Reifestufen des Lebens – Innerlich Erwachsen werden

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Reifestufen des Lebens erwachsen werden frau inneres kindInnerlich Erwachsen werden – sehen, was ist
Die Reifestufen des Lebens

Auf unserem Lebensweg durchlaufen wir verschiedene Stufen, denen jeweils ein eigenes Bewusstsein innewohnt. Wenn wir uns eine menschliche Biografie anschauen, sehen wir, dass sich das Leben kontinuierlich entwickelt und dass in der Kindheit vieles anders ist als in der Pubertät oder im erwachsenen Alter oder im späten Alter.

Wir erkennen eine fortwährende fließende Bewegung und Entwicklung, die nie stillsteht, selbst wenn es manchmal so aussieht. Jede Stufe hat ihr eigenes Lebensgefühl, ihre eigene Wahrheit, ihre eigene Weltsicht und damit ihr eigenes Bewusstsein. Und jede neue Entwicklungsstufe führt uns in eine andere, weitere Dimension. Diese Lebenszyklen geschehen ohne unser Zutun. Hermann Hesse beschreibt diesen Prozess in seinem Gedicht
Stufen“ so:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Der natürliche Ablauf eines menschlichen Lebens lässt sich nach Lebens- und Bewusstseinsmodell von Dr. Wilfried Nelles in die folgenden sieben Stufen einteilen, die hier kurz skizziert sind:

Reifestufen des Lebens – Die sieben Lebens- und Bewusstseinsstufen

1. Stufe: Die Zeit im Mutterleib (Symbiotisches Einheitsbewusstsein)
Mit der Zeugung und Empfängnis beginnt unser Leben. Das Kind ist eins mit der Mutter. Der Fötus hat kein kognitives Bewusstsein, aber er spürt alles. Schon nach 14 Wochen sind Tast-, Geruchs-, Geschmacks- und Gehörsinn ausgebildet. Die Erfahrungen im Mutterleib gehen über das sinnliche Spüren direkt in unseren Körper ein. Wir nehmen die Stimme und die Schwingungen unserer Mutter auf, ihre Stimmungen und Emotionen, ihre Freude, Angst, Trauer, Wut. In völliger Symbiose schwingen wir mit der Mutter mit.
Sobald unser Körper und unsere Organe soweit entwickelt sind, dass sie alleine funktionieren können, müssen wir den Mutterleib verlassen.

2. Stufe: Kindheit (Wir-Bewusstsein)
Das Kind ist geboren und nicht mehr in Symbiose mit der Mutter. Es kann, selbst wenn die Mutter stirbt, überleben. Die Mutter ist nun außerhalb von ihm. Es kann sie sehen und sich nach einer Weile auch getrennt von ihr wahrnehmen. Zum körperlichen Spüren kommt nun das emotionale Fühlen, wodurch der Kontakt primär zur Mutter, aber auch zum Vater und den anderen Familienmitgliedern hergestellt wird. Natürlich ist das Kind noch abhängig, es braucht die Geborgenheit der Familie, zu der es zugehört und die für sein Überleben sorgt. Dazu gehört, dass unsere Eltern uns sagen, wer wir sind, was richtig und falsch ist, was wir tun dürfen und was nicht, was gut für uns ist und was uns schadet. Das Kind ist sich seiner Gefühle nicht bewusst, das Kind ist das Gefühl.

3. Stufe: Jugend (Ich-Bewusstsein)
Mit der Pubertät/Geschlechtsreife endet die Kindheit. Wir wachsen aus der Familie heraus, die Sexualität treibt uns zum Neuen und Fremden. Wir wollen unser Leben selber gestalten und die für den Jugendlichen oft lästige und peinliche Abhängigkeit von der Familie hinter uns lassen. Dabei hilft das Denken: Wir beginnen unser Ich in den Vordergrund zu stellen und basteln uns aus der Auflehnung heraus einen gedanklichen Gegenentwurf zu dem, was uns in der Kindheit gehalten hat: „So bin ich, das will ich, ich lasse mir von niemandem mehr etwas sagen.“ Die jugendliche Haltung orientiert sich allerdings, indem sie sich davon abgrenzt, unbewusst noch an der Familie, sie sagt: „Ich bin anders als ihr!“ Die verinnerlichte Familie, gegen die man rebelliert, ist noch wichtig. Erst im nächsten Schritt werden wir reif, eigenständig in der Welt zu stehen.

4. Stufe: Erwachsensein (Selbst-Bewusstsein)
Wir stehen für uns selbst. Wir folgen keinem bestimmten Bild oder Konzept, wie man zu sein hat, sondern werden uns unserer eigenen Empfindungen, Gefühle und Gedanken immer mehr bewusst und lernen, uns daran zu orientieren. Wir haben uns innerlich und äußerlich von unserer Herkunftsfamilie gelöst und sind materiell unabhängig. Wir bauen uns eine berufliche Existenz auf und gründen vielleicht eine eigene Familie, um das Fortbestehen des Lebens zu sichern. In der Zeit im Mutterleib, in der Kindheit und Jugend haben wir genommen, waren abhängig. Auf der 4. Stufe als Erwachsene wandelt sich das Leben vom Nehmen zum Geben. Erwachsensein heißt: dem Leben, dem Ganzen und mir selbst vertrauen, und das kann ich nur, wenn ich mir selbst bewusst bin.

5. Stufe: Reifes Erwachsensein (Geist-Bewusstsein)
Mit Einsetzen der Menopause endet die Fruchtbarkeit der Frau, auch beim Mann tritt eine Veränderung ein, auch wenn er weiterhin Zeugungsfähig ist. Das Eingebunden-Sein und die Anstrengungen der vierten Lebensstufe, wie der Aufbau einer beruflichen Existenz, Familiengründung und Kindererziehung, liegen weitgehend hinter uns. Die Kinder sind aus dem Haus oder in einem Alter, in dem sie weniger Aufmerksamkeit brauchen. Es entsteht ein neuer bewusster Raum für uns selbst. Hier geht es um Selbstliebe und Akzeptanz unseres Seins frei von Vorstellungen und Konzepten, wie etwas zu sein hat. In Hingabe an die
Bewegung des Lebens tauchen existentielle Fragen auf: Für was bin ich da? Was ist meine Berufung? Wozu will ich dieses Leben nutzen?

6. Stufe: Das Alter (Wissendes Einheitsbewusstsein)
Die Zeit des aktiven Lebens ist vorbei. Wir sind jetzt alt und im Ruhestand, beziehen Rente, sind materiell versorgt. Wir sind einverstanden mit dem, was war und was ist, und mit diesem Annehmen eingebunden in das Ganze. Wir tun die Dinge nicht mehr aus einem Getrieben-Sein heraus, einem „müssen“, sondern aus Interesse, Spaß und Freude, wir sind im Flow, das Leben geschieht. Der größte Teil des Lebens liegt hinter uns und wir schauen gelassen auf die nächste Stufe, den Tod.

7. Stufe: Der Tod (All-Bewusstsein)
Der Tod ist der Austritt aus dem Lebensrad, damit endet das Leben in diesem Körper. Das Bewusstsein geht auf im Ganzen des Seins.

Der Lebens-Integrations-Prozess (LIP)

Das Aufstellungsformat „Lebensintegrationsprozess“ (LIP) nach Dr. Wilfried Nelles bildet die sieben Stufen im Kreis als Lebensrad ab. Entsprechungen dazu sind die sieben Chakren oder die sieben Archetypen. Anders als beim Familienstellen oder bei systemischen Aufstellungen geht es nicht um die Beziehung zu anderen, sondern um die Beziehung und innere Haltung zu dir selbst.

Wir schauen aus unserem Erwachsenen-Bewusstsein, dem Hier und Jetzt, auf unsere Zeit im Mutterleib, auf die Kindheit und auf die Jugend und sehen die Herausforderungen, denen wir dort begegnet sind. Auf der Position des Erwachsenen stehst du selbst, für das ungeborene Kind, das Kind und den Jugendlichen wählst du Stellvertreter. Du siehst, wie deine Erfahrungen dein Werden bewusst und unbewusst geprägt haben. Es zeigt sich, was ist und was integriert werden möchte. Darüber hinaus entdeckst du vielleicht ein ureigenes Potential, ein ungeahntes Talent oder eine Lebensaufgabe, die gelebt sein will.

Der LIP beruht auf der Einsicht,

dass unser Leben mit allem Schönen und Schmerzhaften alternativlos ist und dass in diesem Sinne alles „richtig“ ist, wie es war und wie es ist.
Indem wir hinschauen und „Ja“ sagen zu dem, was war, auch zu dem Schmerzhaften, können wir es zu uns nehmen und integrieren. Die Verletzungen werden vielleicht nie ganz verschwinden, wir sind aber nicht mehr in dem Maße damit identifiziert, dass sie uns an unserer Entwicklung hindern. So werden wir innerlich erwachsen und können reifen.

Bei unseren LIP Seminaren geht es um eine Begegnung mit Dir selbst in Achtsamkeit, Demut und Liebe. Du öffnest dich für die deinem Leben innewohnenden Kräfte und bist bereit, auf das Wunder deines Lebens zu schauen.

18.06.2020
Markus Maurer
Psychologischer Berater und Coach, ausgebildet in Gestalttherapie, Systemischen Gestalt-Coaching, Phänomenologischer Psychologie, Lebensintegrationsprozess (LIP) und Aufstellungsarbeit nach Wilfried Nelles.
www.markusmaurer.com

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