Gefühle und Zeit

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Gefühle und Zeit  gefuehle zeit alte fotos photoGefühle und Zeit – Gefühle kennen keine Zeit

Als Maria begann ihre Geschichte zu erzählen zitterte ihre Stimme. Immer wieder musste sie Pausen machen und neue Kraft schöpfen, um weiter zu reden. Sie unterbrach sich selbst den Worten:
Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mich so anstelle? Andere Menschen erleben viel schlimmere Dinge als ich, aber ich fühle mich so gnadenlos überfordert mit meinem LebenIch habe einfach keine Kraft mehr für einen weiteren Umzug.

Maria wohnt in einem kleinen schnuckeligen Haus und in voller Liebe hat sie sich dort einen traumhaften Garten mit vielen Kräutern und Blumen angelegt. Die Eigentümer dieses Hauses haben nun Eigenbedarf angemeldet und sie muss ausziehen. Erst vor etwa 4 Jahren hatte sie ihr eigenes Haus mit einem noch schöneren Garten verlassen und mit völligem Wertverlust verkaufen müssen, weil in der unmittelbaren Nähe Windräder aufgestellt wurden, die das Leben dort für sie untragbar machten.

“Immer, wenn ich irgendwo hinkomme und beginne mein Herz zu öffnen und mich heimatlich zu fühlen wird entweder alles schrecklich oder ich muss wieder weg – so wie jetzt. Ich kann nicht mehr. Ich glaube ich habe mein Vertrauen verloren. Ich habe Angst, dass sich das nie ändern wird.“

Gefühle und Zeit – Vor mir sitzt eine erwachsene Frau Mitte fünfzig.

Ich lausche ihren Worten und fühle das Feld, das sich im Raum ergießt. Ich weiß noch nichts weiter von Maria und wo uns die Reise ihrer neun Lebensfelder hinführen wird, aber bereits nach diesen kurzen einleitenden Worten vermute ich einen echten „embryonalen Klassiker“ unserer Praxisarbeit.

Ich arbeite nun seit über 20 Jahren mit Cranio-Sacraler Osteopathie und habe eine große Leidenschaft für embryologische Entwicklungswege. Vielen meiner Schüler habe ich das embryologische Denken und Fühlen in den letzten Jahren auf besondere Art und Weise nahe gebracht.

Es beginnt unmittelbar während des Eingangsgespräches.

Es ist wie ein zarter zusätzlicher Wahrnehmungskanal, der jedes Wort und jede Begebenheit aus der Perspektive des ehemals wachsenden Embryos aufnimmt.

Man kann es sich so vorstellen als würde nicht nur die erwachsene Maria zu mir sprechen, sondern gleichzeitig Maria als Embryo. Dafür ist allerdings wichtig zu verstehen, dass Embryos noch keine kognitive Sprache haben, sondern sich durch die Prinzipien der Verdichtung und Ausdehnung im Raum ausdrücken.

Die verlorenen Häuser – Gefühle und Zeit

Maria wählte ihre Lebensfeldkarten aus und platzierte sie frei nach ihrem Gefühl in den vorbereiteten Lebensfeldern, nachdem sie ihr Anliegen geschildert hatte.

Wir blickten in ein Feld voller Pflanzenkarten, die größtenteils dem weiblichen Ahnenfeld und der Seelenebene Raum zuzuordnen waren. Ihre Verbundenheit galt dem alten Ahnenfeld und wurde durch die Pulsatilla – die Küchenschelle repräsentiert. Ansonsten hatte sie nur Karten aus der Versorgungsachse gezogen. Dadurch prägte das weibliche und raumgebende Prinzip Marias Reise in ihre Lebensfelder.

Maria begann ihre Reise auf dem Lebensfeld des Torwächters.

Es steht für den Kernkonflikt. Hier begegneten wir einer Karte aus der Seelenebene Raum aus dem Mikrokosmos. Es war die Linde, die als erste Karte direkt meine vorhergehende Ahnung weiter bestätigen sollte.Gefühle und Zeit kim Fohlenstein Linde

Die laut vorgelesenen Sätze berührten Maria zutiefst. Ein inneres Schmunzeln meines Embryo-Kanals ereilte mich aber vor allem, weil das Haus ihrer Eltern, in dem sie geboren wurde sich in einem kleinen Ort in einer „Lindenstraße“ befand.

Ich liebe diese Ausdrucksfähigkeit des Feldes innerhalb eines ernsthaften Konfliktes.
Für mich war ab diesem Moment klar, dass Marias lösendes Seelenbild höchst wahrscheinlich auf der zellulären Ebene zu finden sein wird.

Zunächst ging ihre Reise allerdings ganz üblich um die Geschehnisse ihres weiblichen Ahnenfeldes.

Ihre Großeltern verloren ihr Haus und ihr Geschäft und sind im Krieg von Schlesien nach Deutschland geflohen. Ihre Mutter fing sich als junges Mädchen auf der Flucht eine schwere Osteomyelitis ein. Durch die nicht in den Griff zu bekommene Streptokokkeninfektion und den vorherrschenden schlechten hygienischen Verhältnissen, musste ihr einige Zeit später ein Bein amputiert werden.

Allein aufgrund dieser Geschichte ist Marias Situation sehr verständlich zu erklären.

Sie wiederholt durch die verlorenen Häuser immer wieder den tiefsitzenden Schreck ihres Ahnenfeldes. Ebenso bildet die Identifikation mit dem Verlust des Beines, wenn man aus dem zu Hause raus muss, eine starke Hürde. Hier war es die Euphrasia – der Augentrost, der uns mit seiner Zartheit half diesen Teil von Marias Geschichte zu berühren.

Es war zunächst nichts Neues für sie, weil sie in zahlreichen Aufstellungen und früheren Therapien bereits viel daran gearbeitet hatte. Während Maria Zeile für Zeile der Euphrasia laut vorlas veränderte sich das Gefühl im Raum deutlich.
Es wurde still und ruhig. Sie war tief erstaunt, wie treffsicher sicher die Worte ihre Geschichte berührten:

Gefühle und Zeit kim Fohlenstein Euphrasia

Bei Euphrasia handelt es sich um eine weibliche Ahnenfeldkarte und sie lag auch auf dem richtig zugeordneten Lebensfeld.

Wir hatten einen kleinen Stillpunkt im Raum. Ein wichtiger Teil von Marias Geschichte hatte sich berühren lassen und war in Zeit und Raum gut platziert. Ohne Zweifel lag das zum größten Teil an Marias vorangegangener Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte. So schlossen zumindest wir beide dieses Lebensfeld in diesem Moment ab.

An diesem Lebensfeld ist jedoch noch etwas ganz anders Wichtiges geschehen – für Maria allerdings noch unbewusst. Dennoch spürte sie auch die kräftige Stille im Raum.

Als Maria Euphrasia vorlas machte sie einen kleinen Fehler, den ich nicht korrigierte aber offenen Herzens sehr stark wahrnahm. In der vierten Zeile steht das Wort: „ungeborgen“. Maria las stattdessen: „ungeboren“.
Innerlich sagte ich: „Hallo – da bist du ja!“. Es war ein kleiner heiliger Moment für mich. Eine Berührung mit einer Seele eines ungeborenen Embryos im unsichtbaren Feld von Maria. Diese Verbindung ist Maria wichtiger als ihre eigene Freiheit, sonst würde sie es in ihrem Feld nicht sichtbar machen.

Das Ziel der Ahnenmedizin ist keineswegs ein Abbruch dieser Verbindungen.

Das wäre aus meiner Sicht kontraproduktiv bis fatal und glücklicherweise auch nicht wirklich möglich.

Die Seelenhomöopathie der Ahnenmedizin versucht lediglich durch die Verdichtung des Schrecks hindurch zu dem unverletzten Kern des inneren Kindes zu gelangen. Dafür benutzt sie Prinzipien, die es ermöglichen verdichtete und im Schreck gebundene Energie wieder an den kosmischen Rhythmus zu erinnern.

Anschließend ist dieser Weg ganz einfach begehbar und bindet keine Lebensenergie mehr. Der Kontakt zu den verstorbenen Seelen bleibt erhalten. Die absolute Mehrheit unserer Ahnen ist bereits verstorben und dennoch sind wir mit ihnen verbunden.

Sie sind unsere Wurzeln. Warum sollte man eine so große Liebe zwischen Leben und Tod auch brechen wollen? Das Herz hat Platz für eine große Tafelrunde der Seelenfamilie, wenn der Schreck sich zwischen den Zeiten und den stofflichen Körpern lösen kann.

Embryonalzeit – die erste Mietwohnung

Marias Reise führte uns weiterhin weise durch „ihren inneren Kräutergarten“ bis wir schließlich alle Lebensfeld Karten durchgearbeitet hatten. Es wäre grundsätzlich völlig O.K. die Sitzung an dieser Stelle zu beenden. Gerade das Lebensfeld der Euphrasia hatte gut gearbeitet und nun könnte man es erst mal wirken lassen.

In der Einzelarbeit gehe hier jedoch einen Schritt weiter. Für mich war es nun mehr als offensichtlich, dass eine stoffliche Lösung des Konflikts nun zum greifen Nahe lag.

Dafür holte ich eine Gebärmutter aus einem medizinischen Torso-Modell zu Hilfe.
Ich hatte sie auseinander geklappt und der in ihr wohnende Embryo war dadurch herausgefallen. Ich sagte ganz leise: „Gebärmütter sind unser erstes gemietetes Haus.“ Für einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen, bis Maria durch ein langsames, verständliches Nicken wieder Bewegung in ihr Feld brachte.

Maria erzählte:

Meine Mutter hatte vor meiner Geburt zahlreiche Abtreibungen gehabt. Und bei mir hatte sie es auch versucht, aber es hatte nicht geklappt. Diese Geschichte ist mir schon lange bekannt, weil meine Mutter sie immer wieder erzählt hat. Aber diese Verbindung, die Sie hier gerade geschaffen haben war mir nicht bewusst. Es ist als würde ich gerade mein ganzes Leben verstehen.

Maria wusste von den Abtreibungen und der Flucht. Viele Menschen wissen das nicht, aber das hätte an der seelenhomöopathischen Lösungsmöglichkeit des Konflikts nichts geändert.

Diese und ähnliche Geschichten sind in unserer Praxis wirklich sehr häufig –

daher nenne ich es „Embryonalen Klassiker.
Das Bewusstsein für embryonale Sprache ist einer der Bausteine der Ahnenmedizin und kann meines Erachtens sehr viele Lösungsmöglichkeiten anbieten. Die Seelenhomöopathischen Karten und das Grundkonzept der neun Lebensfelder bilden hierfür ein einfaches und sicheres Handwerkszeug.

Wie ich zu Beginn bereits erwähnte drückt sich die embryonale Sprache durch Ausdehnung und Verdichtung im Raum aus. Es ist dadurch unsere natürlichste gemeinsame Sprache, die wir mit allen Lebewesen und auch dichter- und feinerstofflicher Materie teilen. Es gibt folglich niemanden, der das nicht lernen kann. Diese Sprache ist der zelluläre Atemrhythmus unseres Planeten und wahrscheinlich auch des gesamten Kosmos.

Gefühle kennen keine Zeit, sondern nur Verdichtung und Ausdehnung in Raum und Zeit.

Jede Form von Schreck, Schock und Betäubung lässt diesen Rhythmus vermeintlich stoppen oder abbrechen – aber eben nur vermeintlich. Es gibt keinen Raum um uns herum, der nicht auch unsere Geschichte erzählt und berührt. Häuser sind wie Gebärmütter und erzählen von unserer Geschichte.

Nach etwa drei Stunden lag Marias Lebensweg völlig verständlich und ruhig vor uns. Sie ist entspannt und positiv überwältigt von der Intelligenz ihrer eigenen Geschichte.

„Kann das sein, dass sich mein ganzes Leben um dieses eine Gefühl gedreht hat? Das ist unglaublich. Und vor allem fühle ich, dass ab jetzt alles anders ist, als könnte ich das erste Mal wirklich etwas entscheiden in meinem Leben. Das fühlt sich gut an. Es gibt einfach keinen Grund mehr zu kämpfen. Ich bin beeindruckt.“

Jetzt ist die Zeit gekommen Maria eine weitere Karte ziehen zu lassen.

Was ihr nämlich fehlte war ihr „Wesen“. Sie zog aus der Lebensfeldrubrik: Seelenebene-Wesen eine letzte Karte.
Da der Konflikt nun bereits offen und gelöst vor uns lag zog sie die Karte nun nicht mehr als Konfliktkarte, sondern im erlösten Sinne, um den Ausdruck ihres Wesens in ihrem Leben nach dem Schreck in ihrem Feld sichtbar zu machen.

Maria zog die Lebensfeldkarte des „Sterntalers“ mit der Überschrift: Hinter dem Horizont.
Sie las nun lediglich den Lösungsweg laut vor:

Lösungsweg:
Im schlimmsten Moment nicht an der Liebe zu zweifeln
– ist eine hohe Fähigkeit.
Du bist eingebundener als du glaubst, geliebter als du fühlst
und geführter als du zu träumen wagst. Wage zu träumen!

kim-Fohlenstein-SterntalerUnsere Sitzung ist bereits zwei Jahre her und Maria wohnt immer noch in ihrem kleinen Haus.

Die Eigenbedarfsanmeldung wurde, wie von Zauberhand zurückgezogen und das Häuschen wurde Maria stattdessen zum Kauf angeboten. Auch wenn es ihr finanziell eigentlich zu diesem Zeitpunkt gar nicht wirklich möglich war, hat sie es geschafft das Haus mit ihrer Bank zu finanzieren.

Wer in Marias Garten kommt, dem begegnen dort neben zahlreichen anderen Pflanzen: die Pulsatilla, die Euphrasia und eine sehr kleine zarte junge Linde.


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16.02.2020
Mit einem Gruß aus der Seelenküche
Kim Fohlenstein
Heilpraktikerin und Lehrerin bei heil+kunst


Kim FohlensteinKim Fohlenstein
widmete sich nach dem Studium der Diplom-Pädagogik und Philosophie der Naturheilkunde und eröffnete 2002 als Heilpraktikerin ihre erste Praxis in der sie mit den Schwerpunkten Cranio-Sacrale Osteopathie, Homöopathie und systemischer Aufstellungsarbeit ihre Arbeit begann, die sich heute zur Ahnenmedizin entwickelt hat. 2005 eröffnete sie gemeinsam mit Felicitas Quelle die Heilpraktikerschule heil+kunst in Darmstadt. Dank ihrer unerschütterlichen Wissbegier ist sie während ihrer Arbeit immer Themen auf der Spur geblieben, die sie nicht losließen. So wie das Thema der archaischen Wunden und ihrer Heilweisen oder das Phänomen der Zeit als Schlüssel für eine ganzheitliche Medizin. Dafür hat Kim zwei Kartensets entwickelt, die unter dem Motto „Lernen – berühren – heilen“ erschienen sind und Ahnenmedizin mit Seelenhomöopathie verbinden.
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