt und Objekt nicht mehr.

Einige der letzten Worte von Ramana Maharshi:

„Mein Körper stirbt, meine Seele stirbt, aber nicht mein Geist!“

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Über Roland R. RopersUnsterblicher Geist Der Heimweg zur inneren Ur Quelle Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist,
autorisierter Kontemplationslehrer,
weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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2 Kommentare

  1. “Das Mysterium der Glückseeligkeit….schlummert im Ruhezustand der emotionalen seelischen Kräfte…”
    Einfach formuliert aber großartig .Wenn ich heute E. Tolle “Jetzt” oder Kinslow lese, so ist das alles doch nur eine bescheidende Quintessenz dessen, was damit gemeint ist. Sie alle beziehen sich darauf wie man diesen absoluten Ruhezustand(Frieden) erreichen kann ( Reines Gewahrsein, Hier und Jetzt in der Gegenwart ) Diese Glückseeligkeit eröffnet sich wenn wir mit wirklich all unseren Sinnen in der Gegenwart präsent sind und das SELBST erfahren. Daraus entsteht Freude am Leben.
    Sehr guter Beitrag.

  2. Danke für diesen tiefgründigen, gut recherchierten Beitrag. Und die profunde Definition und Differenzierung von Seele und Geist.
    LG Kira Klenke (Autorin von “Finde deinen Seelenweg”)

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