Yoga Tipps für den Alltag
– Leichter durch Krisen mit fünf Alltagstricks aus dem Yoga. Auch wenn das eigene Leben unterschiedlich stark durch Krisen, wie zum Beispiel Corona, beeinflusst wird, so ist die Situation dennoch für alle Menschen eine Herausforderung. Yoga Tipps für den Alltag sollen uns unterstützen, damit wir besser Krisen meistern können.
Krisen und Wandel
Einschnitt: vor Corona und seit Corona sind zu einer neuen Zeitrechnung geworden. Damit einhergehende Zukunftssorgen, Ängste und bei vielen auch Schlafprobleme sind kaum jemandem fremd. Wir erleben uns neuen Herausforderungen ausgesetzt, als Menschheit und als Individuen.
Dazu kommt manchmal auch noch Stress,
den wir uns selbst auferlegen:
Denn auch, wenn man vielleicht gerade in Kurzarbeit ist, heißt das nicht, dass man nun in der Zeit zwingend Spanisch lernen muss oder ein anderes Projekt, für das man nie Zeit gefunden hat, endlich angehen muss. Verschiedene Techniken aus dem Yoga, wie z.B. Atemübungen, ändern
natürlich nichts an der Gesamtsituation, können uns aber helfen, besser durch den neuen Alltag zu kommen.
Bettina Schuler, Yogalehrerin, Autorin (Think the Yoga Way, Mit Yoga unser Glück finden und nebenbei die Welt retten) und Gründerin von Citizen2be, hat fünf Tipps und Übungen zusammengestellt, die sich ganz einfach umsetzen lassen: Corona und Yoga.
Tipp 1: Im Hier und Jetzt bleiben
Bettina Schuler: Versuchen Sie, in der Gegenwart zu leben und sich nicht ständig Gedanken über die Zukunft zu machen! Ich weiß , das ist viel leichter gesagt als getan, aber gerade in diesen unsicheren Zeiten, in denen wir nicht wissen, wie es die nächsten Monate konkret weitergeht, ist es am Besten, sich auf den Moment zu fokussieren.
Mein Tipp: Wenn Sie merken, dass Sie in der Sorgenschlaufe hängen, nehmen Sie sich fünf Minuten und setzten Sie sich auf ein erhöhtes Kissen oder eine Decke. Legen Sie sich eine Hand auf das Herz und eine Hand auf den Bauch und versuchen Sie sich auf Ihren Atem zu konzentrieren. Spüren Sie, wie sich Ihre Brust mit der Einatmung hebt und wieder senkt und sagen Sie sich dabei mit jeder Einatmung Lass und mit jeder Ausatmung los. Schneller als Sie denken können, werden Sie sich ein gutes Stück leichter fühlen.
Tipp 2: Atemübung bei Schlafproblemen
Bettina Schuler: Ich kenne fast niemanden, der in den letzten Monaten keine Schlafprobleme hatte. Kein Wunder, so viel wie um uns herum geschieht. Doch spätestens nach der dritten Nacht in Folge, die wir uns im Bett unruhig hin- und herwerfen, sind wir körperlich und seelisch komplett durch den Wind.
Mein Tipp: Legen Sie, gerne auch direkt im Bett, Ihre Fußsohlen aneinander und lassen Sie die Knie nach außen fallen. Nehmen Sie nun eine Hand auf den Bauch und eine Hand auf das Herz und versuchen Sie wieder sich auf ihre Atmung zu fokussieren und sanft und ruhig zu atmen.
Auch hier können Sie entweder auf das Mantra Lass los zurückgreifen oder, falls es ein ganz bestimmtes Problem oder eine Sorge ist, rufen Sie sich diese für einen kurzen Moment ins Gedächtnis und versuchen Sie, danach mit jeder Ausatmung ein Stück weit davon loszulassen. Wirkt bei mir wunderbar!
Tipp 3: Druck rausnehmen: Machen Sie sich frei von zusätzlichen Erwartungen
Bettina Schuler: Das ist zwar wahnsinnig schwer, aber gerade jetzt, in einer Zeit, in der wir mit einer noch nie da gewesen Situation konfrontiert sind, schadet es nur, wenn wir uns mit Erwartungen an uns selbst noch mehr unter Druck setzen.
Niemand muss eine Sprache lernen oder einen Bestseller schreiben, nur, weil er vielleicht in Kurzarbeit ist. Und Sie müssen jetzt auch nicht mit Tagebuchschreiben oder wie es heute so schön heißt Journaling anfangen. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie von dieser Situation überfordert sind und dass Sie an manchen Tagen einfach nur auf dem Sofa sitzen und Netflix schauen. Jetzt ist nicht die Zeit für falsche Erwartungen an uns selbst.
Mein Tipp: Geben Sie sich selbst die Erlaubnis dazu. Schauen Sie, was Ihnen in dieser Situation guttut und gönnen Sie es sich ohne schlechtes Gewissen.
Tipp 4: Wechselatmung gegen Ängste
Bettina Schuler: Manchmal wird uns jetzt, in dieser Krisen-Zeit alles zu viel und wir können vor lauter Sorgen und Ängsten nicht mehr richtig atmen. Im schlimmsten Fall fangen wir sogar an zu hyperventilieren. Doch auch in diesen Momenten, kann uns das Yoga ganz wunderbar helfen.
Mein Tipp: Versuchen Sie als allererstes, wenn Sie merken, dass Sie zu schnell atmen oder sich eine Panikattacke anbahnt nur noch durch die Nase ein- und aus oder alternativ durch den Mund auszuatmen. Damit haben Sie schon die halbe Miete, denn dadurch normalisieren Sie wieder ihre Atemsequenz.
Wenn die Symptome noch nicht so weit fortgeschritten sind, können Sie mit der Wechselatmung verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. Verschließen Sie dafür mit dem Daumen ihrer Wahl das rechte Nasenloch, atmen Sie entspannt durch das linke Nasenloch ein und verschließen Sie dann mit dem Mittelfinger ihrer Wahl das linke Nasenloch und atmen Sie durch das rechte Nasenloch entspannt aus.
Nun atmen Sie durch das rechte Nasenloch wieder ein, das linke ist noch immer verschlossen, verschließen das rechte und atmen durch links wieder aus. Wiederholen Sie die Übung mehrere Male in Ihrem Rhythmus und Sie werden spüren wie sich Ihr Geist und Atem nach und nach beruhigen.
Tipp 5: Mikro-Auszeiten schaffen: Gerade dann, wenn viel zu tun ist
Bettina Schuler: Viele von uns sind von jetzt auf gleich ins Home-Office geschickt worden. Was sich im ersten Moment ganz schön anhört, denn endlich können wir im Jogginganzug und mit ungewaschenen Haaren ins Büro gehen. Doch vielen von uns fällt es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren während unser Blick über den Laptop auf die dreckige Wäsche und den nicht abgeräumten Frühstückstisch fällt.
Andere müssen nebenbei noch einen zweiten Job als Erzieher*in oder Lehrer*in erledigen und sich neben Hausaufgaben um das Essen für die Kinder kümmern. Da dreht man schnell am Rad.
Mein Tipp: Planen Sie jeden Tag eine kurze Pause für sich selber ein.
Am besten immer zur gleichen Uhrzeit, damit es für Sie und Ihre Familie zur Gewohnheit wird. Setzen Sie sich für einen kurzen Moment mit einem Kaffee oder Tee in die Sonne, machen Sie sich Ihren Lieblingssong an während Sie auf dem Sofa liegen oder setzen Sie sich auf ein Kissen oder eine erhöhte Decke und meditieren Sie für einige Minuten. Es ist ganz gleich, was Sie wählen. Hauptsache Sie schaffen sich jeden Tag einen kurzen Moment nur für sich!
29.06.2020
Bettina Schuler
Yoga-Lehrerin, Buchautorin, Speakerin und Journalistin, Gründerin von Citizen2be
Buchtipp:
“Think the Yoga Way”
Mit Yoga unser Glück finden und nebenbei die Welt retten
von Bettina Schuler
erscheint am 29. Juni 2020 im Allegria Verlag.
Jeder Mensch kann glücklich werden. So lehrt es der indische Gelehrte Patan~jali. Mit dem achtgliedrigen Yoga-Weg hat er eine Anleitung hinterlassen, mit der wir alle dauerhaft unser Glück finden können.
Dass dieser Jahrtausende alte Weg heute noch aktuell ist, beweist Bettina Schuler in ihrem Buch: Sie überträgt die alten Weisheiten in die Gegenwart und zeigt, wie wir mit uns und unseren Mitmenschen in Einklang leben können.
Über die Autorin:
Bettina Schuler geboren 1975, ist Yoga-Lehrerin, Buchautorin, Speakerin und Journalistin. Sie lebt in Berlin und ist aktives Mitglied in der Umweltbewegung Extinction Rebellion.
2016 gründete Bettina Schuler Citizen2be, eine gemeinnuützige Unternehmergesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, kriegstraumatisierten Frauen mit Yoga zu helfen.
Citizen2be ist Partner des Herotobe-Social-Impact Programms des kanadischen Unternehmens Lululemon, deren deutsche Botschafterin Bettina Schuler ist, das sich für die Verbreitung von Yoga als Tool gegen chronische Krankheiten, Traumaheilung oder sozial-ökonomischen Nachteilen einsetzt.
Die große Vision von Citizen2be ist es, dass diese spezielle Form des Yoga als Heilverfahren von den Krankenkassen anerkannt wird und so von allen kostenfrei als Ergänzung zu einer Psychotherapie genutzt werden kann.
2019 war Bettina Schuler nominiert für den Emotion-Award in der Kategorie Soziale Werte und für das Adidas “She Breaks Barriers” Coaching und Mentoringprogramm.
https://bettinaschuler.de
Dankeschön für diesen wichtigen Artikel, der daraufhin weist, dass wir bereits so viele gute Werkzeuge “haben”, die helfen, diese schwierige Situation zu meistern.
Auch ich habe in den letzten Wochen unerwartet oft Probleme beim Einschlafen. Genau Ihren Tipp 2 wende ich fast jede Nacht an. Mir hilft er dann vor allem auch dabei, den Widerstand gegen den unangenehmen Zustand loszulassen (und das hilft dann wiederum beim Einschlafen).