Urknall, Schöpfungsmythos im Zeitalter der Atombombe?!
Moderne Astronomie und das vedische Weltbild
Der Physiker Marcus Schmieke stellt hier das Standardmodell der zeitgenössischen Physik zur Entstehung des Universums, die Urknalltheorie, sowie die Einwände von seiten verschiedener moderner Physiker dar, um dann zum vedischen Modell überzuleiten. Während die Urknalltheorie von einem linearen Verlauf der kosmischen Entwicklung ausgeht, spricht die vedische Kosmologie von einer zyklischen Abfolge von Werden und Vergehen des Universums.
Auf welche Weise erlangen wir Informationen über das Universum?
Wenn wir selbst nicht in den Weltraum reisen können, sind wir auf das angewiesen, was uns von dort erreicht. Aus den entlegensten Bereichen unseres Universums erreicht uns fast ausschließlich elektromagnetische Strahlung. Die Analyse dieses Lichtes erlaubt uns Rückschlüsse auf seine Quelle, denn die Physik beschreibt Zusammenhänge zwischen einer Strahlungsquelle und dem Licht, das sie aussendet.
Dieses Licht lässt auf verschiedene Weise Rückschlüsse auf seine Quelle zu: durch die Form des leuchtenden Objektes, durch die Intensität der Quelle, mittels des Spektrums des Lichtes, sowie durch die Bestimmung der Abweichungen von bekannten Spektren.
Das Standardmodell der Kosmologie
Die Urknalltheorie besagt, dass am Anfang (oder vor dem Anfang) alle Materie des Universums auf ein unendlich kleines Volumen komprimiert gewesen wäre, in dem unendlich hoher Druck und hohe Temperatur herrschten. Mit gewaltiger Kraft müsste dieser Punkt explodiert sein und ein superheißes ionisiertes Gas elementarer Materieteilchen (Plasma) erzeugt haben. Dieses Plasma müsste gleichförmig expandiert sein, bis es ausreichend abgekühlt war und ein gewöhnliches Gas bildete. Innerhalb dieser abkühlenden Wolke expandierenden Gases formten sich Galaxien, und innerhalb dieser Galaxien nahmen Generationen von Sternen Geburt. Gleichzeitig bildeten sich um diese Sterne herum Planeten wie die Erde.
In einer Fernsehsendung formulierte der bekannte Astrophysiker Prof. Gustav A. Tamman aus Basel dieses Szenario in leicht verständlicher Sprache:
»Am Anfang war das Nichts. Dann hat sich das Nichts plötzlich geirrt und geglaubt, für einen Moment etwas zu sein. Das dehnte sich dann so schnell aus, dass es sich nicht mehr rückgängig machen ließ und so expandiert das Universum auch heute noch.«
Indem er die Schöpfung auf einen Irrtum des Nichts zurückführte,
gelang es Prof. Tamman außerdem, die Frage zu umgehen, woher denn die ganze Energie komme, die dort explodiert sei. Diese Symbolik, die deutliche Worte spricht, jedoch durchaus von einem klaren physikalischen Formalismus unterstützt wird, beschreibt genau, was es physikalisch gesehen bedeutet, dass sich das Nichts irrt. Das wird durch die Quantenphysik des Vakuums beschrieben. Prof. Tamman räumte im Anschluss an diese Erklärungen jedoch ein, dass man sich nun fragen müßsse, woher denn die Quantenphysik komme.
Eine sprachliche Nuance erscheint mir in diesem Zusammenhang wichtig: »Das Nichts« wird sehr häufig bemüht, wenn es darum geht, den Ursprung des Universums oder des Daseins an sich zu beschreiben. Darüber sind sich scheinbar in letzter Zeit sowohl die Physiker als auch Vertreter verschiedenster spiritueller oder esoterischer Traditionen einig geworden. Nun sprechen sie jedoch immer von »das Nichts« und nicht von »Nichts«.
Offensichtlich scheint also »das Nichts« etwas anderes zu sein als »Nichts«. Vielleicht sollte man dieses andere treffender mit »Etwas« oder »Alles« anstatt mit »das Nichts« bezeichnen, doch das wäre ein Eingeständnis, dass man eigentlich keine Erklärung für den Ursprung des Universums hat. Was brachte die Kosmologen dazu, an einen explodierenden Kosmos zu glauben?
Die Geschichte der Kosmologie
Tatsächlich kann man nicht einmal mit den stärksten Teleskopen beobachten, dass sich die Galaxien von uns wegbewegen. Alle Bilder, die wir sehen, sind statisch und würden selbst dann keine sichtbare Bewegung zeigen, wenn wir für Jahrhunderte fortfahren würden zu beobachten.
Woher wissen wir dann, dass das Universum expandiert? Das einzige, was uns von den entlegenen Himmelsobjekten durch den interstellaren Raum erreicht, ist Licht. Die Bilder, die uns erreichen, zeigen keine direkte Expansion, doch subtilste Eigenschaften dieser Strahlung haben die Wissenschaftler von der Expansion des Raumes überzeugt. Zunächst einmal nehmen sie an, dass die Gesetze, die sie auf der Erde für gültig halten, im ganzen Universum anwendbar sind. Dann fragen sie sich, welche physikalischen Prozesse im Einklang mit diesen Gesetzen das beobachtete Licht erzeugt haben könnten.
Seit langem beobachten die Astronomen neben den klar sichtbaren Sternen und Planeten am Himmel Nebel, die dem bloßen Auge kaum sichtbar sind. Diese Nebel wurden schließlich als Galaxien identifiziert, die aus Billionen von Sternen zu bestehen scheinen. In größeren Entfernungen fanden sich ganze Haufen von Galaxien.
Bis zur Entdeckung des Andromeda-Nebels und seiner Sterne glaubten die Astronomen, dass sich alle Himmelskörper innerhalb unserer Milchstraßen-Galaxie befänden. Durch diese Entdeckung wuchs das Universum über unsere Vorstellungskraft hinaus.
1913: Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts hielten die Kosmologen das Universum für statisch,
doch im Jahre 1913 untersuchte der amerikanische Astronom Melvin Slipher die Spektren einiger bekannter Nebel und kam zu der Schlussfolgerung, dass sie sich alle mit Geschwindigkeiten von einigen Millionen Kilometern pro Stunde von uns wegbewegten. Er entdeckte die allgemeine Rotverschiebung ihrer Spektren und deutete diese als einen Dopplereffekt, der 1842 von dem österreichischen Physiker Christian Doppler bei Schallwellen entdeckt und auch für Licht vorhergesagt worden war. So schloß Slipher aus der beobachteten Rotverschiebung, dass sich die Galaxien mit rasanter Geschwindigkeit von uns wegbewegen.
1917: In diesem Jahr veröffentlichte Albert Einstein seine allgemeine Relativitätstheorie,
die nun die Möglichkeit eröffnete, nicht nur mit einem sich bis ins Unendliche erstreckenden Raum zu arbeiten, sondern verschiedene Arten vierdimensionaler, gekrümmter Raumzeiten erlaubte. Auch solche Lösungen der Einsteinschen Gleichungen sind zulässig, die einen Raum beschreiben, der in sich selbst zurückgekrümmt ist und somit eine endliche Ausdehnung aufweist. Einstein selbst hielt das Universum für statisch und passte seine Gleichungen diesem Modell an, doch Willem de Sitter, ein holländischer Astronom, fand nur kurze Zeit später Lösungen der Einsteinschen Gleichungen, die einem rapide expandierenden Universum entsprechen.
1920: Die Methode der direkten Parallaxen scheiterte an der Entfernungsmessung zu unserer Nachbargalaxie,
dem Andromeda-Nebel. Da diese wesentlich kleiner als fünf Winkelsekunden waren, mußte man bereits hier zu indirekten Messungen mit Hilfe sogenannter Entfernungsindikatoren greifen.
1928: In dem berühmten Mt. Wilson Observatorium versuchte Edwin Hubble,
seine Theorie des expandierenden Universums nachzuweisen, indem er De Sitters Theorie mit den Beobachtungen Sliphers verband. Er vermutete, dass sich in einem expandierenden Universum alle Galaxien voneinander wegbewegen würden und dass ihre Geschwindigkeit umso größer sein müsse, je weiter sie voneinander entfernt seien. Von der Erde aus würde sich die Dynamik des Kosmos also so darstellen, dass sich alle Galaxien von ihr wegbewegten und ihre Fluchtgeschwindigkeiten umso größer wären, je weiter sie von der Erde entfernt sind.
In seiner Analyse fand Hubble dann eine wichtige Beziehung zwischen der Entfernung der Galaxien und der Rotverschiebung ihrer Spektren. Die von ihm gefundene Beziehung hat die folgende Form: v = H x R, wobei H die Hubble Konstante, v die Fluchtgeschwindigkeit und R die Entfernung zur Erde ist. In Beziehung zur Rotverschiebung z ergibt sich die folgende Gleichung: z = H/c x R.
Er bestätigte seine Vermutung, indem er die Geschwindigkeit der von ihm betrachteten Galaxien gegen ihren Abstand in ein Diagramm abtrug, und fand in erster Näherung die erwartete Gerade als Ausdruck einer Proportionalitätsbeziehung.
1948: George Gamow veröffentlichte 1948 eine Theorie zur Entstehung der chemischen Elemente.
Dabei zeigte sich, dass die Temperatur damals so hoch gewesen sein muß, daß fast alle Energie des Universums als Strahlung vorlag, also nur ein verschwindend kleiner Teil in Form von Teilchen. Gamow, Alpher und Herman vermuteten, dass diese Strahlung noch heute als Hintergrundstrahlung beobachtbar sei, sich jedoch während der Expansion des Universums abgekühlt habe. Sie sagten eine Schwarzkörper-Reststrahlung von ca. 5 Grad Kelvin voraus.
1964: Im Frühjahr dieses Jahres wollten Anno Penzias und Robert Wilson
von den Bell-Laboratorien die kontinuierliche Strahlung der Milchstraße messen. Dazu mußte jedoch das Rauschen der Radioantenne auf ein Minimum reduziert werden. Hierzu stimmten die beiden Wissenschaftler ihre Antenne auf eine Wellenlänge von 7,3 cm ab und richteten sie auf ein Himmelsgebiet, das bei dieser Wellenlänge eigentlich ganz dunkel sein sollte.
Zu ihrer Überraschung trat jedoch bei dieser Wellenlänge ein deutliches Signal auf. Erst nach einigen Monaten waren die beiden Forscher überzeugt, dass sie nicht ein Rauschen der Radioantenne beobachteten, sondern eine Strahlung aus dem Universum, die über den gesamten Raum in allen Richtungen die gleiche Intensität aufwies.
Zur gleichen Zeit wurde im nahegelegenen Princeton die Suche nach der kosmischen Hintergrundstrahlung vorbereitet. Robert Dicke und seine Arbeitsgruppe wollten sie bei einer Wellenlänge von ca. 3 cm nachweisen und hatte dafür ein rauscharmes Empfangssystem gebaut. Eine solche Strahlung war aufgrund der kosmologischen Theorie eines expandierenden Universums zu erwarten.
Als ein gemeinsamer Kollege die beiden Gruppen in Kontakt brachte, stellten sie fest, daß die einen bereits gefunden hatten, was die anderen suchten. Die wissenschaftliche Fachwelt sah darin eine klare Bestätigung des Modells eines expandierenden Universums, das aus einem explodierenden Feuerball hervorgegangen ist, dessen elektromagnetisches Echo noch heute in Form der kosmischen Hintergrundstrahlung zu »hören« sei, die exakt der Strahlung eines schwarzen Körpers bei der Temperatur 2,7 Kelvin entspricht.
1965: Eine weitere theoretische Vorhersage des kosmologischen Modells des Urknalls
und des expandierenden Universums wurde 1965 bestätigt. Das Standardmodell, wie man es heute nennt, erlaubt präzise Aussagen über die relative Häufigkeit, mit der verschiedene Atomkerne bei der Kernsynthese im frühen Universum auftraten. Die Bedingungen, die damals im Universum geherrscht haben müssen, lassen sich heute in unseren Labors reproduzieren, so dass wir wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Kollision einen bestimmten Atomkern hervorbringt.
Die Astronomen können beispielsweise die Heliummenge im heutigen Universum messen und dann die Menge abziehen, die seit dem Urknall in den Sternen gebildet wurde. Diese Messungen bestätigten die berechneten Werte sehr gut. Hätten sich Abweichungen von 2 bis 3 % ergeben, wäre die Urknalltheorie in arge Bedrängnis geraten.
Probleme des Standardmodells
Das abenteuerliche Modell eines explodierenden Universums, dessen Raum sich fast mit Lichtgeschwindigkeit in die Raum- und Zeitlosigkeit ausbreitet, stützt sich also im wesentlichen auf drei Beobachtungen:
- der Interpretation der Rotverschiebung als Dopplereffekt,
- der Interpretation der kosmischen Hintergrundstrahlung als Echo des Urknalls,
- der Übereinstimmung der theoretischen Vorhersagen zur Kernsynthese in der Frühzeit des Universums (ca. 3 min nach dem Urknall) mit der heute gemessenen Häufigkeit der leichten Kerne.
Hierbei wollen wir uns zunächst mit der Rotverschiebung auseinandersetzen, mit deren Interpretation das Modell des expandierenden Universums steht und fällt.
Rotverschiebung
Die gesamte Theorienbildung in der Kosmologie hängt von der Methode ab, mit der die Entfernungen der einzelnen Himmelsobjekte bestimmt werden. Der Astrophysiker Prof. James Trefil schrieb hierzu:
»Die Bestimmung von Entfernungen in der Astronomie ist eines jener Themen, die Praktiker nicht diskutieren, wenn sie sich in feiner Gesellschaft befinden. Es gibt auf diesem Gebiet zu viele unsaubere Heimlichkeiten, die unter diverse Teppiche gekehrt werden. Man kann nicht einfach ein Lineal benutzen, als wolle man die Länge eines Tisches messen … In der Astronomie sind die Lineale für nahe Sterne nicht auf weiter entfernte Sterne anwendbar. Deshalb muß eine Entfernungsskala eingerichtet werden, die auf der Verwendung verschiedener Lineale oder Entfernungsmaßstäbe beruht.«1
Wenn wir eine Möglichkeit finden, die intrinsische Helligkeit von Galaxien zu bestimmen, können wir unbekannte kosmische Distanzen mit bekannten in Beziehung setzen, indem wir die Helligkeit des Lichtes messen, das uns von diesen Objekten erreicht.
Bei der Bestimmung kosmischer Distanzen sind also viele theoretische Grundannahmen notwendig, die sich jedoch immer wieder als falsch herausstellen und mit vielen Unsicherheiten behaftet sind. Heutzutage bestimmen die Astronomen die Entfernungen von Objekten, indem sie die Hubblesche Beziehung umkehren. Sie messen die Rotverschiebung und bestimmen daraus die Entfernung.
Hierin liegen jedoch zwei mögliche Fehlerquellen:
i) die Helligkeit der Himmelskörper mag nicht direkt mit der Entfernung in Beziehung stehen, sondern von anderen Faktoren abhängen,
ii) die Rotverschiebung steht vielleicht nicht mit der Geschwindigkeit in Beziehung. Dafür gibt es viele Hinweise, die von den Astronomen zusammengetragen wurden:
Prof. Hans Jörg Fahr:
»Die Meßergebnisse an Rotverschiebungen etwa, die ja als gesichertes Indiz für die Bewegung im All von uns weg gelten, zeigen sehr starke Streuungen – viel größere, als ein gleichmäßig expandierendes Universum erwarten ließe. Das wird noch auffälliger, wenn wir zu den exotischen Objekten im Weltall gehen, zum Beispiel den Quasaren. Daraus kann man nur den Schluss ziehen: Die Rotverschiebungen sind nicht charakteristisch für die Dynamik des Weltalls, sondern sie müssen objektspezifisch sein. Quasare zum Beispiel sind junge Objekte, die es überall im Kosmos mit älteren assoziiert gibt, und junge Objekte haben offensichtlich eine starke Rotverschiebung. Im Zuge ihres Alterns produzieren sie eine immer geringere Rotverschiebung.«2
Hierauf entgegnete Prof. Ehlers, der ein Vertreter der Urknallhypothese ist:
»Wenn sich bestätigen sollte, daß die Rotverschiebungen tatsächlich für verschiedene Objekte verschiedene physikalische Ursachen haben, dann würde ich das für einen ernsthaften Einwand gegen die Expansions-Hypothese halten.«3
In diesem Zusammenhang wären noch weitere Argumente gegen die Interpretation der Rotverschiebung als Dopplereffekt zu erwähnen:
- Halton Arp’s anormale Rotverschiebungen4,
- Vigiers Hypothese des müden Lichts5,
- William Tiffts Entdeckungen über quantisierte Rotverschiebungen, die darauf hindeuten, dass ihre Ursache in physikalischen Eigenschaften des jeweiligen Objektes liegen muß und nichts mit der Entfernung zu tun haben kann.6
Kernsynthese
1984 haben neuere Untersuchungen deutliche Abweichungen vom Standardmodell der Kosmologie ergeben.7
Kosmische Hintergrundstrahlung
Prof. Fahr:
»Auf dem klassischen Wege können diese Anfangsfluktuationen [der Materie- oder Energieverteilung, Anm. d. Verf.] nur dann zu den heutigen großen Strukturen führen, wenn sie über tausendmal stärker waren, als die Winzigkeiten, die der Satellit Cobe in der Hintergrundstrahlung gemessen hat. Auch wenn sich die in der Hintergrundstrahlung gemessenen Fluktuationen als echt herausstellen und man sie als Keime für Strukturbildungen ansehen würde, müsste man, um die Größe der heutigen Strukturen zu erklären, erhebliche Tricks aus dem Hut ziehen – zum Beispiel eine ganze Menge dunkler Materie.«8
Fahr spricht das Problem an, dass man keine Erklärung dafür hat, wie die unglaublich komplexe, hierarchisch geordnete Struktur der Planetensysteme, Galaxien, Galaxiehaufen, Superhaufen usw. aus einem homogenen Anfangszustand entstanden sein soll. Insbesondere ergeben sich große Schwierigkeiten, das Entstehen der kosmischen Leerräume zu erklären, die zwischen den großen Strukturen des Kosmos existieren.
In den 20 Mrd. Jahren, die man heute als maximales Alter des Universums angibt, können solche Leerräume aus einem ursprünglich homogenen Universum nicht entstanden sein, wenn die Eigenbewegung der einzelnen Materieinseln relativ zur kosmischen Hintergrundstrahlung tatsächlich nur 500 km/s beträgt, wie bei den meisten Objekten im Durchschnitt gemessen wird. Wenn das Universum also nie homogen war, wieso schlägt sich diese Inhomogenität nicht entsprechend in der Hintergrundstrahlung nieder.
Das folgende Zitat von Prof. Fahr soll zum nächsten Thema, den Alternativen zum Urknall-Modell überleiten:
»Eine Analyse der Frage nach der Berechtigung zu der Annahme einer Homogenität des Alls zeigt demnach eindeutig, dass das kosmologische Prinzip nur aufrecht zu erhalten ist, wenn wir bestimmte Tatsachen in der Dynamik und der Makrostruktur des Universums auf ganz neuartige Weise deuten: Der Kosmos ist auf den ersten Blick sicherlich ein Phänomen lokaler Inhomogenitäten mit einer je eigenen Zeitentwicklung. Er kann aber in einem zweiten Blick verstanden werden als ein Gesamtgebilde aus Teilen in ewiger Bewegung und ewiger Entwicklung, ablaufend unter dem multikausalen Antrieb der gegenseitigen Bedingtheit des einander Bedingenden! Es gibt keinen Informationsverschleiss in diesem kosmischen Evolutionsprozess!
Das muss letzten Endes heißen: Alle Strukturen des Universums müssen sich als skaleninvariant erweisen lassen! Das kosmische Geschehen auf allen Raumskalen ist in zyklischen Prozessabläufen mit dazu passenden und typischen Zeitperioden in sich geschlossen.
Satellitensysteme der Planeten – Sonnensysteme – Galaxien – Galaxiensysteme – die großen Mauern – die noch größeren Vakuolen!
Vom Kleinen bis zum Großen alles in ewiger Wiederholung – einer Dynamik von ewigem Werden und Vergehen unterworfen.«9
Alternativen zum Standardmodell im Rahmen moderner Kosmologie
a) kalte Expansion:
Da das Standardmodell viele Widersprüche beinhaltet, von denen hier nur einige erwähnt wurden, gibt es eine große Anzahl von Alternativen, die jeweils mehr oder weniger vom Standardmodell abweichen.
David Layzer beschreibt in seinem Buch »Das Universum« die kalte Expansion als Alternative zum Feuerball-Urknall, bleibt jedoch der Expansion des Universums treu. Das Modell der kalten Expansion beginnt nicht mit einem unendlich heißen Klumpen unendlich großer Dichte, sondern mit einem kalten Zustand verschwindender Dichte, der expandiert und seine Temperatur und Dichte erhöht. Layzer zeigt, daß sein Modell den Beobachtungen besser entspricht als das Modell der heißen Expansion. Wir können hieraus erkennen, daß die kosmologischen Tatsachen durchaus sehr unterschiedliche Interpretationen zulassen.
b) nichtexpandierende Modelle:
Andere Astronomen wie Prof. Bruno Thüring aus Wien stellen die Expansion des Universums grundsätzlich in Frage. In seinem Buch »Methodische Kosmologie« schreibt er:
»Im vorliegenden Buch wird nun u.a. eine neue Theorie der Rotverschiebung von Spektrallinien angegeben, die nichts mit der Geschwindigkeit des leuchtenden Himmelskörpers zu tun hat, wohl aber mit seiner Entfernung von uns. Ihre Grundlage ist eine konsequent durchgeführte Wellentheorie des Lichts, die zu einer entfernungsabhängigen Differenz von Emissionsfrequenz und Wellenfrequenz des Lichtes führt. Damit löst sich die bisher in der Kosmologie festgehaltene starre Bindung von Entfernung und Radialgeschwindigkeit aneinander; das führt zu einschneidenden Folgerungen:
Es besteht kein Anlass mehr, eine mit der Entfernung zunehmende Fluchtbewegung der Galaxien anzunehmen; deren Rotverschiebungen werden in erster Linie Entfernungsindikatoren. An Stelle einer »expandierenden Welt« tritt ein Schwarm von Galaxien, deren Bewegungen sich gegenseitig aufheben.«10
c) zyklische Prozesse:
Der schon mehrfach zitierte Bonner Astrophysiker H.J. Fahr plädiert für ein urknalloses, nichtexpandierendes, sich statt dessen ewig unterhaltendes und reproduzierendes Universum, in dem er intensive Strömungen und Wirbel nicht ausschließt:
»Gibt es das vom Ort unabhängige, alle Raumskalen übergreifende, absolute Evolutionsgeschehen überhaupt? Erkennen läßt sich nur der durchgängige hierarchische Strukturaufbau im Universum, der auf keiner Größenstufe enden will. Der dunkle Nachthimmel ist ein beredter Zeuge dafür!
Sollten wir nicht lieber alles in zyklischen Prozeßabläufen geordnet sehen und begreifen, daß es in diesem Weltgeschehen keinen Informationsverschleiß gibt? ( … ) Das kosmische Geschehen ist in zyklischen Prozeßabläufen mit dazu passenden typischen Zeitperioden in sich geschlossen.«11
All diese verschiedenen Interpretationen zeigen,
dass eine eindeutige Entscheidung allein aufgrund der empirischen Beobachtungen nicht möglich ist. Während Prof. Fahr das Urknallmodell als eine »unausgegorene Spekulation« beschreibt, geht Prof. James Trefil davon aus, daß es mit mehr als 99%iger Wahrscheinlichkeit stimmt. Beiden liegen die gleichen Tatsachen vor. Sollte sich der Urknall letztlich doch als der »Schöpfungsmythos im Zeitalter der Atombombe« herausstellen, wie es Carl Friedrich von Weizsäcker einmal formuliert hat?12
Gehen wir einmal der Alternative nach, die Prof. Fahr und andere aufzeigen. Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass die von uns auf diesem Planeten in unseren kleinen Laboratorien gefundenen Gesetze im ganzen Kosmos anwendbar sind, und wir haben keine Garantie dafür, dass die Konstanten, mit denen wir heute arbeiten, tatsächlich zu allen Zeiten konstant waren und dies überall im Raum sind. Positiv ausgedrückt können wir annehmen, dass die physikalischen Gesetze und Konstanten tatsächlich von Raum und Zeit abhängig sind.
Weiterhin lassen sich zyklische Prozesse unterschiedlicher Dauer erkennen, die in einem hierachisch strukturierten Universum existieren, in dem periodisch Schöpfungen und Vernichtungen stattfinden.
Betrachtet man sich diese Beschreibungen nun genauer und vergleicht sie mit den Informationen, die in den altindischen vedischen Schriften überliefert sind, so erinnern diese Beschreibungen deutlich an die vedische Kosmologie, die im folgenden Kapitel vorgestellt werden soll.
Abriss der vedischen Kosmologie
Um sich der vedischen Kosmologie zu nähern, ist es zunächst sinnvoll, sich mit dem Begriff der Zeit zu beschäftigen. Während den modernen kosmologischen Modellen ebenso wie der Evolutionstheorie ein lineares Zeitverständnis zugrunde liegt, in dem ein globaler kosmischer Zeitverlauf einen kontinuierlichen Informationsverschleiß oder Entropiezuwachs bewirkt, beruht das vedische Weltbild auf einem zyklischen Zeitbegriff, der zu vielfältigen ineinander verschachtelten Kreisläufen von Entfaltung und Einfaltung der materiellen Strukturen des Universums führt. Der Zeitzyklus erscheint hierbei als Spiegel der Zeitlosigkeit und wird durch das Cakra und dessen Spiralform symbolisiert.
In der vedischen Philosophie wird metaphysisch zwischen zwei Formen der Zeit unterschieden:
i) absolute Zeit
ii) wirkliche Zeit
Während die absolute Zeit die Ursache der Verbindung von materieller und spiritueller Energie ist und den ursprünglichen Schöpfungsimpuls darstellt, der die Zyklen der gesamten kosmischen Manifestation antreibt, ist die wirkliche Zeit von der relativen Geschwindigkeit der Bewegungen sowie unserer Wahrnehmung abhängig. Je weiter das Bewusstsein eines verkörperten Lebewesens entwickelt ist, desto langsamer verläuft sein Zeitzyklus. Das heißt, es kann die höheren Strukturen des Universums wahrnehmen, die in den längeren Zeitzyklen existieren. Wir können folgende Aussagen über den vedischen Zeitbegriff treffen:
a) Die Hierarchie der Zeitzyklen
Das Universum ist einem hierarchisch strukturierten zyklischen Zeitfluss unterworfen, der auf den einzelnen Ebenen periodische Schöpfungen und Vernichtungen bewirkt. Die höheren Ebenen bestimmen hierbei die niederen und existieren in längeren Zyklen, deren Materie feinstofflicher ist und sich schneller und weiter ausdehnt, d.h. mehr Raum einnimmt.
b) Bewusstes Leben in verschiedenen Zeitzyklen
Das gesamte Universum ist von Leben erfüllt, das entsprechend der jeweiligen Bewusstseinsentwicklung Körper mit verschiedener Dichte besitzt. Je höher das Bewusstsein des Lebewesens entwickelt ist, desto feinstofflicher ist sein Körper. Das heißt, die Materie ist weniger dicht, schneller und weiter ausgedehnt. Die höheren Lebensformen existieren in den größeren Zyklen des Universums und sind der Sinneswahrnehmung der niederen Lebensformen nicht direkt zugänglich.
c) Das Universum als Lebewesen
Zusätzlich existiert auf allen Ebenen ein durch die absolute Zeit erzwungener Alterungsprozess. In der vedischen Weltsicht ist jedes System als ein Lebewesen zu verstehen, das von außen genährt wird und die verschiedenen Stufen des Lebens durchläuft: Geburt, Heranwachsen, Bestehen, Fortpflanzung, Zerfall und Tod. Selbst das Universum durchläuft periodisch diesen Lebensprozess. Es ist zunächst als spiritueller Same vorhanden, der durch den Einfluss der absoluten Zeit mit der unmanifestierten Materie in Berührung kommt, so wie die Zeit den Wind mit dem Wasser in Wechselwirkung treten lässt.
Der Same wird dann von der unmanifestierten materiellen Energie genährt, bis er zu einem Ei heranwächst, dessen Größe unserem heutigen Universum entspricht. Im Inneren dieses kosmischen Eis findet ein Evolutionsprozeß der Materie statt, der vom Spirituellen über das Feinstoffliche zum Grobstofflichen führt. Die im Urknallmodell postulierte Expansion des Universums wird also in den Veden bestätigt, bezieht sich jedoch nur auf die Anfangsphase der Schöpfung. Bis zur endgültigen Kontraktion behält das Universum aus vedischer Sicht sein Größe für ca. 311 Billionen Jahre bei. In diesem Zeitraum finden periodische Schöpfungen statt.
Über die einzelnen Zyklen werden in den Puranas folgende Einzelheiten angegeben:
d) Chronologie des Universums
Der Gesamtzyklus des Universums dauert ca. 311 Billionen Jahre. Er ist in 36 000 Kalpas unterteilt, die jeweils 8,64 Milliarden Jahre andauern. Ein Kalpa ist in zwei Teile unterteilt. Der eine Teil wird als der Tag und der andere als die Nacht Brahmas bezeichnet. Der Tag Brahmas besteht aus 1000 Maha-yugas, die jeweils 4,32 Mio. Jahre dauern und die Nacht währt ebensolange.
Am Ende jedes Tages von Brahma findet eine vollständige Zerstörung des uns sichtbaren Bereichs des Universums statt und ebenso wird dann nach 4,32 Milliarden Jahren der uns sichtbare Bereich des Universums wieder manifestiert. Wir befinden uns im ersten Kalpa der zweiten Hälfte des Universums und seit Beginn unseres Kalpas sind ungefähr 2 Milliarden Jahre verstrichen. Das bedeutet, dass die letzte große Vernichtung des uns sichtbaren Planetensystems vor ungefähr 6,2 Milliarden Jahren stattfand und in ungefähr 2,4 Milliarden Jahren erneut zu erwarten ist. Diese Schöpfungen und Vernichtungen finden nur in den unteren drei grobstofflichen Bereichen des Universums statt.
In seinem Grundlagenwerk über den multidimensionalen Kosmos stellt Armin Risi13 dar,
wie in den Puranas der Vorgang der Vernichtung sehr anschaulich beschrieben wird: Zunächst dehnt sich die Sonne um das Hundertfache aus und wird ein leuchtender roter Riese, der das gesamte Planetensystem verglühen lässt. Danach wird die Erde für ein halbes Kalpa von Wasser überschwemmt.
Auf der Erde hat sich das Wasser erst vor ca. 2,5 Milliarden Jahren langsam zurückgezogen. Demnach können wir erwarten, dass sich seit ca. 2,5 Milliarden Jahren das Leben auf dem Land entwickeln konnte und vorher nur im Wasser existierte.
Ebenso werden wir erwarten, dass unser Sonnensystem in seiner heutigen Form ca. 6,5 Milliarden Jahre alt ist und noch 2 Milliarden Jahre existieren wird. Das Ende unserer Sonne als roter Riese wird also in den Veden schon vorausgesehen.
Das Universum an sich mit seinen übergeordneten hierarchischen Strukturen wird davon aber nicht berührt. Um das Universum als Ganzes sowie seine verschiedenen Schöpfungszyklen zu verstehen, wäre eine umfassende Synthese von vedischer Physik und Kosmologie notwendig, die noch nicht vollständig vollzogen ist und deren Darstellung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Doch zunächst einige philosophische Bemerkungen zu unterschiedlichen Betrachtungsweisen.
Abstraktion und Wirklichkeit
Im allgemeinen machen wir einen schwerwiegenden Fehler, wenn wir die Ergebnisse der Naturwissenschaften verstehen wollen oder die Beschreibungen der vedischen Schriften hören. Wir halten das Abstrakte für Realität und die Realität für abstrakt.
Ursache dieses Problems ist die tiefsitzende Unpersönlichkeit unserer Zeit. Wir versuchen, die Objekte der wirklichen Welt, die uns durch unsere Sinne zugänglich sind, von der direkten Sinneswahrnehmung zu trennen und als abstrakte Formen zu begreifen, die einer mathematischen, mechanistischen Beschreibung unterliegen und keinen Bezug mehr zu einer möglichen Erfahrung haben. Das Abstrakte und Symbolische ist immer nur ein Ersatz der eigentlichen Wirklichkeit. Hinter jeder Formel steht ein Gesetz, hinter jeder Form ein Inhalt, hinter jeder Wirkung eine Ursache, hinter jeder Energie eine Quelle, hinter jeder Ordnung eine Intelligenz und hinter jeder Intelligenz eine Person.
Wenn wir nun in der Naturwissenschaft oder der Philosophie einer allumfassenden Formel, Form, Wirkung, Energie, Ordnung und Intelligenz auf der Spur sind, sollten wir hinter dieser Abstraktion auch die repräsentierte Wirklichkeit verstehen. Diese Wirklichkeit ist uns nicht nur intellektuell zugänglich, sondern unmittelbar persönlich wahrnehmbar.
Dieses sollten wir berücksichtigen, wenn wir aus den Veden über die direkt erfahrbare Wirklichkeit des Universums hören, die sowohl das Symbolische als auch dessen Bedeutung, das heißt die persönliche Ebene des Universums, umfasst.
Diesen wichtigen Zusammenhang können wir uns an einem Beispiel verdeutlichen, das einen Verknüpfungspunkt zwischen der modernen Physik und der vedischen Kosmologie darstellt:
Der Urgrund der Materie – Die verborgene Ordnung des Universums
F. David Peat schreibt in seinem Buch »Synchronizität, die verborgene Ordnung«:
»In diesem Jahrhundert scheint die tiefste Ebene der Natur die Raumzeit und die unendliche Energie des Quantenfeldes zu sein. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass dort der Urgrund der Realität liegt und dass es nicht noch unzählige subtilere Ebenen zu entdecken gibt. Es ist tatsächlich möglich, dass die Naturwissenschaft entdecken wird, dass die Ebene des Geistes und der Materie aus einem gemeinsamen Urgrund entstehen.«14
Dieses Zitat drückt die Suche nach der verborgenen Ordnung hinter der materiellen Manifestation aus, die viele Physiker in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts inspiriert hat. Der bekannte Quantenphysiker David Bohm führte den Begriff der »verborgenen Ordnung« in Verbindung mit dem Quantenpotential ein. Im Zusammenhang mit diesem abstrakt gedachten Urgrund allen Seins haben viele Wissenschaftler und Philosophen das Bild des Meeres gebraucht:
»Die moderne Physik sagt, dass leerer Raum eine Nullpunktenergie enthält, die größer als alles ist, was uns bisher bekannt ist. Materie, wie wir sie kennen, ist ein kleiner, relativ stabiler und sich selbständig bewegender Strudel in diesem unermesslichen Meer von Energie. Wir, die wir physisch aus solchen Strudeln bestehen, sind nicht in der Lage, dieses Meer zu sehen (ebensowenig wie ein Fisch im irdischen Meer sich dieses Meeres bewusst ist). ( … )
Wie ich bereits betont habe, kann dieses Meer nicht im Sinne der gewohnten Raum-Zeit-Begriffe verstanden werden. Wir sollten es eher als eine Art relative Ewigkeit betrachten, Ewigkeit, die in einem Sinne lebendig und in Bewegung ist, aber nicht in der Ordnung von Raum und Zeit, wie wir sie für gewöhnlich wahrnehmen. Dieses Meer von Energie, das implizite Prinzipien der Ordnung enthält, entfaltet einen Vorgang, aus dem unser Universum von Raum, Zeit und Materie hervorgeht (und vielleicht auch noch andere Universen).«15
Ist der Ausdruck »Meer« bloß ein Bild für eine implizite Wirklichkeit, die letztlich von rein abstrakter Natur ist?
Können wir diese implizite Wirklichkeit prinzipiell nicht erfahren? Mit unseren derzeitigen Sinnen können wir es nicht, da sie durch die gleiche grobe Materie funktionieren, die uns den Blick auf die verborgene Wirklichkeit verdeckt.
Ist dieses »Meer« vielleicht doch prinzipiell erfahrbar? Wie sähe dann die Realität hinter der Abstraktion einer impliziten Ordnung aus? Vielleicht gibt es Lebewesen in dieser Wirklichkeit jenseits unseres Raum-Zeit-Verständnisses, die dieses »Meer« tatsächlich als ein Meer mit Wellen, Strudeln, Fischen, Inseln usw. erfahren? Erscheint diese Vorstellung zu abwegig?
Die Veden sprechen von drei solchen Meeren.
Der Sanskrit-Ausdruck für Meer lautet udaka. Dieses Meer ist weit von dem entfernt, was viele östliche Mystiker aber auch weltliche Astronomen und Quantenphysiker als das »Nichts« beschreiben.
Das erste Meer wird als karana-udaka bezeichnet oder als das Meer der Ursachen. In dieses Meer gehen unzählige spirituelle Samen von Universen ein, die dort genährt werden und auf diese Weise zu vollständigen Kosmen heranwachsen. Während dieser Ausdehnungsphase findet innerhalb der Schalen dieser Universen eine Evolution der Materie zum Grobstofflichen hin statt.
Dieses Meer enthält das vollständige Programm für die Manifestation der Universen und ihrer materiellen Beschaffenheit. Ebenso wie ein irdisches Meer aufgrund der Wechselwirkung mit dem Wind, der dem Meer die Zeit erfahrbar macht, die vielfältigsten Formen hervorbringt (Wellen, Strudel usw.), so bringt das udaka-Meer durch den Einfluss der Zeit, die den spirituellen Impuls vermittelt, die Vielfalt der kosmischen Blasen oder Universen hervor.
Im Srimad Bhagavatam, einem der bedeutensten vedischen Texte, wird die Realität dieses udakas eindrücklich beschrieben. Dort hören wir die Geschichte von Krishna und Arjuna, die an das Ufer dieses Meeres reisen und diese transzendentale Wirklichkeit erfahren:
»Als nächstes begaben sich Sri Krishna und Arjuna in ein riesiges spirituelles Gewässer. Dieses spirituelle Gewässer wird Karana-Ozean oder Viraja genannt, was bedeutet, dass dieser Ozean der Schöpfungsursprung der materiellen Welt ist. Im Mrtyunjaya Tantra, einer vedischen Schrift, findet sich eine ausführliche Beschreibung des Karana-Ozenas, des Viraja. Es heißt dort, daß das höchste Planetensystem in der materiellen Welt Satyaloka oder Brahmloka ist und dass sich jenseits davon Rudraloka und Maha-Visnuloka befinden.
Im Zusammenhang mit Maha-Visnuloka heißt es in der Brahma-Samhita: »Maha-Visnu liegt auf dem Karana-Ozean. Wenn er ausatmet, treten unzählige Universen ins Dasein, und wenn er einatmet, gehen sie wieder in ihn ein.« Auf diese Weise wird die materielle Schöpfung hervorgebracht und wieder zurückgezogen. Als Krishna und Arjuna in das Wasser des Karana-Ozeans fuhren, schien ein heftiger Orkan transzendentaler Ausstrahlung im Anzug zu sein, und das Wasser des Ozeans war sehr aufgewühlt.«16
Diese Beschreibungen muten uns sehr märchenhaft an,
doch wir sollten nicht den eingangs beschriebenen Fehler machen, den Urgrund des Universums und seine Ordnung bloß für eine abstrakte Seinsform zu halten und die Ebene unserer Sinneswahrnehmung als die einzig erfahrbare Wirklichkeit anzusehen. Im Srimad Bhagavatam werden auch abstrakte Beschreibungen des Karana-udakas gegeben, das dort auch als Mahat-Tattva bezeichnet wird.
Es erscheint gleichzeitig als der Urgrund der materiellen Schöpfung, als deren unmanifestierte Form und als unmittelbar mit dem Bewusstsein des Höchsten Wesens verbunden. Ein Lebewesen, das die transzendente Wirklichkeit des Karana-udaka wahrnehmen kann, erfährt dieses Höchste Bewusstsein als die transzendente Person Maha-Visnu, der auf dem Karana-udaka liegt und den ursprünglichen Impuls für die Schöpfung gibt.
Sein Blick verbindet die spirituelle und materielle Energie miteinander und lässt sie für die Dauer einer Schöpfung eine zeitweilige Verbindung eingehen, die im Sanskrit als Maya oder Illusion bezeichnet wird. Ein Mensch, dem diese transzendente Ebene der Erfahrung nicht zugänglich ist, wird lediglich die abstrakte verborgene Ordnung aufspüren und die vollkommene Intelligenz bewundern, die hinter der kosmischen Manifestation stehen muss, während der Mensch, dem kraft seiner spirituellen Sinne diese transzendente Wirklichkeit offenbar ist, das Meer der Ursachen und die persönliche Form Visnus als Ursprung alldurchdringender Intelligenz wahrnimmt.
Der Atem Maha-Visnus ist der kosmische Taktgeber, die universale Weltuhr. Im Rhythmus dieses Atmens werden die materiellen Universen geschaffen und wieder zerstört. Die materielle Energie an sich ist jedoch in Form des Karana-udakas ewig existent. Aktiviert durch Maha-Visnus Bewußtsein verbindet sie die materiellen Universen miteinander.
Die beiden anderen udakas werden als Garbha-udaka und Ksira-udaka bezeichnet. Sie beinhalten die Informationen für die Strukturierung der einzelnen Universen und die Realisierung der Einzelschicksale aller Lebewesen und materiellen Aktivitäten. Durch sie hindurch wirkt das Bewußtsein von Garbhodakasayi-Visnu und Ksirodakasayi-Visnu, zweier Erweiterungen von Maha-Visnu.
Das multidimensionale Universum
Vor diesem Hintergrund können wir uns nun daran wagen, die vedischen Beschreibungen eines multidimensionalen Universums zu verstehen. Die Veden erzählen die Geschichte eines Yogis, der einmal Brahma, den Schöpfer des Universums, bat, das Universum aus seiner Sicht sehen zu dürfen.
Brahma weigerte sich, dem Yogi diese Sicht zu geben, weil diese seine geistige Aufnahmefähigkeit bei weitem überfordern würde, doch der Yogi bestand auf dieser Segnung. So gab ihm Brahma seine eigene Sicht vom Universum. Der Yogi konnte diese Perspektive jedoch nicht ertragen und starb. Im nächsten Leben wurde er selbst als Brahma geboren, da er zum Zeitpunkt seines Todes die Welt mit den Augen Brahmas gesehen hatte. Diese Geschichte verdeutlicht die außerordentliche Komplexität des Kosmos und gibt einen Hinweis darauf, wie schwierig es für uns bedingte Lebewesen sein wird, die höheren Strukturen des Universums zu verstehen.
Es gibt im Universum vierzehn verschiedene Planetensysteme,
die hierarchisch abgestuft sind und jeweils ihre eigene Zeitskala und Raum-Dimensionalität besitzen. Auch unterscheiden sie sich in ihren Naturgesetzen. Sie befinden sich jedoch nicht in geographisch getrennten Bereichen des Universum, sondern bilden den einen Kosmos, in dem sie ineinander verschachtelt sind und sich gegenseitig durchdringen und beeinflussen.
Die verschiedenen dimensionalen Bereiche des Universums sind räumlich und materiell miteinander verbunden, was am Beispiel der Korrespondenz kosmischer und irdischer Objekte deutlich wird. So wird die Ganges als Repräsentation der Milchstraße auf dem Planeten Erde betrachtet, ebenso wie in Ägypten der Nil als eine solche angesehen wurde. Dementsprechend haben die Pyramiden dem Nil gegenüber exakt die gleiche Lage wie die zentralen Sterne des Orion der Milchstraße gegenüber.
So finden wir dann in den Veden Beschreibungen, wie Yogis die Höherdimensionalität der Ganges und ihrer Beziehung zu unserer Galaxie nutzen, um Reisen im Universum zu unternehmen.
Der vedische Erkenntnisprozess
Beim Vergleich des vedischen Weltbildes und der modernen Kosmologie fällt auf, daß das vedische Weltbild die Kosmologie in ein multidimensionales Verständnis des Universums einbettet, das weit über den Erkenntnisbereich moderner Kosmologie und empirischer Wissenschaft hinausgeht.
Da der größte Teil der vedischen Aussagen über unseren Kosmos für uns zur Zeit empirisch nicht überprüfbar ist, werden die materialistischen Wissenschaftler nicht bereit sein, sich ernsthaft mit diesem Weltbild zu beschäftigen. Aus vedischer Sicht ist es jedoch ganz und gar unmöglich, den uns empirisch erfahrbaren Kosmos zu verstehen, ohne seine Einbettungen in die höherdimensionalen Ebenen zu kennen.
Die höheren Ebenen erscheinen uns wie eine implizite Ordnung, die unsichtbar die Ereignisse und Prozesse unserer Wirklichkeit steuert, bzw. sich als diese manifestiert. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Bewegung von Hölzern, die auf der Oberfläche eines bewegten Gebirgsbaches hin- und hergespült werden. Sieht man nur die Hölzer, ohne zu verstehen, wie sie von der Dynamik des Wassers bewegt werden, kann man ihr Verhalten nicht vollkommen beschreiben.
Einzugestehen, dass unsere Wirklichkeit möglicherweise von einer höherdimensionalen Wirklichkeit abhängig ist,
die sie beherrscht und kontrolliert, lässt sich kaum mit dem Anspruch der modernen Naturwissenschaft auf Herrschaft und Kontrolle über die Natur vereinbaren. Lieber führen die Vertreter der materialistischen Wissenschaft den Zufall als Ersatz für ein Verständnis der höheren Zusammenhänge ein, die ausserhalb einer mechanistischen, d.h. kontrollierbaren, Beschreibung stehen.
Die vedische Kultur ist eine Kultur des Wissens, und ihre Kosmologie kann nur in diesem Zusammenhang verstanden werden.
Ein wichtiger Aspekt vedischer Kultur besteht darin, sich im Prozess der Wissensaneignung nicht auf das empirisch Erfahrbare (pratyaksa) und die daraus ableitbaren Spekulationen (anumana) zu beschränken, sondern für alle wichtigen Fragen des menschlichen Lebens auf eine Quelle transzendenten Wissens (Veda) zurückzugreifen. Dieses Wissen ist untrennbarer Bestandteil der vedischen Kultur und ist in drei Formen zugänglich. Zunächst einmal existiert es als zeitlose Überlieferung in den vedischen Schriften selbst (sastra).
Weiterhin wird es von vollkommen verwirklichten Lehrern vermittelt, die kraft spiritueller Praxis das vedische Wissen aus eigener Erfahrung lehren können (guru). Weiterhin gibt es eine Vielzahl von spirituell orientierten Menschen, die im Einklang mit den vedischen Schriften leben und somit ein klares praktisches Beispiel für die Wirklichkeit und den Nutzen der Veden für die Menschen geben (sadhu).
Eine Kultur, die auf dem vedischen Wissen gründet,
lebt in Harmonie mit dem Kosmos und ist sich somit ihrer Beziehungen in diesem Universum und ihrer Verantwortung und Pflichten gegenüber anderen Bewohnern des Kosmos bewusst. Auf diese Weise wird das Bewusstsein der Menschen erhoben, so dass die Beschreibungen eines multidimensionalen Universums, die uns noch fantastisch und spekultativ erscheinen, zur erfahrenen Wirklichkeit der Menschen werden. Außerdem erschließt sich durch dieses Wissen die spirituelle Wirklichkeit des Universums und die spirituelle Bedeutung des menschlichen Lebens. Die Veden beschreiben die gesamte Materie als Energie Gottes, die Er einerseits von außen kontrolliert und andererseits von innen durchdringt.
Das Universum als Gottes Energie wahrnehmen und den spirituellen Ursprung des Kosmos verstehen zu können, ist das eigentliche Ziel des vedischen Wissens. Seine Essenz vermittelt das Srimad Bhagavatam in vier zentralen Versen. Sie wurden von Sri Krishna, der Persönlichkeit Gottes, zu Brahma, dem geschaffenen Schöpfer dieses Universums gesprochen:
Sri Krishna:
»Brahma, ich bin es, die Persönlichkeit Gottes, der vor der Schöpfung existierte, als es nichts außer mir gab, nicht einmal die materielle Natur, die Ursache dieser Schöpfung. Das, was du jetzt siehst, bin ebenfalls Ich, die Persönlichkeit Gottes, und nach der Vernichtung wird das, was bleibt, ebenfalls Ich, die Persönlichkeit Gottes, sein.
O Brahma, was immer von Wert zu sein scheint, besitzt keine Wirklichkeit, wenn es nicht mit Mir verbunden ist. Wisse, daß es Meine täuschende Energie ist, jene Widerspiegelung, die sich in Unwissenheit befindet.
O Brahma, bitte nimm zur Kenntnis, daß die universalen Elemente in den Kosmos eingehen und zugleich nicht in den Kosmos eingehen; in ähnlicher Weise existiere auch Ich innerhalb alles Erschaffenen, und zur gleichen Zeit befinde ich mich außerhalb der Dinge.
Wer nach der Höchsten Wahrheit, der Persönlichkeit Gottes sucht, muß zweifellos unter allen Umständen, überall und zu jeder Zeit und sowohl direkt als auch indirekt nach Ihr forschen.«17
2 Fahr, Ehlers, Urknall oder Ewigkeit, bild der wissenschaft 6/1994, Seite 84-86
3 ebd.
4 Arp, H., »Observational Paradoxes in Extragalactical Astronomy«, Science, vol. 174 (1971), pp. 1189-1200
5 Vigier, J., »Cosmological Implications of Non-velocity Redshifts – A Tired Light Mechanism«, Cosmology, History and Theology, W. Yourgrau, ed., Plenum Press, New York 1977, pp. 141-157
6 Thompson, Richard L., Vedic Cosmography and Astronomy, Bhaktivedanta Book Trust, Los Angeles 1989
7 Nähere Ausführungen hierzu in: Fahr, Hans Jörg, Der Urknall kommt zu Fall, kosmos, Stuttgart 1992
8 Fahr, Hans Jörg, Der Urknall kommt zu Fall, kosmos, Stuttgart 1992
9 ebd.
10 Thüring, Bruno, Methodische Kosmologie – Alternativen zur Expansion des Weltalls und zum Urknall, H.-A. Herchen Verlag, Frankfurt/M. 1985
11 siehe Anm. 7, S. 59
12 Weizsäcker, C.F.v., Der Mensch in seiner Geschichte, Hanser, München 1993
13 Risi, Armin, Gott und die Götter – der multidimensionale Kosmos, Govinda-Verlag, Zürich 1995
14 F. David Peat, Synchronizität – die verborgene Ordnung, Scherz, München 1991
15 David Bohm, Vortrag 1991
16 Bhaktivedanta Swami Prabhupada, – Die Quelle aller Freude, Band 2, S. 322, The Bhaktivedanta Book Trust, Vaduz 1982
17 Bhaktivedanta Swami Prabhupada, Srimad Bhagavatam, Canto 2, Kapitel 9, Vers 33-36, The Bhaktivedanta Book Trust, Vaduz 1983
18.01.2020
Marcus Schmieke – Physiker
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Über den Autor dieses Artikels
Marcus Schmieke, geboren 1966 in Oldenburg, studierte Physik und Philosophie in Hannover und Heidelberg. Er lebte zwölf Jahre als Mönch in einer vedischen Tradition. Auf dieser Grundlage verfasste er mehr als 20 Bücher und entwickelte das TimeWaver System für Informationsfeldmedizin.
1994 Mitgründung der Tattva Viveka.
www.timewaver.de
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