Selbstermächtigung und Kraft

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Selbstermächtigung zum eigenen Licht strasse buchHinein ins eigene Licht

Umbruchszeiten sind Durchlichtungszeiten. Bislang Unbeachtetes, Abgetrenntes, Ungeliebtes zeigt sich, immer drängender, immer drastischer. Das Licht macht die Schatten deutlich. Und wenn es sein – in Form einer Fratze – nur damit wir sie endlich wahrnehmen. Der Weg in die Selbstermächtigung. Selbstermächtigung zum eigenen Licht!

Die vielzitierte Integration des Schattens als Ausdruck der Ganzwerdung ist auch Teil der ebenso vielzitierten Selbstermächtigung. Was heißt Selbstermächtigung – so ganz praktisch, jenseits abstrakter Konzepte und Gedankenkonstrukte?

Selbstermächtigung zum eigenen Licht Unsere größte Angst …

“Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.

Wir fragen uns: Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, talentiert und fantastisch sein darf?
Wer bist du denn, es 
nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.

Dich selbst klein zu halten, dient der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich kleiner machst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.

Wir sollen alle strahlen wie die Kinder.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns; sie ist in jedem Einzelnen.

Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, befreit unsere Gegenwart andere ganz von selbst.”

Warum ein falsch zugeschriebenes Zitat für mich doch wichtig ist

Diese bekannte Passage aus dem Buch „Rückkehr zur Liebe“ von Marianne Williamson wird auch oft zitiert und Nelson Mandela zugeschrieben. Dies ist nicht richtig. Mandela hat dies nie verwendet, weder in seiner Antrittsrede noch an sonstiger Stelle. Marianne Williamson, eine amerikanische Autorin hat diesen Gedanken ans Licht verholfen. Vielleicht macht sich jedoch Mandelas Lebensgeschichte sehr gut als Trägerin für diese lichtvollen Gedanken.

Williamsons Gedanken begleiten mich nun bereits seit fast 15 Jahren. Ich meditiere immer wieder über diesen Gedanken, nehme mir den einen und anderen Satz in meinen Alltag und wende ihn an. So hat sich im Laufe der Jahre eine gewisse Erkenntnis zu dieser Passage ergeben, die ich gerne teilen will. Sie umfassen die Fragen nach dem Licht, nach der Macht, der Selbstermächtigung, dem Selbstwert, dem Selbstvertrauen und dem Selbstbewusstsein.

Selbstermächtigung zum eigenen Licht – Macht und die ersten Schritte

Wir neigen dazu, dem Licht eine positive Bedeutung zuzuschreiben und es dem Schatten gegenüberzustellen. Dabei ist ein Zuviel an Licht auch nicht förderlich. Wie oft sehnen wir uns in der Hitze des Sommers nach dem kühlenden Schatten? …

Licht meint hier das Leben des wahren Ichs, des Kerns, der in jeder/jedem von uns oft schlummert. Die Angst, die eigene Macht, Kraft und Stärke anzunehmen und auch für sich zu leben, ist in unserer Gesellschaft dominant. Die Gründe dafür sind vielfältig, teils religiös bedingt, teils politisch und sozial bedingt. Der kleine Mensch, machtlos, ungeordnet, und ohnmächtig, gegängelt, ausgeliefert – den Großen, Oberen gegenübergestellt und abgegrenzt. Das Bild mag überzogen erscheinen, doch aktuelle Bewegungen zeigen, dass rebellische Gefühle und Bewegungen wieder Platz erhalten – und zwar nachhaltig. Die Zeit der „Schlafschafe“ ist im Ablaufen begriffen. Der bewusste Mensch macht sich mehr und mehr bemerkbar – wohl auch unter dem Druck der diesen Prozess begünstigenden Zeitqualität.

Aufstehen ist die erste Voraussetzung für Selbstermächtigung

Menschen lassen sich – abseits der Menschenrechte – nicht mehr unterbuttern. Macht, also die Fähigkeit zu gestalten, zu machen, zu meistern – die Macht FÜR etwas – erhält mehr und mehr Raum. Menschen begreifen, was in ihnen liegt und sie werden sich ihrer Möglichkeit bewusst. Sie werden offen und probieren aus. Sie verschaffen ihrem Ärger Luft.
Sie gehen auf die Straße und protestieren, z.B. gegen ihr Leben unzulässig einschränkende Gesetze, gegen die Macht des lenkenden Staates, der Rechte für sich arrogiert, die tief ins Persönliche gehen und mehr als nur einen bereits gläsernen Menschen entstehen lassen. Das war bislang so. Ab sofort ist es anders. Menschen erkennen ihre Möglichkeiten in gehäuftem Maß. Der Staat als abstraktes Konstrukt ist nicht mehr sakrosankt. Sicherheit als Argument für Schnüffeleien im tiefsten Privatbereich werden nicht mehr kommentarlos akzeptiert. Sie steigen aus Altem aus – ruckartig, plötzlich, unvermutet.

Selbstermächtigung und Druck

Das Neue bricht sich die Bahn – mehr und mehr – weil Menschen bewusster werden – vor allem ihrer selbst. … Sehr unangenehm für jene, die mit Bestem auf ihr Recht und auf allgemeine Verpflichtungen beharren.

Je mehr sie sich unter Druck fühlen, umso lauter werden sie. Druck erzeugt auch ein Klima, explosiv in die Selbstermächtigung zu gehen. Dann kommen Dinge in Bewegung. Dann brechen versteckte Fakten auf. Dann wird rausgebrüllt – der Schmerz, die Wut, die Trauer, die Ohnmacht … die tektonischen Linien der Gesellschaft werden massiv hinterfragt und es kommt zu nachhaltigen Verschiebungen.
Diese lassen sich auch nicht mehr rückgängig machen. Sie bleiben und entwickeln sich weiter – wohin?

Selbstwert – Selbstvertrauen – Selbstbewusstsein: Alternativbetrachtungen

Die Großen Drei – Selbstwert – Selbstvertrauen – Selbstbewusstsein – haben einen massiven Einfluss auf die Selbstermächtigung. Ich behaupte sogar, sie bilden die Basis für eine nachhaltige Selbstermächtigung. Es geht um ein maßvolles, entwickeltes Leben dieser Großen Drei.
Es geht weder um Egoismus, d.h. um das Leben auf Kosten anderer, noch um Narzissmus, verstanden als Selbstverliebtheit und übertriebener Selbstbewunderung. Das Ich kann nur im Kontext mit dem Du und dem Wir leben. Dann zeigt sich entwickelte Selbstermächtigung.
Erst durch die Inbeziehungssetzung wird das Ich, wird der Kern, die Essenz des Ich sichtbar. Erst daraus entsteht Selbstermächtigung. Der Weg dorthin führt über die Erkenntnisse zu den Großen Drei.

3 Fragen zum Selbstwert

Es geht um folgende Aspekte, die mit Fragen beantwortbar sind und uns tiefer in die Großen Drei hineinführen:

  1. Kann ich mein Leben in meiner Einzigartigkeit leben? Erkenne ich mich überhaupt als einzigartiges Wesen?
  2. Wie sehr mag ich mein Leben? Ist es eine Erfolgsgeschichte?
  3. Gestehe ich mir zu, so zu sein, wie ich bin – als Wesen, das genug und wertvoll ist – ohne im Außen etwas dauernd dafür zu tun?
  4. Hat mein Leben einen Sinn und erfährt dadurch einen persönlichen Mehrwert, den ich teilen kann?
  5. Wie sehe ich mich im Zusammenhang und in Beziehung zu etwas Größerem, das auch über mein bekanntes Umfeld hinausgeht?
  6. Welche Verantwortung ist für mich als Einzelne/n damit verbunden? Kann und will ich diese Verantwortung überhaupt tragen?

Dieses Fragen-Antwort-Spiel ist ein Spiel, das jede/r für sich im Innen, ausdrücklich im Innen spielen kann.
Ich motiviere sehr dazu, weil sich die Antworten im Laufe des Lebens immer wieder verändern werden. So verändert sich auch immer unser Selbstwert.

Selbstwert und Selbstermächtigung

Der Selbstwert bildet den Startpunkt. Er steht für die Grundstimmung im Leben. Ist diese negativ, so können Sie noch so viel affirmieren, visualisieren, Workshops besuchen etc. pp. – Sie werden kurzfristig etwas erreichen, doch der langfristige Erfolg bleibt aus, ja – er muss ausbleiben. Ist der Selbstwert in der Grundtendenz positiv, so kommt es auch da und dort zu Einbrüchen und Rückschlägen, doch ein Mensch mit einer positiven Grundstimmung dem Leben gegenüber kommt immer weiter und weitet sich damit auch aus. Damit entspricht er einem kosmischen Prinzip, jenem der Entfaltung und der Ausweitung.
Der Selbstwert ist das Gefühl, wie man sich selbst und die Umwelt in der Inbeziehungssetzung wahrnimmt. Es geht dabei um die Frage, wie hoch ich mich selbst einschätze und auch wertschätze. Zudem geht es darum, ob ich es mir wert bin, glücklich und erfüllt zu leben und wie gut ich meine Gefühle kenne und steuern kann. Ein entwickelter Selbstwert ist eine wesentliche Basis für Selbstermächtigung und das Leben des eigenen inneren Lichts.

Den inneren Keller aufräumen

Bevor Sie die Grundstimmung für sich nicht geklärt haben, lohnt sich ein Weitermachen nur bedingt. Es ist so als ob der Keller Ihres inneren Hauses vermüllt, schimmelig und düster ist.

Wer geht dann schon gerne in diesen Keller? Es graut einem davor. Räumen Sie also zuerst Ihre Grundstimmung und damit auch Ihren Selbstwert auf. Gehen Sie in ihr Unbewusstes und Unterbewusstes, in Ihre Glaubenssätze, Muster, Anschauungen und inneren Haltung. Wer dem Leben schwer und zweifelnd gegenüber tritt, darf sich nicht wundern, wenn – qua Resonanz – das Leben im Außen sich auch schwer und problematisch zeigt.
Es kann gar nicht anders. So sehr Sie sich anderes wünschen, das Leben wird aufgrund Ihres Selbstwertes nichts anderes als Schwere und Probleme liefern. Im Grund sehr einfach, wenn man es einmal begriffen hat. Hören Sie also auf, sich mit inneren Kritikern, Richtern und sonstigen inneren Figuren zu befassen. Das sind bestenfalls Zwischenstationen. Es geht jedoch um den Kellerboden. Der wird durch Ihre Grundstimmung zum Leben reflektiert.
Ein aufgeräumter Keller ist die beste Grundlage für ein inneres Haus, in dem man sich wohlfühlt. Wie machen Sie das? Hinschauen, anschauen, aufnehmen und dann wandeln. Dies ist ein Schritt-für-Schritt-Prozess. Ob er einfach ist? Nun – das hängt von Ihrer Grundstimmung zum Leben ab. Optimistisch-zuversichtliche Menschen tun sich erfahrungsgemäß damit leichter.

Selbstvertrauen als nächster Schritt zur Selbstermächtigung

Selbstvertrauen bedeutet die Selbstwirksamkeit, die oft mit dem persönlichen Erfolg verbunden ist, d.h. was erreiche ich mit meinen mir ureigenen Fähigkeiten. Diese zu erkennen, ist ein Prozess für sich. Dann erst kann man an sich und seine Fähigkeiten glauben. Auch hier finden Sie die angeführten Fragen mal mehr, mal weniger.
Selbstvertrauen ist eng mit persönlicher Präsenz und Souveränität verbunden. D.h. wie sehr kann ich eigenverantwortlich mit und von dem leben, was ich am besten kann und am liebsten mit Freude tue? Ist man in der Freude, so strahlt das innere Licht nahezu automatisch. Freude ist also der Schalter für Selbstvertrauen – dies ist wiederum einer der Hauptfaktoren für Selbstermächtigung. Wer souverän ist, braucht den Applaus und die Liebe aus dem Außen nicht unbedingt.
Es ist schön – manche sagen, es sei wie ein angenehmes Schaumbad, jedoch keine Notwendigkeit. Die Stärke kommt aus dem eigenen Innen.

Selbstbewusstsein und Bewusstsein

Selbstbewusstsein hingegen bezieht sich auf die Bewusstheit über sich selbst. Wer bin ich? Wie nehme ich mich wahr? Wie gut kenne ich mich, meine Stärken und Schwächen? Wie gut kann ich da den Ausgleich schaffen. Was will ich im Leben erreichen und wie will ich dabei leben? Was ist mir tatsächlich im Kern meines Lebens wichtig? Wer sich seiner selbst bewusst ist, strahlt ebenso automatisch. Sie/er schaut nicht, was die anderen sagen oder vielleicht möglicherweise eventuell denken.
Sie leben sich selbst – auf Himmel komm raus. Fern vom aufgeblasenen Ego, das das kleine Kind repräsentiert. Fern von narzisstischen Anwandlungen, fern von Schein und Filterblase. Sich seiner selbst bewusst zu sein, ist ein Geschenk für sich selbst – und man wird zum Geschenk für seine Umwelt.

Als Anregung zum Ausprobieren … mit Gelinggarantie (die gibt es ja selten):

„…Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, befreit unsere Gegenwart andere ganz von selbst.“ (Marianne Williamson, Rückkehr zur Liebe).

25.05.2018
Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D.
Zur Autorin finden Sie alles Wissenswerte unter:
www.andrea-riemer.de

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Portait-Andrea Riemer-November-2020Andrea Riemer

Nach einer einzigartigen, 25 Jahren umfassenden internationalen Karriere als Wissenschafterin und Beraterin für Sicherheits- politik und Strategie (Doktorat in BWL, Ph.D. und Habilitation in Militärwissenschaften; außerordentl. Honorarprofessorin), hat sich Andrea Riemer ab 2012 als eine der erfahrensten Buchautorinnen und Vortragenden zu existentiellen Fragen des Lebens in der poetischen Philosophie etabliert.
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