Karmische Liebe: füreinander bestimmt?
Sie gilt als episch, leidenschaftlich und schicksalhaft – die karmische Liebe. Doch ebenso schmerzhaft und leidvoll kann sie sich gestalten. Woran erkennt man sie?
Wenn von der großen Liebe die Rede ist, fallen oft Begriffe wie Seelenverwandtschaft, Dualseelen und karmische Liebe. Von Schicksal ist dann die Rede, von großen Gefühlsfeuerwerken und ständig präsenter Sehnsucht nacheinander. Doch ist eine solche Liebe wirklich derart erfüllend? Bedeutet karmische Liebe automatisch große Liebe? Wie erkennt man sie? Und wie kann man sie lösen? Wir verraten es Ihnen.
Was bedeutet Karma?
Im Buddhismus, Hinduismus und Jainismus ist man der Überzeugung, dass jede absichtliche Handlung, egal ob geistig oder körperlich, egal ob gut oder schlecht, eine Folge (Karma) hat. Diese Folge muss sich nicht zwangsläufig in diesem Leben einstellen, sondern kann genauso gut in einem zukünftigen Leben in Kraft treten. Die Seele wird dann so lange wiedergeboren, bis jegliches Karma, das sich im Laufe der verschiedenen Leben gesammelt hat, ausgeglichen wurde.
Dieser Kreislauf nennt sich Samsara.
Da der Mensch ein soziales Wesen ist und viel in Kontakt mit anderen Lebewesen steht, ist es für seine Seele fast unmöglich, kein Karma aufzubauen. Denn fast alles, was er tut, erzeugt eine Wirkung, Karma. Gar kein Karma aufzubauen, wäre auch gar nicht das Ziel. Denn nur mithilfe des Karmas ist es der Seele überhaupt möglich, etwas zu lernen. Nur indem die Seele ihre Lernaufgaben versteht und umsetzt, wird sie den Zustand der Erlösung erlangen können, der darin besteht, dass sie nicht mehr wiedergeboren wird.
Jede jetzige Handlung ist durch eine Handlung in einem früheren Leben motiviert bzw. bedingt. Dabei muss es sich nicht um negative Handlungen handeln – Karma kann auch positiv bedingt sein. Dennoch muss es ausgeglichen werden, damit die Seele ihrem Ziel näherkommen kann, nicht mehr wiedergeboren werden zu müssen.
Was sind karmische Verbindungen?
Sobald man Karma mit einer anderen Seele erzeugt hat, entsteht eine karmische Verbindung. In der Karma-Lehre geht man davon aus, dass sich die Wege zweier Seelen so oft kreuzen werden, bis sie ihr Karma beidseitig aufgelöst haben. Folgt man diesem Konzept, so hat man im Leben nicht nur einen, sondern sogar viele Seelenverwandte.
Ob Geschwister, Schulfreunde, Kollegen oder Geliebte – der Begriff Seelenverwandter oder karmische Beziehung müsste bei jeder Art von Begegnung, bei der Karma im Spiel ist, greifen. Auch schon das kleinste karmische Ungleichgewicht zwischen zwei Seelen reicht, um sie einander so lange wieder begegnen zu lassen, bis das Karma auf eine solide Null gebracht wurde.
Im Laufe des Kreislaufes der Wiedergeburten sammelt eine Seele also nicht nur jede Menge Karma, sondern fast ebenso viele karmische Beziehungen. Meist ist das Karma nämlich als Produkt aus der Interaktion zweier oder mehrerer Seelen hervorgegangen. Im Samsara bildet jede Seele ein regelrechtes Netzwerk an karmischen Beziehungen. Erst wenn das jeweilige Karma, das die Seele mit einer anderen Seele verbindet, ausgeglichen wurde, lässt sich auch die karmische Verbindung trennen.
Was hat die karmische Liebe für eine Bedeutung?
Seelen, die über ein karmisches Band miteinander verbunden sind, finden nicht selten als Liebespartner zusammen. Sie glauben, füreinander bestimmt zu sein. In gewisser Weise sind zwei Seelen in einer karmischen Liebesverbindung das auch tatsächlich.
Nicht umsonst führt das Schicksal (Karma) sie immer wieder zusammen. Allerdings nicht mit dem Ziel, die beiden mögen glücklich miteinander werden – wobei das ein schöner Nebeneffekt sein kann –, sondern damit sie das karmische Ungleichgewicht, das sich zwischen diesen beiden Seelen manifestiert hat, ausgleichen können.
Ist nur eine karmische Liebesbeziehung eine glückliche Beziehung?
Eine vom Schicksal bescherte Liebe – nichts anderes ist die karmische Liebe – muss doch eine glückliche Liebe sein, oder? Nein, eine karmische Liebe ist noch lange kein Garant für eine erfüllte Liebe. Im Gegenteil: Dass das Karma die beiden Seelen erneut zusammengeführt hat, deutet auf unüberbrückbare Differenzen zwischen diesen beiden in einem vorherigen Leben hin. Das Karma-Konto befindet sich im Ungleichgewicht und soll auf null gebracht werden.
Nichts anderes als diese offene Rechnung ist es, was die beiden Seelenverwandten zueinander hinzieht. Beziehungsprobleme, die die beiden Seelen in ihrem früheren Leben miteinander hatten, können in ihrem Kern auch jetzt wieder zutage treten; übrigens nicht zwangsläufig in der gleichen Rollenverteilung. Ihre Verbindung wird so lange bestehen, bis beide ihre Lektion gelernt und ihre Lernaufgabe erfüllt haben.
Woran kann man eine karmische Liebe erkennen?
Folgende Eigenschaften können ein Hinweis dafür sein, dass es sich bei Ihrer Liebe um eine karmische Beziehung handelt.
- Sie fühlen sich auf körperlicher, emotionaler und/oder geistiger Ebene magisch zueinander hingezogen.
- Sie fühlen sich einander vertraut, selbst dann, wenn Sie sich noch nicht lange kennen.
- Die Emotionen, die Sie ineinander auslösen, gestalten sich sehr intensiv.
- Es kann sich sowohl um positive als auch um negative Emotionen handeln.
- Trotz großer Anstrengungen kommen Sie nicht voneinander los.
- Sie empfinden eine gewisse Abhängigkeit.
- Die Beziehung kostet Sie viel Kraft, kann aber auch kraftspendend und bereichernd wirken, wenn es gerade gut läuft.
- Sie unterscheiden sich charakterlich sehr voneinander.
- Der andere fordert Sie stark heraus, bringt Sie zuweilen zur Weißglut, fördert gleichzeitig aber die Erweiterung Ihres Horizonts.
- Es gibt häufig Streit oder Unstimmigkeiten zwischen Ihnen, die Sie auf einer tiefen Ebene bewegen und betroffen machen.
Wie kann man karmische Verbindungen lösen?
Karmische Verbindungen gewaltsam zu trennen, sollte nicht das Ziel sein, schließlich ereignet sich jede karmische Begegnung aus einem guten Grund. Eine karmische Beziehung beruht auf einem Ungleichgewicht, das es auszugleichen gilt. Um das zu schaffen, ist es wichtig, sich mit seinem Seelenverwandten oder Seelenbekannten auseinanderzusetzen.
Verstehen Sie Ihre karmische Liebe als Test, der Ihnen hilft, Ihre Seele zu befreien.
Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen:
- Woraus besteht die Anziehung zwischen Ihnen?
- Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ihnen?
- Welches Motiv gibt es für Sie, an dieser Beziehung festzuhalten?
- Welches Motiv könnte Ihr Gegenüber haben, an Ihrer Beziehung festzuhalten?
- Was könnte der Grund dafür sein, dass Sie nicht voneinander loskommen können?
- Was wurde im Laufe und anhand Ihrer Beziehung bereits alles erkannt, gelernt und verinnerlicht?
- Was könnte es noch zu lernen geben?
- Welches gemeinsame Ziel könnte/sollte es noch geben?
Diese Fragen sollten Sie sich möglichst selbst stellen, nicht gezwungenermaßen Ihrem Partner, es sei denn, er schlägt es von allein vor. Denn es geht nicht darum, Ihren Partner von irgendetwas zu überzeugen oder zu etwas zu bewegen, sondern vor allem darum, etwas für sich selbst zu erkennen und zu lernen. Wenn Sie sich noch tiefgehender mit dem Thema karmische Liebe bei einem persönlichen Gespräch auseinandersetzen wollen, so ist beispielsweise die spirituelle Beratung ein hervorragender Anlaufpunkt.
Was ist der Unterschied zwischen Dualseelen- und karmischer Liebe?
Das Konzept der Dualseelen geht auf Platons Theorie der Kugelmenschen zurück, laut der wir Menschen ursprünglich aus zwei zu einer Kugel verschmolzenen Seelen bestanden. Als Zwillingsseelen ergänzten wir einander so hervorragend, dass wir immer stärker wurden und bald den Göttern Konkurrenz machten. Göttervater Zeus fühlte sich sogar so sehr in seiner Macht bedroht, dass er uns Kugelmenschen mit Blitzen in zwei Hälften zerteilte.
Seitdem sucht jede Seele nach ihrem fehlenden Gegenstück. Dualseelenliebe ist geprägt von einer tiefen emotionalen Verbundenheit – dem Gefühl, aus demselben Holz geschnitzt zu sein. Ähnlich wie beim Konzept von Yin und Yang sind die beiden Dualseelen zwar verschieden, doch gerade diese Unterschiede sind es, mit denen sie sich gegenseitig bereichern. Dualseelen lieben sich fast bedingungslos, geben einander Halt und Unterstützung. Doch auch die Zwillingsseelen schweben nicht permanent auf Wolke sieben. Auch zwischen ihnen kann es kriseln, da sie die wunden Punkte des anderen kennen und ihm bewusst machen, woran er noch arbeiten muss, um als Seele voranzukommen.
Dualseelenliebe ist geprägt von:
- einem tiefen emotionalen Band
- einer magnetischen Anziehungskraft
- dem Wiedererkennen im anderen
- fast bedingungsloser Liebe
- gegenseitiger Unterstützung
- vielen Gemeinsamkeiten, aber auch einigen kleinen Unterschieden, die helfen, voneinander zu lernen
Bei Dualseelenliebe und karmischer Liebe handelt es sich also eigentlich um zwei unterschiedliche Konzepte.
Während Dualseelenpartner tatsächlich füreinander bestimmt sein sollen, ist das Ziel der karmischen Liebe vielmehr die Auflösung des Karmas, das sie zusammen angehäuft haben. Beide Konzepte weisen allerdings auch Gemeinsamkeiten auf, was dafür spricht, dass sie gern synonym verwendet werden. So kann sowohl die karmische als auch die Dualseelenliebe der Seele helfen, wichtige Lernaufgaben zu verstehen. Was die karmische Entwicklung angeht, sind beide also Gold wert.
05.07.2019
Uwe Taschow
Uwe Taschow
Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.
“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
Albert Einstein
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