Schlaf der kleine Bruder des Todes
In den alten Zeiten war es Teil einer spirituellen Bildung, dass ein Mensch lernte, bewusst in den Tod zu gehen, hinüber zur anderen Seite des Lebens.
Es war selbstverständlich, Praktiken zu erlernen, die einem selbst die Fähigkeit verliehen, beispielsweise seinen Herzschlag zu verlangsamen oder komplett anzuhalten, ohne Drogen, ohne äußere gewaltsame Eingriffe natürlich, rein aus der Kraft des klaren Bewusstseins und der reinen Eingebung ob der Wahrhaftigkeit des Geschehens. Hierzu ist immer eine Einbindung in die göttliche Führung notwendig, in die allumfassende Schöpfung und ihre Kreisläufe. Nur so kann die Frage nach dem rechten Zeitpunkt des eigenen Übertritts auf die andere Seite des Lebens wahrhaftig ihre Antwort finden. Nur so kann dieser Schritt freudig begangen werden.
Hierzu war eine Schulung nötig, welche die unterschiedlichen menschlichen Bewusstseinszustände untersuchte, und welche zu einem bewussten Erleben führte, um diese Bewusstseinszustände letztendlich aus freiem Willen mit zu gestalten.
Schauen wir hierzu einmal zunächst auf den Bewusstseinszustand des Wachens.
Dieser ist durchaus sehr verschieden in der physischen Welt wie in der geistigen. Was wir hier im Erdenplan im inkarnierten Zustand unseres Erdenlebens als unsere „Wache Zeit“ bezeichnen, würden wir aus der Sicht von der anderen Seite des Lebens, aus unserer rein geistig-seelischen Daseinsform, meistens doch eher als “schlafend“ bezeichnen. Denn: so viel Ablenkung und Möglichkeiten, von den eigenen vorgeburtlichen Vornahmen abzukommen wie in der Phase unseres wachen Daseins hier, gibt es weder im Traum noch im Schlaf für uns! Die Notwendigkeiten, welche ein physisches Dasein mit sich bringt, schaffen diverse Verpflichtungen, für dieses physische Dasein zu sorgen, damit es uns gut geht und unsere Seele und unser Geist auch ein würdiges und wohliges Zuhause in diesem unserem Erdenleib finden können.
In meinen Beiträgen „Lucid Dreaming – Das wache Träumen“ (Mai 2022) sowie „Die Kontinuität des Bewusstseins“ (März 2022) berühre ich auf unterschiedliche Weise diese verschiedenen Bewusstseinszustände des Menschen. Ich empfehle diese Beiträge noch einmal ganz bewusst als Ergänzung zu diesem, denn sie bereiten die Übschritte für heute in gewisser Weise vor.
Der erste Schritt in einem Verständnis dieser unterschiedlichen Bewusstseinszustände des Menschen und damit verbunden ein Empfinden für unsere unterschiedlichen Seinssphären im Diesseits und im Jenseits ist ein Erkennen des eigenen Ichbewusstseins. Dieses Erkennen ist ein empfindendes. Es führt uns fühlend, tastend ein in die vielen Handlungsebenen, die unser Ich ausübt. Seine Hauptaufgabe ist es, uns selbst als bewusste, eigenverantwortliche Menschen zu erleben, die Schöpfer sind und auf vielfältigste Weise stets eingebunden in die himmlische Schöpfung.
Unser Ich ist sozusagen im besten Fall die voll bewusste Individual-Geist-Instanz eines jeden Menschen.
Wenn diese nun eintaucht in den Erdenleib, ist sie wunderbar geschützt. Ja, im inkarnierten Zustand ist unser Ich durch seine physische Ummantelung äußert gut geschützt. Gleichzeitig führt allerdings diese Ummantelung dazu, dass wir unser Selbstverständnis als geistige Wesen zu weilen wie „vergessen“ oder nur wie „träumend“ wahrnehmen in diesem sogenannten wachen umherlaufen in einem physischen Körper. Das ist Teil des Plans. Es ist Teil unserer Schulung, dieses unser Selbstverständnis, ein geistiges Wesen zu sein mit all seinen Schöpfermöglichkeiten, willentlich zu ergreifen. Dieses Willentliche erwacht nach einer Zeit des teilweisen sich vergessenden Ichs, des träumenden Ichs. Der menschliche Wille aber ist die Wiege zur Freiheit.
Deshalb sind wir hier. Hier auf der Erde. Wir dürfen lernen, was es heißt, frei zu sein, frei zu entscheiden und als Krönung ein freiheitliches und liebendes Miteinander zu entwickeln. Deshalb wird unser Ich hier durch sein Wachen, Träumen und sein Schlafen und wieder Erwachen geschickt…
In unserem Wachzustand kann es sich eher erholen, so, wie es unser physischer Körper im Schlafzustand tut. In unserem Schlafzustand ist unser Ich hingegen hellwach, agiert, entscheidet, regelt…, sowie unser physischer Körper es im Wachzustand tut. In diesem Agieren und Entscheiden des Ichs, das in unserem Schlafzustand sich in gelockerter Verbindung zu dem schlafenden physischen Körper befindet, kann es auf Wanderschaft zu den Sternen gehen, zu unseren Freunden und Verwandten dort.
Ist dir aufgefallen, dass unser Sprachgebrauch so gestaltet ist, dass wir als Anhaltspunkt unseren physischen Körper nehmen:
Wenn unser physischer Körper schläft, sprechen wir vom Schlafzustand. Wenn dieser wacht und agiert, sprechen wir vom Wachzustand. Dies ist ein Spiegel dafür, wie sehr wir in unserem Körper-Selbst verhaftet sind. Kommen wir bei unserem Geist-Selbst an, sind wir auf der Ebene eines bewussten Schöpferwesens, einem kosmischen Wesen im irdischen Leib. Das ist der Mensch. Das kann er sein! Auf dem Weg dahin werden wir erkennen, dass das, was wir Selbstbewusstsein nennen, nur eine Vorstufe zu dem ist, was wir einmal Ichbewusstsein nennen dürfen und können!
Ich-Bewusstsein ist das gelebte und in der Praxis angewandte Individual-Geist-Selbstbewusstsein. Im Erkennen, welche Freiheiten darin liegen, erwächst die volle Dankbarkeit und Demut, in diesem wundervollen Schöpfungsstrom zu stehen und mitzuwirken.
Der Schlüssel hierzu ist das Träumen. Das Träumen ist das Bindeglied zwischen Wachen und Schlafen, egal, ob wir es ich zentriert oder körperzentriert betrachten, ob vom Jenseits aus oder vom Diesseits aus. Im Träumen agiert die Seele. Diese ist das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Deshalb ist eine Beschäftigung mit dem Leben in seinen beiden Formen seines Daseins: im Diesseits und im Jenseits, ein Begreifen dessen und ein Entwickeln des kontinuierlichen Bewusstseins zwischen beiden nur über unsere Seelenkräfte möglich.
Was kräftigt und nährt also die Seele?
Was hilft ihr, ihre verbindende Kraft zwischen Geist und Körper ständig aufrechtzuerhalten für unser inkarniertes Dasein auf der Erde im Diesseits gesprochen? Ich will ein Beispiel geben, was gleichzeitig auf die so oft fließenden Übergänge hinweist unserer Bewusstseinszustände von Wachen, Träumen und Schlafen…
Es ist Sommer! Seine Sinnesfülle mit seinen Farben und Düften, mit seinen mannigfaltigen Ausformungen des diesseitigen, wundervollen Lebens lädt unsere Seele ein, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Hier auf Wanderschaft zu gehen in des Sommers Fülle, lädt uns zum Sinnesfest ein. Hingegeben an den Duft einer Rose, der mir das Herz eröffnet, an den lieben Sonnenschein, der mich streichelt und umschmiegt mit wohliger Wärme, an das Summen der Bienen, das mich in ein tiefes, gleichmäßiges und zentriertes Atem versetzt, sind meine Sinne ganz weit draußen in der Welt, betört von deren Schönheit, deren Güte. Und gleichsam sind die Sinne mir hell wach, wie sie mich führen, leiten von einer Blume zu der nächsten, von einem Sinneswohlergehen zu dem nächsten.
So kann ich mich ganz und gar bei mir selber fühlen, denn ich erkenne: Ich bin in jedem Grashalm, jeder Blüte, jedem Blatt, in jedem Sonnenstrahl und jeder Wurzel…
Das ist eine besonders schöne Form des wachen Träumens im sogenannten Wachzustand. Mein Ich träumt hier in unsere zauberhafte Welt hinein. Es muss weder agieren noch Entscheidungen treffen. Es darf sich treiben lassen, tragen lassen vom sinnesstarken Selbst.
Wie ein Schmetterling von Blume zu Blume flattert, vom Licht und vom Duft geleitet, darf es trinken den Sonnenschein und den Nektar. Es sind die Sinneseindrücke der Seele, welche uns diesen zauberhaften Erkenntniszustand eines Selbstempfindens schenken. Zwischen Geist und Körper empfindet und kräftigt sich die Seele und schafft sich die Kraft, sich selbst immer wieder zu erneuern durch eben diese wundervollen, nährenden Sinneseindrücke.
Diese Sinneseindrücke können gleichzeitig betören und erwecken.
Dies ist unsere Erdenschulung: den Weg dazwischen zu nehmen. Und dies kann am besten die Johannizeit in des Sommers ganzer Fülle in des Lichtes Hochzeit für uns begleiten. Wir dürfen uns vergessen, um uns wieder ganz zu finden, zu begründen und zu erkennen: Meine Erdensinne stärken meine Seele. Meine Erdensinne schaffen das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Meine Erdensinne schulen Übersinne.
Meine Erdensinne betten meine Seele hier in ihrem Erdenkörper und laden den Geist ein, durch sie selbst zu wirken. Meine Erdensinne sind der Schlüssel für meine Erdenprüfung, denn sie können träumen. Das heißt sie bewegen sich frei zwischen Wachen und Schlafen und zwischen den Welten.
Unser Erdensein ist eine einzige Sinnesschule. Es ist unsere Aufgabe, sie freudig zu gestalten und zu begehen. Das stärkt unsere Seele. Das befähigt uns, bewusste Sinne frei anzuwenden für einen Erkenntnisweg. Dieses Erkennen hat mit einem wachen Sinnen zu tun, einem wachen Träumen. Sinnen und Träumen sind hier sehr nah beieinander, so verwandt. Ich sinne in die Welt heißt: Ich gehe mit meinen Sinnen wahrnehmend in die Welt und lasse mich von diesen tragen in deren Erlebenssphären dieser Welt. Ich träume in die Welt heißt: Ich erfühle ertastend die Welt, Schritt für Schritt den einen aus dem andern sich ergeben lassend, vertrauend, ganz im Augenblick.
Der Erzengel Michael spricht hierzu:
„Die Menschen sollen ein Träumen kultivieren, das es ihnen ermöglicht, die Brücke zu spannen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Das ist die Vorbereitung, die jeder Mensch für sich nehmen kann schon zu Lebzeiten auf der Erde. Diese Art von Träumen ist dem sinnesbetonten Erleben an einem schönen Sommertag sehr nah. Das Sinnen, sich hinein zu sinnen in die Dinge und Geschehnisse und gleichsam sich ganz selbst dabei zu erleben und zu erfahren, das ist jene Qualität des Träumens im Wachen, das in der Seele eine Kraft schafft, welche diese Brücke zwischen Diesseits und Jenseits schafft! Mit allen Sinnen die Welt erfühlen, erleben, das ist die Erdensinnesschule, welche diesen Weg begründet und welcher die Seele stärkt! Eine starke Seele spannt von selbst die Brücke!
Die physische Hülle, den Erdenleib, den sie dann zurücklässt beim Schwellenübertritt in das Diesseits wird dann schnell ersetzt durch neue Hüllen, die sie tatsächlich braucht, um sich nicht ›nackt‹ in ihrer neuen Daseinsform zu fühlen. Sie schenkt sich dann durch ihre eigenen Erinnerungen an diese Sinneseindrücke auf der Erde neue Hüllen. Ihr dürft euch das wirklich so vorstellen, dass die direkte Erinnerung an das Erdenleben, aus welchem die Seele gerade herausgegangen ist, so ganz in ihren Sinneseindrücken noch präsent ist für den just Verstorbenen, der sich jetzt mit diesem Sinneserleben einhüllt.
Das ist dann wie eine Übergangshülle für den Verstorbenen, die einen Hauch von Erdenäther mit sich nimmt, und das ist wichtig. Auch diese Hülle wird dann im weiteren Voranschreiten des Verstorbenen von diesem abgelegt werden, beziehungsweise: Sie verwandelt sich. JA, sie wandelt sich in reines, farbiges Licht, welches sich dem Lichtkörper des reinen Seelen-Geistwesens im Jenseits eint und dieses stärkt und noch kräftiger strahlen lässt!“
Ich habe erst in den letzten Monaten verstanden, wie wichtig es ist, die jüngst Verstorbenen genau in diesen ersten Tagen, Wochen und Monaten nach ihrem Schwellenübertritt zu begleiten und wie wichtig es ist, sie mit einzubeziehen in das tägliche Leben. Sie sind nicht fort. Sie sind nur wie in einem anderen Raum. Wir können ihnen helfen, diese so wichtigen Übergangshüllen zu schaffen durch unsere gemeinsamen liebenden Erinnerungen hier auf Erden. Diese wärmen sie dann regelrecht und begleiten sie mit Licht. Dieses hilft ihnen, sicher ihren Weg zu finden in ihr eigenes, neues Sein.
Nun sind wir gerade noch im Ausatmen der Johannizeit und können diese helle Zeit der vielen Sinneseindrücke nutzen, uns in dieses sinnende wache Träumen tragen zu lassen. Hierzu schenkt uns der Erzengel Michael einen wunderschönen Spruch, den ich euch gerne hier weiterschenke und wie immer bitte, ihn, so ihr ihn nutzen wollt, handschriftlich abzuschreiben. Bitte nicht einfach mit dem Handy fotografieren und auch nicht übers Internet verschicken. Jeder ist eingeladen, diese Quelle hier zu nutzen und selbst aktiv mit diesen wundervollen Zeilen zu werden. Und der erste Schritt dieser Aktivität ist das eigene Schreiben und Sprechen dieses Mantras. Es eignet sich hervorragend für eine Meditation:
Zur Sommersonnenwende und Johanni
Mein Ich, es darf nun träumen
im Lichterleben, Lichtergießen
und ich ergebe mich mit Lust dem Licht
und seiner Allpräsenz
muss meine Sinne mir bewahren
vorm Betäuben und Betören
damit mein Ich im Träumen das wache Träumen lernt
getragen und gewiegt vom sinnesstarken Selbst
das freudig mich ins wache Sinnesleben führt
so webt mir Ich und Selbst
im Seelensonnentanz
ein neues Erdenkleid
aus Freiheit und Bewusstheit
verbrennt das Alte und empfängt das Neue
das durch den Punkt der Wende geht
so wandelt Weltenlicht
zum Seelenlicht
sich tief in mir
06.07.2022
Ines Siri Trost
© Ines Siri Trost für Bilder und Text.
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Autorin, Malerei, Arbeit mit den Engeln und Elementarwesen, Aufträge und Ausstellungen im In- und Ausland seit 1991, Künstlerin und Kunstpädagogin
Mein künstlerisches Schaffen war immer schon der Bereich in meinem Leben gewesen, in dem ich bewusst eine Kommunikation zur geistigen Welt leben und schulen konnte.
Meine Tätigkeit als Autorin wuchs dann auf einmal sehr schnell seit dem Jahr 2016 mit der Veröffentlichung meines ersten Buches: „Die Blumen der Engel, – Botschaften des Herzens in Bild und Wort“. In diesem Titel findet sich der Grundklang meiner heutigen Arbeit wieder: das Zusammenwirken von Bild und Wort!
Die Texte, die ich schreiben darf, fließen ebenso aus einem Offenbarungsstrom wie die Bilder, welche ich male. Beide führen dann in weitere Ausführungen und Weiterentwicklungen durch meine Arbeit in Bild und Wort gemeinsam.
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