Die spirituelle Einsamkeit von Senioren
Dass Senioren häufig unter Einsamkeit leiden, ist hinlänglich bekannt. Doch es gibt noch eine andere Form von Einsamkeit, die nichts mit der Kontaktarmut zu tun hat. Selbst wenn Senioren mit ihren Angehörigen zusammenleben, kann eine spirituelle Leere entstehen – spirituelle Einsamkeit.
Diese spirituelle spirituelle Einsamkeit betrifft die Fragen nach dem Sterben und dem Tod. Für die Angehörigen ist das ein Tabu-Thema. Niemand mag über dieses vermeintliche Lebensende reden. Manche halten es für makaber, wenn sie ihren Vater oder ihre Mutter in solches Gespräch verwickeln. Doch ist das wirklich so? Oder ist es denkbar, dass gerade Menschen, die auf ihren Lebensabschluss zugehen, viele Fragen und Ängste hegen und sich dabei einsam fühlen?
Das Tabu-Thema Sterben
Was passiert, wenn ich sterbe?, könnte eine innere Frage sein, die sich so mancher Senior insgeheim stellt. Personen, die pflegebedürftig sind oder ahnen, dass ihre Zeit auf der Lebensuhr abläuft, stellen sich besondere Fragen. Dabei tauchen auch ungeahnte Ängste auf, die zuvor überhaupt keine Rolle im Leben gespielt haben.
Was erwartet mich in der Zukunft?, könnte eine solche Frage sein mit dem gleichzeitigen Wissen, dass das nächste grosse Ereignis das Sterben ist. Zu allen Fragen des Lebens und auch der Gesundheit haben wir meistens eine Antwort parat. Wenn wir es selbst nicht wissen, dann kann der Arzt Auskunft geben. Zudem wird eine optimale Behandlungsmethode gleich mitgeliefert.
Doch niemand erklärt dem Senior, was beim Sterben passiert und wie er damit mental umgehen kann. Es mag durchaus sein, dass nicht alle Senioren das wissen möchten. Doch einige haben diese Fragen und Ängste, die von niemanden aus der Familie angesprochen werden. Wer ein solches Gespräch beginnt, verschreckt seine Angehörigen.
„Du stirbst doch nicht!“, kann die erboste Antwort der Tochter lauten, wenn eine Mutter Fragen zum Sterben oder dem Tod stellt. Und damit ist das Thema erledigt. Vermutlich auch aus dem Grund, dass wir selbst so gut wie nichts über das Sterben und den Tod wissen. In erster Linie aber ist das Thema Sterben und Tod für uns tabu. Über Geburten spricht man gerne – über den Tod nicht. Der Senior bleibt mit seinen Fragen alleine und erfährt eine Form der spirituellen Einsamkeit.
Wie kann ich ein Gespräch über das Sterben führen?
Zunächst einmal musst du sicherstellen, dass die Person über dieses Thema sprechen will. Das kann mit einer beiläufigen Frage angeschnitten werden. „Hast du Angst vor dem Tod?“, wäre vielleicht eine Frage, mit der du beginnen kannst. Aufgrund der Reaktion wirst du spüren, ob die Thematik eine Relevanz hat. Du wirst dann auch merken, ob der Senior überhaupt darüber sprechen möchte oder nicht.
Häufig geht mit dem Gedanken an den Tod eine religiöse Ansicht einher. Es ist wichtig, dass der Angehörige davon Kenntnis hat, welchen Glauben der Betroffene pflegt. Dabei geht es auch darum, wie der Betroffene beerdigt werden möchte. Später bist du als Angehöriger dankbar dafür, dass du dem Willen des Verstorbenen nachkommen konntest. Denn am Ende bleibt dir nichts mehr übrig, als dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.
Viele Menschen bereuen es im Nachhinein, sich nicht um diese Informationen gekümmert zu haben, als der Verstorbene noch lebte. Denn das Bedürfnis, die Beerdigung ganz nach den Wünschen des Verstorbenen auszurichten, ist dann gross.
Die grössten Ängste beim Sterben liegen darin, dass viele Menschen das Sterben mit unsäglichen Schmerzen verbunden sehen. Das ist aber heutzutage meistens nicht mehr nötig, so zu leiden. Die Palliativstationen sind darauf spezialisiert, dass Schmerzen gut eingegrenzt werden können. Kläre den Betroffenen darüber auf und nehme ihm die Sorge vor einem schmerzvollen Tod, sofern du dies zusichern kannst. Ansonsten kannst du mit dem zuständigen Arzt sprechen, wie du diese Ängste dem Betroffenen nehmen kannst.
Die Lebensrückschau
Viele Personen, die ihren nahen Tod ahnen, führen innerlich eine Lebensrückschau durch. Waren meine Handlungen und Entscheidungen im Leben richtig? War ich ein guter Mensch, Partner oder Elternteil? Was gibt es zu bereuen und was war eine gute Tat? Du als Angehöriger bist Teil dieses Lebens gewesen.
Es liegt nahe, dass man diese Rückschau gemeinsam bespricht, wenn es gewünscht wird. Dabei bietet sich die Gelegenheit, die Dinge der Vergangenheit zu verarbeiten. Verdrängte Ereignisse können nämlich jetzt an die Oberfläche gelangen. Du solltest dann für den Betroffenen da sein, das entsprechende Verständnis aufbringen und den emotionalen Halt vermitteln. Denn dann bist du eine echte Hilfe und Stütze.
Manchmal kann eine unangenehme Erinnerung sogar mit dir zu tun haben. Es ist denkbar, dass dein Vater oder deine Mutter ein Ereignis, in welches du involviert gewesen bist, nun im angesichts des Todes bereut.
Vielleicht bist du ungerecht behandelt worden oder es gab mal einen Streit, der nie richtig geklärt wurde. Jetzt hast du die Chance zu vergeben und zu verzeihen. Aber das gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall. Hast du deine Mutter oder den Vater irgendwann einmal im Stich gelassen und das Thema nie aufgearbeitet? Dann ist jetzt die Gelegenheit dafür, dich zu entschuldigen. Denn auch dieses emotionale innere Aufräumen sorgt dafür, dass die spirituelle Einsamkeit abgemildert wird.
Das gelebte Leben nicht beurteilen
Was man tunlichst unterlassen sollte, sind negative Bewertungen, die über das Leben des Betroffenen gefällt werden. Auch wenn augenscheinlich viele Fehler die Lebensagenda zieren, so ist das nicht förderlich, um den Senior die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Denn in vielen Köpfen existiert noch der Gedanke an eine Strafe, die die Seele im Jenseits erwartet.
Die Fehler des Lebens werden dann abgerechnet. Auch wenn diese Gedanken christlich angelehnt sind, glauben teilweise auch diejenigen an eine Strafe Gottes, die nicht religiös sind. Auch übertrieben positive Bewertungen hinsichtlich des Lebenswerks sollten vermieden werden. Denn ansonsten nimmt man deine Anteilnahme an der Lebensrückschau nicht mehr ernst.
Achtsamkeit und Aufmerksamkeit bei todesnahen Angehörigen
Häufig tritt der Fall ein, dass der Senior im Krankenhaus liegt und diesen Satz an seine Angehörigen richtet: „Ich glaube, ich sterbe“. Doch niemand nimmt diese Aussage ernst. Manchmal wird der Satz auch damit abgetan, dass der Betroffene Schmerzen hat oder unter Medikamenteneinfluss steht. Beschämend stehen dieselben Angehörigen kurze Zeit später wieder da und müssen feststellen, dass der Senior tatsächlich gestorben ist. Es ist das Szenario eingetreten, was sich die Angehörigen so nicht wünschten.
Der Senior ist ganz alleine gestorben und niemand war bei ihm, um ihm die Hand zu halten. Dabei war genau das sein grösster Wunsch gewesen in der letzten Stunde seines Lebens! Für viele Angehörige ist das ein Drama, wenn sie nicht mehr Abschied nehmen können von dem geliebten Menschen. Selbstvorwürfe sind dabei an der Tagesordnung.
In spirituellen Kreisen spricht man davon, dass Menschen, die in die Todesnähe geraten, das kommende Ereignis spüren können. Was die todesnahe Person genau fühlt oder spürt, ist unbekannt. Spekulativ kann es sich dabei um das Gefühl der abnehmenden Lebenskraft handeln. Oder auch Visionen, die auftreten und mit religiösen Färbungen versehen sind, könnten den nahenden Tod ankündigen. Klassischerweise zählen dazu Engel, die vor dem inneren Auge erscheinen und ankündigen, die Person bald abzuholen. Personen, die von Nahtoderlebnissen berichten, erwähnen manchmal diese Phänomene.
Der Tod deines Vaters oder deiner Mutter passiert nur einmal und ist daher eines der wichtigsten Ereignisse für jedermann. Dieses Datum kannst du nicht wiederholen oder auf einen späteren Zeitpunkt verlegen. Deshalb ist es sinnvoll, auf solche Aussagen wie den baldigen Tod zu achten. Nehme den Betroffenen ernst und sei für ihn da, wenn er dich braucht.
Du wirst dafür dankbar sein, dass du die Gelegenheit hattest, den Sterbenden in den Tod zu begleiten. Zudem kannst du dafür sorgen, dass du beruhigend auf die Person einwirkst. Das erleichtert dem Sterbenden das Loslassen vom irdischen Leben. Die Einsamkeit der letzten Stunde des Lebens wird damit ausgehebelt.
Liebe und Dankbarkeit
Was ebenfalls häufig versäumt wird, ist die Liebesbekundung am Ende des Lebens. Selbst wenn alles andere besprochen wurde, wird gerne dieser Satz vergessen: „Ich liebe dich“.
Selbstredend sollte man diese Aussage auch nur tätigen, wenn sie der Wahrheit entspricht. Manche Angehörige gehen mit dieser Thematik relativ lapidar um. „Das weiss meine Mutter doch, dass ich sie liebe!“, könnte eine solche Aussage sein.
Ursache dafür können Erziehungsmuster sein. Wenn von Kindesbeinen an solche Aussagen nicht gepflegt wurden in der Familie, hat auch der Erwachsene damit häufig ein Problem. Im besten Falle war mit der Bekundung: „Ich habe dich lieb“, zu rechnen. Wir haben es also nicht gelernt, unseren Eltern oder auch unseren Geschwistern gegenüber konkrete Liebesbekundungen zu formulieren. Deshalb scheuen wir diese Aussage.
Doch in der Stunde des Todes kannst du unglaublich viel Frieden und Glück dem Sterbenden schenken, wenn du diese Scheu aufgibst. Wir können uns nur im Ansatz vorstellen, was es mit dem Betroffenen macht, er zum ersten und letzten Mal in seinem Leben von dir diesen Satz hört.
Auch der Ausdruck von Dankbarkeit, dass der Sterbende dir das Leben geschenkt hat, kann auf emotionaler Ebene eine friedensstiftende Wirkung entfalten. Wer diese Dinge beherzigt, kann sich sicher sein, alles getan zu haben, um das Sterben zu erleichtern.
23.09.2020
Beste Grüsse
El Maya
Sprituelles Medium
Autor:
Die Autorin El Maya ist spirituelles Medium, Hellseherin und Karmaexpertin. Sie hat einige Bücher zum Thema Seele, Lebensplan, Karma und Jenseits veröffentlicht. Diese Ratgeberliteratur enthält Strategien um sein Karma abzubauen und die seelische Mitte zu finden.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar