Wunderglaube auf dem Vormarsch – was steckt dahinter?
In den letzten Jahren hat der Glaube und Wunder eine bemerkenswerte Renaissance erlebt. Immer mehr Menschen aus verschiedensten Gesellschaftsschichten wenden sich spirituellen Praktiken zu, um Hoffnung und Sinn in ihrem Leben zu finden. Dieser wachsende Trend verdeutlicht die tiefe Sehnsucht nach etwas Größerem, das über das Alltägliche hinausgeht.
Diese Suche nach einem höheren Sinn und nach Wundern zeigt sich auch in der zunehmenden Beliebtheit von Meditations- und Achtsamkeitspraktiken. Im hektischen Alltag vieler Menschen sehnen sie sich nach innerer Ruhe und spiritueller Erfüllung. Die Kraft des Glaubens spielt dabei eine entscheidende Rolle, um positive Veränderungen im modernen Leben zu bewirken. Es entsteht eine neue Wertschätzung für das Spirituelle und eine Offenheit für das Unbekannte, die zu unerwarteten Entwicklungen und Erlebnissen führen kann.
Wachsende spirituelle Entwicklung
Der Glaube an Wunder und die Suche nach einem höheren Sinn im Leben führen viele Menschen auf einen spirituellen Weg. Durch Meditation und Achtsamkeit versuchen sie, innere Ruhe und Erfüllung inmitten des hektischen Alltags zu finden. Diese spirituellen Praktiken ermöglichen es den Menschen, sich mit etwas Größerem zu verbinden und dadurch positive Veränderungen in ihrem modernen Leben zu bewirken. Die Offenheit für das Unbekannte und die Wertschätzung für das Spirituelle führen zu unerwarteten Erlebnissen und Entwicklungen, die das Leben bereichern und transformieren können. Der Glaube an Wunder durchdringt immer mehr Bereiche des modernen Lebens und zeigt die tiefe Sehnsucht der Menschen nach einem höheren Zweck.
Wunderglaube: Wie sieht es in Deutschland aus?
Der Glaube an Wunder ist nicht neu. Vermutlich ist er so alt, wie die Menschheit an sich, doch in den letzten acht Jahren erhöht sich die ›Gläubigenzahl‹ beständig. So gaben schon 2013 rund fünfzig Prozent der Westdeutschen an, an Wunder zu glauben. Aber was hat sich in den Jahren eigentlich geändert?
Kein Zufall – ein Wunder ist kein zufälliges Ereignis mehr. Es gilt nicht das Motto ›Wunder geschehen immer wieder‹, sondern das Ereignis ist einem triftigen Grund zuzuordnen. Wundergründe – einige Sinnsprüche haben wohl die meisten Menschen selbst schon verwendet: Das ist gut für’s Karma (um etwas zu erreichen), Karma is a B*** (wenn sich das Karma rächt, gerne bei Schicksalsschlägen anderer und ungeliebter Personen). Fakt ist, beim modernen Glauben geschieht nichts zufällig, sondern das Wunder geschieht durch den Willen von X. Rituale – da ein Wunder heute nicht mehr als zufälliges Ereignis betrachtet wird, kommen Rituale ins Spiel. Das Sprichwort ›dem Glück auf die Sprünge helfen‹ trifft es perfekt. Um das Glücks-Karma gütlich zu stimmen, haben Wundergläubige oft strikte Regeln und Rituale.Wer nun direkt an ungewöhnliche Rituale denkt, der irrt sich. Häufig basiert das Vorgehen auf völlig normale Rituale, wie sie fast jeder Mensch hat.
Das könnten sein:
Jobsuche – egal ob digitale Bewerbung oder postalischer Bewerbung: Der Bewerber hat einen Tick, bevor er die Bewerbung abschickt. Das kann sein, dass der Brief vor dem Einwurf geküsst wird, das kann sein, dass die vor dem Absenden in die Hände geklatscht wird. Glücksspieler – so mancher Lottospieler klopft drei Mal aufs Holz, bevor der Schein abgegeben wird. Oder aber, er nutzt nur seinen eigenen Kugelschreiber. Sportfans – beim Spiel der bevorzugten Mannschaft wird stets ein bestimmtes Getränk getrunken. Oder aber, das Spiel wird in einer bestimmten Spielminute ausgeschaltet. Hier ist das Ritual die Askese.Während dies Rituale sind, ist der Glaube an Wunder im Zusammenhang mit dem eigenen Karma natürlich ein ganz anderes Thema. Auch hier zeigen sich oft ritualähnliche Vorgänge, die aber wieder die Karmapunkte in die Höhe treiben:
Hilfestellungen – um das Karma zu besänftigen, helfen die Gläubigen häufig und gerne. Darunter ist schon zu verstehen, jemandem beim Einsteigen in den Bus zu helfen oder die Tür aufzuhalten. Verzicht – auch er kann dazu genutzt werden, das Karma so zu kräftigen, dass Geschehnisse eintreten. Das typische Fasten lässt sich mit darunter verstehen.Wundersame Dinge geschehen laut dem Wunderglauben also nicht zufällig, sondern wurden indirekt oder direkt durch Aktionen gesteuert, die die Wunderchancen erhöhen.
Arten von göttlichen Fügungen
Das Wort ›Wort‹ ist nicht wirklich definiert. Mütter nennen ihr Neugeborenes ein Wunder, obwohl ein schlichter biologischer Prozess dahintersteht. Angestellte nennen ihre Beförderung ein Wunder, obwohl diese überwiegend aus der eigenen Leistung resultiert. Eigentlich ist ein Wunder eher ein Ereignis, das im besten Falle glücklich ist, aber keine genaue Erklärung und Garantie besitzt:
Lottogewinn – wer freitags den Eurojackpot knackt und bis zu 90 Millionen auf dem Konto vorfinden wird, der wird von einem Wunder sprechen. Hat der Gewinner vorab Rituale durchgeführt oder ist seinem Spielmotto treu geblieben, so kommt der Gewinn für ihn einem erklärbaren Wunder gleich. Dennoch: Glück und Zufall waren mit im Spiel. Auch das große Abräumen an einem Spielautomaten im Online-Casino kann wie ein Wunder wirken. Die möglichen Gewinne sind dabei durchaus ansehnlich. Heilungen – schwer kranke oder gesundheitlich deutlich beeinträchtigte Menschen sprechen oft für ein Wunder, wenn sie doch noch eine Heilung erfahren. In dieser Beziehung ist jedoch Vorsicht geboten, denn häufig tritt die Heilung ein, wenn ein ganz anderer Weg eingeschlagen wird.Das Problem: Es lässt sich nie klären, ob der neue Weg allein zum Erfolg führte oder ob der Körper nur die Zeit brauchte, um nun zu heilen. Tragödien – jeder hat wohl noch die Bilder der Kinder-Fußballmannschaft im Kopf, die während eines Ausflugs in einem Tunnelsystem von Sturzbächen eingeschlossen wurde. Oder die eingeschlossenen Minenarbeiter, die Überlebenden nach Flugzeugabstürzen oder die Kinder, die nach Erdbeben oder Explosionen aus den Trümmern von Häusern gerettet wurden: All dies zählt zu den göttlichen Fügungen.
Warum ist der Wunderglaube mitunter gefährlich?
Der Glaube an göttlichen Fügungen ist menschennormal und absolut ungefährlich. Wer hofft, dass sein Fußballverein trotz miserabler Chancen nicht absteigt, der darf immer auf ein Wunder hoffen. Gefährlich wird es nur dann, wenn die Realität in den Hintergrund gerückt wird und sich Personen an fragwürdige Thesen halten:
Leugnung – wird die Wissenschaft vollständig geleugnet und nur der eigene Glaube als existenzberechtigt angesehen, ist es gefährlich. Medizin – letztendlich darf jeder Erwachsene über seinen Körper und seine Gesundheit frei entscheiden. Wer Krebs mit Teebeuteln behandelt, der darf das tun. Wer allerdings die Medizin so weit leugnet, dass auch betreuungsnötige Kinder und Personen in den Kreislauf hineingezogen werden, so ist das falsch. Dem Kind die normale Krebstherapie aufgrund des eigenen Wunderglaubens an Teebeutel zu verbieten, der handelt entgegen dem Kindeswohl. Wahn – nimmt der Glaube wahnhafte Züge an, so ist dies auch gefährlich und behandlungswürdig. Beispiel: Der Gläubige glaubt so stark an das Wunder des Lottogewinns, dass er direkt den Job kündigt und alle Verpflichtungen vernachlässigt.Leider ist der Wunderglaube auch eine enorme Geldquelle, von der etliche schwarze Schafe gut und reichlich profitieren.
Es ist wichtig zu erkennen, dass der Glaube an Wunder auch seine Schattenseiten haben kann. Unrealistische Erwartungen oder riskantes Verhalten können negative Konsequenzen haben. Daher ist es entscheidend, einen gesunden Rahmen für diesen Glauben zu bewahren und sich nicht blind auf wundersame Lösungen zu verlassen.
Glauben und Hoffnung
Der Glaube ist tief in der menschlichen Natur verwurzelt. Er gibt uns Hoffnung, besonders in schwierigen Zeiten. Jeder von uns hat Momente erlebt, in denen wir auf ein Wunder gehofft haben – sei es bei gesundheitlichen Problemen, beruflichen Herausforderungen oder persönlichen Krisen. Diese Hoffnung ist ein mächtiger Antrieb, der uns durch schwere Zeiten tragen kann.
Kein Zufall
Moderne Wundergläubige sehen diese Geschehnisse nicht als zufällige Ereignisse. Vielmehr glauben sie, dass hinter jedem Wunder ein bestimmter Grund oder Wille steht. Dieser Glaube verleiht dem Leben eine tiefere Bedeutung und lässt uns erkennen, dass nichts ohne Grund geschieht.
Rituale und Karma
Rituale spielen eine zentrale Rolle im Glauben an Wunder. Sie dienen dazu, das Glücks-Karma positiv zu beeinflussen und unsere Chancen auf wundersame Ereignisse zu erhöhen. Ob es das Küssen eines Briefes vor dem Einwurf bei der Jobsuche ist, dreimaliges Klopfen auf Holz beim Glücksspiel oder das Trinken eines bestimmten Getränks während eines Spiels – diese Rituale geben uns das Gefühl der Kontrolle und verstärken unseren Glauben an positive Ergebnisse.
Hilfestellungen und Verzicht
Spirituelle Praktiken wie Hilfestellungen und Verzicht sind weitere Wege, um das Karma zu stärken. Indem wir anderen helfen oder auf bestimmte Dinge verzichten, glauben wir, dass wir positive Energie in unser Leben ziehen. Diese Handlungen können so einfach sein wie jemandem beim Einsteigen in den Bus zu helfen oder so anspruchsvoll wie das Fasten über einen längeren Zeitraum.
Fazit
Ein gewisser Glaube kann unser Leben bereichern und uns Hoffnung schenken. Solange dieser Glaube in einem gesunden Rahmen bleibt und wir uns der möglichen Gefahren bewusst sind, kann er eine positive Kraft in unserem Leben sein. Spirituelle Menschen wissen um die Bedeutung von Glauben und Hoffnung – sie erkennen aber auch die Notwendigkeit, diese mit Vernunft und Achtsamkeit zu verbinden.
In einer Welt, die oft von Unsicherheit geprägt ist, bietet der Glaube an Wunder eine Quelle der Inspiration und des Trostes. Er erinnert uns daran, dass das Leben voller Möglichkeiten ist – und manchmal geschehen tatsächlich Dinge, die wir nur als Wunder bezeichnen können.
08.06.2021
Uwe Taschow
Uwe Taschow
Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.
“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
Albert Einstein