Ziel Sinn und Zweck des Lebens
Das Wort „Ziel“ hat eine interessante Doppelbedeutung und bedarf besonderer Beleuchtung. Das deutsche Wort „Ziel“ ähnelt dem Englischen „zeal“ = Eifer, Bemühung.
Die Griechen sprachen von τέλος (telos) – alle Worte mit dem Präfix „tele“ haben mit Ferne zu tun (Telefon, Telemetrie, Telepathie u.a.). Der Lateiner gebraucht das Wort „destinatum“, im Englischen „destination“; hieraus hat sich auch der Begriff „destiny“ für „Schicksal“ entwickelt.
Wer als Fußballspieler erfolgreich sein will, braucht „goals“ (engl.: Tore), auch Manager in der Wirtschafts- und Finanzwelt definieren „goals“ und „objectives“ als Ziele ihres Wirkens. Viele benutzen auch gern das Wort „target“, was aus dem mittelalterlichen Englisch „targe“ = Schutzschild, Trophäe kommt.
Der Lebensweg des Menschen in seiner spirituell tiefsten Bedeutung kann nicht durch entfernt liegende Ziele definiert werden, an deren Ende dann schließlich der Tod wartet. Es geht um das Bemühen, in jedem Augenblick, im Hier und Jetzt trotz aller Schicksalsschläge den Sinn und Zweck des eigenen Lebens zu erkennen. Der inzwischen 94-jährige Benediktinermönch und Mystiker David Steindl-Rast (geb. 1926 in Wien) sagt: „Wo wir sind, nicht wo wir sein möchten, ist der Ort, an dem wir anfangen müssen.“
Wir müssen dringend lernen, uns ständig auf das Leben hin (nicht unser ego-beladenes Leben) zu bewegen – die Zielrichtung ist keine Endstation (engl.: final destination), sondern dauerhafte Achtsamkeit bei jedem Atemzug und jedem Schritt auf unserem Weg.
Das Ziel des Lebens kann zu einem Mysterium werden, wenn man die Bedeutung des immerwährenden Wegs erkannt hat.
Wir streben zu häufig nach Wissen und Verständnis – aber kennen wir den Wissenden? Wir hören Musik – aber kennen wir den Komponisten? Musik spiegelt das Wesen des Komponisten wider, so wie der Kosmos das Universum widerspiegelt. Können wir uns vorstellen, wie es wäre, einem Musikstück zu lauschen, wie es sich im Geist des Komponisten ursprünglich geformt hat, Note um Note, die in sein Bewusstsein aufsteigt und sich zu einer Sinfonie oder einem Lied ordnet?
Ein solches Erlebnis würde uns einen völlig anderen Einblick in das Wesen des Komponisten vermitteln. Statt ihn als Körper, Verstand oder besondere Persönlichkeit zu sehen, würden wir ihn aus der erleuchteten Perspektive als die Quelle einer ursprünglichen Intention wahrnehmen.
Das ist genau die Bewusstseinsveränderung als Ziel und Zweck in unserem Leben, durch die wir erleben, was es heißt, wie das Universum zu denken.
In unserem gewöhnlichen Erleben denken wir in Begriffen der Dualität: wir erkennen etwas und halten das Erkannte für anders als uns selbst. Doch hier, auf dem Gipfel, ist alles eins. Und der Gipfel liegt niemals in weiter Ferne, sondern ist zugleich der höchste und tiefste innerste Ort des Angekommenseins.
Viele kennen – zumindest namentlich – Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Es ist sehr interessant und aufschlussreich, den vielfältigen Gebrauch des Wortes Schicksal zu untersuchen.
Im Deutschen haben wir es mit dem Verb schicken zu tun; uns wird etwas geschickt (positiv oder negativ), das wir selbst in Glück oder Unglück verwandeln können. Das Suffix sal bzw. sel hat keine spezielle etymologische Bedeutung; wir finden es in Worten wie Mühsal, Labsal, Wechsel, Geschreibsel.
Der Italiener spricht von destino, von Bestimmung. Der Engländer gebraucht in diesem Zusammenhang zwei Worte: destiny (Schicksal) und destination (Bestimmungsort). Im Französischen finden wir das Wort destin, aber auch fortune. Das lateinische Wort fortuna hat die bemerkenswerte Doppelbedeutung von Glück und Unglück. In der englischen Sprache wird Unglück und unglücklich durch die Worte misfortune und unfortunately unterschieden.
Der Araber spricht von kismet.
Doch das eigentliche lateinische Ursprungswort für Schicksal ist fatum = Götterspruch, Weissagung, Schicksal, Weltordnung (engl.: fate). Hiervon abgeleitet sind die Worte Fatalismus, fatal.
Schicksalhafte Stunden (Begegnungen, Erlebnisse) sind kairologische Momente (griechisch.: kairos = der günstige Augenblick), wo Kräftefelder für Veränderungen – in welche Richtung auch immer – besonders wirkungsvoll entstehen.
Jeder Mensch lebt mit einer Fülle von Schicksalen, die stets im Lichte einer Verwandlung zu betrachten sind, auch wenn sie manchmal tragisch erscheinen.
Propheten betätigten sich als Sprachrohr der Götter. Bekannt ist das Orakel von Delphi, das im 7. Jahrhundert vor Christus einen beträchtlichen politischen Einfluss erlangte. Γνῶθι σεαυτόν (Gnōthi seautón), „Erkenne Dich selbst!“ liest man am Eingang des Apollon-Tempels.
Viele Menschen heute glauben an das/ein Schicksal.
Auch wenn kaum einer darüber redet, so sind doch viele davon überzeugt, dass ihnen ein vorher-bestimmter Weg zugedacht wurde. Horoskope und etliche andere Hilfsmittel haben eine große Anhängerschaft. Das Horoskop dient zur Interpretation einer Sternenkonstellation zu einer besonderen Stunde. (griechisch: ὥρα, hora, Stunde, σκοπεῖν, skopéin, „beobachten“)
Der Quantenphysiker und Friedens-Nobelpreisträger Hans-Peter Dürr (1929 – 2014) sagte:
„Das Wahrscheinlichere ist in Zukunft wahrscheinlicher, aber die Zukunft vorherzusagen ist unmöglich“.
Um dies tun zu können, müsste man den Zustand aller Atome im Universum zu jedem Zeitpunkt kennen. Dann müsste man wissen an welchem Ort sich jedes Teilchen befindet, zu jener Zeit, die man vorhersagen möchte. Daher ist die Möglichkeit die Zukunft vorhersagen zu können nur eine Illusion.
Bei Lao Tse lesen wir im 62. Kapitel des „Tao Te King“:
„Der Weg ist die Zuflucht der zehntausend Dinge.
Er ist ein Schatz für den guten Menschen
und ein Schutz für den schlechten Menschen,
durch Freundlichkeit wirst du geachtet,
und gutes Tun schafft gute Beziehungen.
Auch wenn ein Mensch schlecht ist,
lass ihn nicht fallen.
Aber schicke keine Geschenke, wenn der Kaiser gekrönt wird
oder wenn die höchsten Minister ihre Ämter erhalten.
Sende auch kein Gespann mit vier Pferden,
sondern verhalte dich ruhig.
Und weise nur auf den Weg hin.
Warum verehren schon die Alten den Weg?
Hieß es nicht, dass man mit Hilfe des Weges bekam,
was man wollte,
und die Folgen nicht zu tragen brauchte,
wenn man einen Fehler beging?
Darum verehrt die Welt den Weg“.
30.01.2021
Roland R. Ropers
Roland R. Ropers, geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Begründer der Etymosophie , Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
In seinem langjährigen Lebensraum am Starnberger See möchte Roland Ropers interessierte Menschen auf dem Weg zur Erfahrung der wirkmächtigen Gegenwart begleiten.
Das Erlebnis der Wirklichkeit ist eine mit Worten oder Bildern darstellbare Einheitserfahrung, die ein Grundelement von WATCHFUL-WISDOM-WALKING ist.
>>> zum Autorenprofil
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von Roland R. Ropers
Die fünf Autoren (davon vier Frauen) beschreiben aus langjähriger Erfahrung konkrete Wege und Übungen, um in das innere Universum zu gelangen, die Urheimat jedes Menschen. Ein faszinierender spiritueller Kompass für den täglichen Lebensweg.
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Der Sinn und Zweck des Lebens?
“Der Weg ist das Ziel.” (Konfuzius)
Das Ziel ist die Vollkommenheit.
Quis ut deus?
Die “Vollkommenheit” kann immer nur eine Annaeherung sein.
Die Annaeherung geht ueber einen Weg.
Der Weg besteht in der Aufloesung des Antagonismuses zu Gott, zur Eins.
Der Weg besteht aus der Ueberwindung der Polaritaet, die Ueberwindung des Antagonischen.
Dieser Weg ist steinig und dauer viele Inkarnationen, somit ist das Ziel in einer Inkarnation limitiert.
Die Steine hat sich der Mensch selbst, in vielen Inkarnationen, durch seine Egobespiegelung in den Weg gelegt. Man nennt sie Karma.
Der Weg beginnt zwangslaeufig mit der Erschaffung von Antagonismen.
Ohne Antagonismus zur Eins keine Steine und somit auch kein Weg. Keine Antagonismen, die in vollem Bewusstsein ueberwunden werden muessen, um zu Erkenntnissen zu kommen.
Die Eins kann sich nicht selbst bespiegeln, desshalb hat sie die Zwei erschaffen, die Polaritaet.
Gott bespiegelt sich in der Zwei, wobei er lediglich Zuschauer und nicht Schoepfer ist.
Der Wille Gottes manifestiert sich durch das Zulassen und Nichtzulassen von unwillkuerlichen Phaenomenen in der Natur (Mutation/Selektion) und willkuerlichen Phaenomenen des menschlichen Willens.
Somit koennen wir beobachten, dass Gott das Boese zulaesst, damit schliesslich das Gute zum Vorschein kommen kann.
Jesus:”Ich bringe nicht den Frieden, sondern das Schwert” (Matthaeus 10,34)
Jesus ist dieser Aussage nach der Geist, der das Gute will und das Boese schafft.
Mephisto ist in Goethes Faust der Geist der das Boese will und das Gute schafft.
(Betrachtet man die Realitaet nuechtern, erkennt man, dass der Gute meisstens der Dumme ist, weil der Egoismus der Anderen instinktiv den Guten so weit wie moeglich ausnuetzt, um ihn dann, wenn er den Laden dicht macht, zu verurteilen. Somit erschafft der gute Wille des Einen das Boese im Anderen.)
Wie aber funktioniert die spirituelle Evolution?
Die Seele und somit der Geist des Individuums ist unsterblich.
Um zu evoluieren wechselt die Seele periodisch von einer Dimension in eine andere.
Stirbt der Mensch, stirbt nur der Koerper. Die Seele geht in eine andere Dimension. Diese Dimension entspricht genau seinen selbsterschaffenen Verschraenkungen. Entspricht genau dem, was er zu Lebzeiten in der Materie erschaffen hat, das Gute und das Schlechte. Sein Bewusstsein bezueglich seiner Gedanken und Taten ist vollkommen klar, ebenso die Distanz zu Gott. Desshalb will er wieder inkarnieren, um sein Karma aufzuloesen und eine hoehere Position im Jenseits zu erlangen.
Jesus: “In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.” (Johannes 14:2)
Die Seele plant die ihre naechste Inkarnation. Wo, wann, bei wem. Plant alle Herausvorderungen, plant folglich sein Schicksal.
Die Seele stirbt bei der neuen Inkarnation einen viel schwerzlicheren Tod als wir Inkarnierte. Die Seele geht ins “Fleisch”. Sie geht in ein Gefaengnis. Sie ist gefangen im Fleisch.
Ab dem ersten Lebenstag ueberlagern die Eindruecke der fuenf Sinne all sein Wissen und Bewusstsein. Die Seele ist in ein Schauspiel eingebunden, das sein Schicksalsweg ist. Der Geist der Seele kann diesen Weg aber nicht als den selbstgewaehlten Weg erkennen, da er nur das Schauspiel sieht und nicht was dahintersteht.
” Es irrt der Mensch, so lang er strebt.” (Faust)
Die Ratio laesst ihn den eigentlichen Schicksalsweg so lange durch seine Egobespiegelung verzerren, bis er irgenwann, in irgendeiner Inkarnation die Konsquenzen seiner Taten und somit sein Leid satt hat und erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhaelt.
Wird ihm die Logik der Evolution bewusst, wird er demuetig in Bezug auf sein eigenes Schicksal, das er sich ja selbst zur Aufgabe gemacht hat.
Gott hat mit all dem nichts zu tun, Gott schaut nur zu.
Es gibt viel zu tun,
warten wir´s ab.
P.S.
Lieber Herr Scheicher, der Lebensweg hat weder einen Anfang noch ein Ende, insofern kein Ziel wie bei einer Bergwanderung zum Gipfel. Wir sind ständig auf dem Weg, in der Polarität von Geburt und Tod, in deren Transzendenz wir die Ewigkeit des Lebens erfahren. Der befreite Geist ist das Ziel (Sanskrit: Jivanmukta), wo die Dualität von Körper & Seele überwunden wird. Gott, den wir zu definieren glauben, hat mit alldem nichts zu tun.
Mit herzlichem Gruß
Roland Ropers
Danke für den interessanten Artikel. Besonders die Informationen über die “Herkunft” der Wörter finde ich sehr schön. Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“ kannte ich noch nicht, die schaue ich mir sicher irgendwann (angeregt durch diesen Artikel) an.
“Das Wahrscheinlichere ist in Zukunft wahrscheinlicher, aber die Zukunft vorherzusagen ist unmöglich“.
Die Idee der Raumzeit ist ein Grundbaustein der allgemeinen Relativitätstheorie.
Einsteins Relativitaetstheorie beweist, dass die Dimension, in der wir leben nicht berechenbar ist.
D.h. unsere Ratio, die auf Vergleiche angewiesen ist, kann unsere Realitaet schlichtweg nicht konklusiv beschreiben.
Unsere Welt ist nur eine Erscheinung und wir erscheinen auch nur als Masseteilchen (e=mc2) in ihr, um die Moeglichkeit der Interaktion zu haben.
Eine Interaktion und somit eine Evolution ist nur in einem polaren Konstrukt moeglich.
Unsere Welt existiert und existiert gleichzeitig nicht, denn sie ist nur eine Erscheinung.
Das Jetzt, die Erscheinungen in jedem Moment sind ein Produkt.
Im Grunde gibt es immer nur das “Jetzt” und damit keine Zeit.
Da aber durch die Interaktion in diesem polaren Konstrukt sich die Quantenverschraenkungen staendig veraendern, entsteht staendig ein neues Produkt. Wir schauen also jeden Moment ein neues Produkt an und denken es ist Zeit vergangen.
Da wir uns an die Produkte, die dem Jetzt vorausgegangen sind erinnern, koennen wir die Evolution der Dinge betrachten.
Wir koennen beispielsweise eine zwischenmenschliche Beziehung betrachten, vom Verliebtsein bis zur Scheidung.
Evolution veraeuft in allen Bereichen des Lebens immer in Sinuskuven, in Konditionalen, die gelegentlich in Inkonditionalen enden. Wir lernen aus den Konsequenzen der Konditionale, die wie erschaffen haben und evoluieren hierbei.
Theoretisch ist es somit moeglich die Zukunft zu kennen, wenn man den Zustand aller Quantenverschraenkungen zu jedem Zeitpunkt kennen wuerde.
Natuerlich kennen wir diesen Zustand nicht und duerfen ihn auch gar nicht kennen. Wuerden wir ihn kennen, kann eine Evolution nicht ablaufen.
Wir, in der Phase der Evolution, haben ein limitiertes Bewusstsein, das sich vor allem nur des Schauspiels bewusst ist und nicht des tatsaechlichen Effektes, naemlich der persoenlichen Evolution. (Was evoluieren soll, ist die Inteligenz und der Charakter. Damit das funktioniert, ist das Ganze in ein Schauspiel eingebunden.)
Man kann, wenn man sein Bewusstsein auf die Folge von Ursache und Wirkung innerhalb seines Schauspiels richtet, seine persoenliche Evolution beobachten und Schluesse bezueglich seines Status Quo in Relation zum Schicksalsweg ziehen, bzw. zunaechst mal die Logig des schicksalhaften und des Schicksals erkennen.
Das Jenseits kennt die naehere Zukunft, weil diese ein Produkt aus Ursache und Wirkung ist und im Jenseits nicht die Verblendung durch das Schauspiel, hervorgerufen durch unsere fuenf Sinne, existiert.
Stirbt man, bleiben die Interrelationen, oder Quantenverschraenkungen wie sie in diesem Moment sind unveraenderbar bestehen.
Die Seele ist nichts anderes als eine hochkomplexe Quantenverschraenkung
Der Geist der Komunikator.
Der Koerper nur Werkzeug, wie alle Materie nur Buehne fuer das Schauspiel ist.
(Asche zu Asche, Staub zu Staub.)
P.S.