Regionale Wildkräuter im Herbst und Ayurveda

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ayurveda wildkraeuter loafAyurveda, regionale Wildkräuter im Herbst

Ayurveda ist eine 5000 Jahre alte Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die auf Erkenntnisgewinnung beruht: Die alten weisen Siddhis beobachteten die Natur, erkannten Regeln, Rhythmen und Gesetzmäßigkeiten und verbanden diese mit den philosophischen Grundsätzen der Samkhya-Philosophie. Es entstand ein System, das das Ökosystem, die Rhythmen des Lebens, Materie, Bewusstsein und die verschiedenen Ausdrucksformen von Energie miteinander in Beziehung bringt.

Wie kann uns dieses alte Wissen des Ayurveda in einer Zeit unterstützen, in der wir den direkten Kontakt zur Natur verloren haben, mit allen möglichen Wohlstandskrankheiten und einem sich weltweit verbreitetem Virus zu kämpfen haben? Kann 5000 Jahre altes ayurvedisches Wissen in einer Zeit bestehen, in der wir uns mit großen Veränderungen auf allen Ebenen, in einer Zeit in der alte Systeme zerbrechen und es uns buchstäblich den Boden unter den Füssen wegzieht? Hier finden Sie einige Anregungen, aus dem Herbst mit Ayurveda das Beste für Sie zu machen. Mit einfachen Mitteln, mit regionalen Wildkräutern, die vor unserer Haustüre zu finden sind.

Warum mich Ayurveda überzeugt

Ayurveda begeistert mich mit seiner tiefen Weisheit und seinem großartigen Kompendium an medizinischen, psychologischem, lebenspraktischen und spirituellen Wissen. Ayurveda ist brandaktuell und kann uns bestens auf den Weg in die energetische Veränderung unterstützen. Das Leben mit der Natur, mit dem was uns die Natur zu bieten hat und mit den Rhythmen der Natur ist uns abhandengekommen. Unsere Körper werden durch chronische Entzündungen geplagt, Überforderung, Burn Out und chronische Müdigkeit sind Volkskrankheiten.  Die nun ablaufenden energetischen Veränderungen und die derzeitige Corona-Krise zeigen, wie verletzlich wir geworden sind. Es braucht nicht mehr viel und die persönliche Krise ist da.

Wie kann uns in der derzeitigen Situation nun Ayurveda helfen?

Gerade in herausfordernden Lebenssituationen ist es wichtig, sich zu erden, mental und emotional auszubalancieren und entsprechend den eigenen und den Rhythmen der Natur zu leben. Der folgende Gedanke unterstützt diese These.

„Ayurveda teaches us to cherish our innate nature

To love who we truly are and not who we think we should be“  Prana Goa

Es geht darum zurück zu kehren, zu spüren, wer wir wirklich sind, nicht wer oder was wir sein  sollten. Demut zu empfinden vor der Natur, von der wir abhängig sind und die uns mit soviel Fülle segnet, wenn wir aufmerksam sind. Wenn das Ökosystem, in dem wir leben wahrnehmen, achten und uns aus ihm nähren, verbinden wir uns mit der Natur, mit Mutter Erde aber auch wieder ein Stück mit uns selbst.

Desha. Ein Schlüsselbegriff im Ayurveda

Laut Ayurveda tut dem Menschen das am besten was in seiner direkten Umgebung wächst. Ayurveda hat hierfür den Begriff Desha. Desha heißt wörtlich übersetzt soviel wie „Ort“ und bezieht sich auf den Platz, an dem wir wohnen. Die regionalen Wildkräuter und Gemüse, die im näheren Umkreis unseres Aufenthaltsortes wachsen, haben besondere heilende und nährende Qualitäten.

Wenn wir beginnen, Natur und Rhythmen zu beachten und mit ihnen zu leben, spüren wir wieder, was unsere wahren Bedürfnisse sind. Diese unsere eigenen Bedürfnisse wandeln sich im Laufe des Tages, der Jahreszeiten unseres Lebensalters. Unser Leben ist eingebettet in die Rhythmen, die ebenso wie unsere Konstitution den Wirkprinzipien Kapha, Pitt und Vata gehorchen.

Die Rhythmik der Jahreszeiten nennt man in Ayurveda Ritucharya. Vata-Zeit ist Herbstzeit

Wie unsere Konstitution ist der Ablauf der Jahreszeiten in die Wirkprinzipien Kapha, Pitta und Vata   unterteilt. Der Herbst ist die Vata-Zeit. Was versteht man unter dem Wirkprinzip Vata?

Dominante Qualitäten (gunas) sind:

  • Leicht
  • Trocken
  • Kalt
  • Rau
  • Beweglich

Es ist die Zeit der Herbststürme, die Säfte ziehen sich aus den Pflanzen zurück. Das vorherrschende kosmische Prinzip ist „Bewegung“. Die Elemente Raum und Äther sind dominant. Für uns Menschen bedeutet dies, dass auch bei uns das Vata-Dosha ansteigt, gerade wenn unsere Konstitution einen hohen Vata-Anteil hat, wir viel Stress haben und sich gerade die ganze Welt in einem großen Veränderungsprozess befindet.

Die Folgen eines zu hohen Vata-Anteils können sein

  • Verdauungsstörungen
  • Gelenk- und Knochen schmerzen,
  • Schlafstörungen
  • Innere Unruhe
  • Nervosität
  • Ängstlichkeit
  • Emotionale Instabilität

Unsere derzeitige Umbruchszeit aktiviert das Vata-Dosha zusätzlich. Dies macht es derzeit immens wichtiger, die Vata-Qualitäten auszubalancieren.

Was kann man laut Ayurveda tun, um möglichst in der Balance zu bleiben?

  • Früh ins Bett gehen, um genügend Schlaf zu bekommen
  • Früh aufstehen um die Klarheit und Stille des Morgens genießen zu können
  • Selfcare – Praxis wie Selbstmassage mit Sesamöl
  • Erdende Yogapraxis und verdauungsfördernde Yogaübungen, langes Savansana
  • Regelmäßige Mahlzeiten einnehmen
  • -In der Ernährung sollten die Geschmäcker süß und salzig vorherrschen.
  • Die Nahrung sollte ölig und warm sein

 

Wie können hier die regionalen Wildkräuter, die man jetzt noch draußen findet, im Rahmen von Ayurveda unterstützen?

Auch wenn die Säfte allmählich aus den Blättern der Wildkräuter schwinden, bietet uns die Natur genau das Richtige, was wir jetzt brauchen. Das Grün der meisten regionalen Wildkräuter ist mit dem Geschmack „bitter“ assoziiert. Nach Ayurveda sollte jede Mahlzeit alle sechs Geschmackskomponenten „süß“, „salzig“ „sauer“ „scharf“ „bitter“ und adstringierend“ enthalten. Für das Frühjahr und den Sommer bieten uns regionale Wildkräuter genügend Bitterstoffe, um zu entgiften, Magen und Leber zu reinigen, um uns zu kühlen und um die Verdauung zu unterstützen.

Im Herbst ist die kühlende und austrocknende Eigenschaft des bitteren Geschmacks von Wildkräutern auch gelegentlich zu viel. Wir brauchen es nur noch wenig. Ein paar Blätter Löwenzahn, etwas Gundermanngrün am Salat tun gut, es sollte jedoch nicht übertrieben werden, da wir ansonsten in eine Vata-Imbalance kommen und uns auslaugen.

Brennessel als klassisches regionales Wildkraut

Die Brennnessel, eines unserer klassischen Wildkräuter trägt von August bis in den November hinein seine Samen. Brennesesselsamen sind ein wahres Superfood. Es beinhaltet wertvolle pflanzliche Hormone, ungesättigte Fettsäuren, eine große Portion Eiweiß, Mineralien und Vitamine. Sie wirken gegen Müdigkeit und Erschöpfungszustände. Ihr Geschmack ist leicht nußig und ayurvedisch vor allem dem süßen Geschmack einzuordnen, Süß wirkt stärkend, besänftigend, und stärkt das Körpergewebe. Dies sind Eigenschaften, die uns im Herbst und in sonstigen stürmischen Zeiten gut tun.

Wie erntet man Brennesselsamen?

Mit Hilfe von Handschuhen knipst man die Brennnessel am letzten Samenstand ab, entfernt die Blätter und streift die Samen vom Stängel. Dann trocknet man die Samen auf einem feinmaschigen Sieb oder einem Tuch. Brennesselsamen lassen sich über Gerichte, Suppen, Salate streuen, im Pesto verarbeiten oder mit Salz mischen, so dass man ein wunderbares Herbst- Kräutersalz erhält.

Löwenzahn – ein weiterer Vielkönner unter den regionalen Wildkräutern

Auch der Löwenzahn gehört zu den überall vorkommenden Wildkräutern. Vom Löwenzahn wird im Herbst die Wurzel interessant. Sobald sie mit Frost in Berührung gekommen sind, wird sie süß. Man kann die Löwenzahnwurzeln selbst ausgraben und reinigen. Wenn noch etwas Erde dranhängt, ist das nicht schlimm, da wir so Vitamin B12 zu uns nehmen können und unser Mikrobiom nähren. Das unterstützt die Darmflora und stärkt das Immunsystem. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Mikroorganismen, die sich im Boden in unserer Umgebung befinden, unserem Darm besonders gut tun, da sie dem Ökosystem entspringen, in dem wir leben. So bildet sich unser Mikrobiom am besten aus, wenn wir möglichst viele regionale Lebensmittel, insbesondere Wildkräuter essen. Die Verdauungskraft wird stärker – in Ayurveda die Basis für unsere Gesundheit. Dass wir Wildkräuter und Wurzeln nur ungespritztem und sauberen Boden ernten, ist natürlich Voraussetzung.

Katrina Blair spricht davon, dass man mit Löwenzahn der globalen Mangelernährung abhelfen könnte. Löwenzahn wächst fast überall auf der Welt. Er ist ein regionales aber auch ein globales Wildkraut. Isst man die ganze Pflanze, erhält man alle essentiellen Proteine, die der Körper braucht und nicht selbst herstellen kann.

Wie kann man die Löwenzahnwurzeln essen?

Man kann die Wurzeln nach der Ernte trocknen und mahlen und sie dann als Tee trinken. Löwenzahnwurzel unterstützt den Kreislauf und energetisiert. Enthält wertvollen Zucker und viele Mineralien. So ist Löwenzahntee ist ein wunderbares Morgengetränk, das mit der Zeit den auslaugenderen Kaffee ersetzen kann. Man kann die Löwenzahnwurzel aber auch, wenn sie nach dem Frost ausgegraben wird, der Gemüsesuppe oder Kürbissuppe beigeben.

Ein echter Vata-Herbsttee ist der „Four- Root -Grounding – Tea nach Katrina Blair.

Hierfür braucht man:

1 Tl Kurkuma Wurzel

1 Tl Ingwer Wurzel

1 Tl Süßholzwurzel

1 Tl Löwenzahnwurzel

5 min in 1 L Wasser kochen lassen und dann genießen. Ein echter Vata -Booster, der für Wärme und Erdung sorgt.

Weitere Möglichkeiten, die Ayurveda und regionale Wildkräuter im Herbst bieten

Nicht nur die Wildkräuter versorgen im Herbst mit wertvollen Stoffen, gerade Wildfrüchte wie Hagebutte oder Früchte von Weißdorn, die wir jetzt auf Bäumen und Sträuchern finden, können den herbstlichen Speiseplan bereichern und uns mit dem versorgen, was wir auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene brauchen, um gut durch die Vata-Zeit zu kommen. Und dies gilt nicht nur für den Herbst. Auch um die derzeitige Umbruchphase gut zu überstehen, in der Kraft und um gesund zu bleiben, kann uns der Kontakt zur Natur, zu unserem Ökosystem und zu den regionalen Wildkräutern immens helfen, um für die eigene Transformation in der Kraft zu sein.

Die Hagebutte liefert uns mehr Vitamin C als Zitronen. Sie enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe, verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Sie vermögen für Herbst und Winter optimal boosten. In Studien konnte festgestellt werden, dass das Pulver der getrockneten Hagebutte sehr gut bei Rheuma und Arthrose wirkt. Sehr lecker ist ein selbst hergestelltes ayurvedisches Habebuttenmus.

Rezept für ein ayurvedisches Hagebuttenmus

Zutaten:

1 kg Hagebutten

1/2 Tl Zimt

1/2 Tl getrockneter Ingwer

1/4 Tl Nelke

1/4 TL Kurkuma

1 Msp Vanille

500 g Rohrohzucker

50 g Ghee

Zubereitung

Die gewaschenen Hagebutten mit etwas Wasser kurz aufkochen lassen. Dann bei geringerer Hitze weiter köcheln lassen. Wenn die Früchte aufgeplatzt sind, mit dem Kartoffelstampfer oder ähnlichem bearbeiten, bis die Hagebutten eine musige Konsistenz haben. Dann kann man sie durch die Flotte Lotte oder ein Haarsieb streichen waschen. So werden die Kerne und Schalen vom Mark getrennt.

Das Ghee in einem Topf erwärmen, die Gewürze mit hineingeben, das Hagebuttenmus dazugeben, allmählich den Zucker einrühren und einmal richtig aufkochen lassen. In sterilisierte Gläser einfüllen.

Das ayurvedische Hagebuttenmus ist dem nährende Chyavanprash, das vor allem aus der Amla – Frucht hergestellt ist, nachempfunden. Durch das Ghee nährt es alle Gewebe und bereitet uns und unser Immunsystem bestens auf den Winter vor.

So kann Ayurveda in Verbindung mit regionalen Wildkräutern bestens darin unterstützen, den Herbststürmen aber auch den Stürmen unserer Zeit zu trotzen, um in die eigene Kraft zu kommen.

Neben regionalen Wildkräutern, Beeren und Gemüse ist es laut Ayurveda gerade jetzt wichtig, sich in die natürlichen Rhythmen, den Tagesrhythmus, den Jahreszeitenrhythmus und den eigenen Rhythmus einzuschwingen genügend Schlaf, warme Eintöpfe und Suppen, Innenschau und Meditation unterstützen um bei sich zu bleibend das eigenen Potential in die neue Zeit zu transformieren.

Empfohlene Literatur:

Dr Vasant Lad und Dr. David Frawley: „Die Ayurveda – Pflanzenheilkunde, Windpferd Verlag, Oberstorf, 2018
Katrina Blair: The wild wisdom of plants, Chelsea Green , Vermont, 2014

30.9.2021
Uschi Inkofer
Ayurveda- Ernährungsgscoach, Yogalehrerin und Yogatherapeutin.
Workshops und Online-Kurse, die die Autorin zum Wiederfinden und Verbinden mit den eigenen inneren Rhythmen, der Intuition und der inneren Weisheit anbietet, finden Sie unter
www.uschi-inkofer.com

Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online

Uschi Inkoferinkofer-Uschi

Ich bin Dipl. Sozial-Pädagogin, Yogalehrerin, Yogatherapeutin und ayurvedischer Ernährungscoach.
Schon immer fühlte ich mich mit der Natur sehr verbunden und beschäftigte gerne mich mit dem, was hinter den Dingen steckt. Bereits in frühen Jahren lernte ich Yoga kennen. Fasziniert von dieser alten Wissenschaft, absolvierte ich 2002 -2003 eine Yogalehrerausbildung und machte Yoga zu meinem zweiten Standbein. Nachdem ich viele andere Ausbildungen absolvierte, kam ich 2019 zum Ayurveda. Lange erschien mir Ayurveda als ein starres, dogmatisches Regelwerk. Mittlerweile habe ich Ayurveda als einen unglaublich großen Weisheitsschatz kennengelernt, der auch heutzutage absolut alltagstauglich und vielseitig einsetzbar ist. Eine alte Lehre, die uns neue Perspektiven unseres Daseins erschließt. Ayurveda führt In die Tiefe und bringt unser Potential auf allen Ebenen zum Leuchten.
Es mir ein Bedürfnis, dieses Wissen weiterzugeben. Ich begleite und unterstütze Menschen dabei, das eigene Sein und Werden in die Hand zu nehmen und ein Leben aus der authentischen Kraft heraus zu führen. Ein Leben in Gesundheit, in Einklang mit der eigenen Konstitution und der Natur um uns herum.

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