Kräutertees zu jeder Jahreszeit
Die Heilpflanzenkunde (Phytotherapie) ist eine der ältesten Behandlungsformen überhaupt. Schließlich waren Pflanzen jahrhundertelang nahezu die einzigen Heilmittel, die den Menschen zur Verfügung standen. Die traditionelle Heilpflanzenkunde geht davon aus, dass sich die Wirkstoffe einer Pflanze in einer komplexen Weise ergänzen und die Heilwirkung nur durch die Gesamtheit der Pflanzenstoffe hervorgerufen wird.
Um die wertvollen Wirkstoffe einer Heilpflanze auszuschöpfen, gibt es verschiedene Zubereitungsarten, allen voran die Teezubereitung: als heißer Aufguss (für Blüten und Kraut) oder als Kaltauszug (für Wurzeln und Rinden). Weitere Möglichkeiten sind Tinkturen (alkoholische Pflanzenauszüge), Pflanzensäfte, sowie für die äußerlich Anwendung Salben und Öle sowie Bäder und Umschläge mit Heilkräutern. Daneben gibt es inzwischen viele pflanzliche Wirkstoffe, die in isolierter Form als Tabletten, Dragees oder Tropfen in Apotheken angeboten werden. Sie bieten gegenüber einem Tee den Vorteil, dass die Wirkstoffmenge immer gleich (standardisiert) ist.
Wer schon Erfahrung mit Pflanzen gesammelt hat, weiß, dass dies nicht nur sanfte Medizin ist, sondern auch Nebenwirkungen oder Schäden hervorrufen können. Weiterhin ist zu beachten, dass bei der Anwendung von Heilpflanzen etwas Geduld gefragt sein kann, bis ein spürbarer Effekt eintritt.
Mischungen für jeden Tag
Tees mit Heilpflanzen sind nicht nur für Kranke gedacht. Im Frühjahr helfen sie jedem, mit einer Stoffwechselkur die Kräfte zu mobilisieren, und als gesunde Getränke für jeden Tag bringen sie Abwechslung. Ein Tee am Morgen regt die Ausscheidungsorgane an und ist frei von Koffein. Für den Hausgebrauch gibt es eine Vielzahl von Pflanzen und Mischungen, die auch für Kinder sehr gut geeignet sind. Spätestens alle vier bis sechs Wochen sollten Sie die Teemischung wechseln. Haustees sind eine preiswerte Alternative zu Limonaden und Säften.
Eine Auswahl geeigneter Pflanzen sind Apfelschalen (von ungespritzten Äpfeln) Zitronenmelisse (entspannend, entkrampfend), Hagebuttenschalen und Malve (Vitamin-C-reich), Pfefferminze (kühlend, reinigend), Fenchel (blähungswidrig), Thymian (desinfizierend, verdauungsfördernd), Birkenblätter (entsäuernd, wassertreibend), Brombeer-, Himbeer- und Erdbeerblätter (verdauungsfördernd, blutreinigend, schleimhautkräftigend).
Beliebte und bewährte Mischungen
sind beispielsweise (zu gleichen Teilen):
- Melisse und Pfefferminze
- Hagebutte und schwarze Johannisbeere
- Kümmel, Fenchel und Anis
- Erdbeerblätter und Brombeerblätter
- Apfelschale, Schlehdornfrüchte und Holunderbeeren
- Melisse, Gänsefingerkraut, Orangenblüten
- Melisse, Heidelbeerblätter, Hagebutten, Hibiskusblüten und Pfefferminze
Mischen Sie den Haustee auch einmal mit etwas frischem Frucht- oder Orangensaft. Besonders Kinder mögen den fruchtigen Geschmack. Im Sommer ist der Tee ein ideales Erfrischungsgetränk.
Haustee für alle Jahreszeiten
20 g Hagebuttenschalen, 20 g Hibiskusblüten, 10 g Pfefferminze
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen.
Aromatischer Haustee
50 g Hagebuttenfrüchte, 50 g Hibiskusblüten, 1 Zimtstange
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, Zimtstange hinzufügen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen.
Tipp: Probieren Sie dazu Gewürze wie Zimt, Gewürznelken oder getrocknete Apfelschalen aus. Der Haustee bekommt eine neue aromatische Note.
Haustee für abends
50 g Himbeerblätter, 50 g Melissenblätter, 50 g Orangenblüten
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen.
Haustee für dunkle Herbsttage
50 g Hagebuttenschalen, 20 g Erdbeerblätter, 20 g Thymiankraut, 10 g Lindenblüten
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen.
Haustee für den Winter
20 g Lindenblüten, 10 g Holunderblüten, 10 g Fenchelfrüchte, 30 g Melissenblätter, 30 g Hagebutten
Zubereitung: 1-2 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Klassischer Tee zur Frühjahrskur
40 g Birkenblätter, 15 g Löwenzahnkraut mit Wurzel, 15 g Holunderblüten, 15 g Brennnesselkraut, 15 g Salbeiblätter
Zubereitung: 1-2 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10-15 Minuten ziehen lassen, abseihen. 3mal täglich 1 Tasse, als Kur über 6 Wochen.
Frühlingstee
40 g Birkenblätter, 30 g Hibiskusblüten, 20 g Brennnesselblätter, 20 g Brombeerblätter
Zubereitung: 1-2 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser überziehen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen. 3mal täglich 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten, kurmäßig über vier Wochen.
Sommerlicher Haustee
30 g Brombeerblätter, 30 g Hibiskusblüten, 20 g Erdbeerblätter, 20 g Himbeerblätter
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen.
Stoffwechselkuren mit Heilpflanzen
Stoffwechselkuren haben eine lange Tradition in der Pflanzenheilkunde. Zur Frühjahrskur mit einer Anregung des Stoffwechsels und zur Blutreinigung eignen sich vorzüglich frische Kräuter wie Brennnessel und Löwenzahn, die Sie als zarte Blättchen z.B. in den Salat geben können. In der kälteren Jahreszeit mangelt es meist an Bewegung und viele Menschen ernähren sich in dieser Zeit vitaminärmer. So haben sich Stoffwechselendprodukte angesammelt, die der Körper im Frühjahr loswerden will. Im Herbst ist eine weitere Kur sinnvoll, um die Abwehrkräfte zu mobilisieren, den Organismus auf die kühlere Jahreszeit einzustimmen und damit das höhere Infektrisiko zu mindern.
Basischer Stoffwechseltee
30 g Löwenzahn, 20 g Brennnesselblätter, 20 g Birkenblätter, 20 g Ackerschachtelhalm, 10 g Holunderblüten
Zutaten mischen. Ein Teelöffel Kräutermischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen und abseihen. Drei bis vier Tassen über den Tag verteilt trinken. Dieser Tee beeinflusst den Säuren-Basen-Haushalt positiv. Löwenzahn und Brennnessel wirken stoffwechselanregend und blutreinigend, Holunderblüten besitzen basische Eigenschaften. Birkenblätter fördern die Ausscheidung, während Ackerschachtelhalm das Bindegewebe kräftigt. Ackerschachtelhalm hat, wie auch das Schüßler Salz Nr. 11 Silicea, einen hohen Gehalt an Kieselsäure, das in Haut und Bindegewebe als Stützsubstanz gespeichert ist.
(Quelle: Natürlich abnehmen mit Schüßler-Salzen, Maria Lohmann, Trias Verlag 2018)
Hautwirksamer Entschlackungstee
Holunderblüten 40 g
Mädesüßblüten 40 g
Lindenblüten 20 g
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1/4 l kochendem Wasser überbrühen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Basischer Entwässerungstee
50 g Hafer, grün
50 g Brennnesseln
Zubereitung: 1 Teelöffel der Mischung mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. 3mal täglich 1 Tasse über 2 Wochen.
Wer einen Garten besitzt, kann die Pflanzen für seine Tees leicht selbst anbauen und ernten.
Wenn Sie Heilpflanzen in der freien Natur (abseits von Straßenrändern) sammeln möchten, ist es unbedingt notwendig, einige Grundregeln zu beachten. Dazu gehört der sorgsame und respektvolle Umgang mit der Natur. Nicht immer ist die Ausbeute der gesammelten Pflanzen entscheidend, sondern das Kräutersammeln erfüllt noch einen zweiten positiven Sinn: der Aufenthalt in der Natur, die körperliche Bewegung und die bessere Luft verhelfen uns zu mehr Harmonie. Sammeln Sie immer nur so viele Pflanzen, wie Sie tatsächlich benötigen.
Wenn Sie eine ausgefallene Pflanze entdecken, so freuen Sie sich darüber, sie anzuschauen, aber pflücken Sie sie nicht ab. Unter Naturschutz stehende Pflanzen dürfen auf keinen Fall gesammelt werden! Um den Fortbestand einer Pflanzenart nicht zu gefährden, sollten Sie nie alle Pflanzen an einem Standort ernten. Lassen Sie immer einen ausreichend großen Teil zur Weitervermehrung stehen.
In Reformhäusern, spezialisierten Kräuterläden und Bioläden findet sich eine große Auswahl hochwertiger, ökologisch angebauter Tees zum Kauf.
22.02.2023
Maria Lohmann
https://www.maria-lohmann.de/
Maria Lohmann
Ihre Leidenschaft für Naturheilkunde, traditionelle Heilverfahren und gesunde Ernährung hat sie zum Beruf gemacht. Seit 1992 ist sie Heilpraktikerin, Medizinjournalistin und Autorin zahlreicher Veröffentlichungen und Bücher.
Einer der inhaltlichen Schwerpunkte von Maria Lohmann ist die Ernährungstherapie, insbesondere der Säure-Basen-Haushalt.
Maria Lohmann zeigt, dass man mit einfachen Mitteln sehr viel für seine Gesundheit tun kann. Sie zeigt Möglichkeiten auf, den Körper auf natürliche Weise zu unterstützen, um eine Balance wiederherzustellen.
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