Ausrichtung auf das Wahrhaftige – ADJUSTIFIKATION

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ADJUSTIFIKATION – Ausrichtung auf das Wahrhaftige

Das CORONA-Jahr 2020 ist der Weckruf, in allen Bereichen unseres Lebens einen offensichtlichen Epoche-Wandel wahrzunehmen. Die Bewertung dieses Phänomens entzieht sich objektivierbarer Gültigkeit und fordert den Menschen mehr als je zuvor, in die Eigenverantwortung zu kommen. Ausrichtung auf das Wahrhaftige liegt daher nahe.

Selbst-Verantwortung (engl.: self-responsibility) bedeutet nicht primär, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen (es gibt sehr schicksalhafte Situationen, die dies nicht möglich machen), aber es geht um den Ruf des Kosmos, des göttlichen Urgrundes, mit der Ur-Quelle, dem Ur-Grund in Kontakt zu kommen, um sich von der Trennung vom Paradies zu befreien.

Der Mensch versucht, ständig alles richtig zu machen, immer wieder neu zu justieren (engl.: to adjust). Die Frage, ob etwas richtig oder falsch (engl.: right or wrong) ist, kann niemand allgemeingültig beantworten. Das irdische Leben verlangt nach Ausrichtung und Orientierung, nach Direktion auf die Annäherung zum Wahrhaftigen (lat.: veritas).

Im Besitz der Wahrheit ist niemand auf der Welt.

Es handelt sich nicht um ein Eigentum, sondern lediglich um ein fühlendes Bekenntnis.

Zurzeit häufen sich die Grabgesänge auf den Zusammenbruch der großen intellektuellen Systeme und kulturellen Projekte. Die aufklärerisch-wissenschaftliche Seite des modernen „Geistes“ hat sich durch ihren Fortschrittswahn unterminiert und durch ihre wissenschaftlichen, technischen und politischen Folgen radikal in Frage gestellt.

Ausrichtung auf das Wahrhaftige – Es geht um eine Adjustifikation im 21. Jahrhundert.

Das westliche Denken durchlief im Laufe der Moderne eine bemerkenswerte Dialektik. Am Beginn stand ein fast grenzenloses Vertrauen in den Menschen: in seine eigenen Kräfte; in sein spirituelles Potenzial; in seine Fähigkeit, sicheres Wissen zu erlangen und die Herrschaft über die Natur immer weiter ausdehnen zu können; in seine eigene Zukunft.
Am Ende befindet sich der Mensch in einer Situation, die sich nicht selten durch die genau entgegen gesetzten Merkmale auszeichnen: ein lähmendes Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit und persönlichen Nutzlosigkeit; den Verlust seines Glaubens; die Ungewissheit des Wissens; eine wechselseitig zerstörerische Beziehung zwischen ihm und Natur; eine intensive Ungewissheit, was die Zukunft des Menschen betrifft.

Es scheint, als wäre jeder große Epochenwandel in der Geistesgeschichte von einem archetypischen Opfer eingeleitet worden. Stets wurde die Geburt einer grundlegend neuen kulturellen Vision gleichsam geweiht durch die symbolisch bedeutsame Verurteilung und das Martyrium ihres wichtigsten Propheten. Die Geburtsstunde des klassischen griechischen Denkens schlug bei dem Prozess und der Hinrichtung des Sokrates; die Geburt des Christentums erfolgte als Antwort auf den Prozess und die Kreuzigung Jesu; die Geburt der modernen Wissenschaft wurde eingeleitet durch den Prozess und die Verurteilung Galileo Galileis (1564 – 1642).

Die tiefe Ironie im postmodernen Denken liegt darin,

dass es glaubte, sich vollständig von allen anthropomorphen Projektionen befreit zu haben, als es sich aktiv die Welt als unbewusstes, mechanistisches und unpersönliches Phänomen zurechtgelegt hat, und dass ausgerechnet in dieser Zeit die Welt in vollem Umfang zum selektiven Konstrukt des menschlichen Denkens wird. Der menschliche Geist hat jede bewusste Intelligenz, jeden Zweck und jeden Sinn aus dem Ganzen abgezogen und ausschließlich sich selbst zugesprochen, um anschließend die Welt zur Maschine zu erklären.

Wir benötigen prometheus’sches Streben nach menschlicher Freiheit, nach der Ausrichtung auf das Wahrhaftige und Wesentliche des Lebens.

Im 58. Kapitel des „Tao Te King“ von Lao Tse lesen wir:

„Wird der Staat mit leichter Hand regiert,
sind die Menschen einfach und bescheiden.
Wird der Staat mit Härte regiert,
sind die Menschen hinterlistig.
Das Glück hat seine Wurzeln im Leid,
und das Leid hält sich im Glück verborgen.
Wer weiß schon, wo die Grenze ziehen?
Gibt es denn die Aufrichtigkeit nicht?
Aber die Aufrichtigkeit wird wieder zur Lüge,
und das Gute wird wieder zum Fürchterlichen.
Ja, die Menschen sind schon seit langer Zeit verwirrt.
Deshalb ist der Weise in seinem Reden zwar scharf und deutlich,
aber er beleidigt niemanden.
Er zeigt die Fehler auf, aber ohne zu verletzen.
Er tut sein Möglichstes, aber nicht auf Kosten der anderen.
Er glänzt, aber er blendet nicht.“

31.12.2020
Roland R. Ropers
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de




Über Roland R. RopersAusrichtung auf das Wahrhaftige Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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