Der Tod meines Vater – Susanne Hühn

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haende-kind-vater-tod-handsDer Tod meines Vater – Susanne Hühn schreibt zum Tod ihres Vaters

Liebe Leser,
Vaters Tod eine schmerzvolle Erfahrung. Ich möchte etwas mit euch teilen. Gestern starb mein Vater. Plötzlich, aus zwar leicht bewölktem, aber ganz sicher nicht bedrohlich gewittrigem Himmel. Das Herz wird es gewesen sein, jetzt ist er tot. Vierundsiebzig Jahre, da fangen andere noch mal eine neue Karriere an. Mein Vater ist mein Held, mein Ritter, meine größte Liebe und meine bedrohlichste Herausforderung. Der Tod meines Vater.

In den frühen Neunziger Jahren, als ich meinen Weg zu mir selbst bewusst zu gehen begann, lebte ich in einer äußerst schmerzhaften, angsterfüllten und tiefen Liebe zu ihm. Meine Eltern hatten sich scheiden lassen, als ich fünf Jahre alt war und er hatte mich und meine kleine Schwester mit in seine neue Ehe genommen. Sicherlich war das richtig, ich wollte unbedingt bei ihm sein, und gleichzeitig verlor ich dadurch meine Mutter, die ich zwar jedes zweite Wochenende sah, doch wir lebten nicht mehr bei ihr. Ich war auf einmal sehr einsam, denn er heiratete gleich wieder und war längst nicht mehr so sehr verfügbar wie früher. Ich verbrachte meine Kindheit damit, ihm zu gefallen, mich für ihn anzustrengen, seine Nähe zu suchen und auch zu bekommen: über Leistung. Doch es gab gleichzeitig die andere Seite: Mein Vater war sehr gerne mit uns Kindern zusammen, wir gingen jeden Sonntag wandern, schwimmen, wir unternahmen sehr viel gemeinsam und er war immer da, wenn ich schulische Probleme hatte.

Ich liebe meinen Vater mehr, als ich in Worte fassen kann.

Bei meinem ersten Liebeskummer tröstete er mich und ich fühlte mich ihm oft sehr nah, zutiefst seelenverwandt.  Ich liebe meinen Vater mehr, als ich in Worte fassen kann. Als ich meinen Weg zu mir selbst begann, erkannte ich, wie verstrickt ich mit ihm war, wie coabhängig, wie sehr ich ihm trotz oder gerade wegen all der Liebe nachlief, es ihm recht machte, ihn auch dann schützte, wenn ich wütend werden sollte und dürfte. „Stell dich nicht so an“, waren seine zornig ausgestoßenen Worte, wenn er ungeduldig nach einem bestimmten Werkzeug fragte und gleichzeitig war er der geduldigste, liebevollste Lehrer, wenn es darum ging, mir zu zeigen, wie man mit einer Metallfeile umgeht oder den Schwingschleifer benutzt. Oder eine Funktion rechnet. Ich habe von ihm den Mut bekommen, ins Leben zu gehen und zu sagen, was ich zu sagen habe. Auch wenn es niemandem gefällt.

Er war dabei mein größter Lehrer.

Denn ich habe oftmals Dinge gesagt, die ihm nicht gefallen haben. Meinen ganzen spirituellen Weg betrachtete er voller Sorge um mich, ich könnte weltfremd werden und mein Leben nicht mehr meistern. Ich ging ihn dennoch und sage ihm oft: „Ich bin wie du, ich gehe meinen Weg, und dass ich ihn gehe, obwohl er dir nicht gefällt, das ist der wichtigste Beweis für deinen Erfolg als Vater. Du hast mich stark gemacht, mich sogar gegen dich durchzusetzen.“ Denn so ist es. Er hat mich befähigt, Dinge zu tun, die ihm nicht gefallen, obwohl ich größten Wert auf sein Urteil legte.

Und jetzt ist er tot, einfach so.

Das, wovor ich höllischste Angst hatte, das für mich Schlimmste, das mir passieren könnte, das ist passiert.
Und ich weiß, dass all meine innere Kind Arbeit, alles, was ich in mir entwickelt habe, entstanden sind, damit ich diesen Tag überlebe. Alles, was ich je für mich selbst getan habe, habe ich getan, damit ich seinen Tod ertrage. Und das tue ich. Ich schreibe diesen Artikel, er ist noch keine 24 Stunden tot und ich kann denken. Ich kann seine Seele noch nicht wirklich spüren, er ist selbst noch irgendwie im Schock, weil es so schnell ging. Doch ich merke, dass meine ganze Arbeit mich gut vorbereitet hat, ich kann mich selbst halten, kann sogar für andere da sein. Der Schmerz ist unfassbar.

Mein Papi, das ist undenkbar, dass er weg ist.

Die kleine Susie in mir will hinterher rennen und bestimme Seelenanteile dürfen das auch. Und gleichzeitig trägt es in mir. Ich habe mich oft bewusst von ihm verabschiedet, er sich auch von mir. Wir haben alles, wirklich alles bereinigt, auch das kleinste Missverständnis ausgeräumt. Ich habe ihn für alles um Vergebung gebeten, für das ich Vergebung brauchte. Weil ich immer wusste, wenn er stirbt und ich bin nicht völlig in Frieden mit ihm, werde ich verrückt.

Die ersten Sätze, die ich gestern sagte, waren: „Ich habe alles richtig gemacht“. Damit meinte ich: Ich habe alles gesagt, alles bereinigt, meine Liebe immer wieder ausgesprochen, ihm gedankt, seine Liebe zu mir und alles, was er mir beibrachte, angenommen. Ich habe ihm vergeben, wofür er mich um Vergebung gebeten hat. Wir hatten ein wundervolles Verhältnis in den letzten Jahren und das ging nur, weil ich mein inneres Kind zu mir genommen habe.

Diese innere Kind Arbeit ist meine Rettung und mein Segen.

Deshalb gebe ich sie weiter, deshalb will ich so unbedingt, dass sie die Menschen erreicht, die sie brauchen. Ohne meine eigene Beziehung zu meinem inneren Kind würde ich jetzt, wo mein über alles geliebter Vater tot ist, vor Schmerz durchdrehen. Wirklich. Ich wundere mich darüber, dass ich es nicht tue und ich spüre, wie sehr ich mich selbst halten und tragen kann.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich zu dieser Inneren Kind Arbeit geführt wurde, von vielen wundervollen Therapeuten, bis ich aus alldem meine eigene spirituelle Methode entwickelte.

Ich freue mich auf unser nächstes gemeinsames Leben, liebster Vater, geliebte Seele, ich danke dir für alles Gute, das ich von dir bekommen habe und ich nehme es rückhaltlos an.
Und jetzt gehe ich weiter. Ich bin erwachsen. Ich bin groß und stark und ich tue das für mein inneres Kind, was du nicht mehr tun kannst, Es geht gut weiter. Es ist Frieden.

Ich teile das mit euch, um euch zu zeigen, wie unendlich wichtig es ist, sich selbst halten zu können. Ich erlebe es gerade.
Den Tod meines Vaters zu überleben ist mein Meisterstück.
Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.

Weitere Gedanken von Susanne Hühn zum Tod ihres Vater: 
– Abschied – Gestern Abend, am offenen Sarg

27.01.2019
Susanne Hühn
www.susannehuehn.de

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Susanne Huehn
(c) Susanne Hühn

Susanne Hühn

Ich steh für das innere Kind. Ich stehe dafür, euch Werkzeuge zu geben, mit denen ihr in Selbstverantwortung soviel wie nur irgendwie möglich von eurer Liebe, eurer Schönheit, eurer Strahlkraft und eurer Wildheit in die Tat, in die Form bringen könnt. Mein wichtigstes Werkzeug ist die Arbeit mit dem inneren Kind und damit zeige ich mich.

Und nur darum geht es. Positioniere dich. Zeig dich mit dem, was dir heilig und wesentlich ist und geh dafür. Wofür brennst du? Das ist dein Alleinstellungsmerkmal und dein Marketingkonzept. Sei, wofür du stehst und zeig dich damit.

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9 Kommentare

  1. Meine liebe Susanne,ich weiß dass in diesen Momenten keine Worte trösten können….der Schmerz ist unbegreiflich und ich kann dir mein Mitgefühl ausdrücken und dir sagen…….ich weiß wie das ist…….meine Mama starb so und mein Papa 10 Jahre später…..und sie fehlen,jeden Tag und durch dich lernte ich…..mit diesem Schmerz umzugehen…….für mich begleiten Sie mich jeden Tag und an jedem Fest sind sie da…..und der Schmerz wird weniger,aber vergehen……nein irgendwie wird er anders ……ich umarme dich in Gedanken und schicke dir und deinen Lieben ganz viel liebe und Kraft in dieser schweren Zeit……hab dich lieb und deine Gedanken und Worte haben mich sehr berührt……in liebe deine Beate

  2. Liebe Susanne, danke für deine ehrlichen Worte! Ich kann deinen Schmerz nachfühlen, da ich meinen Vater vor 1 1/2 Jahren innerhalb von 3 Wochen (Diagnose – Tod) verloren habe. Mein Verhältnis zu meinem Vater war sehr ähnlich wie Deines… auch ich bin ein Scheidungskind. Ich wollte ihm immer gefallen und bin seiner Liebe hinterhergelaufen… Vor 6 Jahren bin ich dann auf Dein Buch und CD gestoßen, Heilung des Inneren Kindes… Ich kann Dir gar nicht sagen wie wertvoll, liebevoll … finde einfach nicht die richtigen Worte… Deine Arbeit war und ist… Es durfte damals soviel Heilung stattfinden… Ich bin davon überzeugt, dass es mir ohne diese Heilung nicht möglich gewesen wäre, ihn bis in den Tod zu begleiten… Er ist in meinen Armen gestorben!
    Mein aller herzlichstes Beileid, liebe Susanne und ebenso meinen aller größten Dank aus tiefstem Herzen!

  3. Vielen Dank für diese wundervollen wahren und berührenden Worte über Raum und Zeit hinweg…
    Möge dein Vater den Wechsel der Welten, die Wandlung seiner Form, sanft und friedlich vollziehen…
    und du dein Meisterstück prachtvoll vollenden?
    Danke für dein Tun und Gehen und Weitergeben?
    ?

  4. Liebe Susanne ganz viel Kraft für nach dem Schock.
    Ich kann sehr viel mitfühlen. Diesen Zwang ihm zu gefallen und noch viel mehr seinen Schmerz nachzuahmen.
    Mein Vater ist seit fast 17 Jahren nicht mehr, seit fast 3 Monaten weiß ich; er war nicht mein biologischer Vater und jede Sekunde meines Lebens MEIN Vater.
    Unsere Beziehung und mein Inneres Kind haben mich zu dich geführt und über dich zu mir. Von Herzen danke!

  5. Ein Segen für Deinen Vater, daß Du in so gut gehen lassen kannst.Du weißt ja, er ist da, in jeder Zelle von Dir und das Leben ist so ein Geschenk. Jetzt erst recht.

  6. Ich danke euch allen von allen von ganzem Herzen für euer Mitgefühl und eure Unterstützung, es ist so wichtig, dass wir auch diesen Weg gemeinsam gehen. Vielleicht kommt noch einmal eine Riesenwelle von Schmerz, vielleicht auch viele, vielleicht bin ich einfach total im Schock und krieg überhaupt nicht mit, dass es mich doch völlig umhaut, es fühlt sich aber wirklich nicht so an. Irgendetwas trägt total und ich bin vollkommen sicher, das ist diese ganze innere Kind Arbeit. Wie glücklich ich bin, dass ich euch damit Unterstützung geben darf. In Liebe, Susanne

  7. Liebe Susanne, danke für das Teilen. Mein herzliches Beileid. Dein Vater starb an dem Tag, an dem meine Mutter Geburtstag gehabt hätte und wir uns zum ersten Mal an ihrem Grab versammelten. Deine Arbeit trägt Dich ganz sicher und das ist gut. Es werden noch andere Tage kommen, immer mal wieder, aber auch das wirst Du dann wieder tragen können. Achte auf Zeichen aus der geistigen Welt, finde Herzsteine, Federn oder was Euch ansonsten gemeinsam ist, er wird vielleicht etwas senden, um sich Dir mitzuteilen, dass es ihm gut geht.
    Ich wünsche Dir Kraft und Liebe für das, was jetzt ansteht im Innen und Außen.

  8. Ursprünglich wollte ich einfach nur Danke sagen. Aber dann hat mir das Fenster gesagt, dass das zu wenig ist. Also jetzt so:
    DANKE.
    Deine Kraft ist unfassbar und strahlt unendlich.

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