Quantensprung ins Bewusstsein

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Interview von Rowan Defaria mit Fred Alan Wolf, Ph. D.

Defaria spricht mit einem aufgeschlossenen Vertreter der Naturwissenschaft über Quantensprünge, Bewusstseinswandel, Beobachtereffekt, materielle und geistige Welt, die quantenpysikalische Erklärung der Hopi-Regentänze, Quantenwellenfunktionen und das unsichtbare Netz hinter allen Dingen.

Defaria: Wir scheinen in einer Zeit der Beschleunigung zu leben. Viele Menschen reden von den sich verändernden Zeiten und beschreiben sie als nie dagewesen. Befinden wir uns in einer Zeitenwende? Ändert sich das globale Bewusstsein?

Wolf: Zunächst wäre zu sagen, wir befinden uns immer in Veränderung. Die Dinge ändern sich unentwegt. Zweitens gibt es große globale Veränderungen, die in gigantischen Zeitdimensionen von Hunderttausenden von Jahren verlaufen. Diese Abläufe werden erst ansatzweise von der Wissenschaft verstanden.

Schon ein Zeitraum von zehn Jahren lässt erhebliche Veränderungen erkennen, aber wir reden hier über Veränderungen in Zeiträumen von Tausenden von Jahren und schauen uns die Muster dieser Wandlungen an. Es ist bemerkenswert, dass die Wissenschaft in der Lage war, so weit zu gehen.

Es gibt also klare Hinweise, dass Zyklen und Wandlungen auftreten und dass sie sich in Mustern vollziehen. Von einer bestimmten Perspektive aus scheint es evident, dass diese größeren Veränderungen die kleineren Zusammenhänge, die Menschen und Nationen, die Einstellungen und Glaubenssysteme und alle Arten von Strukturen beeinflussen.

Es scheint sich ein Wandel zu vollziehen auf der lokalen Ebene, auf der gesellschaftlichen Ebene, auf der Ebene von Tagen, Minuten und Sekunden. Es geschehen Veränderungen auf der Ebene von Jahren, es gibt umfassende globale Veränderungen, und selbst universale Veränderungen treten auf.

Es ist folgendes geschehen: In einer sehr kurzen Zeitperiode von nur einhundert Jahren vollzog sich ein bemerkenswerter Quantensprung, ein enormer Schritt, der jede Institution von der primitivsten bis zur hochentwickeltsten betraf.

Diese Veränderungen werden weiterhin auftreten, und sie werden sich noch beschleunigen. Der größte Tempogeber, derjenige, der die Beschleunigung verursacht, ist der Bereich der heutigen Technologie. Technologie wurde geschaffen, um Denkprozesse zu beschleunigen. Diese Beschleunigung des Denkprozesses wiederum führt zu einer umso größeren Entwicklungsgeschwindigkeit der Technologie. Dieser Vorgang ist zyklisch und wird weitergehen. Es gibt keinerlei Möglichkeit, sich dem zu entziehen, es zu bekämpfen oder irgendwie zu den guten alten Zeiten zurückzukehren. Was nun passieren wird, ist brandneu, aufregend, herausragend und transformativ.

Es sind neue Arten des Denkens, neue Arten des Seins, neue Wege der spirituellen Praxis und der Erweckung von Magie, selbst schamanischer Magie in einer technisierten Welt. All dies geschieht, entwickelt sich und wird auch weitergehen. Es ist kein Ende in Sicht.

Defaria: Wie sehen Sie dieses Bewusstsein, von dem machen sagen, es ändere sich vom dualistischen zum holistischen Ansatz?

Wolf: Dies geschieht aufgrund der Beschleunigung des Individuationsprozesses. Dadurch, dass das Selbst sich seiner selbst zunehmend bewusst wird, geschieht auch eine Ganzwerdung des Bewusstseins. Es ist wie ein Paradoxon. Durch den trennenden Vorgang der Individuation bildete sich auch ein klareres Verständnis der Einheitlichkeit und Ganzheit heraus. Ohne diese Trennung und Individuation wäre diese Klarheit der Einheit nie zustande gekommen. Man hätte es vielleicht versucht, besprochen oder vorgegeben, es zu verstehen. Aber was wir erleben werden, ist die Erfahrung davon, die durch den Individuationsprozess getragen wird.

Es ist nicht einfach eine Sache des Glaubens an die Ganzheit. Es ist die Erfahrung der Ganzheit im Individuum, nicht durch Gruppenmeditation oder Gruppenprozesse, sondern durch das Individuum, welches sich dem Umstand bewusst wird, dass es mehr gibt als nur die eigenen individuellen Gedanken. Das Niveau der psychischen Gewahrsamkeit wächst, aber nicht wegen kollektiver Praktiken.

Es gibt ein enormes Bedürfnis gerade jetzt. Die Individuen wollen wissen. Sie streben danach, in der Welt des Wissens Fuß zu fassen. Sie wollen dieses Wissen, weil sie das rundherum entstehende neue Bewusstsein bereits riechen, spüren oder intuitiv erfassen können.

Die heutigen technologischen Werkzeuge führen darauf hin. Ein nahezu triviales Beispiel dafür ist das Internet, das die globale Kommunikation in nahezu Lichtgeschwindigkeit ermöglicht. Parallel dazu entwickelt sich ein Sinn für die Einheit des Geistes. Es gibt große Hoffnungen und große Versprechungen. Aber es geschieht nicht, wie es bisher zu geschehen pflegte.

Früher vollzogen sich solche Prozesse innerhalb eines Stammes, der als Ganzes kommunizierte. Als Ganzes bemühten sie sich um gegenseitiges Feedback, um die Gegenwart und die Ganzheit des einen Geistes zu spüren. Dies geschieht heute nicht mehr. Die Menschen leben heute in ihrem kleinen Kämmerchen. Außer für Rockkonzerte und einige wenige andere Ereignisse kommen die Menschen nicht mehr so oft zusammen wie früher. Sie nehmen neue durch die Medien verstärkte Formen von Einheit an, aber dies geschieht durch Trommeln und die Eindrücke der von außen kommenden technologischen Einflüsse.

Raves und Konzerte sind Beispiele dafür, wie ein Bewusstsein der Ganzheit und Einheit entsteht, weil Individuen in diese Erfahrung eintauchen wollen. Sie kommen nicht zusammen, weil es ihnen die Notwendigkeit gebietet. Sie kommen, um alleine zu sein und zur Musik zu tanzen. Dies ist eine andere Erfahrung. Sie kann zur Erfahrung der Einheit führen.

Defaria: Ich möchte nun zu etwas kommen, das die Quantenphysiker den Beobachtereffekt nennen. Viele der Mystiker und indigenen Medizinleute, mit denen ich gesprochen habe, berichteten von Prophezeiungen und der Manifestation der Realität. Sie sagen, wir erschaffen die Realität durch unser kollektives Bewusstsein. Mit anderen Worten, wir wählen unser Ergebnis. Einige haben in der These weitergeführt, dass wir alternative Realitäten erreichen könnten. Ein Ergebnis ist beispielsweise die Zerstörung unseres Planeten Erde. Die alternative Realität dazu wäre eine für die Erde positive. Können die neuen Physiker die Möglichkeit des individuellen und kollektiven Bewusstseins der Menschen, eine Realität zu verändern oder zu erschaffen, erklären?

Wolf: Es gibt hier Verschiedenes zu berücksichtigen. Jeder Aspekt muss zunächst getrennt betrachtet werden, bevor wir Schlussfolgerungen aus dem Ganzen ziehen können.

  • Erstens, was ist der Beobachtereffekt?
  • Zweitens, was ist der Effekt einer großen Gruppe von Individuen auf ein System oder ein Gesellschaft?
  • Weiter, was sind die alternativen Realitäten in diesem Bild? Gibt es solche Realitäten, und was bedeutet es, eine Wahl zu treffen. Wie fließt das alles in das Spiel mit ein?

Aus der Sicht des gesunden Menschenverstandes gibt es zunächst mal keine alternativen Realitäten. Es gibt nur die physische Welt, und du tust Dinge, um darin etwas zu bewegen. Nichts verändert sich aber wirklich. Alles ist wie konserviert. Ein Objekt kann von einem Ort zu einem anderen bewegt werden, und dann sagt man, die Dinge haben sich verändert. Aber tatsächlich ist dem nicht so. Sie haben nur mehr oder weniger ihre Position verändert, wie Konzertstühle. Dies ist der klassische Blick.

Die Objekte werden als existent angenommen, egal, ob sie jemand beobachtet oder nicht. Wenn ein Baum im Wald umstürzt, macht dies ein Geräusch. Ob nun ein Ohr da ist, um dies zu hören, oder nicht, ist eine immaterielle Angelegenheit. Menschliche Wesen sind nichts weiter als die physikalische Bewegung kleinster Objekte innerhalb eines Dings, das wir Körper nennen.

Die Art und Weise, wie diese Bewegung auftritt und aktiv wird, erzeugt das, was uns als Gedanke, Gefühl usw. erscheint. Alles, was passiert, ist die Bewegung von Stoff. Dies ist die am weitesten verbreitete und akzeptierte materialistische Sichtweise.

Was in dieser Anschauung fehlt, ist die Idee, die Imagination, die mystische Erfahrung. Alles außerhalb der materiellen Sphäre ist ungültig. Das imaginative oder mystische Element fehlt in dieser Perspektive gänzlich und würde auch in diesen spezifischen und engen klassischen Blick nie einbezogen werden.

Der materialistische Ansatz war sehr erfolgreich in der Herbeiführung der wissenschaftlichen Revolution. Er war sehr nützlich, aber er hat einen Punkt erreicht, wo er nicht weiterkommt. Dieser Punkt ist die Erklärung des Bewusstseins. Wie sind die Menschen bewusst?

Offensichtlich können wir von einem rein materiellen Prozess her nicht erklären, wie Menschen bewusst sind. Es gibt viele Menschen, die diesen Versuch unternehmen, und sie versuchen, künstliche Intelligenz in Form von Computern zu erzeugen. Die Hoffnung ist, dass dies eines Tages erreicht werden wird. Aber aus der Sicht der neuen Physik scheint es hier klare Grenzen für solch ein Unterfangen zu geben.

Die neue Physik hat uns als Erstes gelehrt, dass nichts wirklich so ist, wie es scheint. Diese objektivistische Weltanschauung der Existenz von Objekten ist wirklich nicht die Art und Weise, wie die Welt beschaffen ist. Es mag vielleicht erscheinen, als sei die Welt so beschaffen, aber es gibt etwas Verborgenes, was wir nicht sehen, und dieses lässt darauf schließen, dass die Welt nicht aus fester Materie gemacht ist.

Physische Objekte sind nicht so real, wie sie erscheinen. Von diesem neuen Gesichtspunkt aus kann das Erscheinungsbild eines Dings einem ebenso starken Effekt haben wie das Ding selbst.1

Ein Beispiel dafür sind die Praktiken bestimmter Kampfkünste. Menschen, die in einer Form der Kampfkunst eine gewisse Stufe erreicht haben, können die physische Materie durch ihren Geist auf eine Weise beeinflussen, wie sie in unserer Kultur unbekannt ist.

Ein Kampfsportschüler kann von seinem Lehrer zum Stürzen gebracht werden, einfach indem dieser den Kopf bewegt. Der Schüler scheint wie von einem Windstoß umgeworfen zu werden. Aber nichts Physikalisches ist geschehen. Es geschieht viel mehr, als mit dem bloßen Augen zu sehen ist. Es gibt da etwas Nicht-Materielles, das zu kommunizieren scheint und die Materie beeinflusst und verändert. Es verändert tatsächlich die Materie der Menschen, die damit in Kontakt sind.

Wenn wir bestimmte Lebensformen der Tiere wie Ameisen, Bienen oder Vogelschwärme beobachten, finden wir, dass sie miteinander in einer atemberaubenden Geschwindigkeit kommunizieren können, weit schneller, als neuronale Systeme es erlauben würden. Selbst in unserem eigenen Gehirn finden wir Paradoxien.

Wir sind in der Lage, in einer Geschwindigkeit zu antworten, zu verstehen und uns der Welt um uns herum gewahr zu sein, die weit über die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung in unserem Gehirn hinausgeht. Das Gehirn braucht länger, die Daten zu verarbeiten, die für die Wahrnehmung, die Erkenntnis und die Wiedererkennung der Empfindung notwendig sind, als es für uns dauert, die Erfahrung zu haben und zu wissen, was diese Erfahrung bedeutet.

Die Verarbeitung der Daten benötigt Zeit, und es scheint, dass wir die Erfahrung schneller erfassen als unser Gehirn. Es geht hier also eindeutig etwas vor, dass nicht in das Erklärungsmodell der Reduktionisten passt. Die Hoffnung bestand darin, eine Wissenschaft zu finden, die all dies erklären würde. Wir haben sie bis jetzt noch nicht gefunden, aber wir sind ihr mit der Quantenphysik etwas näher gekommen.

Die Quantenphysik zeigt, dass es eine Beziehung zwischen der Beobachtung und der physikalischen Welt gibt. Der Schlüssel hierbei ist allerdings die Einsicht, dass beide Ideen, der Beobachter und das Beobachtete, von einem metaphysischen Standpunkt aus Illusionen sind. Das Beobachtete lässt die Existenz eines festen materiellen Objektes vermuten. Der Beobachter impliziert das Vorhandensein eines feinen nicht-materiellen Objektes.

Die Wahrheit ist, dass hier etwas ganz anderes vor sich geht, das weder fest noch feinstofflich, weder beobachtet noch beobachtend ist, sondern eine Einheit darstellt, die einige weitreichende Zusammenhänge zu haben scheint. Das Beobachtende scheint eine Wirkung auf das Beobachtete zu haben, einzig und allein durch die Beobachtung. Es scheint hier Geist und Materie zu existieren, und daraus folgend den Geist des Beobachters, der die materielle Welt beeinflusst. Die materielle Welt selbst aber ist nicht wirklich fest, und der Geist des Beobachters ist nicht wirklich immateriell. Es geschieht hier etwas anderes.

Defaria: Es gibt also keine Trennung zwischen der materiellen Welt und dem Bewusstsein?

Wolf: Der Punkt ist, es gibt keine solchen Dinge wie Bewusstsein und die materielle Welt. Es gibt eine solche Dualität nicht. Es gibt nur ein Ding. Was das ist, ist weit mysteriöser, als ich es mir je vorstellen könnte. Es ist tief und mysteriös. Es scheint sich in eine materielle Welt und eine Beobachter dieser Welt aufzuteilen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand heute weiß, wie.

Die Trennung in Subjekt und Objekt ist außerordentlich mysteriös. Diese Trennung tritt in einer Art und Weise auf, die nicht so einfach ist wie die Annahme eines existierenden Subjekts und eines existierenden Objekts, die von Anfang an bereits getrennt sind. Subjekt und Objekt sind nicht bereits getrennt. Sie sind noch nicht einmal miteinander verbunden. Sie sind eins, das auf verschiedenen Weise geteilt wird. Der Tanz geht immer weiter. Es wird auseinander gezerrt in Subjekt und Objekt. Es wird wieder zusammengefügt und wieder getrennt.

Jedes Mal, wenn dies geschieht, sind die Stränge dazwischen verschieden, und was Subjekt war, und was Objekt war, hat sich verändert. Es ist ein ununterbrochener Tanz. Es ist wie ein riesiger Schmelztiegel, genannt das Vakuum. Die Partikel, aus denen ich eben im jetzigen Moment bestehe – jedes einzelne Elektron – war vorher in diesem Vakuum und ist daraus hervorgegangen.

Der Irrtum besteht darin anzunehmen, es verweile dauerhaft in diesem Zustand. Etwas weit aus Tieferes und Mysteriöseres tritt hier zu Tage, was den Eindruck von Solidität und Realität erweckt. Diese Sichtweise kommt aus der Quantenphysik. Es ist ein ganzes Feld – denken Sie an ein Weizenfeld –, das sowohl den Beobachter als auch das Beobachtete enthält.

Es passiert etwas in dem Weizenfeld. Der Wind bläst. Etwas passiert in einem anderen Teil des Weizenfeldes. Etwas fällt um, bewegt sich umher. Möglicherweise sind es die Körner des Weizens, die sich bewegen. Irgendetwas.

Vom Standpunkt des Beobachters nun sieht es so aus, als habe der Beobachter das Beobachtete beeinflusst, indem er es anschaute. Von dem Standpunkt des Beobachteten sieht es aus, als sei es von irgendetwas angestoßen worden. So sieht es für uns aus, wenn wir von außen, von dem Standpunkt der Quantenphysik schauen.

Die fundamentale Grundlage der Quantenphysik ist weder Materielles noch Immaterielles, sondern das, was Quantenfunktion oder Feld der Möglichkeit genannt wird. Es ist beides, imaginativ und physisch verästelt. Aber es ist weder physisch noch rein imaginativ. Es scheint gleichzeitig draußen im Raum und in unseren Gehirnen zu sein. Wenn sich das Feld ändert, ändern sich auch die materiellen Objekte.

Wie ändern sie sich? Sie ändern sich, weil dieses Feld die Möglichkeit aller Ereignisse, die jemals passieren können, darstellt. Die Änderungen im Feld der Möglichkeiten können mit einer ungleichgewichtigen Münze verglichen werden. Eine solche Münze hat nicht mehr die Wahrscheinlichkeit 50:50, sondern beispielsweise 25:75. Wenn wir also die Münze in die Luft werfen, werden wir bei 10 Würfen 7,5-mal Kopf bekommen.

Bei einer gleichmäßigen Münze erhielten wir 5 Mal Kopf und 5 Mal Zahl. Der Geist, das Feld der Möglichkeiten, kann die Ungleichgewichte verschieben, indem er die Art und Weise seiner Beobachtung verändert und so das Beobachtete durch fortwährendes Beobachten verändert. Wir wissen bereits, dass dies so ist. Es ist tatsächlich real.

Dies entkräftet die Annahme, die Objekte seien in sich unveränderbar, unwandelbar, ausgenommen durch physikalischen Druck. Die Kraft, von der wir hier sprechen, ist nicht diejenige, die ein physikalisches Objekt auf ein anderes physikalisches Objekt ausübt. Es ist Veränderung im Geist. Es ist nicht mehr Energie oder Kraft als eine Veränderung der Gedanken oder eine Laune oder Einbildung des Geistes, aber dennoch scheint es eine Wirkung zu haben. Heute wissen wir, dass dies wahr ist.

Ob dies nun in den Begriff einer globalen transformativen Wirkung gebracht werden kann, ob es dasjenige ist, was die Schamanen anwenden, wenn sie Menschen heilen, oder ob es das ist, womit Nationen ihr Volk für den Krieg mobilisieren – es ist wohl dieser transformative Effekt, wo das Feld der Möglichkeiten, im einen Geist das in einem anderen Geist beeinflusst und damit den kollektiven Geist als ein einheitliches Feld der Möglichkeiten erspüren lässt, das alles beeinflusst. Dies könnte tatsächlich die Vorgänge beschreiben.

Defaria: Die Hopi-Älteren gehen hinaus, machen einen Regentanz, und mit Sicherheit regnet es dann. Kann man dies von einem quantenphysikalischen Standpunkt her erklären?

Wolf: Man kann, aber es ist möglicherweise nicht die Erklärung, die man erwartet. Die Praxis ist sehr alt. Sie geht zurück in die Zeit, als Magie noch die vorherrschende Methode war. Wenn man etwas erreichen wollte, machte man eine Beschwörung und kreierte ein Szenario des »Wie oben, so unten«.

Meistens wurden dafür bestimmte Gegenstände oder selbstgemachte Modelle verwendet. Wenn du zum Beispiel den Regen herbeirufen willst, dann wirfst du Kieselsteinchen in die Luft. Falls es regnet, beobachtest du genau, was du bei diesem Mal anders als das letzte Mal gemacht hast, als es nicht regnete. Du warfst also dieses Mal die Kiesel in die Luft, und wenn du das nächste Mal Regen möchtest, wirst du es wieder tun. Vielleicht wirst du sie dann etwas höher werfen. Wenn dies nicht funktioniert, wirst du etwas anderes ausprobieren.

Magie war immer der Versuch, die Natur zu kontrollieren. Es ist von einem rein materialistischen Standpunkt aus möglich, dass diese Praxis funktioniert. Werfe beispielsweise genug Steine in eine mit Feuchtigkeit gesättigte Luft; verursache dadurch elektrische Ströme. Diese elektrischen Ströme könnten dann, wie die Schmetterlingsflügel in einer instabilen Situation, die Wolke dazu veranlassen zu regnen.

Das kann passieren, aber ich glaube nicht, dass es das ist, was wirklich geschieht. Aber es ist eine Möglichkeit, weil das Wetter sehr unvorhersehbar, nicht-linear und chaotisch ist, soweit wir das bisher mit unseren Modellen verstehen. Es ist nicht sicher, was ein Geist alles tun kann, um so etwas zu bewirken. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.

Es hat nicht im Entferntesten mit einer Kontrolle durch den Schamanen zu tun. Es hat mit der Gewahrsamkeit des Schamanen zu tun, dem Gewahrsein, Wetter zu sein. Der Schamane wird zum Wetter. Er wird Wolke. Er wird sich der Wolke bewusst. Er beginnt den Tanz, wenn der Regen kommen soll. Er kann sich nicht selbst helfen. Er wird zum Wetter. Dann kommt der Regen.

Die gewöhnliche Person denkt, er habe den Regen gemacht. Aber der Schamane hat den Regen nicht gemacht. Er ist der Regen. Wie könnte er machen, was er bereits ist? Hier ist der Unterschied. Hier kommt der Schamane wirklich ins Spiel. Der Schamane spürt, wann und wohin sich der Große Geist bewegt. Der Schamane versucht niemals, den Großen Geist zu kontrollieren.

Der Schamane ist vollständig Teil des Großen Geistes. Alles, was also der Schamane tut, ist, sich dem Großen Geist hinzugeben, ihm zu erlauben, einzutreten und bewusst zu werden. Die Natur des Schamanen ist nicht, ein Ergebnis wie Regen zu versprechen. Seine Natur ist es, bewusst und gewahr zu werden. Kein Schamane, mit dem ich gearbeitet habe, hat mich je davon zu überzeugen versucht, dass er beherrschen und kontrollieren kann. Auch in Heilungsprozessen warten sie, ob der Große Geist bereit ist, in sie einzutreten. Sie werden des Ganzen gewahr, der Gestalt.

Schamane: Du wirst ein Teil der Natur. Du bist eine Art Kanal dafür, aber du bist nicht der Vorgang selbst. In echten schamanischen Heilungen wartest du manchmal Tage oder Wochen oder Monate, um zu sehen, ob der Große Geist eintreten wird und seine Zustimmung gibt. Ein echter Schamane würde nicht jeden empfangen und er kann nichts versprechen, außer das, zu unterstützen und zu intensivieren, was die Natur tun möchte.

Wolf: Es ist wirklich eine spirituelle Praxis. Es ist eine naturgemäße Praxis. Die westliche Medizin ist weit magischer und manipulativer und überaus stärker machtstrukturiert, als der Schamanismus jemals war oder sein sollte.

Dass westliche Menschen, als sie diese Praktiken zum ersten Mal sahen, annahmen, der Schamane hätte etwas getan, um diese Geschehnisse auszulösen, liegt an ihrer geistigen Disposition, ihrem kulturellen Bezugssystem. Es ist eine ganz natürliche Annahme. Der Zauberer auf der Bühne tut diese Dinge vor unseren Augen, und wir sind hingerissen.

Wir wissen, dass der Zauberer alles auf der Bühne unter Kontrolle hat und steuert. Die Annahme ist, dass der Schamane wie ein Zauberer arbeitet. Zauberer ihrerseits wissen wenig über schamanische Praktiken, denn das einzige, was sie kennen, sind manipulative Praktiken. Sie nehmen an, dass jeder, der schamanische Praktiken ausübt, manipuliert und somit ebenso wie sie selbst ein Schwindler ist.

Defaria: Es gibt ein interessantes Phänomen. Indigene Menschen haben die Fähigkeit, sich auf verschiedene Objekte in ihrer Umgebung einzustimmen. Zum Beispiel können sie sich auf eine spezifische Heilpflanze einstimmen, um sie zu finden. Kennen Sie diese Phänomene?

Wolf: Sie werden sich dieser Pflanze gewahr, die sie ist. Das Bewusstsein der Pflanze und der Person ist nicht getrennt. Das Feld der Möglichkeiten ist eins. Wir dagegen haben die Position eingenommen, die Natur zu manipulieren. Die westliche Kultur ist wirklich magisch. Sie ist techno-magisch. Sie ist weit magischer als der Schamanismus.

Schauen Sie sich die virtuelle Realität an. Es ist nur noch eine Frage von kurzer Zeit, dann können die Menschen sich in einer Realität bewegen, die nicht im Geringsten real ist und dennoch die Erfahrung einer physischen Realität machen. Dies geschieht.

Defaria: Es gibt noch etwas, was ich ansprechen möchte. Ich möchte kurz das Thema Ufo-Sichtungen berühren. Wie ist es möglich, dass zwei Menschen zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein können, und die eine Person sieht das Ufo und die andere nicht? Ist dieses Phänomen real und wie spielt dahinein die Idee der subjektiven und objektiven Realität?

Wolf: Das ist eine gute Frage, zu der es keine leichte Antwort gibt. Die einfache Antwort wäre, dass es reale Objekte und nicht reale Objekte gibt; und die realen Objekte sind echt und jeder kann sie sehen, und die nicht realen Objekte sind reine Einbildung, und nur die eine Person kann sie sehen. Wir wissen, dass dies nicht ganz zutreffend ist, auch wenn es als die korrekte Antwort angenommen wird.

Wenn wir in dieses ganze Feld von Geist und Materie eintreten, stoßen wir auf seltsame Erscheinungen, die nicht gerade einfach zu erklären sind. Ufologie ist eine davon. Die andere ist die Fähigkeit von Menschen, geistige Objekte sichtbar zu machen.

Die Tibeter beherrschen dies. Sie können Objekte für mehrere Personen sichtbar machen. Wir können uns zusammen hinsetzen und meditieren, und obwohl du nicht weißt, über was ich meditiere, wirst du doch das Objekt sehen, das ich sehe. So entsteht das, was wir objektive Realität nennen.

Wenn wir beide ein Objekt sehen und darin übereinstimmen, was wir sehen, ist es unerheblich, ob es physisch real und fest ist und eine Masse hat. Wenn es objektiv real ist, können wir beide seine Gegenwart in irgendeiner gewohnten Weise wahrnehmen. Wenn es nun zu Phänomenen wie den Ufos, fliegenden Untertassen oder mysteriösen Erscheinungen wie die Jungfrau Maria kommt, dann ist die Antwort nicht so einfach.

Es gibt darüber viele Berichte und Erklärungen. Ich würde sagen, die Geiste dieser Personen sind sicherlich miteinander verbunden. Und sie erfahren es. Und es gibt andere Geiste, die das Ufo überhaupt nicht sehen. Es hat möglicherweise etwas mit Frequenz, Vibration, Farbe und Perspektive zu tun. Es gibt eine Reihe von physikalischen Faktoren, die da eine Rolle spielen können, aber dennoch scheinen doch mehr geistige Faktoren involviert zu sein als physikalische. Es ist an der Grenzlinie. Es ist sozusagen omnijektiv. Es ist zwischen Subjekt und Objekt. Es ist im Zustand des Entstehens.

Warum ist es so verbreitet, und warum haben so viele Personen diese Sichtungen, und warum glauben so seriöse Wissenschaftler wie John Mack2, dass Menschen objektive Erfahrungen mit diesen Begegnungen haben. Es ist ein relativ neues Phänomen. Es mag sein, dass wir ein besseres Verständnis davon bekommen, wie diese Dinge auftreten, wenn wir die durch die Technologie erschaffene virtuelle Realität näher erforscht haben.

Es gibt zum Beispiel diese Stereogramme: ein Bild, das aus Punkten und Mustern besteht. Wenn man den Blick dann verändert, tauchen plötzlich Bilder aus dem Muster auf. Es könnte etwas Derartiges sein. Ich sehe ein Objekt, das aus einem Stereogramm hervorkommt. Sie sehen auf das gleiche Bild und können nichts sehen. Ich benutze also meine Augen und mein Gehirn auf eine andere Weise als Sie. Möglicherweise haben die Ufos etwas mit einem solchen Stereogrammeffekt zu tun. Wenn zwei oder mehr Beobachter durch Training oder eine Beziehung lernen, ihre Blickweise anzupassen, erscheint das Objekt; wohingegen für einen anderen, der nicht weiß, wie er es machen soll, das Objekt nicht da ist.

Defaria: Mystiker beziehen sich immer wieder auf das Einssein aller Dinge, auf das unsichtbare Netz hinter den Dingen, das alles durchwebt. Gibt es in der Quantenphysik eine Basis für dieses Konzept? Was sind in dieser Hinsicht die Ähnlichkeiten zwischen der Quantenphysik und der Mystik?

Wolf: Der Schlüssel für den Schamanen ist die Vibration. Der Schamane würde sagen: »Alles ist Vibration. Die Vibration ist die Grundlage der Einheit von allem.«
Ein Quantenphysiker würde sagen: »Alles ist eine Quantenwellenfunktion, ein vibrierendes Feld von Möglichkeiten.«

Der Schamane und der Quantenphysiker sehen die gleiche Realität von verschiedenen Perspektiven. Für den Quantenphysiker führt eine Vibration zur Welle. Die Welle führt zu verschiedenen Wellenlängen und Frequenzen. Daraus bilden wir Wellenpakete. Wir können Objekte formen. Wir können Begrenzungen aufstellen. Wir können Physikalität erreichen. Für den Schamanen führt die Vibration zur Resonanz, dann zur Heilung, zur Fähigkeit, sich einzustimmen, zur Erkenntnis und schließlich zu Mustern.

Defaria: Können Sie aus der Sicht einer neuen Physik erklären, wie die schamanischen Phänomene möglich sind? Haben Sie Antworten gefunden, die die Gestaltveränderung von Schamanen oder außerkörperliche Erfahrungen erklären können?

Wolf: Wenn ich sagen würde, ich hätte das bis ins Letzte verstanden, was diese Leute tun, ginge das weit über das hinaus, was ich weiß. Ich glaube nicht, dass ich die vollständige Antwort gefunden habe. Ich habe eine Ahnung oder einige bessere Ideen davon bekommen, was hier geschieht, aber ich glaube nicht, dass ich es entschlüsselt habe.

Als ich die neun Postulate aufstellte, bin ich einer wissenschaftlichen Erklärung der Phänomene am nächsten gekommen. Aber diese Postulate sind nicht sehr stark. Sind ganz und gar keine stabilen Konzepte. Es ist sehr schwierig, einen Schamanen in die Schublade der westlichen wissenschaftlichen Methode zu pressen.

Es kommen hier gewisse Dinge zum Tragen, wie etwa die Universalität der Vibrationen, die Fähigkeit, durch Gewahrsein zu beeinflussen, oder Dinge durch Gewahrsein zu verändern. Die Idee der Resonanz in der Heilungspraxis war ein Schlüssel, der Sinn für mich machte.

Der Schamane heilt den Patienten nicht, indem er lernt, wer der Patient ist und versucht, in den Patienten einzutreten, um seine Vibrationen zu fühlen. Der Schamane heilt den Patienten, indem er ihn dazu bringt sich hinzugeben und seine Muster loszulassen, die die Krankheit in seinem Körper halten. Der Schamane weiß durch sein eigenes Training, welche die heilende Vibration in seinem Körper ist. Der Schamane versucht also, die Person dazu zu bringen, einige Aspekte ihrer Persönlichkeit loszulassen, was ihr dann erlaubt, mit dem Schamanen in Resonanz zu treten.

Der Schamane versucht nicht, auf dem Vibrationsmuster oder der Frequenz des Patienten zu schwingen, sondern wird versuchen, die Person darin zu unterweisen, auf der Ebene des Schamanen zu schwingen. Wenn zwei Dinge unterschiedliche Frequenzen haben, können sie nicht in Harmonie sein. Nur wenn beide in der gleichen Frequenz sind, kann Harmonie auftreten und ein Transfer kann stattfinden.

Dies erklärt auch einige Dinge, von denen die Schamanen sprechen. Schamanen sind sehr angreifbar. Die meisten Menschen würden das nicht für möglich halten. Sie denken, Schamanen seien alle unglaublich stark, aber sie sind es nicht. Wenn du dich auf den Schamanen einschwingst und mit ihm in Resonanz bist, dann seid ihr eins. Was bedeutet, dass er sehr anfällig für einen Angriff ist. Er öffnet sich dir.

Wenn du also dem Schamanen schaden willst, kannst du eine schlechte Schwingung einsetzen, die der Schamane aufnehmen wird. Normalerweise können sie mit so etwas umgehen, aber nicht immer. Ich erinnere nicht mehr alle neun Hypothesen. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass ich ansatzweise erfolgreich war in dem Sinne einer Einheitlichkeit der Vibration als Schlüsselprinzip zur Erklärung einer Reihe von schamanischen Techniken.

Es gab noch einige Aspekte über die Natur der Zeit, die ich von den Schamanen gelernt habe. Ich nahm es als Tatsache, dass sie in der Zeit reisen und zu toten Geistern sprechen können. Ich hatte aber keine Ahnung, dass es in der Quantenphysik vieles gibt, was damit umgehen kann. Wenn wir uns die neuesten Theorien der Quantenphysik anschauen, beispielsweise die Idee, dass zukünftige Dinge gegenwärtige Dinge beeinflussen können, dann können wir hier auf ganz neue Weise über die Quantenphysik nachdenken und sie mit den schamanischen Phänomenen in Beziehung setzen.

Defaria: Glauben Sie, dass die neuen Physik als Opposition zur Newtonschen Physik in eine Richtung geht, die sehr kompatibel zur mystischen Weltsicht ist?

Wolf: Ich denke das, ja, und viele andere Menschen denken das auch. Aber es gibt auch eine große Zahl von Menschen, die nicht so denken. Sie sehen es genau anders herum. Ken Wilber zum Beispiel, der bekannte Philosoph, denkt, dass die Quantenphysik in Bezug auf mystische Erfahrungen eine Sackgasse ist und nichts Neues bringt.

Er hält sie für zu verschieden von der mystischen Erfahrung. Ebenso glauben viele Materialisten, die Quantenphysik als durchaus noch unverstandenes Phänomen betrachten, dass sie nicht als Bezugsrahmen für die mystische Erfahrung benutzt werden sollte, da die mystische Erfahrung nicht real ist.

Defaria:Ich glaube nur, was ich sehe. Was ich nicht sehen kann, gibt es nicht.‹ Das ist eine sehr begrenzte Sicht auf die Realität. Lassen Sie uns über Klang reden.

Wolf: Klang ist sehr bedeutsam, denn der Klang ist essentiell, um Materie zum Schwingen zu bringen. Es ist der Klang, der Heilung möglich macht. Das ist die fundamentale Bedeutung von Heilung.
Materie und Bewegung ist Klang. Wenn etwas sich vibrierend bewegt, nennen wir es Klang. Wen wir einen Klang mit unserer Stimme erzeugen, setzen wir Luftmoleküle in Bewegung und in Resonanz mit unseren Stimmbändern.

Wenn meine Stimmbänder vibrieren und Ihr Trommelfell vibriert, sind sie in Resonanz. Wenn ich Ihr Trommelfell und Sie meine Stimmbänder sehen könnten, würden Sie verstehen, wie wunderbar das ist. Es ist ein Tanz der Muster. Wenn Sie nicht zuhören, ändert sich möglicherweise das Muster.

Sie können das, was sie hören, verändern durch das, was sie mit ihrem Hörapparat mit Hilfe ihrer Absicht und ihres Willens machen. Was Sie hören, ist nicht unbedingt das, was gesagt wurde. Möglicherweise fügen sie etwas aus ihrem Geist hinzu, und dann hören Sie Dinge, die nicht gesagt wurden. Hier gibt es eine Reihe von Faktoren.

Vibration und Klang sind sehr grundlegend. Natürlich sind alte Traditionen wie die Kabbala oder spirituelle Praktiken wie das OM-Mantra auf dem Klang gegründet. Das sind die Mittel, mit denen spiritueller Einklang oder Einstimmung erreicht werden.

Defaria: Was halten Sie von außerkörperlichen Erfahrungen oder anderen Realitäten? Ich kenne eine Reihe von Menschen mit Erlebnissen, die über die physische Realität hinausgehen und zeigen, dass es mehr da draußen gibt. Ich selbst zum Beispiel habe die Erfahrung gemacht, wie mich eine dunkle Energie hinter sich herzog. Ein »normaler Westler« würde das alles als Illusion bezeichnen. Was denken Sie darüber?

Wolf: Die Annahme, dass Ihr Erlebnis eine Illusion sei, kommt aus der westlichen Kultur, die eine Trennung aufstellt: Der Geist ist imaginär und das Physische ist real. Aber ich bin der Ansicht, dass jede Erfahrung und jedes Gefühl real ist. Die heutigen Anwendungen psychologischer oder psychiatrischer Therapie gehen in diese geistige Welt hinein, »als ob sie real wäre«.

Eine bessere Formulierung wäre, »in diese Welt als eine Realität hinein zu gehen«. Das ist die gesunde Art, mit diesem Phänomen umzugehen. Man zweifelt auch nicht an der Existenz einer Sache, weil eine Person sie sieht und die andere nicht. Die Vorstellung »was die Realität ist«, muss neu definiert werden, um diese Phänomene einzubeziehen. Ja, die anderen Wirklichkeiten sind real, und vielleicht sind sie wie das Stereogramm, in dem man nur flache unzusammenhängende Muster sieht.

Wenn man das Stereogramm dreht, sieht man das dreidimensionale Objekt; und solange man es nicht einer anderen Person erklärt, ist man vielleicht der einzige, der es sehen kann. Einfach zu sagen, das gibt es nicht, ist nicht der richtige Weg. Das gibt es wohl. Eine ganz andere Frage ist, ob es notwendig ist, Aufmerksamkeit auf diese Dinge zu richten, oder ob man sein Bewusstsein verändern muss, um sie wahrzunehmen.

Wenn man auf einer feineren Ebene wahrnimmt, entlarvt man die scheinbare Festigkeit der Welt und seiner selbst. Dies wird möglicherweise Schizophrenie genannt. Das Schizoide, die Trennung. Man entwirrt das Knäuel, aus dem man besteht und sieht sich die einzelnen Stränge an. Sie haben ein Erlebnis gehabt, wo Sie etwas bewegt hat, ihnen die Kontrolle entzogen hat, oder möglicherweise hat es Sie auf etwas anderes gestoßen, weil die Richtung, in der Sie gehen wollten, nicht gut für Sie gewesen wäre.

Es wäre etwas Dunkles passiert, wenn Sie nicht wachsam und bewusst geworden wären. Sie mussten etwas tun. So sind Sie sich der dunklen Energie bewusst worden, und vielleicht hat sie Sie in irgendeiner Weise gerettet. Wer weiß?

Defaria: Um andere Realitäten wahrzunehmen, müssen wir irgendwie unser Bewusstsein verändern.

Wolf: Es ist nicht immer unter unserer Kontrolle, so etwas zu tun. Es wäre großartig, wenn wir das könnten. Ich weiß nicht, wie das durch Kontrolle zu bewerkstelligen wäre. Es gibt gewisse Dinge, um es zu verstärken, aber ich kann es nicht kontrollieren. Man kann zum Beispiel Drogen wie LSD nehmen. Das würde Ihren Geist definitiv verändern.

Eine andere Möglichkeit ist es, sich von der Umgebung für lange Zeitperioden zu isolieren, indem man nicht schläft, alleine ist, sich im Wald aufhält, in extremer Kälte oder ohne Essen auskommt, wie das in schamanischen Praktiken der Indianer während der Visionssuche der Fall ist. Es gibt da eine Reihe von Möglichkeiten. Und diese Praktiken sind notwendig, um eine Bewusstseinsveränderung herbeizuführen.

In allen spirituellen Traditionen der Menschheit gibt es die Berichte von anderen Wirklichkeitsebenen sowie Methoden, dorthin zu gelangen. Eine zeitgemäße Theorie des Bewusstseins muss diese Phänomene integrieren.

Aus dem Amerikanischen von Ronald Engert

Hinweise
1 vergleiche hier auch die Radionik.
2 John Mack, Entführt von Außerirdischen, Ort und Jahr

04.08.2020
Ronald Engert
www.ronaldengert.com
www.tattva.de

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Über den Autor dieses Artikels

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Ronald Engert
Geb. 1961. Studium der Germanistik, Romanistik, Philosophie und Filmwissenschaften, später Indologie und Religionswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. 1994
Mitgründung der Tattva Viveka, seit 1996 Herausgeber und Chefredakteur.
1994 Gründung des INES-Instituts (Institut für Essenzphilosophie).
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