Klimakiller Braunkohle – Ausstieg ist ein Projekt für die Menschheit

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Braunkohle Kohle KraftwerkKlimakiller und seine weitreichenden Folgen

Rund 40 Prozent des weltweiten Stroms werden mithilfe von Kohle erzeugt. Ihre Verfeuerung gehört zu den schädlichsten Praktiken auf der Erde, mit weltweit bleibenden Schäden für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Für diese Schäden kommt jedoch nicht die Kohleindustrie auf, sondern die Allgemeinheit.

Seit Jahrhunderten wird Kohle verfeuert, ihre Verwendung als Brennstoff ist seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Sie war die treibende Kraft hinter der industriellen Revolution und veränderte den Kurs der ganzen Welt. In den USA wurde das erste Kohlekraftwerk – Pearl Street Station – im September 1882 am East River in New York City in Betrieb genommen. Wenig später war Kohle der Grundstoff für Kraftwerke auf der ganzen Welt.

Auswirkungen energiebedingter Emissionen

Energiebedingte Emissionen beeinträchtigen die Umwelt in vielfältiger Weise. An erster Stelle ist die globale Erwärmung zu nennen. Werden fossile Brennstoffe gewonnen und verbrannt, so führt dies zu einer starken Freisetzung der Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4), die wiederum hauptverantwortlich für den Treibhauseffekt sind. Weitere erhebliche Umweltbelastungen werden durch die „klassischen Luftschadstoffe“ verursacht. Die Folgen sind Luftverschmutzung durch Feinstaub (PM10, PM2,5), Staub und Kohlenmonoxid (CO), Versauerung, unter anderem durch Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide und Ammoniak (NH3). Außerdem entsteht gesundheitsschädliches bodennahes Ozon (O3) durch Vorläufersubstanzen wie flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Stickstoffoxide.(Quelle: Umweltbundesamt)

Kraftwerk-power-plantGiftige Emissionen von Stickoxid, Schwefeldioxid, Feinstaub und Quecksilber aus Kohlekraftwerken verursachen jährlich allein in Deutschland rund 4070 vorzeitige Todesfälle und 81.410 schwere Erkrankungen wie Asthma. Das haben die Klimaallianz, Greenpeace und das Europäische Umweltbüro (EEB) berechnet. Außerdem sind ohne den Kohleausstieg bis 2030 die Klimaziele von Paris nicht zu schaffen. Nichtsdestotrotz versucht die deutsche Regierung immer wieder, schärfere europäische Grenzwerte für Emissionen aus Kohlekraftwerken zu verhindern, wie geschehen im Oktober 2016.

Das Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD)  sich dafür hergegeben hat macht die Klimabemühungen der Kanzlerin Angela Merkel zu einem unglaubwürdigen Witz. Ausgerechnet Hendricks, die noch in ihrem Klimaschutzplan 2050 ambitionierte Pläne für den Kohlesektor vorgeschlagen hatte. Greenpeace wirft daher der Umweltministerin vor, die Interessen der Kohleindustrie vor bessere Luft zu stellen. Laschere Grenzwerte würden besonders gesundheits- und umweltschädlichen deutschen Braunkohlekraftwerken erlauben, ohne Nachrüstung am Netz zu bleiben, kritisiert die Umweltschutzorganisation.

Wir erinnern uns das im Januar 2018 während der sogenannten Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD zwecks neuer „GROKO“ Bildung schlicht gemeinsam erklärt wurde, das die Klimaziele nicht erreicht werden können. Die Emissionen angestiegen sind und das die Braunkohle weiter abgebaut wird. Ein Schlag ins Gesicht all der Wähler die sich um Klima und Zukunft sorgen. Deutschland hat auch hier seine internationale Vorbildfunktion leichtfertig aus kurzfristigen Politik Kalkül verspielt.

Kohlekraftwerke Schaden unser Gesundheit

Schwefeldioxid, Feinstaub, Quecksilber, Stickoxide, Arsen – aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken gelangen große Mengen gesundheitsschädliche Schadstoffe in unsere Atemluft. Als besonders gefährlich gelten Feinstäube – mikroskopisch kleine Partikel, die über die Lunge bis in den Blutkreislauf gelangen. Eine erhöhte Feinstaubbelastung verursacht nachweisbar Lungenkrebs, Schlaganfälle, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen. Zusammen mit anderen Quellen der Luftverschmutzung führen die Emissionen aus Kohlekraftwerken zu einer erhöhten Sterblichkeit in der Bevölkerung.

Besonders dramatisch ist die Luftverschmutzung in China und Indien – unzählige Kohlekraftwerke, Industrieanlagen, Fahrzeuge und Hausbrandöfen verursachen eine tödliche Smogbelastung. In Europa wurden in den vergangenen Jahren zwar deutliche Fortschritte bei der Luftreinhaltung gemacht, doch die Luftverschmutzung fordert immer noch einen hohen gesundheitlichen Tribut. Einer Untersuchung der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace zufolge verursachen die 300 größten Kohlekraftwerke Europas jedes Jahr den vorzeitigen Tod von 22.000 Menschen. Ein Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle – und anderen fossilen Energien –  würde die Luftqualität deutlich verbessern.

Die Klimafolgen sind vielfältig und haben Einfluss auf unser tägliches Leben. Beispiele hierfür sind:

  • Gesundheit: Hitzewellen belasten Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie können vor allem bei älteren und kranken Menschen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
  • Landwirtschaft: Eine Verschiebung der Vegetationsperioden – jener Zeiträume, in denen Pflanzen wachsen, blühen und Früchte tragen – hat Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion.
  • Energieproduktion: Viele Kraftwerke entnehmen Kühlwasser aus nahen Flüssen und speisen es erwärmt wieder ein. Durch Flusswasser, das bei der Entnahme bereits zu warm ist, oder durch sommerliches Niedrigwasser kann es künftig an ausreichendem Kühlwasser mangeln. Das kann im Extremfall dazu führen, dass Kraftwerke abgeschaltet werden müssen. Außerdem gefährdet zu warmes Wasser die Tier- und Pflanzenwelt der Flüsse.

BRAUNKOHLE – DER SCHMUTZIGSTE BRENNSTOFF DER WELT

In Deutschland gibt es reichlich Braunkohle, die in zwölf gigantischen Tagebauen abgebaggert wird. Rund ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen stammt aus Braunkohlekraftwerken, in keinem Land der Welt wird mehr Braunkohle verbrannt. Deren Klimabilanz ist besonders schlecht, Kohlekraftwerke erreichen zudem, selbst wenn sie mit modernster Technik arbeiten, nur einen Wirkungsgrad von etwa 45 Prozent. Mehr als die Hälfte der Energie verpufft durch den Schornstein.

Tagebau-open-cast-mining-indenDer Braunkohleabbau richtet ganze Regionen zugrunde. Die drei großen deutschen Tagebaureviere – das Rheinische Revier, das Lausitzer Revier und das mitteldeutsche Revier bei Leipzig – umfassten 2008 insgesamt eine Fläche von über 1.600 Quadratkilometern. In der Lausitz plante der Energiekonzern Vattenfall, weitere Tagebaue zu eröffnen. Ob es dazu kommt, ist unklar. 2016 verkaufte Vattenfall seine Lausitzer Braunkohlesparte an den tschechischen Finanzinvestor EPH. Unter dem Firmennamen LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG) wird nun weitergebaggert und verfeuert.

Während die Energiekonzerne den Braunkohleabbau langfristig weiterbetreiben wollen, wird der deutsche Steinkohlebergbau im Jahr 2018 beendet. In diesem Jahr laufen die Steinkohlesubventionen aus, die den Steuerzahler seit 1950 schon über 330 Milliarden Euro gekostet haben. Die deutschen Steinkohlekraftwerke werden trotzdem weiterlaufen – betrieben mit Importkohle aus Russland, Kolumbien, Südafrika und weiteren Ländern. Der Kohleabbau in diesen Ländern findet unter katastrophalen sozialen und ökologischen Bedingungen statt.

Die Energieriesen EnBW, E.ON, Vattenfall und RWE haben jahrelang mit billiger Kohle und abgeschriebenen Atomkraftwerken stattliche Gewinne eingefahren. Mit der CCS-Technologie (CO2-Verpressung und -Speicherung,) versuchten sie, sich ein sauberes Mäntelchen umzuhängen. Doch CCS ist eine Scheinlösung, das Treibhausgas wird nicht vermieden, sondern eingelagert. Auch steht die Technik noch ganz am Anfang, sie kommt für den Klimaschutz zu spät, die Kosten sind enorm, die Risiken nicht kalkulierbar.

KLIMASCHUTZ – MIT KOHLE NICHT ZU ERREICHEN

Der Klimawandel ist die größte Umweltbedrohung und die größte humanitäre und ökonomische Herausforderung, der sich die Welt jemals stellen musste. Millionen Menschen spüren bereits die Auswirkungen, jedes Jahr sterben schätzungsweise 150.000 Menschen an deren Folgen.  Um die schlimmsten Folgen zu vermeiden, muss die globale Erwärmung möglichst weit unterhalb von zwei Grad Celsius (gegenüber dem vorindustriellen Niveau) bleiben. Dieses Ziel ist laut dem Vierten Sachstandsbericht des UN-Klimarates (IPCC) nur zu erreichen, wenn der Ausstoß an Treibhausgasen spätestens 2015 seinen Höhepunkt überschritten hat. Auf dem inzwischen fast legendären Klimagipfel im Dezember 2015 in Paris einigten sich die Staaten der Welt auf einen völkerrechtlich verbindlichen Klimavertrag mit dem Ziel, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Schaufelrad-paddle-wheelOb wir dieses Ziel erreichen, hängt entscheidend davon ab, wie wir mit der Kohlefrage umgehen. Führende Klimawissenschaftler betonen, dass der größte Teil der bekannten Kohlereserven unter der Erde bleiben muss, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden soll. Es wäre also nur konsequent  von der Bundesregierung ein Kohleausstiegsgesetz einzufordern, wie es zum Beispiel Greenpeace tut. https://de.statista.com/infografik/2111/ausstoss-in-deutschland-in-millionen-tonnen-co2-equivalent/

Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung, der in einem beispielhaften demokratischen Prozess unter Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde, sah ursprünglich auch konkrete Schritte zum Kohleausstieg vor. Beim Lauf des ehrgeizigen Entwurfs durch die Ministerien fiel er wie viele andere Maßnahmen dem Lobby-Stift zum Opfer. Nur eine drohende Blamage auf dem Klimagipfel im Dezember 2016 in Marrakesch führte dazu, dass der Kohleausstieg schließlich doch wieder im Klimaschutzplan 2050 auftauchte – in Form einer kleinen Zahl mit großer Wirkung.

Es gibt Dinge, über die lässt sich streiten. Über die Frage, ob sich das Klima der Erde derzeit wandelt, allerdings nicht. Und doch gibt es sie, die Zweifler.

Zwar geht die große Mehrheit der Deutschen davon aus, dass es einen Klimawandel gibt, drei von vier halten ihn allerdings für in der Wissenschaft umstritten. Dabei ist sich die Fachwelt einig: Er findet statt und für die Veränderungen ist größtenteils der Mensch verantwortlich.

In den 4,6 Milliarden Jahren, in denen es die Erde gibt, hat sich ihr Klima ständig verändert. Allein in den vergangenen 650.000 Jahren gab es sieben Zyklen, in denen es mal wärmer, mal kälter war, es also abwechselnd Warm- und Eiszeiten gab.

Das vermuten Klimaforscher nicht oder haben es allein an Computern modelliert, sie haben es gemessen. Die Klimageschichte des Planeten ist nämlich konserviert. Sie steckt etwa in den Ringen von Bäumen, im Meeresgrund, Korallenriffen und Eisschilden. Indem Forscher diese in ihre Bestandteile zerlegen und chemisch analysieren, können sie sehen, wann wie viel Kohlendioxid (CO₂) in der Luft war, wie viel Sauerstoff, welche Partikel in der Atmosphäre schwebten oder wie warm, kalt oder feucht es war. Ganz praktisch, nicht theoretisch.

Klimawandel wird teuer

150 Milliarden Dollar – diese Summe verschlang allein die zerstörerische Kraft von Hurrikan Katrina im Jahr 2005[1], eines der Wetterextreme, die mit fortschreitendem Klimawandel wahrscheinlich verheerender ausfallen werden. Schätzungen zufolge ist dies jedoch eine kleine Summe im Vergleich zu dem wirtschaftlichen Schaden, den die globale Erwärmung in Zukunft mit sich bringen wird. Denn neben den direkten Schäden des Klimawandels, wie Ernteausfällen durch Hitzeperioden, muss die Menschheit auch die Kosten für die Anpassung an das veränderte Klima und die Vermeidung eines weiteren Temperaturanstieges tragen. Doch nicht jeder Weltbürger wird den gleichen Betrag bezahlen müssen. Bereits heute ist abzusehen, dass nicht die Industriestaaten als eigentliche Verursacher der globalen Erwärmung, sondern die Entwicklungsländer den Großteil der Schäden und damit der wirtschaftlichen Last schultern müssen, die der Klimawandel mit sich bringt.


Infografik: Die verheerendsten Hurricanes | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista


Direkte Klimafolgeschäden betreffen die Folgen des weltweiten Anstiegs des Meeresspiegels sowie Folgen von weiteren Wetterextremen, die dem Klimawandel zugeordnet werden können. Schadenspotenziale sind daher Wetterereignisse, Ernteausfälle, der Rückgang des verfügbaren Trinkwassers und der Verlust der biologischen Vielfalt. Die europäische Hitzeperiode 2003 forderte nicht nur 70.000 Todesopfer, sondern verursachte auch Kosten in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar – alleine für die Landwirtschaft. Die Summe der wirtschaftlichen Direktfolgen des Elbehochwassers im August 2002 beliefen sich allein in Deutschland auf 11,6 Milliarden Euro.

Kosten, die anfallen, um die Risiken und Schäden der globalen Erwärmung zu begrenzen, heißen Anpassungskosten. Dazu zählen die Erhöhung der Deiche an der US-amerikanischen Süd- und Ostküste als Schutz gegen Hurrikans, die Bohrung tieferer Brunnen als Reaktion auf den gesunkenen Grundwasserspiegel und die Einrichtung eines weltweiten Klimafonds. Die quantitativen Informationen für diese Kostenart sind zwar geringer als für die direkten Klimafolgen, Schätzungen zufolge liegen die Kosten für die Errichtung von Strukturen, die dem Klimawandel standhalten, in den OECD-Ländern derzeit jährlich zwischen 15 und 150 Milliarden US-Dollar (0,05 – 0,5 % des Bruttoinlandsprodukts).

Abmilderungskosten entstehen durch die Umstellung der Weltwirtschaft auf eine kohlenstoffarme Energieversorgung. Die Erforschung emissionsarmer Technologien muss ebenso finanziert werden wie Ausgleichszahlungen für die Schaffung und den Erhalt von Kohlenstoffsenken wie den tropischen Wäldern. Investitionen in die Vermeidung menschenverursachter Emissionen können die Anpassungskosten erheblich reduzieren. Bis zum Jahr 2050 soll Schätzungen zufolge 1 % des Bruttoinlandsprodukts für Abmilderungskosten ausgegeben werden – ein niedriger Wert im Vergleich zu den Kosten und Risiken des Klimawandels.

Die Kosten des Klimawandels werden in Schätzungen angegeben, da die genauen Investitionen erst nachträglich dem Klimawandel zugeordnet werden können. Zudem können Baumaßnahmen und Klimaereignisse oft nicht eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden, so dass die Schätzungen teilweise sehr stark variieren.

Der Klimawandel wird die Welt, in der wir leben, verändern. Er hat vielfältige Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft und damit auch auf unser tägliches Leben. Diese Auswirkungen werden als Klimafolgen bezeichnet. Bereits heute lassen sich Folgen des Klimawandels nachweisen, zum Beispiel tauende Gletscher, ein verändertes Verhalten von Zugvögeln oder ein zeitiger Frühlingsbeginn.

Das Klima ändert sich bereits heute und wird sich auch in Zukunft weiter wandeln. Ein großer Teil der beobachteten und vorhergesagten Veränderungen lässt sich direkt mit dem Ausstoß von Treibhausgasen durch den Menschen in Verbindung bringen. Der Klimawandel manifestiert sich dabei sowohl in langfristigen Klimaänderungen wie langsam steigenden Durchschnittstemperaturen, als auch in einer veränderten Klimavariabilität, also stärkeren Klimaschwankungen und häufigeren Extremwetterereignissen wie Stürme, Dürren oder Hitzesommer.

Quelle: Greenpeace, Umweltbundesamt

19.01.2018
Uwe Taschow