Kontrolle und Macht führt zu Angst
Natürlich haben wir Angst, sie gehört zu jedem Lebewesen. Sie muss weder überwunden noch beseitigt noch besiegt werden. Aber akzeptiert. Angst ist ein zu unserer Natur gehörendes Warnsignal. Droht irgendeine aktuelle Gefahr, spüren wir Angst. Das ist an sich sehr sinnvoll und hilfreich. Sie hilft uns, zu überleben.
Angst kann zur Gewohnheit werden
Was jedoch nicht mehr natürlich ist, ist das Empfinden von Angst, wenn keine echte Gefahr droht. Angstempfindung kann zur Gewohnheit werden, eigentlich wie eine Sucht. Das Gehirn reagiert dann nicht auf aktuelle Situationen, sondern auf Erinnerungen.
Ein Beispiel: Du hast dich als Kind verlaufen als du einen neuen Schulweg einschlagen wolltest. Du hast dich so hilflos und verlassen gefühlt. Du hattest Angst, nicht mehr nach Hause zu finden.
Dieses Erlebnis war so einschneidend und beeindruckend, sodass jedes Mal, wenn ein unbekannter Weg vor dir liegt, du diese Angst in dir spürst. Weil sie so unangenehm ist, vermeidest du es, diesen Weg zu gehen. Du gehst nur vertraute und bekannte Wege.
Oder: Du bist voller Neugierde auf einen Baum geklettert, und dummerweise bist du abgerutscht und hart auf dem Boden gelandet, verletzt.
Du wirst nie mehr auf einen Baum klettern wollen und auch überhaupt nicht mehr irgendwo in die Höhe steigen wollen, denn die Angst von damals hält dich zurück. Diese Angst befällt dich, obwohl keine reale Gefahr besteht. Du definierst sie jetzt als „Höhenangst“.
Es gäbe unzählige Beispiele,
wie sich die Angst in einer akuten Situation gebildet und dich dann geprägt hat.
Angst vor Strafe, Angst vor Verlust, Angst vor Nähe, Angst vor Fallen, vor Wasser, vor Tieren… etc. etc.
Allen diesen Ängsten liegt eine Erst-Erfahrung zugrunde und unser Gehirn hat sich darauf eingestellt, dass jede ähnliche Situation dieselbe Gefahr bieten wird wie beim ersten Mal. Das Gefühl jener Situation in der Erinnerung wird auf die Zukunft projiziert.
Es gibt auch Ängste, die uns von anderen Menschen übergestülpt werden, ohne dass wir selber diese Erfahrung gemacht haben.
Du willst diese Angst nicht spüren, da sie lähmend und vielleicht sogar körperlich schmerzhaft wirkt, sie lässt dich verkrampfen und nimmt dir den Atem.
Nun entwirfst du Strategien.
Strategien, um diese Ängste nicht zu erleben
Also musst du Situationen vermeiden, in welchen sie auftauchen. Man nennt es Vermeidens-Strategie.
Und wie machst du das?
Indem du dich kontrollierst. Du versuchst, durch Kontrolle die Situation zu vermeiden, die dich wieder in die bekannte Angst versetzt. Je größer die Angst, desto grösser die Kontrolle.
Wir können diesen Mechanismus zur Zeit sehr offensichtlich in der ganzen Welt beobachten:
Angst vor Corona, Angst vor Krieg, Angst vor Wirtschaftskrisen und vor dem Klimawandel…
Es gibt Menschen, die diese Ängste bewusst schüren und je mehr sie verbreitet, ausgemalt und ständig wiederholt werden, desto mehr lassen sich ganze Völkergruppen davon beeinflussen und übernehmen diese Ängste.
Für diejenigen, welche diese Ängste in die Welt setzen und sie mit Schreckensvisionen nähren, ist dies nun ein gefundenes Fressen, denn nun greift die Kontrolle! Es gibt so viele Möglichkeiten, die Menschen mit sogenannten hilfreichen Maßnahmen zu beruhigen, ihnen das Gefühl zu geben, sich in Sicherheit zu wähnen, wenn sie nur mitmachen und die Vermeidens-Strategien einhalten.
Das ist Kontrolle.
Kontrolle ist Macht – und Macht funktioniert nur dort, wo Angst besteht
Eigentlich ein bekannter Mechanismus.
Aber, was vielleicht weniger bekannt ist, ist die Möglichkeit, auf Angst zu reagieren.
Wie vorher erwähnt, entsteht Angst durch eine aktuelle, reale Gefahr, als Warnsignal. Sobald wir dieses spüren, können wir handeln, um der Gefahr adäquat zu begegnen. Vielleicht müssen wir flüchten oder kämpfen oder sonst etwas tun.
Was aber, wenn die Angst, die auftaucht, gar nicht auf akuter realer Gefahr beruht? Was, wenn sie nur eine Vorstellung aus dem Speicher der Erinnerungen davon ist, was passieren könnte?
Dann tritt die Vermeidensstrategie ins Spiel und lässt uns etwas vermeiden, obwohl die jetzige Situation vielleicht gar keine Gefahr enthält. Wir sagen “nein” und je mehr Ängste wir haben, desto mehr müssen wir “nein“ sagen, um uns einigermaßen sicher zu fühlen. – Das kann sehr eng werden.
Wie vorher aufgezeigt, ist dieser Mechanismus im Kollektiv immer wieder sichtbar.
Der Mechanismus von Angst,
Vermeidungsverhalten und Kontrolle betrifft das gesamte Kollektiv. Religionen, Politiker, Obrigkeiten, egal welcher Art, basieren ihre Macht auf diesen Ängsten und bringen das Volk dazu, Vieles zu vermeiden und sich einzuschränken. Freiheiten werden entzogen. Macht kommt von machen und Manipulation kommt von „mit der Hand machen“, übersetzt: „etwas in der Hand haben“.
Wer Macht hat, hat die Kontrolle in der Hand
Man kann sich selber mit Kontrolle manipulieren oder auch seinen Partner oder die Partnerin, die Kinder, Freunde etc.
Wer Angst hat vor der Reaktion eines nahestehenden Menschen, lässt sich manipulieren.
Was im Kollektiv geschieht,
ist nur möglich, weil es beim einzelnen Menschen geschieht.
Wir alle haben unsere Ängste und das ist gut so. Sie wollen uns beschützen.
Ängste gehen nicht weg, in dem man sie ignoriert oder sagt: „Du musst keine Angst haben“, (oder hat das schon jemals jemandem geholfen?)
Aber hast du dich schon mal gefragt, ob die Angst, die du verspürst, tatsächlich mit der momentanen Situation zu tun hat? Hast du dich schon mal gefragt, ob deine Vorstellung davon, was passieren könnte, wirklich noch gültig ist? Oder beruht sie vielmehr auf der Erinnerung an eine ähnliche Situation, die tatsächlich gefährlich gewesen war?
Hast du dich schon mal gefragt, ob deine Vorstellung der Zukunft, egal wie nah oder weit weg sie sein mag, zwangsläufig so geschehen muss, wie du befürchtest?
Hier kommt Glauben ins Spiel.
Du glaubst nicht mehr der Angst, sondern deiner Vorstellung
Vorstellungen können in so vielfältiger und raffinierter Weise auftauchen und dich immer mehr einschüchtern, weil du ihnen Glauben schenkst. In den meisten Fällen werden sie von Außenstehenden noch gefüttert. „Pass auf, wenn du das tust, dann…”
Vorstellungen entstehen in unseren Gedanken und diese wiederholen sich meistens und verstärken sich. Sie werden zur Sucht. So kann Vermeidensstrategie als Antwort auf Angst zur Sucht werden.
Das Merkmal der nicht adäquaten Angst beginnt mit: „wenn…“
Es gibt eine andere Möglichkeit, auf Angst zu reagieren
Der erste Schritt: Versuche nicht, sie beseitigen zu wollen, sondern nimm sie einfach wahr und sage: „Ja, ich habe Angst“.
Im zweiten Schritt versuche dich zu erinnern, wann eine ähnliche Situation bestand und du diese Angst zum ersten Mal gespürt hast.
Im dritten Schritt atme tief durch und versuche die jetzige Situation aus Abstand wahrzunehmen. Ist sie wirklich gleich? Ist sie wirklich gefährlich?
Wenn ja, dann handle weise und schütze dich.
Siehst du aber, dass es sich um eine Projektion aus der Vergangenheit in die Zukunft handelt, atme tief durch und werde dir klar, dass du nicht wissen kannst, wie diese Zukunft ausgehen mag. Vielleicht wird ja alles anders! Denn Glaube ist Glaube und nicht zwangsläufig die Wahrheit!
Glaube ist Glaube und nicht zwangsläufig die Wahrheit!
Du kannst die Angst weder bekämpfen noch besiegen, aber du kannst sie annehmen und mitnehmen!
„Hallo Angst, ich spüre dich und ich mache jetzt trotzdem, was ich möchte, weil es diese Situation genau so noch gar nie gegeben hat.“
Du probierst aus. Du nimmst die Angst wie ein Kind bei der Hand und gehst durch die scheinbare Mauer hindurch, denn das, was du eigentlich möchtest, ist stärker!
Und dann?
Dann hast du eine neue Erfahrung gemacht und fühlst dich vermutlich freier! Je öfters du so mit deiner Angst umgehst, desto mehr lernst du zu vertrauen, dass das Jetzt anders sein kann als die Vergangenheit. Du vertraust mehr und mehr darauf, dass das, was du wirklich erleben möchtest, meistens möglich ist.
Hinter der Angst verbirgt sich meistens dein Herzenswunsch
Das, was du wirklich möchtest, erzeugt Angst, kennst du das?
Kennst du die Angst, die auftaucht, wenn du dich verliebst? Die Angst vor einem Vorstellungsgespräch? Die Angst vor einer Reise oder auch nur einem Kopfsprung ins Wasser…?
An sich sind wir Menschen neugierige Wesen mit angeborenem Forscherdrang. Wenn da nur die Angst nicht wäre…!
Aber, hast du erlebt, wie es sich anfühlt, wenn du trotz deiner Angst dem Wunsch nachgehst? Du riskierst, du hast Vertrauen.
Vertrauen ist der Wegweiser für die Angst
Vertrauen darauf, dass etwas gut ausgehen kann, dass es so etwas wie „Wohlwollen des Lebens“ gibt, hat mit Liebe zu tun. Je mehr sich jemand selber als wertvolles Lebewesen schätzt, desto tiefer wächst das Vertrauen, dass diesem Lebewesen nichts Schlimmes geschehen muss.
Das Leben ist ein Risiko.
Wir können nicht wissen, wie der nächste Moment aussieht, was geschehen wird, und auch wenn wir so tun als ob, so können wir das Leben nicht kontrollieren. Wir sind ihm eigentlich hilflos ausgeliefert.
In dieser Hilflosigkeit können wir uns entscheiden zwischen zwei Wegen, entweder Kontrolle und Manipulation oder Vertrauen und Liebe.
Kontrolle und Manipulation oder Vertrauen und Liebe
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Aber, du kannst dich selber beobachten und aufmerksam zuschauen, wie du mit deinen Ängsten umgehst. Im Wissen darum, dass es keine Sicherheit gibt im Leben, dass das Leben immer ein ungewisses, aber spannendes Abenteuer ist, kannst du dich entscheiden, ob du dich kontrollieren und einschränken willst oder mit der Angst an der Hand nach vorne springen, dahin, wo dein Herz dich hinzieht. Diese Entscheidung liegt bei dir.
Aus meiner langen Lebenserfahrung kann ich dich nur dazu ermuntern, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen, es hat so viele wunderschöne Überraschungen bereit!
Herzliche Grüße
Navyo Lawson
29.11.2022
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