Interview mit Andrea L’Arronge – Das Leben geht eigene Wege

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Interview mit Andrea L’Arronge – Das Leben geht sehr oft eigene Wege

Andrea L’Arronge

ist seit langem als vielseitige Schauspielerin bekannt, die sowohl im TV als auch in Filmen präsent war und ist. In den vergangenen Jahren spielte sie vor allem in diversen TV-Serien, sei es in der SoKo Kitzbühel, wo sie von Beginn an, also seit 19 Jahren, als Gräfin Schönberg Teil des Ermittlerduos im Hintergrund ist, sei es in der Serie „Der Lehrer“, wo sie viele Jahre eine durchgängige Rolle hatte. Dass sie auch eine ausgeprägte spirituelle Seite hat, ist weniger bekannt. Umso interessanter ist es, dass sie ihren Weg, ihren Zugang zur Spiritualität mit uns teilt.

Andrea Riemer spricht mit Andrea L’Arronge über persönliche Wege, über Schauspiel und Spiritualität in Zeiten des Internet, über öffentliche Erwartungshaltungen und noch sich selbst sein können … und über ihre persönliche Kraftquelle, die Natur. Ein Erfahrungsweg, der noch viel möglich erscheinen lässt.

Die Spiritualität fand mich

Interview mit Andrea L’Arronge
Andrea LArronge copyright Danielle Waldleitner

Frau L’Arronge, Sie sind ja von Kindesbeinen an mit dem Schauspiel verbunden und kommen aus einer Künstlerfamilie. Wie fanden Sie den Weg zum Spirituellen oder war es umgekehrt, dass Spiritualität Sie fand?

Letzteres. In der Pubertät ging das los, dass gewisse Dinge passiert sind, die ich nicht deuten konnte. Bei mir wurde eingebrochen. Ich hatte Ängste. Es war kein schönes Gefühl. Irgendwann hörte das dann auf und später, als ich mit 21 Jahren heiratete, habe ich mit meiner Schwiegermutter, die mich eigentlich nicht mochte, gependelt. Nach einem Jahr Ehe nahm sie sich das Leben und warf mir in einem Brief, den sie mir hinterließ, vor, ich sei an ihrem Tod schuld. Daraufhin habe ich sie in meiner Verzweiflung verflucht. Ab da hatte ich unglaublich zu kämpfen, ich hatte Angst um mein Leben. Irgendwann begegnete mir eine alte Frau, die mir riet, diese Fähigkeiten vorerst beiseite zu legen. Erst wenn ich reif genug wäre, könnte ich diese Fähigkeiten wieder zulassen. Daran hielt ich mich.

Das Bedürfnis nach Spiritualität kam erst wieder zurück, als ich so um die 50 war. Danach ging das langsam voran. Es war das Übliche. Irgendetwas stimmte nicht in meinem Leben. Dann ging es ums Einlassen auf andere Möglichkeiten, den Zugang zum Leben zu finden, zum Beispiel über Astrologie, über Aufstellungen. Es lief weiter mit Meditationen, mit Beten, mit Schamanismus etc. Seit ich mich von meinem Mann trennte, kann ich das natürlich voll ausleben.

Im Spannungsfeld die Freiräume nutzen

Wie geht das zusammen – Schauspielerin, Unternehmerin in Ihrem Bereich, Bloggerin und die spirituelle Komponente. Wo bleibt in diesem scheinbaren Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Persönlichkeit Zeit für Achtsamkeit, für Bewusstsein?

Die Schauspielerei ist ja nicht etwas, was man jeden Tag 9 to 5 betreibt. Das lässt ja sehr viel Raum. Ich habe im Laufe des Sommers bei der SoKo Kitzbühel ca. 50 Drehtage und der Rest ist natürlich auch oft belegt mit Kostümproben, Proben, Gesprächen, Anreisen, Abreisen. Doch ich habe, und dafür bin ich dankbar, immer zwischendurch Zeit, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Da kann sich das alles weiterentwickeln.

Schreiben als Instrument zur Verarbeitung und Bewusstwerdung

Wie leben Sie dies konkret? Lebens.art – Blog, wo Sie sich z.B. zum E-Auto, das ja viel diskutiert wird, äußern. Oder zum Pelzmantel und zum Thema „Schenken“ und zu einer alternativen Herstellung von Mode … Was gibt es darüber hinaus noch, das Sie als spirituell im Sinne von achtsam und bewusst in Ihrem Leben bezeichnen?

Ich behaupte, dass das Schreiben eines Blogs, wie bei vielen anderen Menschen auch, extrem zu meiner Entwicklung und Verarbeitung beiträgt. Diese Themen kommen einfach so daher, wie ich plötzlich Lust habe, über etwas zu schreiben. Ich merke, wie sich das von Mode und Schönheit sehr viel stärker zu pragmatischen Themen des Lebens hin entwickelt.

Das Spirituelle findet auf meinem Blog so noch nicht statt, weil ich da noch nicht ganz so zu Hause bin, wie ich mir das wünsche. Das ist zurzeit zu privat, zu neu, zu frisch. Da muss ich selbst erst ein sicheres Gefühl haben, damit ich auch drüber schreiben kann. Ich bin jemand, der ganz viel empfängt und ganz viel verarbeitet. Selbst zu heilen hat Priorität, ich bin nach wie vor beim Ordnen und Ausräumen und tue auch viel dafür.

Vom Mitgefühl für alte Menschen

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Fotocredit Danielle Waldleitner

Mitgefühl ist ja ein Aspekt von Spiritualität. Sie setzen sich für Seniorinnen und Senioren ein. LICHTBLICK ist eine Aktion, um der Altersarmut zu begegnen. Wie kamen Sie zu dieser Aktion und was ist Ihnen dabei wichtig?

Ich kenne Lydia Staltner, die die Lichtblickstiftung gründete, schon sehr lang und habe auch immer etwas gespendet. Dann verlor ich sie aus den Augen und traf sie 2018 bei der Gala von Goldene Bild der Frau wieder. Sie wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie ist ja auch Münchnerin und so kamen wir wieder ins Gespräch.

Ich entschloss mich, mich da wieder stärker zu engagieren. Jahrelang war ich Botschafterin für Brustkrebs Deutschland. Doch hat das für mich dann nicht mehr hingehauen. Stiftungen dieser Art tun auch Gutes, jedoch nicht auf dem Weg, der meiner ist. Ich zog mich daher davon komplett zurück und habe seither überlegt, wo ich mich wieder engagieren kann. Ich denke dabei ein wenig buddhistisch.
So wie das Gedicht, das ich dem Blogbeitrag schrieb.

Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück
denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück!
Marie Calm

Nach dem Dalai Lama und nach Desmond Tutu ist ja Mitgefühl die wichtigste Säule überhaupt, um Freude zu erlangen. Es hört dann auf, dass sich ständig alles um einen selbst dreht, wozu wir ja sehr in der heutigen Zeit tendieren. Einerseits ist das wichtig. Doch andererseits muss das dann auch mal aufhören. Mein Engagement bei LICHTBLICK ist etwas, das dem entgegenwirkt und das mir gut tut.

Kinder, das schrieb ich ja im Blog, sind irgendwann in der Lage, ihr Leben zu verändern oder neu auszurichten. Alte Menschen haben diese Möglichkeit nicht mehr. Die sind irgendwann gefangen in Krankheit, Armut etc. Deshalb glaube ich, sind sie, die alten Menschen, das schwächste Glied in unserer Gesellschaft. Die Wirtschaft hat zwar mittlerweile verstanden, dass man auf die Alten auf Grund ihrer Erfahrung nicht verzichten kann. Doch die Wirklichkeit sieht völlig anders aus. Als älterer Mensch bekommt man keinen Job mehr. Da braucht es Fürsprecher und Unterstützung, um diese Phase zu meistern.

Schönheit und Spiritualität … umfassende Einblicke

Gesundheit und Schönheit sind ebenfalls Themen, die Ihnen wichtig sind. Nun könnte man meinen, naja – Schauspielerin, eh klar. Beim Schmökern hatte ich einen differenzierten Eindruck. Wie kamen Sie auf Ihr ausgeprägtes Interesse für Öle und im weitesten Sinn für Gesundheit, denn eine angenehm sich anfühlende Haut führt ja auch zu einer besonderen Form von gefühlter Gesundheit und Schönheit?

Ich hatte mit vierzig eine Ayurvedabehandlung im Urlaub, das war ein Aha- Erlebnis. Ich musste weiter nachforschen, was das ist, warum es mir auch hinterher so derart gut ging. Das führte dazu, dass ich eine Ayurvedaausbildung machte. Damals waren Öle noch komplett unüblich im Kosmetikbusiness. Hinzu kam, dass ich plötzlich selbst unglaubliche Probleme mit meiner Haut hatte, aufgrund der Arbeit vor der Kamera.

Diese Schminke damals hatte ja alles drinnen, was eigentlich nicht hineingehört. Bei mir löste das irgendwann Reaktionen aus, die so schlimm waren, dass ich anfing, mich mit dem Thema Naturkosmetik zu beschäftigen. Das war damals noch in den Kinderschuhen.

Durch die Ayurveda fand ich Öle so toll. Ich habe in dieser Zeit zwei Jahre mit einer Japanerin, die ein Naturkosmetikunternehmen hatte, herumprobiert, was man daraus machen könnte. Sie wollte mit mir für Homeshopping zusammenarbeiten und eine Naturkosmetikserie mit meinem Namen auf die Beine stellen. Doch sie war ziemlich unorganisiert.

Also gab es nur eins: entweder Shanti – so der Unternehmensname, den ich schützen ließ – stirbt oder ich mache es selbst. Mein Mann unterstützte mich und so machte ich das eigenständig weiter. 2018 verkaufte ich die Firma, da es mir schlicht zu viel wurde. Heute sind die Rahmenbedingungen für kleine Unternehmen sehr schwierig.

Doch ich habe in dieser Zeit mit der Firma extrem viel gelernt. Öle sind ja nicht nur in der Kosmetik relevant, sondern auch in unserer Ernährung. Die Ayurveda besteht ja aus den drei Säulen Bewegung, Ernährung, Ölanwendung. Es spielte also alles Hand in Hand und ich beschäftigte mich mit diesem großen Thema. So konnte ich auch feststellen, wie Brüssel und die EU, durch die Pharmaindustrie gestärkt, verhindert, dass Naturkosmetik bei den Menschen ankommt. Letztlich war die Naturkosmetik stärker.

So gingen die Konzerne dazu über, die kleinen Firmen aufzukaufen. Sie sagen sich, wenn wir es nicht verhindern können, machen wir es selbst. Das ist leider die Entwicklung, die es genommen hat. Auch das war ein Grund dafür, dass ich mir sagte, die Firma ist zu klein. Und es ist ein Full-time-Job, den ich nicht mehr leisten konnte, da ich keine geeigneten Partner hatte.

Ich bin jedoch dankbar für die Erfahrung und das Wissen, das ich mir dabei angeeignet habe. Schönheit ist für mich nicht nur diese äußerliche Schönheit der Schauspielerin, sondern eine Schönheit, die aus dem Gesunden, nämlich gesunde Haut, gesunder Körper, gesunde Seele, also von innen kommt. Gepflegtheit – das ist mir auch wichtig. Das ist meine Beschreibung für Schönheit.

Da blitzt etwas Spirituelles manches Mal durch …

In Ihrer Rolle als Gräfin Schönberg in SoKo Kitzbühel erhalten Sie ja immer wieder die Möglichkeit, Spirituelles durchblitzen zu lassen – was dann immer wieder zu kleinen „Gefechten“ mit Ihrem Partner, Hannes Kofler, der von Heinz Marecek dargestellt wird, führt. Wie kommt das oder ist diese Facette in der Figur angelegt? Haben Sie eine Mitsprachemöglichkeit?

Mitsprachemöglichkeit habe ich nicht. Doch da wir nun bereits neunzehn Jahre zusammenarbeiten, fließt sicher das eine oder andere Persönliche mit ein. Es gibt Gespräche mit den Redakteuren. Sie wissen, dass ich Yoga mache und von meiner Kosmetikfirma. Das hat sie sicher ab und zu inspiriert, mein Privates.

3 Tipps für den Alltag … die Natur als DIE Kraftquelle

Urban Gardening ist so eine neue Welle. Gärtnern war schon immer eine große Leidenschaft von mir. Die Verbundenheit mit der Erde, ein Samenkorn zu pflanzen, das dann auch etwas wird, das man essen kann, das ist für mich Spiritualität. Das ist auch ein Erfolgserlebnis. Vielleicht nicht immer, aber das macht nichts. Geduld ist hier angesagt und man muss mit vollem Herzen dabei sein.

Urban Gardening, also Anbau auf Dächern oder in Straßen, wo Flächen geschaffen werden, ist ein tolles Projekt. Weil Menschen zusammen finden, die sich austauschen und zusammen etwas probieren. Sie erzeugen ihre Nahrung teilweise selbst, das verbindet. Wer sich einsam fühlt, der könnte darüber nachdenken, bei solchen Projekten mitzumachen. Das findet man im Internet. Das Wachstum ist ja auch eine Schöpfung Gottes, etwas, das man sieht und erlebt.

Himmelbeobachtung ist für mich auch etwas für mich Bewegendes. Vor allem auf Reisen, wo ich mehr Sterne sehe – bei uns ist das Wetter oft ungünstig – mache ich das. Alleine den Mond zu beobachten, dazu gab es ja in letzter Zeit ganz viele Gelegenheiten, oder sich mit dem Mondkalender zu beschäftigen – das gibt spielerisch Aufschluss darüber, wie manches so funktioniert.

Wasser als Kraftelement – ich sitze und schaue – und meine Gedanken bewegen sich von alleine. Andere haben das vielleicht mit den Bergen.

Im Grunde ist alles, was mit der Natur zusammenhängt, für mich spirituell und gibt mir Kraft.


Zur Gesprächspartnerin …

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Fotocredit Danielle Waldleitner

Andrea L’Arronge, ist seit Kindesbeinen an Schauspielerin. Seit ihrem 8. Lebensjahr steht sie vor der Kamera und hat mittlerweile über 400 Filme gedreht. Darunter sind Kultserien und Filme wie etwa Salto Mortale, Hotel Paradies, Anwalt Abel. Seit 2001 ist sie dem Publikum in der Rolle der Gräfin Schönberg in Soko Kitzbühel bekannt.
Sie ist auch Synchronsprecherin. So lieh in den Pippi-Langstrumpf-Spielfilmen Inger Nilsson in der Rolle der Pippi die deutsche Stimme.
2004 machte Andrea L’Arronge eine Ausbildung zur zertifizierten Ayurveda-Expertin. Seit 2007 ist sie Unternehmerin und Eigentümerin der Naturkosmetikmarke Shanti. Anlass war eine Hauterkrankung, die auf die jahrelange Belastung durch Make-up, Puder etc. vor der Kamera zurückzuführen war.
Andrea L’Arronge unterstützt u.a. auch Senioren auf ihrem Weg. Lesen Sie dazu mehr unter https://www.andrea-larronge.de/lichtblick-hilft-senioren/
Mehr zu ihren Aktivitäten finden Sie auch auf ihrer Webseite www.andrea-larronge.de

25.05.2020
Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D.
Zur Autorin finden Sie alles Wissenswerte unter:
www.andrea-riemer.de

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Veranstalterin Andrea Riemerandrea-riemer-maerz-2019

Andrea Riemer hat es nach einer 25 Jahre umfassenden, internationalen wissenschaftlichen Karriere in Strategie und Sicherheitspolitik gemeistert, sich seit 2012 als gefragte Autorin und Beraterin in Fragen zu Bewusstsein und Achtsamkeit zu etablieren.
Sie gilt mit ihren Arbeiten als Vordenkerin, die abstrakte Überlegungen mit praktischen Übungen für den Alltag gekonnt verbindet. Bewusstsein und Achtsamkeit sind für lebendiges Leben.
Lernen Sie bei einer, die es Ihnen vorlebt.


 

 

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