Kabir, Gott der Musik und des Tanzes

Frau die in der Natur tanzt

Kabir – Gott der Musik und des Tanzes

„Die Flöte der Unendlichkeit
spielt fort und fort,
und ihr Ton heißt Liebe.
Wenn Liebe alle Grenzen überspringt,
erreicht sie die Wahrheit.
Wie weit sich der Duft verbreitet!
Er verströmt ununterbrochen,
nichts hindert ihn.
Die Gestalt dieser Melodie ist
hell wie eine Million Sonnen:
unvergleichlich tönt die Vina,
die Vina der Musik der Wahrheit“.
(Indischer Poet & Mystiker Kabir, 1440 – 1518)

In diesen 12 Zeilen webt Kabirs „Flöte der Unendlichkeit“ ein Universum,

in dem aus Gehör, Geruch, Liebe, Wissen, Wahrheit, Körper, Sonnen kunstvoll ein einzigartiges Muster mit einer geheimnisvollen Verzauberung entsteht. Wo hat Liebe einen ähnlichen Widerhall? Der indische Poet und Mystiker Kabir wusste vor 500 Jahren nicht, dass es eine Verbindung zwischen Wellen und Materie gibt und dass folglich das gesamte Universum mit einem komplizierten Muster aus sämtlichen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums erfüllt ist.

Er wusste jedoch sehr wohl, dass alles tanzt, trotz Tod und Tränen. Kabir wusste aus persönlicher Erfahrung, dass jeder Gott, der nicht auch der Gott der Musik und des Tanzes ist, keiner Verehrung würdig ist.

Mystiker machen uns die fundamentale Wahrheit deutlich, dass jeder von uns vom Wesen her ein „Rishi“, ein „Seher des Unsichtbaren“ ist. Mystiker sind Wissenschaftler, deren Labor das Göttliche ist oder Musiker, die Kompositionen aus ewigen Melodien erschaffen oder Liebende, deren Augen überall den unvergleichlichen Geliebten erblicken.

Die Folge ist, dass jede einzelne Person auf dieser Erde ein Licht durchflutetes Wesen ist, dem Ehre und Respekt zustehen und das erfüllt von reizvoller Schönheit und durchströmt von wundersamer Bedeutung ist. Die meisten Menschen wissen nicht mehr, dass sie ein „drittes Auge“ haben, das in die Dunkelheit eindringen kann. Leider konditionieren uns unsere Bildungssysteme zu dem Glauben, dass keine zuverlässigen Aussagen über etwas möglich ist, wenn es weder von den Sinnen noch vom Verstand erfasst werden kann. Das gesamte Universum aus Materie, Leben, Bewusstsein und Gott ist in einem jeden von uns bereits gegenwärtig.

Jeder Mystiker kann aufgrund der eigenen Erfahrungen bestätigen, dass derjenige, der bereit ist, in den Abgrund zu springen, auf geheimnisvolle Weise getragen wird. Der Abgrund ist auch gleichzeitig der Grund, der trägt.

„Die Stille wird zum Tanz!“

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Alle Anstrengungen fließen ein in die entscheidende Aufgabe, sich nicht zu bemühen. Um es mit den Worten von T.S. Eliot in den „Four Quartets“ zu sagen:

„Ich sprach zu meiner Seele: sei still und warte, ohne zu hoffen,
denn Hoffen wäre auf Falsches gerichtet; warte ohne zu lieben,
denn Liebe wäre auf Falsches gerichtet; da ist noch der Glaube,
doch Glaube und Liebe und Hoffnung sind alle im Warten.“

Der Schüler hält still vor seinem Lehrmeister. Der Schüler, Auge in Auge mit seinem Lehrer, ist ganz Aufmerksamkeit. Diese Stille ist kein Abschalten. Es ist die Stille der Anemone, die sich weit von dem Sonnenlicht geöffnet hat. Selbst das Durcheinander von Gedanken ist durch die Disziplin dieser Stille beruhigt.

T.S. Eliot sagt:

„Warte ohne zu denken, denn zum Denken bist du nicht reif,
dann wird das Dunkel das Licht sein und die Stille der Tanz.“

Thomas Stearns Eliot wurde am 26. September 1888 in St. Louis/USA als Sohn einer angesehenen Bostoner Familie geboren. Zunächst studierte er in Harvard, später an der Sorbonne in Paris Mathematik, Philosophie sowie europäische und asiatische Sprachen. 1911 kehrte er als Doktorand an die Harvard-Universität zurück, bevor er 1914 endgültig nach Europa ging. Seine erste Station dort war Marburg, wo er an einem Ferienkurs der Universität teilnahm.

Als der erste Weltkrieg begann, zog er zunächst nach London und schließlich nach Oxford. In dieser Zeit veröffentlichte er sein erstes bedeuendes Gedicht The Love Song of J. Alfred Prufrock. Nach Amerika kehrte er in der Folge nur noch als Besucher zurück.

In England arbeitete er zunächst als Bankangestellter, wurde dann jedoch Direktor eines angesehenen Verlagshauses. 1915 heiratete er Vivienne Haigh Wood. Bei einer Reise nach Paris im Jahr 1920 begegnete er erstmals James Joyce, mit dem ihn später eine Freundschaft verband. 1922 gründete er die literarische Zeitschrift The Criterion, deren Herausgeber er bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1939 blieb. Im selben Jahr erschien sein erstes Hauptwerk, das Versepos Das wüste Land (englischer Originaltitel: The Waste Land), und wurde mit dem Dial-Preis für besondere Verdienste um die amerikanische Literatur ausgezeichnet. Eliot wurde damit auf einen Schlag berühmt.

1927 erwarb Eliot die britische Staatsbürgerschaft und trat der Church of England bei. Sein Auftreten in dieser Zeit war betont britisch, was soweit ging, dass er sich einen englischen Akzent zulegte. Viele Aspekte der amerikanischen Tradition lehnte er ab. Dennoch reiste er zunächst zurück in die USA, um zwei weitere Jahre in Harvard zu unterrichten.

1935 erfolgte die Veröffentlichung des Dramas Murder in the Cathedral. Im Lauf der nächsten beiden Jahrzehnte kamen verschiedene Essays heraus, 1944 außerdem das bedeutende lyrische Werk Four Quartets. 1952 wurde T. S. Eliot Präsident der Londoner Bibliothek. Im Lauf der Jahre erhielt er zahlreiche Ehrendoktortitel, unter anderem von der Sorbonne, Yale University, Oxford und München.
T.S. Eliot starb am 4. Januar 1965 im Alter von 76 Jahren in London.

Der Schwerpunkt in Eliots Werk lag auf der Lyrik. cover vier quartette Eliot

Er gilt als hervorragende Dichterpersönlichkeit seiner Zeit, der seine Vorbilder in Vergil, Dante und William Shakespeare sah. Eliots Themen waren Zeit und Ewigkeit, das Ringen um die Wiedergeburt des Geistes, Aussöhnung mit den Geistern der Vergangenheit. Seine Dramatik war vor allem durch Yeats inspiriert. Er machte auch freie Rhythmen und abstrakte Dichtung, teilweise mit musikalischen Kompositionselementen, in Europa populär.

Eliot betrachtete Literatur als Möglichkeit, in der chaotischen Wirklichkeit eine Ordnung aufzudecken und damit direkten Einfluss auf das individuelle Leben zu nehmen. Seine Denkweise war von Buddhismus, antiker Philosophie und christlicher Mystik beeinflusst.

T. S. Eliots Weltbild ist vor allem durch den christlichen Glauben und durch Denker wie Augustinus geprägt. Er lehnte eine gesellschaftliche Ausrichtung an weltlichen Werten weitgehend ab und forderte, die Kultur an der Religion auszurichten, da sie in anderer Weise nicht funktionieren könne. Liberalismus, Humanismus oder Marxismus betrachtete er als gescheitert. Politische Ausrichtungen, die sich nicht am Glauben orientierten, müssten in seinen Augen zwangsläufig zu Totalitarismus oder Anarchie führen. Eine Gesellschaft, die sich an den Grundsätzen des Glaubens nicht orientiert, läuft für Eliot Gefahr, sich aufzulösen.

Großes Misstrauen brachte Eliot dem Fortschrittsgedanken entgegen, 

der im Zeitalter der Moderne eine große Rolle spielte. Teilweise liegt dies daran, dass er eine strenge Aufteilung der Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ablehnte und transzendente Vorstellungen von der Zeit hatte. Die Vergangenheit und die Zukunft sind für ihn immer auch mit in der Gegenwart enthalten. Zeit ist für ihn nicht ohne einen Bezug zu Ewigkeit denkbar, Geschichte nicht ohne einen Bezug zu Gott. Weltlicher Fortschritt beruht daher für ihn auf den falschen Werten; er ist stets an der Zukunft orientiert, was in Eliots Gedankenmodell jedoch keinen Sinn ergibt und im Gegenteil dazu führen kann, Menschen blind für wichtigere Werte zu machen.

Im Jahr 1948 erhielt er der Nobelpreis für Literatur in Anerkennung für seine bemerkenswerte Leistung als Bahnbrecher in der Poesie in jener Zeit.

14.11.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

https://kardiosophie.network


Über Roland R. Ropers

Ehrfurcht vor dem Leben Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar– und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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