Heilkräuter & Gewürze nach Hildegard von Bingen
Ich muss es zugeben, viele Heilkräuter und Gewürze, die Hildegard von Bingen sehr schätzte, waren mir bis dato völlig unbekannt. Und das, obwohl mein Gewürzschrank voll ist. Mit den ersten Rezepten nach Hildegard von Bingen, fing ich an, mich näher mit ihren Heilkräutern und Gewürzen zu beschäftigen, denen sie eine so wundervolle Wirkung nachsagte. Was sind Galgant, Bertram, Flohsamen und Co.? Und welche Wirkung haben Sie auf den menschlichen Organismus?
Schauen wir uns diese einmal an.
Längst vergessene Heilkräuter und Gewürze
Lange Zeit sind viele Heilkräuter und Gewürze, die nach Hildegard von Bingen eine heilende Wirkung auf den Körper haben, in Vergessenheit geraten und waren kaum erhältlich. Im Buch “Physica” von Hildegard von Bingen sind diese im Kapitel Pflanzen zu finden und nachzulesen.
Grundsätzlich unterscheidet Hildegard von Bingen warme und kalte Pflanzen. Sie schreibt: “Aber jedes Kraut ist entweder warm oder kalt, und so wächst es weil die Wärme der Kräuter ihre Seele bezeichnet und die Kälte den Leib. Und somit leben sie gemäß ihrer Art, wenn sie entweder an Wärme oder Kälte überreich sind. Wenn nämlich alle Kräuter warm wären und keines kalt, würden sie den sie Gebrauchenden Gegensätzliches auslösen”.
Bertram
Bertram zählt zu den Korbblütlern und ist im Norden Afrikas, im Mittelmeerraum und im Kaukasus heimisch. Zwischen den Monaten Mai bis August erscheinen weiße bis rosafarbene kleine Blüten.
Verwendung findet hauptsächlich die Wurzel, die getrocknet zu Pulver gemahlen wird.
Bertram wird eingesetzt bei: Verdauungsstörungen, zur Stärkung der Abwehrkräfte oder auch bei Nebenhöhlenentzündungen. Bertram regt die Bildung von Verdauungssäften und Insulin an.
Die Verwendung sollte sparsam erfolgen – max. 5 g am Tag sollten nicht überschritten werden. Optimal ist Bertram in Kombination mit Galgant.
Hildegard sagt: “Bertram ist gut zu essen, weil er die Fäulnis mindert, das gute Blut vermehrt und einen klaren Verstand im Menschen bereitet.”
Ich verwende Bertram zum Beispiel in einer normalen Gemüsebrühe, in einer Gewürzbutter (übrigens nur 1 Msp. auf 250g Butter!) oder auch in einem Dinkelbrot. Oder im Sommer nutze ich u.a. Bertram zum Würzen von Zucchini, die dann auf den Grill kommen.
Ganz klassisch ist auch das “Habermus” zum Frühstück – mit Bertram, Galgant, Flohsamen und Zimt.
Flohsamen
Flohsamen sind die Samen des Strauchwegerichs, der vor allem in Indien heimisch ist. Es ist eine alte Heilpflanze und durch die leicht löslichen Ballaststoffe gut für den Magen-Darm-Trakt.
Flohsamen helfen bei Fieber, bei Schwermut, aber auch bei Magenproblemen. Im Essen mitverwendet, regen die Flohsamen auch die Verdauung an.
In Wasser eingeweicht quellen Flohsamen bis auf das 40-fache ihres ursprünglichen Volumens auf.
Wunderbar ist der Flohsamen-Wein, dem eine positive Wirkung auf Geist und Seele nachgesagt wird. Verwenden kann man hier sowohl Rot-, als auch Weißwein. Dieser sollte 3x täglich vor den Mahlzeiten getrunken werden (1 Schnapsglas). Hildegard sagt: „Aber auch wer Fieber in Magen/Darm hat, koche Flohsamen in Wein…“.
Galgant
Galgant stammt aus dem Süden Chinas, ist aber auch in anderen asiatischen Ländern heimisch. Er gehört zu den Ingwergewächsen und kann bis zu 1,50 hoch werden. Seit Tausenden von Jahren wird Galgant als Gewürz und Heilmittel eingesetzt.
Verwendet wird vom Galgant die Wurzel, die auch hier getrocknet und gemahlen wird.
Über Galgant sagt Hildegard: “Der Galgant ist ganz warm und heilkräftig”.
Wer an Herzproblemen, Verdauungs- oder Kreislaufbeschwerden oder auch an Kraftlosigkeit leidet, bei dem zeigt Galgant eine gute Wirkung. Er wärmt durch seine Schärfe von innen und entkrampft.
Wie oben schon beim Bertram erwähnt, ist er wunderbar in Kombination mit Bertram. Ich verwende ihn bei den gleichen Gerichten.
Aus Galgant lässt sich ein wunderbarer Tee herstellen, mit dem man kraftvoll in den Tag starten kann (in Kombination mit Fenchel, Rosenblätter, Mariendistelkraut und Nelken. Für 1 l wird 7g Galgant benötigt)
Quendel
Quendel wird auch Feldthymian, oder wilder Thymian genannt. Heimisch ist Quendel im Mittelmeerraumraum. Im Sommer erscheinen wunderschöne rosafarbene Blütenteppiche – ähnlich wie bei unserem Thymian.
Quendel hilft zum Beispiel bei Hautproblemen, Gelenkschmerzen und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Seine Wirkung ist antibakteriell, krampflösend und auch entzündungshemmend. Er eignet sich gut bei Fleischgerichten oder auch bei Gemüse – schmeckt er doch ein wenig nach “Mittelmeer”.
Hildegard sagte über den Quendel: “Der Quendel ist warm und gemäßigt… und der Körper wird innerlich geheilt und gereinigt”.
Ab und an backe ich gerne Quendel-Plätzchen, die ein wenig wie Pizza-Knabbereien schmecken. Diese sollen die Gehirnleistung verbessern. Ein bis fünf Plätzchen sollte man am Tag essen.
Und eine Quendelsalbe hilft zum Beispiel bei Hauterkrankungen.
Ysop
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Sabine Stegmann
Ysop wird meist als Pulver verwendet. Wichtig ist, Ysop immer mitzukochen. Aber auch die jungen Blätter können klein gehackt mitgekocht werden. Eine sparsame Dosierung ist ratsam.
Über den Ysop sagt Hildegard: “Wenn man ihn oft genug isst, reinigt er den kranken Schaum der Säfte… Er ist für alle Speisen nützlich.”
Gut eignet sich Ysop bei Traurigkeit, Depressionen oder auch Probleme mit der Leber. Jedoch ist Ysop in der Schwangerschaft zu meiden.
Meine Tipps:
Wer einmal etwas Spezielles backen möchte, dem empfehle ich die “Nervenkekse” von Hildegard von Bingen zu backen, in denen Zimt, Muskatnuss und Nelken zu finden sind. Diese Gewürze hat sicherlich jeder zu Hause.
Es gibt ganz wunderbare Bücher über das Heilwissen der Hildegard von Bingen im Buchhandel. In vielen finden sich ebenso wunderbare Rezepte, die darauf warten, ausprobiert zu werden. Zu meinen Lieblingen zählen zu, Beispiel die Bücher aus dem Tyrolia Verlag oder “Das Heilwissen der Hildegard von Bingen” aus dem GU Verlag.
16.11.2017
Sabine Stegmann
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