Safi Nidiaye – Wie schön könnte alles sein

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Wie schön könnte alles sein, wenn …

Leseprobe aus dem Buch: Probleme sind zum Lösen da
Wie du dich von belastenden Lebensthemen befreist
von Safi Nidiaye

Vorwort

Mein Buch Gefühle sind zum Fühlen da war längst erschienen und von einer großen Leserschaft begeistert angenommen worden, und ich hatte mich anderen Projekten zugewandt. Da überfiel mich eines Tages »das Thema ›Themen‹«. Unsere Lebensthemen. Unsere lästigen Verhaltens-, Denk- und Fühlmuster, die unsere Persönlichkeit prägen und aus denen wir nicht herauskommen, die uns im Griff haben, ob wir es wollen oder nicht. Ein solches Thema hatte ich gerade in mir selbst entdeckt und angefangen aufzulösen, als eine innere Stimme mir sagte, an diesem Thema solle ich unbedingt dranbleiben, und zwar nicht nur für mich allein, sondern um es zu veröffentlichen und damit vielen Menschen nützlich zu sein. Ich ahnte, das würde wieder ein umfangreiches Werk werden, und hatte keine Lust, schon wieder so ein dickes Buch zu schreiben. Aber »das Thema ›Themen‹« ließ nicht locker, so gab ich schließlich nach und … voilà.

Wie immer geht es mir nicht nur darum, die Problematik(en) zu nennen, sondern zu zeigen, wie man sie lösen kann. Nicht mit Rezepten zu Verhaltensänderungen, positiverem Denken oder zur Beeinflussung von Gefühlen, sondern durch Wahrnehmen des Themas bis auf den Grund – woraufhin dieser sich auflöst und damit das ganze Kartenhaus der darauf errichteten destruktiven Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster in sich zusammenfällt.

Sie werden in diesem Buch erfahren, wie solch ein Thema sich zusammensetzt und wieder aufgelöst werden kann. Ich werde auf eine ganze Reihe typischer Themen detailliert eingehen, zu jedem einzelnen Ansätze zu einer erfolgreichen Herzensarbeit aufzeigen, weitere spezifische Tipps geben und Erfahrungen mit Ihnen teilen. Sollten Sie Ihr Thema nicht darunter finden, so lesen Sie bitte das Kapitel »

Allgemeingültige Anleitung zur Bearbeitung jedes Themas« mit den grundsätzlichen Empfehlungen in Teil II, die Sie auf jedes Thema und jede Problematik anwenden können. Allerdings empfehle ich Ihnen, auch die Kapitel zu Themen zu lesen, in denen Sie sich nicht direkt wiederzuerkennen glauben; denn darin werden Sie ebenfalls wertvolle Anregungen finden, um Ihre eigene Problematik zu lösen. In manchen werden Sie vielleicht auch den einen oder anderen lieben Mitmenschen erkennen.

Und natürlich gibt es auch in diesem Buch wieder eine Anleitung zur Körperzentrierten Herzensarbeit, damit diejenigen unter Ihnen, die sie noch nicht kennen, sie schnell und einfach erlernen können. Die Methode werden Sie nämlich brauchen, um von den Anregungen und Vorschlägen dieses Buches profitieren zu können. Falls Sie eine ausführlichere Anleitung zur Herzensarbeit wünschen oder brauchen, finden Sie diese in einer Auswahl von Büchern im Literaturverzeichnis.
Ich hoffe und wünsche von Herzen, dass dieses Buch Sie inspiriert und in Ihrem Bemühen um Befreiung und Erneuerung unterstützt!

Herzlich,
Ihre Safi Nidiaye


Teil I Einführung

Wie schön könnte alles sein, wenn …

Ach, was für wunderbare Menschen könnten wir sein, wie klar und harmonisch wären unsere Beziehungen, und wie könnte in unserem Leben und in unserer Welt alles so viel besser gelingen und friedlicher sein, wären da nicht – diese lästigen Mechanismen, diese Verhaltensmuster, die uns aus dem Hinterhalt überfallen, diese unbewussten Überzeugungen und Emotionen – wären da nicht unsere »Themen«.

Als Herzensarbeiter (das sind Praktizierende der Körperzentrierten Herzensarbeit – Sie wissen ja, die Methode, die ich entwickelt habe und lehre) sagen wir oft: »Ich glaube, da hast du ein Thema, das musst du dir vielleicht mal angucken.« Oder: »Oje, da habe ich wohl ein Thema.«
Emily: »Ich sollte unbedingt wieder Sport treiben.« Ich: »Wieso tust du es nicht einfach?«
Emily: »Ach, es gibt immer ein Hindernis – ich bin müde, es gibt etwas anderes zu tun, das Wetter stimmt nicht, ein Anruf …«
Ich: »Dann lass es doch einfach bleiben.« Emily: »Aber ich sollte …«
Ich: »Ich glaube, da hast du ein Thema.«
Und dann »gucken wir uns das an« und »kommen da durch«, sprich, die Sache ist entweder kein »Thema« mehr für uns, oder wir haben eine Lösung gefunden.
Es gibt Tatsachen, es gibt Gefühle, und es gibt »Themen«.

Wenn Sie jemandem etwas gestohlen haben, so ist Schuld nach unserem Rechtsverständnis eine Tatsache. Sie sind dann schuldig. Oder zumindest sind Sie etwas schuldig – den Gegenwert des Gestohlenen plus Schmerzensgeld.

Sie können sich mit dieser Tatsache außerdem auch schuldig fühlen – dann ist Schuld (auch) ein Gefühl. Sie haben es dann mit einer Tatsache und mit einem Gefühl zu tun.
Wenn Sie sich aber ständig und wegen allem Möglichen schuldig fühlen, etwa weil Sie etwas Unfreundliches gesagt, Ihre Arbeit nicht perfekt gemacht haben, nicht verhindern konnten, dass es Hunger in der Welt gibt, dass Menschen sich streiten oder dass dein Teppich schmutzig wird – dann ist Schuld für Sie ein Thema.

Eine Tatsache ist etwas, was in der realen Welt geschieht. Ein Gefühl ist die Art, wie diese Tatsache mich im Innersten bewegt, was sie mit mir macht – wie ich mich damit fühle. Ein Thema ist ein Gewebe aus Erinnerung an vergangene Tatsachen, Schlussfolgerungen, die ich daraus gezogen habe, und Gefühlen, die sich damit verbinden, das Ganze zu einem Denk- und Verhaltensmuster verwoben, das sich bei bestimmten Auslösern wiederholt. Es geschieht »immer«, »immer wieder« oder wird von uns als »typisch« empfunden.

Wenn der Familienhund auf Ihre Fußmatte pinkelt, während Sie sich gerade beeilen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, und Sie fluchend die schmutzige Matte wegräumen und durch eine saubere ersetzen, weil Sie wissen, dass die anderen sich doch nicht darum kümmern, und wenn Sie dadurch zu spät zur Arbeit kommen – dann ist das kein Thema, sondern eine Abfolge von Ereignissen (es sind Tatsachen).
Wenn Sie sich darüber ärgern, dass das Ganze passiert ist, ist das auch noch kein Thema, sondern ein Gefühl (nämlich Ärger).

Wenn Sie sich aber ärgern, weil Sie nicht anders konnten, als wieder einmal den Dreck für die anderen wegzumachen, statt sich einfach um Ihre eigene Priorität zu kümmern – dann haben Sie ein Thema.
»Immer bin ich es, die den Dreck wegmacht.« Oder wenn Sie sich ärgern, weil Ihnen wieder einmal ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde: Auch dann haben Sie ein Thema.
Wenn der Eindruck, immer diejenige zu sein, die den Dreck wegräumt, oder dass man Ihnen »immer einen Strich durch die Rechnung macht«, ein dominanter Faktor in Ihrem Fühlen und Denken, in Ihrer Art zu reagieren und in Ihrem Leben ist – dann haben Sie ein Lebensthema.

Lebensthemen sind die, die sich immer wieder abspielen. Die uns verfolgen. Die wir nicht loswerden. Bis wir uns resigniert darein ergeben: »So bin ich eben.« Oder: »So geht das eben bei mir.« Oder:
»Was willst du? So ist das Leben.« – »Nobody is perfect.«
So wie es individuelle Themen gibt, gibt es auch kollektive. Themen, die (fast) alle Frauen, Männer, Angehörige dieser oder jener Nation, Hautfarbe, Religion, politischer oder sonstiger Gruppierungen miteinander teilen und die jeden einzelnen Angehörigen dieser Gruppe unbewusst beherrschen.

Woraus »Themen« bestehen

Themen sind Muster, die wir aus verschiedenen Bestandteilen gewoben haben. In einem Thema haben wir nach unserer ganz eigenen Logik miteinander verknüpft: bestimmte vergangene Ereignisse sowie Schlussfolgerungen, die wir aus ihnen gezogen haben – und Gefühle, die diese in uns haben entstehen lassen. Das Ganze vermixt mit Überzeugungen und Verhaltensweisen aus unserer Herkunftsfamilie, unserem Kollektiv. Das Muster, das wir daraus gewoben haben, ist in unserem System gespeichert: in unserem Geist, unserem Gehirn, unserem Körper. Es bildet die Basis unseres Denkens und Fühlens, unserer Haltung und unseres Verhaltens.

Ereignis: Als Kind wurde ich verlassen. Schlussfolgerung: Ich bin nichts wert.
Verknüpfung: Wenn man verlassen wird, bedeutet dies, dass man nichts wert ist.
Familienüberzeugungen, die unbewusst da hineinspielen: Ich bin ja nur ein Mädchen und damit weniger wert, deshalb haben sie mich verlassen.
Verknüpfung: verlassen, weil nichts wert, weil Mädchen. Grundüberzeugung, die sich nach und nach verfestigt, weil wir weitere Ereignisse in unserem Leben entsprechend interpretieren: Ich bin nichts wert. Ich bin verlassen (allein- oder im Stich gelassen oder einfach allein).
Seelische Grundschmerzen: sich wertlos fühlen, sich verlassen fühlen.

Emotionen, die damit verbunden sind: Trauer, Angst, verlassen zu werden (bezogen auf den Grundschmerz des Verlassenseins); Wut, wenn man an den Grundschmerz der Wertlosigkeit erinnert wird – was durch jede Geste, jedes Wort, jede Handlung ausgelöst werden kann, die (scheinbar) Missachtung, Überheblichkeit, Arroganz, Überlegenheit ausdrückt.
Verhaltensmuster: Abhängigkeit, Anhänglichkeit, sich tief einfühlen (jede innere Bewegung des anderen mitbekommen, um nicht verlassen zu werden); anderen mehr Wert zugestehen als sich selbst (und darunter leiden).

Eine ganze Anzahl solcher Themen gehören zum Grundinventar oder zur Grundprogrammierung unserer Psyche. Damit ein Thema aktiv wird, bedarf es eines Auslösers: Etwas passiert – und auf einmal, ohne es zu merken, sind wir nicht mehr in der Realität, sondern in unserem eigenen Film. Das zum Thema gehörende, in Geist, Körper und Gehirn eingespeicherte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster spielt sich ab.
Solch ein Thema, das uns gegen unseren Willen im Griff hat, besteht also aus einer von uns geschaffenen Verknüpfung von Ereignissen, Gedanken und Gefühlen zu einer scheinbaren Tatsache.

Ich war acht oder neun Jahre alt. Mein Vater ging mit mir im Park spazieren. Da gab es halbhohe Barrieren an den Spazierwegen. Mein Vater wollte unbedingt, dass ich über eine dieser Barrieren sprang. Im Prinzip kein Problem für mich, beim Schulsport war ich schon vom Doppelbarren gesprungen. Aber hier, unter den Augen meines Vaters, der mich zu zwingen versuchte, schaffte ich es nicht, nahm Anlauf und bockte. Wieder und wieder. Es ging einfach nicht. Von da an wurde jeder Sonntagsspaziergang zum Schrecken für mich, da ich mich an jeder Barriere ausprobieren sollte und jedes Mal scheiterte.

Es gab weitere Ereignisse in meiner Kindheit und Jugend, wo mein Vater etwas von mir verlangte, von dem er annahm, dass ich es nicht konnte – wohlgemeinte Erziehungsmaßnahme –, und ich es dann tatsächlich nicht konnte, jedenfalls nicht in seinem Beisein. So entstand aus der Abfolge von Ereignissen, meinen gedanklichen Interpretationen (»Ich kann das nicht, es ist unmöglich«) und den dazugehörigen Gefühlen (Angst, Erstarrung, Blockade) ein Thema: »Wenn jemand etwas von mir verlangt und dabei unterschwellig erwartet, dass ich es nicht kann, dann kann ich es tatsächlich nicht. Beim allerbesten Willen nicht.«
»Ich kann nicht« scheint eine Tatsache zu sein. Dabei ist es nur ein Gedanke. Der zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.

Themen werden oft noch durch übernommene Fremdgefühle verstärkt und verfestigt. Nehmen wir an, meine Mutter hätte ein ähnliches Problem gehabt und ich hätte ihr Thema – also ihre Denk-, Fühl- und Verhaltensweise in solchen Situationen – unbewusst übernommen: Wenn solche Übernahmen dabei sind, erscheint das Thema völlig unlösbar, lebensbestimmend, zu mir gehörend: ein
»Lebensthema«. Vergangene Ereignisse, Gedanken und Gefühle, sozusagen verdoppelt durch die Übernahme des fremden Themas, setzen sich zu einer scheinbaren Dauer-Tatsache zusammen.
Doch was man zusammengesetzt hat, kann man wieder auflösen.

Wie man solch ein Thema auflöst

Als Erstes muss man es bemerken (es ist uns ja zunächst nicht bewusst). Dann muss man es sich anschauen. Hier kommt die Körperzentrierte Herzensarbeit ins Spiel. Dabei entdeckt man die Bestandteile, aus denen es zusammengeknüpft ist, und erkennt sie als das, was sie sind: Ereignisse aus der Vergangenheit als Ereignisse aus der Vergangenheit, daraus gewonnene Schlussfolgerungen und Überzeugungen als Gedanken, dadurch entstandene Gefühle als Gefühle. Durch diese Erkenntnis lösen sich die Verknüpfungen auf und damit das Thema.

Körperzentrierte Herzensarbeit bewirkt genau diese Auflösung, aber nicht durch Nachdenken über diese Zusammenhänge, sondern durch Fühlen. »Körperzentriert« zu arbeiten bedeutet, dass wir die Gefühle, aus denen sich das Thema zusammensetzt, im Körper aufspüren. »Herzensarbeit« bedeutet, dass wir diesen – bislang unbewussten – Gefühlen unser Herz öffnen. Ganz nebenbei erkennen wir dabei die Gedanken, die hinter diesen Gefühlen stecken, als Gedanken (bisher hielten wir sie für Realität oder Wahrheit) und merken, dass unsere bisherige Interpretation der Ereignisse eben nur eine Interpretation und nicht die Realität ist. Von jenen Gefühlen und Gedanken, die wir übernommen haben, die aber eigentlich gar nicht unsere eigenen sind, befreien wir uns. Am Ende stehen wir dem Vorfall, der die Herzensarbeit ausgelöst hat, ganz neu gegenüber: nicht mehr von unserem Thema aus der Vergangenheit beherrscht, sondern ganz gegenwärtig. In der Realität statt in unserem eigenen Film. Und endlich ist das leidige Thema keines mehr.


Buchtipp cover Safi Nidiaye probleme

Probleme sind zum Lösen da
Wie du dich von belastenden Lebensthemen befreist
von Safi Nidiaye

Warum werden wir in unserem Leben immer wieder mit denselben Problemen konfrontiert? Schwierigkeiten in Partnerschaft oder Beruf, Ängste und Selbstzweifel oder mangelnde Resilienz … Die Ursache sind bestimmte Denk- und Verhaltensmuster, die sich im Lauf der Jahre tief in uns verankert haben und von dort ihre negative Wirkung entfalten.
Wie wir uns davon befreien können, zeigt Safi Nidiaye: Mithilfe ihrer populären Methode der »Körperzentrierten Herzensarbeit« sowie weiterer einfacher Techniken wird es möglich, durch bewusstes Fühlen die verborgenen Ursachen von problematischen Lebensthemen aufzuspüren, sie in ihre emotionalen und gedanklichen Bestandteile zu zerlegen – und aufzulösen!
Das praktische Handbuch, um endlich loszulassen, was uns belastet.

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05.12.2022
Safi Nidiaye


Über die Autorin Safi Nidiaye Safi Nidiaye c Integral- Verlag

Safi Nidiaye, geb. 1951, ist eine der meistgelesenen deutschen Autorinnen im Bereich psycho-spiritueller Lebenshilfe. Aus der Praxis der Meditation heraus entwickelte sie zu Beginn der 1990er-Jahre die »Körperzentrierte Herzensarbeit«, eine in Laien- und Therapeutenkreisen populäre Methode der Selbstwahrnehmung, mit deren Hilfe die Lösung von Lebensproblemen, die Befreiung von körperlichen Symptomen und das Erwachen aus falschen Identifikationen möglich werden. Safi Nidiaye lebt mit ihrem Mann, dem Maler Francis Gabriel, in Südfrankreich. Sie vermittelt die Körperzentrierte Herzensarbeit in 5-Tage-Intensiv- und Ferien-Seminaren in verschiedenen Sprachen. Außerdem bildet sie interessierte Laien und Therapeuten zur Weitergabe der Methode aus.
http://www.safi-nidiaye.de

Fotorechte:
Foto von Safi Nidiaye
© Verlagsgruppe Random House GmbH

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